Es gibt manchmal Dinge, von denen man glaubt, dass sie einfach getan werden müssen. Ganz zweifellos ist die Welt ohne Diktatoren wie Saddam Hussein und ohne Terroristen wie Osama bin Laden besser dran. Das bedeutet aber nicht, dass man deswegen ihre Hinrichtung/Ermordung/Tötung bejubeln soll. Ich finde es aber verständlich, wenn man ein Gefühl der Erleichterung darüber empfindet, wenn man weiß, dass ein Diktator oder Terrorist keine Menschen mehr wird umbringen lassen.
Ob man Terroristen umbringen lassen muss, um sie von ihren Taten abzuhalten, oder ob es reichen würde, sie einzusperren, kann man aus der Sichtweise eines Pragmatikers diskutieren: Eine Kugel in den Kopf ist schneller, billiger, erspart teure, lästige, langwierige und mitunter auch gefährliche Gerichtsverfahren, denn es besteht z. B. das Risiko, dass Sympathisanten versuchen, den Angeklagten freizupressen. Andererseits ist es wohl vermessen, wenn man angesichts der kaltblütigen Exekution eines Unbewaffneten davon spräche, dass "Gerechtigkeit" geübt wurde. Aus moralischer und menschlicher Sicht ist das Ganze ein Dilemma und wahrlich kein Grund zum Jubel.
Wie gesagt: es gibt Dinge, die müssen getan werden. Deshalb tut man sie, und dann schweigt man darüber weil es eben keine Dinge sind, über die man voller Stolz berichten kann. Ich bin sicher, die Navy SEALs, die bin Laden erschossen, hätten ihre Aktion nicht an die große Glocke gehängt. In die öffentliche Diskussion getragen wurde die Sache schließlich nicht von einem Militär, sondern von einem Politiker, der seine Umfragewerte und Wiederwahlchancen verbessern will. Und der vielleicht auch nur deswegen den "Tötet-bin-Laden"-Befehl gab, weil er wusste, dass er seine Wiederwahlchancen und Umfragewerte damit verbessern würde. Warum sollte man also jubeln, wenn ein amerikanischer Präsident versucht, seine Popularität beim Wähler zu steigern, indem er buchstäblich über Leichen geht?