ZitatOriginal geschrieben von dirtmag
Das machst du an der Hinrichtung eines Massenmörders fest? Es ist doch immer wieder schön,wenn man ein einfaches Feindbild hat... :flop:
Auch ein einfaches Feindbild kann nahe an der Wahrheit sein
Nicht daß ich die Ansicht von Mundi in dieser Form teilen würde, aber ich bin überzeugt, daß wir manche Geschehnisse auf der Welt ganz anders beurteilen würden, wenn wir über die Hintergründe informiert wären.
Glaubst Du etwa, Saddam Hussein wurde hingerichtet, um der Menschlichkeit Genüge zu tun oder auf irgendeine Weise Gerechtigkeit herzustellen?
Schon allein die Tatsache, daß man Gründe "suchen" mußte, ihn exekutieren zu können, spricht für sich. Verurteilt wurde er ja nicht, weil er ein herzloser Despot war, sondern wegen des Massenmordes in einem Irakischen Dorf.
Ich möchte die Grausamkeit dieses Verbrechens nicht in Abrede stellen, finde es aber verwunderlich, daß ein solcher "Aufhänger" gesucht werden mußte, der prozeßrechtlich vor einem "zivilisierten" Gericht nicht in jedem Fall zu einer Verurteilung geführt hätte, da die Beweislage eher unklar war.
Erstaunlich finde ich es, daß es eine Westliche Regierung kaum erwarten kann, den in Ungnade gefallenen Sohn, den man vor 25 Jahren noch mit Giftgas und Raketen beliefert hat, endlich vom Hals zu haben, in der Hoffnung auf eine Zeitenwende im Irak.
Anstatt die eigenen Truppen endlich zurückzuholen und zu verhindern, daß noch mehr Soldaten sinnlos sterben müssen, erschafft man das Feindbild des "bösen Saddam" (der ohne die Hilfe u.A. der USA niemals zu einem solch mächtigen Despoten hätte werden können), nach dessen Ermordung - und nichts Anderes war diese Hinrichtung in meinen Augen - sich wie von Geisterhand die politische Lage im Nahen Osten stabilisieren und der Führer im Gelobten Land USA wieder die Fahne hochgehalten bekommen wird.
Da sind wir übrigens wieder bei den einfachen Feindbildern. Nur daß mit dem "einfachen Feindbild Saddam" natürlich jeder viel besser leben kann als mit dem "einfachen Feindbild USA", da bei Saddam die Gewaltherrschaft und die grausigen Verbrechen viel deutlicher ans Tageslicht geholt wurden als bei anderen Staatenführern.
Saddam Hussein war in meinen Augen - mal isoliert betrachtet von den schrecklichen Verbrechen, die er sicherlich begangen hat und für die er vor dem UN-Tribunal zu Recht eine lebenslange Freiheitsstrafe erhalten hätte - am heutigen Tage nicht mehr als eines von vielen Opfern der politischen Machtspiele rund um das Weiße Haus und (zumindest früher) den Kreml.
Ich persönlich bin tief betroffen. Nicht, weil ich den Mann gemocht hätte, sondern weil mit dieser ganzen Inszenierung mal wieder ein großes Stück Moral ins Klo gespült wurde.
cu
NoTeen