Diskussion: Boykott gegen Siemens / BenQ

  • Hallo zusammen,


    der Thread-Titel mag zunächst reißerisch klingen und wer mich kennt, wird sich vielleicht etwas wundern.



    Ich bin jedoch der Auffassung, dass die Verhaltensweisen der Siemens AG (und deren Handlanger BenQ), die derzeit auf enorme Kritik stoßen, vom Verbraucher entsprechend beantwortet werden sollten.



    *[Hintergrund: Nach derzeitigem Kenntnisstand hat sich die Siemens AG durch den Verkauf der Handysparte an BenQ samt monetärem Goodie offenbar gezielt aus der Verantwortung für ihre Angestellten gezogen und es BenQ überlassen, die ungewollten und zu teuren deutschen Arbeitnehmer loszuwerden.
    Vgl. z.B. auch spiegel.de o.ä.]



    Denn weder Arbeitnehmer, noch Gewerkschaften oder Politik können ein Umdenken bei Großkonzernen wie Siemens erzwingen, selbst juristische Nachspiele werden i.d.R. aus der Portokasse erledigt.


    Nur der Verbraucher kann hier adäquat reagieren und - vgl. Shell und die BrentSpar (gleich, ob nun berechtigt oder nicht) - Konzerne zum Umdenken bringen, wenn diesen die Absatzmärkte wegbrechen und die Herstellung einer breiten Öffentlichkeit massive Imageschäden verursacht.



    Was kann der Einzelne also tun?


    Er sollte sich ganz gezielt entscheiden, welche Produkte wessen Herstellers er kauft. Denn es ist etwa im Falle Siemens nicht so, dass es keine Alternative zu deren Produkten gäbe oder die Produkte übertrieben preiswert wären.


    Dann gibt es eben kein Speedport W700V Modem, das von Siemens hergestellt wird, sondern ein anderes.
    Dann wird der Staubsauger oder die Waschmaschine eben von Miele oder Philips,
    das Festnetztelefon von Samsung oder Alcatel gekauft.
    TFT-Bildschirme gibt es auch von Samsung oder Videoseven etc., und es muß nicht unbedingt ein BenQ sein.



    Ich möchte jetzt nicht so weit gehen (diese Diskussion hatten wir bereits), nur noch deutsche Produkte zu kaufen - dennoch sollte man sich im Vorfeld einer Kaufentscheidung auch überlegen, welches Verhalten der Hersteller (z.B. in Deutschland) in der Vergangenheit gezeigt hat.



    Dieser Thread soll eben kein dumber Aufruf zum Boykott von Siemens sein, sondern vielmehr jedem einzelnen aufzeigen, daß er es in der Hand hat. Im Gegensatz zu Discountern ist niemand gezwungen, Siemens-Produkte zu kaufen - und erst recht keine BenQ-Produkte.



    Ich jedenfalls werde um Produkte der Firma Siemens und BenQ einen weiten Bogen machen.


    Es bleibt zu hoffen, dass diesem Beispiel andere folgen und für sich selbst die notwendige Konsequenz ziehen werden.


    Ich würde mich freuen, wenn wir in diesem Thread sachlich diskutieren würden. :)



    :) MTT :) **




    **, der es unerträglich findet, wie sich das Management von Siemens bislang ungestraft verhält.

    Multae causae sunt bibendi...

  • Find ich, auch wenn ich direkt betroffen bin, etwas eng gedacht.


    BenQ / Siemens sind nicht die bösen Jungs alleine, sondern alle deutschen Unternehmen, die auf Ihren Produkten "Made in <asia>" stehen haben.

    Ich würde mich ja gerne mit Dir geistig duellieren, aber wie ich sehe bist Du unbewaffnet ;)

  • Ich meine hier aber nicht generell (deutsche) Unternehmen, die Arbeitsplätze ins Ausland verlagern bzw. dort produzieren lassen,
    sondern Unternehmen, die - wie hier - gezielt Firmenteile ausgliedern und verkaufen, um diese anschließend in die Insolvenz führen zu lassen und Arbeitnehmer loszuwerden.


    Das ist eine neue Dimension des skrupellosen Personalabbaus, bei dem sich das betreffende Unternehmen nicht einmal mehr selbst die Finger schmutzig machen will / muß. :mad:





    :) MTT :)

    Multae causae sunt bibendi...

  • bin dabei, ich boykottiere siemens schon seit über 20 jahren....


    das einzige mal wo ich nach reichlich überlegung schwach geworden bin war ein sl45


    benq werde ich nicht boykottieren, da sie nur wirtschaftlich gehandelt haben, wahrscheinlich erst durch siemens auf diese idee gebracht wurden.


    die abzocker sind siemens


    bin schon gespannt auf die ganzen " JA " sager hier, denen man noch die letzte unterhose ausziehen könnte, und sie fänden immer noch was gutes dran...

  • Was hätte denn Siemens deiner Meinung nach tun sollen?


    Siemens ist kein Wohlfahrtsverein dessen Aufgabe es ist hier im Lande die Arbeitslosenzahl gering zu halten. Wer unrentabel wirtschaftet wird an der Börse bestraft und Zack sitzt plötzlich ein amerikanischer Investor oder Hedge-Fond am Hebel. Sowas kann dann in einer totalen Zerschlagung des Siemens Konzern enden...


    Was interessiert es einen ausländischen Aktienteilhaber ob in Deutschland Arbeitsplätze verloren gehen?


    Das Siemens überhaupt diesen Weg gehen musst sollte eher der Politik und Gewerkschaften zu Denken geben - Stichwort Kündigungsschutz, Abfindungen, etc.


    Natürlich empören sich die Politiker über diesen Arbeitsplatzabbau, doch leider reagieren sie nur auf solche Schreckensmeldungen und agieren nicht frühzeitig um solche Entwicklungen zu vermeiden.


    Zitat

    Was kann der Einzelne also tun?


    Umdenken, und begreifen, dass Unternehmen nicht nur deutschlandweit sondern global im Wettbewerb stehen. Das bedeutet auch, dass Unternehmen flexibel sein müssen, diese Fähigkeit wird aber den Unternehmen durch den dt. Arbeitnehmerschutz genommen. Wenn sich Unternehmen nicht kurzfristig anpassen können, und Mitarbeiter mitschleppen müssen die gar nicht gebraucht werden, kommt es schlußendlich irgendwann zum großen Knall. Man kann nicht die höchsten Gehälter haben, die meisten Feiertag, europaweit nur im unteren Drittel sein was Jahresarbeitsstunden anbelangt und des Weiteren eine inzwischen nur noch durchschnittliche Ausbildung haben.


    PS: Dies ist meine Meinung und teilweise etwas überspitzt ausgedrückt.

  • Ich sags mal schwäbisch:


    Die Aktion hat „a gschmäckle“.


    Ob das jetzt so gewollt war oder tatsächlich dem Zufall entspricht möchte ich nicht beurteilen können. Aber aufgrund dessen dass der Verdacht doch sehr nahe liegt, werde ich auch Abstand von Produkten nehmen welche wissentlich mit Siemens zu tun haben.


    Ich weis auch, wie der Vorposter schon sagt, dass Siemens kein Wohlfahrtsverein ist. Allerdings ist es ein Unterschied ob jemand etwas wissentlich getan hat, oder aus Unwissenheit eine Sparte kaufte die wohl nicht überlebensfähig war. Es tut mir leid um alle Beschäftigten die vor dem Verkauf für eine Jobgarantie freiwillig Abstriche von Ihrem Gehalt machten und jetzt wohl zum Ende des Jahres arbeitslos werden.


    Aber am meisten tut mir weh dass nun milliarden Euro an Siemens Pattenten und Siemens Entwicklungs Kno-How nach China abwandern, ohne einer Gegenleistung.

  • Ich bin dabei, wobei mirs auch nicht sonderlich schwer fällt :D. Meine ersten Handys vor 13 Jahren waren Siemens, danach keine mehr. Auch so hat Siemens wenig, was mich interessieren könnte. BenQ hat die Brennersparte von LiteOn aufkaufen lassen, BenQ TFTs sind nicht für ernsthafte Arbeiten geschaffen und das wars dann auch schon.


    Ansonsten erinnert die Geschichte und ein mögliches Boykott an Samsung. Zuerst satte Subventionen einstreichen, dann entlassen. Glücklicherweise gibts davon auch nichts, was mich interessiert (von meinen UCCC mal abgesehen ;)).


    Edit: meine Güte, welcher Trottel hat denn die Rechtschreibfehler eingebaut :D.

    S5, LG2X, 6510 und 7110

  • Ich kann mich Almeydas Position leider nicht anschließen.


    Dass Unternehmen im globalen Wettbewerb operieren, ist allseits bekannt und nichts Neues.


    Wenn der Kündigungsschutz tatsächlich gelockert würde, würden die Großkonzerne noch mehr Personal entlassen, um die Gewinne zu steigern.


    Wir reden i.d.R. ja nicht davon, daß es den Unternehmen so schlecht ginge, dass sie vor der Insolvenz stünden.
    Sondern die Unternehmen selbst wollen immer mehr Gewinn, teilweise auch gesteuert durch die Beteiligung von ausländischen (Hedge-) Fonds.



    Es kann aber nicht sein, daß Großkonzerne wie Siemens Personal abbauen, nur um die eigenen Gewinne (und die Vorstandsgehälter) zu maximieren.
    Unternehmen haben auch eine soziale Verantwortung und haben die gesellschaftliche Verpflichtung, Arbeitsplätze zu schaffen / zu erhalten.


    Und Unternehmen, die diese Verantwortung mit Füßen treten bzw. gezielt und mit voller Absicht Arbeitnehmer "freisetzen", nur um Gewinne zu maximieren, sollte man / werde ich so gut wie möglich boykottieren.


    Die "Siemens-Methode" ist dabei - wie ich schon schrieb - die wohl moralisch fragwürdigste, subtilste und dreisteste Methode, sich Arbeitnehmern zu entledigen, ohne sich direkt dafür verantwortlich machen lassen zu müssen. :rolleyes:



    :) MTT :)




    PS: tomcat - wir sprechen hier von Siemens / BenQ - und hier ging es weniger um Subventionen, als vielmehr darum, dass seitens der Beschäftigten noch Zugeständnisse gemacht wurden, was ihnen nichts gebracht hat.

    Multae causae sunt bibendi...

  • Ich weiß gar nicht, was Ihr wollt. Ich bin zwar der Letzte, der die Abzocker in den Unternehmen in Schutz nehmen will, aber verantwortlich ist zuallererst mal der Gesetzgeber. Wenn sich unsere Regierung endlich darum kümmern würde, diesen ganzen Subventionsirrsinn zu beenden, der nur denen nutzt, denen es schon gut geht (Merke: der Teufel sch...t immer auf den größten Haufen!), dann würde diese Diskussion schnell überflüssig.


    So aber ...


    Gestern Abend lief ein Bericht im Fernsehen (ich glaube, in Monitor) über EU-weite Verlustvorträge, mit denen der deutsche Steuerzahler z. B. den Ausbau des IKEA-Filialnetzes in Russland bezahlt.


    Schöne neue Steuerwelt...


    Grüße
    tomcat

    After all is said and done there's a lot more said than done.

  • Zitat

    Original geschrieben von MTT
    Wenn der Kündigungsschutz tatsächlich gelockert würde, würden die Großkonzerne noch mehr Personal entlassen, um die Gewinne zu steigern.


    Wäre dies tatsächlich so?


    Der Kündigungsschutz bewirkt nicht nur, dass Stellen erhalten werden, Nebeneffekt ist dass sich Unternehmen 2x überlegen ob sie neue Stellen schaffen. Wer als Unternehmer in guten Zeiten Leute einstellt, hat in Schlechten das Problem die Mitarbeiter wieder "loszuwerden".
    Daher bietet sich doch gleich die Möglichkeit, die Stelle im Ausland zu schaffen, wo man solche Probleme nicht hat.


    Dies passt aber nicht mit der deutschen (Beamten-) Mentalität zusammen, bei der jeder Mitarbeiter seinen Job gerne auf Lebenszeit hätte und so eine hohe Zukunftssicherheit (errinnert mich an Japan, bei denen das besonders ausgeprägt war)


    Auch kann man leider nicht verhindern, dass Unternehmen ihren Gewinn maximieren - zu sehr hat sich das Shareholder-Value Denken durchsetzt.

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