Diskussion: Boykott gegen Siemens / BenQ

  • Zitat

    Original geschrieben von floeru
    ...
    Scheinbar haben alle immer noch das Wirtschaftswunder der 60er im Kopf und versuchen diesen Zustand mit immer mehr Gesetzten und Regulierungen zu zementieren obschon so etwas absolut unmöglich ist. Man kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen!


    Wie schlecht muss es in Deutschland noch laufen, damit sich etwas Grundlegendes ändert? Braucht es eine Margaret Thatcher wie in England? Von mir aus gesehen unbedingt!


    Unsere Wirtschaft wurde einst von Managern, nein so würde ich Sie nicht nennen, von Unternehmern geführt, die noch den Begriff des Unternehmers verdienten. Durch kreative Ideen der Zeit voraus sein und neue innovative Ideen entwickeln und platzieren.


    Und das ist was sich änderte!
    Heute sind in vielen Firmen Manager, nein auch diese möchte ich nicht so nennen, SANIERER am Werk. Und was sanieren Sie in den meisten Fällen? Renditen die leider nur einstellig waren! Und meistens gehen Sie den einfachsten Weg. Nicht durch Innovationen glänzen, nein durch kurzfristige Kostenoptimierung. Wo das hinführt sehen wir jetzt bei BenqSiemens.


    Welche Innovationen kommen denn wirklich aus dem Land des Lächelns? Doch nur die der vermeindlich günstigen Preise! Und hier sollte man mit den Boykott ansetzen.
    Wenn man schon etwas boykottieren will, dann doch bitte den Schnäppchenwahn! Solange man dieses noch kann, und nicht schon durch das eigene persönliche Budget in diesen Kreislauf des "Gammelfleisches" gezwungen wird.



    Zum Thema Globalisierung:


    Zwei Hoffnungen sehe ich noch, was bei der Globalisierung bisher kaum Beachtung findet:


    1. Das die Menschen in den vermeindlichen Niedriglohnländern durch den langsam wachsenden Wohlstand rasch merken, dass Sie von Globalplayern ausgenutzt werden.
    2. Das die Hedgefondhysterie ähnlich platzt wie Ende der 90`er die Börsenblase. Wobei hier schon einige Anzeichen erkennbar sind. Viele Fond's haben nämlich schon heute massive Probleme Ihre Ziele am Markt zu realisieren.
    Was kurzfristig bei den einverleibten Unternehmen gravierende Auswirkungen zeigen wird.



    Siemensanier (der kein Siemensianer war, ist oder je sein wird)



    PS: Ich will durch mein Handy einen Apfel an meinen Gesprächsteilnehmer reichen. Meine Schuhe sollen endlich über den Boden schweben. Mein nächstes Auto soll sich selbst reparieren ..... .
    Und ich glaube nicht, dass diese Entwicklungen in Asien zur Realität werden. Denn dort werden die Resourcen dazu benötigt, dass der schlafende Tiger Kommunismus mit Sonderhandelszonen langsam aber stetig den Kapitalismus auffrisst.

  • Zitat

    Original geschrieben von BigBlue007
    Aber im Ernst - manchmal geht mir die Globalisierung schon irgendwie gewaltig gegen den Strich. Ich meine... das ist doch merkwürdig: Früher haben wir unsere Autos selber im eigenen Land gebaut, sie waren bezahlbar, und die Firmen haben damit gut verdient.


    ...und haben mit diesen Autos, Waschmaschinen, Schiffen, Radios, Fernsehern etc. etc. die halbe Welt beliefert = überschwemmt. Jetzt schwappt die Welle einfach zurück.


    Jammern auf hohem Niveau ist keine konstruktive Antwort.


    Wer als Exportweltmeister nach Strafzöllen schreit, sollte mal überlegen, wo er dann seinen industiell erzeugten Überhang losschlagen will. Eher die richtig Umsatzsteuer hoch, die Lohnnebenkosten im Gegenzug richtig runter und eine Freihandelszone mit USA und Canada. Dann wird der Faktor Arbeit entlastet und der Chinesen-Billig-Kram muss über die Umsatzsteuer auch zum Sozialstaat beitragen...


    Protektionismus kann sich allenfalls Nordkorea oder Kuba leisten, Deutschland aber keinesfalls.

    ---

  • Den Unternehmen fehlt es an Mut und Risikobereichtschaft. Investitionen werden vermieden, schwache Sparten kaum noch saniert. Das Management traut es sich offenbar nicht zu. Statt dessen werden Unternehmensteile zerschlagen und verkauft (manchmal sogar verschenkt).


    Risikominimierung liegt voll im Trend. Das fängt schon bei der eigenen Belegschaft an - eingestellt wird nicht mehr, es wird nur noch "angemietet". Das hat vor Jahren mit den Produktionskräften angefangen, mittlerweile ist auch die Forschung und Entwicklung davon betroffen. Die R&D Abteilungen sind voll von externen Ingenieuren. Ein 'Externer', der genau weiss dass er in paar Monaten in einem anderen Unternehme sitzen wird, hat aber nunmal eine etwas andere Motivation als ein interner Ingenieur....


    Die nächste Stufe ist das vollständige Outsourcing. Die Automobilindustrie machts vor - Entwicklung & Produktion überlässt man den Zulieferern. Einen Grossteil der Risiken sowie Verantwortung wälzt man so auf andere ab. Im Management lässt man sich dann auch noch von Unternehmensberatern unter die Arme greifen - sei es aus Unfähigkeit oder auch Angst selbst Entscheidungen zu treffen?


    Die Konzerne mutieren so langsam zu mächtigen Finanzholdings, Entwicklung & Produktion stören da eigentlich nur. Es ist kein grosses Geheimnis, dass VW z.B. einen nicht unerheblichen Anteil des Gewinns aus dem Kreditgeschäft generiert. VARTA ist aktuell dabei sich komplett vom operativen Geschäft zu trennen.


    Die Diskussion um Lohnkosten ist imho massiv überbewertet. Ich hatte neulich die Möglichkeit ein modernes Werk zu besichtigen (Handyproduktion, allerdings nicht Siemens). Der Automatisierungsgrad ist mitterlweile dermassen fortgeschritten, dass man kaum noch Mitarbeiter in den Produktionshallen findet. Die Bestüclkung läuft voll automatisch, Arbeitskräfte werden nur noch in der Endkontrolle und Verpackung eingesetzt.

    mfg supersiggi

  • Jetzt rudert Siemens massiv zurück,
    will sogar auf die 30% verzichten...


    Aber jetzt ist es zu spät, denn der Imageschaden
    und der öffentliche Skandal ist bereits da -
    aber das schadet dem Siemens-Vorstand nicht... :rolleyes:




    :) MTT :)

    Multae causae sunt bibendi...

  • Zitat

    Original geschrieben von supersiggi
    Den Unternehmen fehlt es an Mut und Risikobereichtschaft. Investitionen werden vermieden, schwache Sparten kaum noch saniert. Das Management traut es sich offenbar nicht zu. Statt dessen werden Unternehmensteile zerschlagen und verkauft (manchmal sogar verschenkt).


    Risikominimierung liegt voll im Trend.


    ja!


    aber nur in Deutschland.
    Überall anders wird fleißig investiert.

  • Nach dem zu urteilen, was jetzt der Reihe nach ans Tageslicht kommt, werde ich meine ursprüngliche Meinung, die Pleite sei von Siemens und BenQ gemeinsam einkalkuliert worden, möglicherweise revidieren müssen. Es scheint sich abzuzeichnen, dass das Ganze wohl doch eher allein auf das Konto von BenQ geht...


    Es hätte wohl damals für Siemens in der Tat finanziell deutlich interessantere Möglichkeiten gegeben, die Konzernsparte loszuwerden. Möglicherweise stimmt es wirklich, dass man sich für den eingeschlagenen Weg entschieden hatte, weil damit am ehesten eine Möglichkeit gesehen wurde, dass die Sparte überlebt.


    Wäre ich Siemens, würde ich jetzt auf jeden Fall erstmal keinen Cent mehr nach Fernost überweisen...

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • Nee, das ist mir zu einfach. Siemens ist ein Weltkonzern mit gutem, deutschen Niveau, und sie hätten in der Lage sein müssen im Handygeschäft an erster Front dabei zu sein. Daß man so eine Position über mehrere Gerätegenerationen und trotz der vielen Warnhinweise über längere Zeiträume hinweg in den Sand gesetzt hat, ist "unentschuldbar".


    Vielleicht hat man mit BenQ auch noch zusätzlich den falschen Handelspartner ausgesucht, aber trotz alledem ist Siemens moralisch in der Verantwortung, auch wenn das natürlich nicht nachweisbar ist. Viel scheitert schon daran daß da diverse Unterfirmen gegründet wurden, da gibt es BenQ in Asien, BenQ Deutschland, eine Firma für die Patente, eine für die Management-Gehälter, und eine für die Mitarbeiter - mit lächerlichen 25.000 EUR Kapital.


    Das alles ist so verworren daß selbst der Insolvenzverwalter am Samstag vorsichtig formulierte daß nicht ganz klar sein wer da jetzt eigentlich welche Anteile der ehemaligen Siemens-Handysparte halte.


    Es kann ja sein daß BenQ als momentaner Eigentümer zuletzt naturgemäß mehr in Erscheinung getreten ist, und Siemens seit dem Verkauf nicht mehr offiziell involviert ist. Es mag auch sein daß sich jetzt alle fein rausreden vor 1 Jahr noch nicht gewußt zu haben wie es jetzt endet.


    Ich frage mich dann aber trotzdem was für "Fachleute" dann in solchen Konzernen am Werk sind und auf welchen Grundlagen die eigentlich ihre Firmenpolitik und die Weichen für die Zukunft stellen. Auch wenn am Ende niemandem konkret etwas zu beweisen ist - weil so schlau sind sie nämlich immer, daß es dann immer andere Schuld sind - muß ja irgendwer irgendwo Fehler machen, denn sonst würde heute noch Siemens selber Handys bauen und in der 1. Liga der Handybauer mitspielen.


    Siemens und die Verantwortlichen müssen sich moralisch verantworten, auch wenn rechtlich nix zu machen ist und BenQ in Taiwan weit weg ist.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von BigBlue007
    Die Frage ist halt einfach, wie lange sich das die Leute noch in Ruhe anschauen. Ich meine, man wert sich hierzulande z.B. (und IMHO völlig zu Recht) dagegen, dass eine polnische Baufirma mit polnischen Arbeitern, polnischen Löhnen und nach polnischen Regelungen hierzulande Bauaufträge bekommt, weil dies eine offenkundige Wettbewerbsverzerrung ist.


    Das die ganze Globalisierung neben vielen Gewinnern auch unmengen von Verlierern hervorbringt, ist ja leider offensichtlich. Und auch die extreme Liberalisierung in der EU scheint mehr eine Entwicklungshilfe für die armen Länder zu sein als eine Erweiterung des Marktes. Doch es ist ganz einfach die Realität! Man kann genausowenig gegen die Globalisierung sein wie gegen Ebbe und Flut. Den beides passiert einfach und es bleibt nichts anderes übrig, als das beste aus der Situation zu machen und sich entsprechend anzupassen.


    Für mich bedeutet das ganz klar, die Ausgaben für R&D, Bildung und Grundlagenforschung massiv zu steigern, die Forschung keinenfalls einzuschränken (Gentechnologie, Stammzellenforschung) und ganz einfach Innovativ sein. Einfacher gesagt als getant, ich weiss.


    Was ich allerdings ziemlich krass finde, ist das extreme Misstrauen, ja sogar der Hass gegenüber den Wirtschaftsleadern. Die Manager werden hier nur als Abzocker und inkompetente Geldverdiener hingestellt obschon das kaum der Realität entspricht. Diese Missgunst ist von mir aus gesehen nichts als blanker Neid! Sanieren wird offensichtlich nur als negativ empfunden obschon es meistens notwenig ist und das überleben einer Firma sichert. Irgendwie wird mir langsam klar, warum die Wirtschaft in Deutschland bei so wenig Loyalität der Arbeitnehmer kaum auf Touren kommt! :rolleyes:

    An Apple a day keeps the doctor away.

  • Zitat

    Original geschrieben von floeru
    Was ich allerdings ziemlich krass finde, ist das extreme Misstrauen, ja sogar der Hass gegenüber den Wirtschaftsleadern. Die Manager werden hier nur als Abzocker und inkompetente Geldverdiener hingestellt obschon das kaum der Realität entspricht. Diese Missgunst ist von mir aus gesehen nichts als blanker Neid! Sanieren wird offensichtlich nur als negativ empfunden obschon es meistens notwenig ist und das überleben einer Firma sichert. Irgendwie wird mir langsam klar, warum die Wirtschaft in Deutschland bei so wenig Loyalität der Arbeitnehmer kaum auf Touren kommt! :rolleyes:


    Es gibt diverse schlechte Beispiele - und Siemens / BenQ kann man da schon gleich anführen - wo die Sanierung erstmal damit eingeleitet wird daß den Mitarbeitern die Gehälter gekürzt werden. Im Management, wo im Vergleich eh schon extrem viel verdient wird, schränkt sich aber niemand ein, im Gegenteil, die sauberen Herren bekommen zahlreiche geldwerte Vergünstigungen oder gar Lohnerhöhungen. Das ist schlicht und einfach nicht vermittelbar.


    Ansonsten arbeiten viele Manager nur noch im Sinne der kurzfristigen Gewinnmaximierung und für die Anleger, aber nicht für ihr Unternehmen und die Mitarbeiter - obwohl, wenn es denen gut geht, auch die Anleger profitieren. Sich selber hat man gewöhnlich bestens abgesichert, es werden sich die Posten in den Chefetagen / Aufsichtsräten zugeschustert, während die einfachen Mitarbeiter, solange sie überhaupt noch einen Job haben, den Gürtel immer enger schnüren müssen und am Ende doch über die Klinge springen.


    Diese Abläufe sind nicht einmal passiert, sondern wiederholen sich sehr oft. Das aktuelle Beispiel ist symptomatisch: da werden vor 1 Jahr 3000 Leute aus dem sicheren Siemens-Konzern ausgelagert, jetzt stehen sie ganz auf der Straße und werden arbeitslos. Währenddessen gönnen sich diejenigen, die sowieso schon exorbitante Gehälter verdienen, mal eben 30% Aufschlag auf die Bezüge. Auch wenn das jetzt durch den öffentlichen Druck vielleicht nicht zustande kommt, aber wie will man sowas denn "dem kleinen Mann" vermitteln?


    Und genauso ist es nicht vermittelbar wenn Konzerne Spitzengewinne machen, zugleich aber Mitarbeiter rauswerfen. Es gibt dafür zahlreiche Beispiele, egal ob man die Allianz oder wen auch immer anführen will.


    Offenbar sind die Manager hier nicht so weltmarkttauglich daß sie ihre Unternehmen wirklich vorwärts bringen, denn abbauen um kurzfristige Gewinne zu erzielen auf Kosten der Arbeitnehmer ist nicht sonderlich innovativ.


    Wenn Manager sich nicht mit ihren Unternehmen identifizieren und mit einer hire&fire-Mentalität handeln, muß man sich nicht wundern wenn die Menschen hier schlecht über Nieten in Nadelstreifen äußern.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Alles gut und schön. Ihr vergesst nur, dass jedes Unternehmen sich heutzutage auch am Kapitalmarkt bewähren muss - Gewinnmaximierung ist, was die Aktionäre sehen wollen.


    Wer von Euch hat eine Lebensversicherung zur Ergänzung der Altersrente? Jeder von denen trägt Mitverantwortung, weil die Lebensversicherungen nämlich investieren. Und wo investieren sie? Richtig - da, wo es die beste Rendite gibt. Rendite wiederum ist die Konsequenz von Gewinnmaximierung. Gewinnmaximierung ist entweder die Konsequenz innovativer Produkte, mit denen hohe Margen erzielt werden können, oder von Kostensenkungen. Beides zu beobachten bei Siemens.


    Wer nicht gewinnmaximiert, der verliert an Wert und macht sich zum leichten Opfer für die "Heuschrecken" dort draußen. Mir gefällt das auch nicht, aber so tickt die Wirtschaft nun mal.


    Grüße
    tomcat

    After all is said and done there's a lot more said than done.

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