Jetzt neu an deutschen Schulen: Schöpfungslehre im Biounterricht

  • Ich steigere mich was das Thema Kirche angeht immer etwas rein als alter Kirchengegner... ;)
    Aber der Punkt ist: Wir brauchen heute keine Kirche! Weder um Werte zu vermitteln, noch um den Menschen irgendwie zu helfen. Die Kirche als Institution ist meiner Meinung nach nämlich die Wurzel allen Übels. Wenn sie gegen die eigenen Gesetze verstößt ist es als Entschuldigung im Sinne Gottes, aber wehe jemand macht das mal aus freien Stücken und beruft sich als gläubiger Mensch auf Gott... Es steht weder in der Bibel, daß man Gottes Wort mit Waffengewalt verbreiten soll, noch im Koran... aber trotzdem beruft sich jeder auf Gott und die achso heilige Schrift.


    Allein wegen dieser Scheinheiligkeit will ich nicht, daß meine Kinder in einem solchen Sinne erzogen werden. Die Erziehung bestimme ich und kein Lehrer oder Kultusminister! Ich freu mich schon wenn ich mich mit den ersten Lehrern rumschlagen kann :D Egal obs um bestimmte gewünschte Stifte oder Hefte oder Ordner geht oder um das Thema Religionsunterricht... da werd ich einen riesen Spaß haben :D Denn ich denke die Argumente liegen komplett auf meiner Seite und ich werde mich nicht der Willkür eines Lehrers beugen. Vor allem nicht wenn es sich um das Thema Erziehung oder den Eingriff in meine finanziellen Mittel angeht (manche Lehrer schreiben ja bestimmte Füllermarken oder die Breite der Spitze vor, wollen nur bestimmte Hefte haben, etc.)

  • Zunächst einmal ein ganz interessantes Urteil aus der Heimat des Intelligent Design:


    Im Gerichtsverfahren Kitzmiller v. Dover Area School District (2005) urteilte ein US-amerikanisches Bundesgericht, vertreten von dem von George W. Bush ernannten Bezirksrichter John E. Jones III, dass die Auflage eines öffentlichen Schulbezirks, wonach in naturwissenschaftlichen Fächern Intelligent Design als eine Alternative zur Evolutionstheorie unterrichtet werden muss, die Establishment Clause des ersten Verfassungszusatzes verletzt. Die Basis dieser Entscheidung war seine Schlussfolgerung, dass Intelligent Design keine Wissenschaft sei und im Wesentlichen religiöser Natur. (Quelle Wikipedia)


    Das Problem liegt meines Erachtens nicht in der Frage, ob ein christlich gläubiger Mensch seinen Glauben mit der wissenschaftlich allgemein anerkannten Evolutionstheorie vereinbaren kann, sondern darin dass christliche Fundamentalisten ihr abstruses Weltbild zur allein gültigen Lehre machen wollen.


    Die Evolutionstheorie beschreibt Mechanismen aber nicht das große "Geheimnis", welche Kraft hinter diesen Abläufen steckt. Hier ist IMHO für Christen immer Platz für einen Schöpfergott geblieben. Für die meisten Christen ist das möglich, da sie nicht an das biblischen Weltbild, besser gesagt nicht an die Wortwörtlichkeit des Schöpfungstextes glauben.


    Genau das ist aber bei den Kreationisten oder Anhängern des Intelligent Design der Fall. Diese Menschen glauben tatsächlich an ein Weltbild, für dessen Leugnung Wissenschaftler wie Keppler und Galilei mit Scheiterhaufen bedroht wurden.


    Hey, wir sind nicht mehr im Mittelalter! Wollen wir es zulassen, dass so ein paar religiös irre gewordener Spinner allen Ernstes so viel Einfluss erhalten, dass in wissenschaftlichen Schulfächern, wie dem Biologieunterrricht, Kreationismus oder Intelligent Design als gleichberechtigte Lehrmeinung unterrichtet wird.


    So weit mir bekannt ist, vertreten nicht einmal die katholische und evangelische Kirche diese Theorien. Die katholische Kirche hat das "neue" Weltbild offiziell im 19. Jahrhundert anerkannt und sich damit von der Wortwörtlichkeit der Schöpfungsgeschichte abgewand. Damit könnte noch nicht einmal im regulären katholischen Religionsunterricht der Kreationismus gelehrt werden.


    Ciao!
    gerrH

    Nichts ist so dauerhaft, wie ein funktionierendes Provisorium.

  • Wie man es auch immer nennt, Kreationismus, Intelligent Design - Ich bin absolut dagegen meinen Kindern etwas aufdrücken und beibringen zu lassen was ich als Vater eben nicht so haben will!
    Moral, Werte, etc. kann ich auch ohne Bibel an meine Kinder weitergeben. Die Religion hilft oder hat in der Vergangenheit oft geholfen die Werte zu verbreiten, aber letztendlich haben Respekt und Toleranz vor allen anderen Lebewesen nix mit Religion zu tun.

  • [URL=http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,491434,00.html]Klick[/URL]


    Meiner Meinung sehr sehr bedenklich...

    Bunt ist das Dasein und granatenstark!

  • Kreationismus oder ID hat nichts in deutschen Schulen verloren.


    Ich halte im übrigen nichts davon, gleich die Trennung von Kirche und Staat in Frage gestellt zu sehen oder religösen Fundamentalismus zu erkennen, wenn sich im Biologieunterricht neutral auch als Nebenexkurs einmal mit der Schöpfungslehre der modernen Religionen aus naturwissenschaftlicher Sicht auseinander gesetzt wird und darüber diskutiert wird, solange sich das auf eine oder zwei Schulstunden beschränkt und dieser Inhalt nicht geprüft oder sonstwas wird.


    Was aber auf gar keinen Fall geht, ist dass die Schöpfungslehre wie radikale Evangelisten/Kreationisten es in den USA bereits vereinzelt geschafft haben, als gleichwertige, evtl. sogar durch den Stempel der "moralischen Überlegenheit" noch als höherwertige Lehre in einem naturwissenschaftlichen Fach gelehrt wird.


    Das sind Verrückte, die ernsthaft daran glauben, dass die Erde 12 000 Jahre alt sei, Dinosaurier-Skelette vom Teufel hierher gebracht wurden und die Bibel wörtlich zu nehmen ist, obwohl sie von Menschen geschrieben wurde, obwohl sie viele Übersetzungsfehler enthält, sehr viele Interpretationsmöglichkeiten offen lässt, viele Referenzen zu Astrologie und den Lehren und Geschichten alter Naturreligionen enthält.


    Ich selbst halte grundsätzlich Religion für nichts schlechtes. Sie und ihre Rituale kann uns Trost geben, wenn wir Dinge nicht begreifen können oder es zu sehr weh tut, sie in einer rationalen, naturwissenschaftlichen Sicht zu sehen, wie das bei unserer eigenen Sterblichkeit oder dem Tod von uns nahen Menschen ist. Ihre Obrigkeitslehre hat über Jahrhunderte ohne Zweifel dazu beigetragen, dass wir nicht in Anarchie leben, sondern uns in Staaten, Völkern, Gemeinschaften organisieren und zusammenleben, auch wenn natürlich ein Herden- und Familienverhalten in einfacherer Form auch bei vielen anderen Lebewesen zu finden ist. Es gibt noch viele andere Beispiele, warum Religion positiv sein kann und ich will weder für mich noch für andere eine wie auch immer geartete Spiritualität oder Gottexistenz ausschließen. Nur man muss Religion im Kontext sehen und verstehen und auch als Teil der menschlichen Kultur und Geschichte und nicht völlig losgelöst davon als überweltliche Moral- und Glaubens- und Lebensinstanz. Dann kann sie gefährlich werden.

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Interessant dazu war auch die heute Folge "Simpsons".
    Flanders und Lovejoy veranlassen, dass an der Schule die Schöpfungslehre unterrichtet wird, Lisa prozessiert dagegen, gewinnt am Ende und versöhnt sich anschliessend wieder mit Flanders.
    Interessant auch, dass dies eine der neueren Simpsonsfolgen war, somit wieder eine gelungene Gesellschaftskritik.

  • Meiner Meinung nach hat Religion hat in einer Schule sowieso nichts verloren. Religion ist eine Lüge - besser gesagt: Die größte Lüge der Menschheit. In der Schule sollte man lieber etwas mehr über die Wissenschaft lernen.
    Es gibt weder einen Gott oder sonstwas das die Erde und das Leben selbst erschaffen hat. Genauso wenig kommt man nach dem Tod in den "Himmel" oder die "Hölle".


    (Meine Meinung!)

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  • Interessant, damit hast du die Lösung für alle Probleme in der Welt angeführt. Fehlen nur noch die Beweise und ich könnte dir glauben ;)

  • In der ARD war gestern oder vorgestern auch ein Bericht zu christlichen Fundamentalisten in Deutschland.


    Unter anderem war eine Gruppe dabei, die ihre Kinder zu Hause unterricht. Weil an den öffentlichen Schulen der Satan lauert ;) Natürlich wird dann im Heimunterricht die Schöpfungslehre vertreten. Die weiteren total verstockten Ansichten dieser "Sekte" (Es war schon eine Art von Sekte) lasse ich mal außen vor... Das Schlimme ist aber, daß die Kinder keine Chance haben sich dagegen zu wehren. Die kennen nichts anderes, können sich dadurch nicht wirklich mit der Außenwelt sozialisieren (Allein die Frage nach einem Job. Wer erkennt Heimunterricht, der nicht nach Lehrplan läuft schon an?) und werden ihre Kinder folglich (Sexualaufklärung gab's natürlich auch nicht) wieder derselben Gehirnwäsche unterziehen. So füttern sich die Fundamentalisten immer selbst.


    Ich bin strikt dagegen, daß Religion in der Schule auftaucht. Imho sollten Kinder bis zu einem gewissen Alter komplett neutral unterricht werden. Dann wenn sie erwachsen/reif genug sind können sie für sich entscheiden was sie glauben wollen.
    Aber diese frühkindliche Indoktrinierung....


    EDIT:
    Zum Thema Beweise: Im Interview war auch der Chefredakteuer einer evangelikalischen Zeitung. Der hat dann auch gesagt er hat sich "Argumente" angelesen, die für die Schöpfungslehre sprechen. Aber konkret konnte er nichts nennen ;)

    Original geschrieben von bernbayer:
    "Eine Kampagne in ZUsammenhang mit Guttenberg kann man der Bild-Zeitung nicht vorwerfen."

  • Nicht-repräsentative Online-Umfrage bei der ARD:
    http://service.tagesschau.de/p…ll_dbdata.php?oid=7102500


    Da fragt man sich, ob man sich freuen soll, dass zumindest unter den Netznutzern die tagesschau.de lesen eine so klare Mehrheit (>87%) existiert die gegen die Einführung von Religion im Biologie-Unterricht ist - oder man sich darum wundern soll, dass immerhin knapp 12% tatsächlich die gegenteilige Meinung vertreten. Ich fürchte fast, dass eine richtige, repräsentative Umfrage ein noch schlechteres Bild werfen würde...

    "That's not a hair question. I'm sorry." - 01/31/07 - Never forget!

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