Fangschaltung - wie funktioniert das?

  • Hallo wollte mal fragen, ob jemand genau weiß, wie eine Fangschaltung funktionierte ?
    Heute sind ja alle Vermittlungsstellen digital und der Begriff "Fangschaltung" wird fälscherlicherweise weiterhin für ein Leistungsmerkmal der digitalen Vermittlungsstellen verwendet.
    Ich meine aber die "echte" Fangschaltung, die es heute nicht mehr gibt!
    Wie war das früher, als es nur analoge VSt gab und weder die Nummer des A-Teilnehmers noch des B-Teilnehmers irgendwo im Netz vollständig bekannt war ?
    Soll ja irgendwie so gewesen sein, dass der Anrufer nicht mehr auflegen konnte (gefangen wurde, daher kommt der Name) und dann alle Hebdrehwähler, die an der Verbindung beteiligt waren, manuell abgelesen wurden. Aber weiß jemand, wie es ganz genau funktionierte ?
    Wie wurde es bewerkstelligt, dass der Anrufer die Verbindung nicht mehr beenden konnte ?

  • Hallo,


    Zitat

    Hebdrehwähler


    Die gab es schon seit 40 Jahren nicht mehr oder nur noch vereinzelnt. Standart waren im analogen Bereich EMD-Wähler = Edelmetall Motor Drehwähler, die einfacher und wesentlich robuster waren.


    Ein Fangschaltung funktioniert recht einfach, dafür man aber die Technik hinter dem Vermittlungssystem verstehen. Neben den beiden Sprechadern wurde noch eine 3. Ader, die c-Ader mitgeschaltet. Dies war eine Steuerader.
    U.A. diente sie dazu, eine Verbindung auszulösen, wenn einer der beiden Teilnehmer aufgelegt hatte und genau dies wurde dann durch die Fangschaltung verhindert, beliebig lange.
    Damit standen alle EMD-Wähler im Verbindungsweg fest auf den eingestellten Leitungsweg. Durch aktivieren eines Prüftons konnte der Techniker dann den Verbindungsweg nachverfolgen bis zum Anrufer und seine Rufnummer ablesen.
    Gings in eine andere Vermittlungsstelle, wurde halt der kollege dort informiert, gings in Richtung Digital-Vst, das selbe, nur brauchten die Kollegen dort nur Ihren Drucker aufsuchen, wo die Fangverbindung automatisch protokolliert wurde.
    Dabei war es eghal, woher der Anruf kam, solang es im Inland war. Auslandsverbindung konnte man damals nicht fangen, Mobilfunk war easy, da wurde die Rufnummer mit in der Digitalen-Vst. ausgedruckt.


    Das ganze wurde dann incl. aller Wahlstufen, Leitungen usw. in einem Protokoll festgehalten und der Kundenbetreuung übersendet, die dann am Ende den Kunden informierten, wer ihne wann belästigt hatte.


    Die Fangschaltung selber war ein grosse Metallkiste auf Rädern, vollgepackt mit Relais, die wurde am Leitungswählerrahmen ( ist die letzte Wahlstufe ) des Kunden angeschaltet, welcher die Fangschaltung beauftragt hatte und der konnte dann bei Belästigungen durch Wahl einer Ziffer die Fangschaltung auslösen.


    Problem an der Sache war, das solange die Fangschaltung die Verbindung gehalten hat, weder der Anrufer noch der Angerufende telefonieren konnten. Das war sehr beliebt, wenn der Anruf Freitags abends aus ner Kneipe kamm und deren Telefon dann bis montags tot war.
    Bei digitalen Vst. war das Problem nicht mehr, da wurde die Fangverbindung per Ausdruck protokolliert und fertig, die Anschlüsse waren sofort wieder frei.

  • Wenn möglich bitte Texte immer mit Quellenanagabe posten!
    Wenn du dich noch mehr für alte Vermittlungstechnik interessierst, ich fand diese Seiten sehr schön gemacht http://www.s-storbeck.de/altetelefone/index.html.


    Mal ganz einfach ausgedrückt: Die Hebdrehwähler sind "Schalter" mit denen man eine Leitung mit ~100 anderen Leitungen verbinden kann (angesteuert durch 2 Ziffern der Telefonnummer). Einem Ortsnetz sind mehrerer Stufen dieser "Schalter" hintereinander geschaltet- wenn du also im Ortsnetz eine 6 Stellige Nummer gewählt hast musste die Leitung durch 3 dieser "Schalter" verbunden werden. Durch die Fangschaltung musste also "nur" verhindert werden, dass die Leitung nicht nach dem Auflegen ganz normal wieder getrennt wurde und die Schalter wieder in Ruheposition gingen. Dann konnte ein Techniker vor Ort anhand der Schalterstellungen die Leitung zurückverfolgen. War es ein Ferngespräch mussten alle Techniker der an der Verbindung beteiligten Vermittlungsstellen nach den blockierten Schaltern suchen.

  • Tag,


    Zitat

    Wenn möglich bitte Texte immer mit Quellenanagabe posten!


    Wie soll ich bitte 8 Jahre Berufspraxis mit ner Stellenangabe versehen ?


    Zitat

    wenn du also im Ortsnetz eine 6 Stellige Nummer gewählt hast musste die Leitung durch 3 dieser "Schalter" verbunden werden.


    Falsch, durch 5 Wählerstufen plus Anrufsucherstufe, hättest deine geposttete Seite auch mal lesen sollen, da steht nämlich sogar.

  • Thomas4711: mea culpa ... Sorry aber in Verbindung mit dem "Zitat" sah so nach "cut&paste" aus und wollte eigentlich wissen auf welchen Seiten man deine Infos hätte nachlesen können....


    Wiegesagt es war ein Versuch die Sache möglichst einfach darzustellen.

  • Hallo Thomas, vielen Dank für Deine umfassende Erklärung!!
    webbiller, danke für den Link und Deine Erklärung.


    Ich wusste gar nicht, dass die Hebdrehwähler und die Motordrehwähler drei Adern schalten, ich dachte immer, sie würden nur eine einzige Ader schalten.
    Und zwar eine der beiden Sprechadern, während die andere masseartig verbunden ist. Aber wahrscheinlich würde das gar nicht funktionieren, man lernt immer dazu!
    Das heißt für eine Fangschaltung mussten die Vermittlungstelle gar nicht besonders ausgerüstet sein, da sowieso immer drei Adern geschaltet wurden?


    Schön finde ich auch, dass es doch noch Leute gibt, die sich mit der alten Vermittlunstechnik auskennen.


    Daher erlaube ich mir noch weitere Fragen:


    - In dem verlinkten Artikel steht, dass man durch vorwählen der Deutschlandvorwahl und weglassen der 0 bei der Vorwahl, die Fangschaltung umgehen konnte. Dies wage ich zu bezweifeln. Ich habe nämlich Anfang der neunziger mal ausprobiert so zu wählen und es ging nicht, sprich es kam gar keine Verbindung zustande, wenn man aus Deutschland 0049-??? gewählt hat. Auch wäre es ja schwachsinnig, wenn man eine Fangschaltung so austricksen konnte, weil sich das ja ziemlich schell rumspricht unter den Gaunern.
    Bei wikipedia steht sogar, dass "Fangen" nur innerhalb eines Ortsnetzbereiches möglich war und durch vorwählen der eigenen Ortsnetzkennziffer umgangen werden konnte. Das halte mit einer noch größeren Wahrscheinlichkeit für falsch! Andererseits wurden ja zwischen den einzelnen Vermittlungstellen oft Trägerfreuquenzverfahren eingesetzt (PCM 30), und vielleicht konnte der "Fangbefehl" darüber nicht übermittelt werden?


    -Interessant finde ich auch, dass bis in die achtziger Jahre eine Verbindung nur durch den Anrufer beendet werden konnte. Da gab es ja ganz schön viel Ärger, gewollt und ungewollt.
    Ich bin der Meinung, dass diese Manko noch bis in die neunziger Jahre in einigen Vermittlungsstellen vorhanden war, kann das sein ?


    -Zum Thema Vermittlungsstellen: Hatte früher jedes Ortsnetz seine eigene (oder mehrere) Vermittlungsstelle, oder gab es auch welche, die keine eigene hatten ?
    Bei uns in der Nähe gibt es ein Ortnsetz mit nur einigen hundert Teilnehmern, kann mir kaum vorstellen, dass es in diesem Kaff eine eigene Vst gab. Wie groß muss die denn etwa gewesen sein, oder konnte man sowas in einem kleinen Raum unterbringen ?


    - Wie groß durfte die Entfernung zwischen Vermittlungstelle und Teilnehmer maximal sein? Wenn ich hier mal auf der Karte schaue, müssen ja so 10 km schon zulässig gewesen sein, denn soweit ist hier ein Forstamt von dem Ort weg, von dem es die Vorwahl hat.


    - Wie sah es mit der Personalbesetzung von analogen Vst aus, nur sporadisch, oder regelmäßig ?


    - Wie ist es im digitalen Zeitalter? Ist es in der Regel noch so, dass da wo früher eine OVst war, heute ein kleiner Schaltschrank am Straßenrand steht, oder wie groß muss man sich eine digitale OVst vorstellen ?

  • Hallo,


    Zitat

    Schön finde ich auch, dass es doch noch Leute gibt, die sich mit der alten Vermittlunstechnik auskennen.


    Hab das nach der Ausbildung jahrelang gemacht, das war noch Technik zum anfassen, sehr interessant. Um Störungen zu beseitigen ist man noch mit Messgeräten und einem Ordner voll Stromlaufplänen losgezogen. Im Digitalen-Systemen hast du das am Bildschirm gemacht und notfalls Steckkarten getauscht.


    Zitat

    Ich wusste gar nicht, dass die Hebdrehwähler und die Motordrehwähler drei Adern schalten, ich dachte immer, sie würden nur eine einzige Ader schalten.


    Die schalten sogar 4, wobei aber die 4. kaum benutzt wird, nur für Sonderfunktionen.


    Zitat

    In dem verlinkten Artikel steht, dass man durch vorwählen der Deutschlandvorwahl und weglassen der 0 bei der Vorwahl, die Fangschaltung umgehen konnte.


    Bei ersten stimmt das meines Wissen auch, weglassen der 0 geht nicht.


    Zitat

    Das heißt für eine Fangschaltung mussten die Vermittlungstelle gar nicht besonders ausgerüstet sein, da sowieso immer drei Adern geschaltet wurden?


    Richtig, die 3 Adern werden von Anfang bis zum Ende durchgeschaltet, auf Übertragungsstrecken wurde das ganze per Elektronik auf einen Signalisierungskanal umgebogen und am anderen Ende wieder zurück.


    Zitat

    Andererseits wurden ja zwischen den einzelnen Vermittlungstellen oft Trägerfreuquenzverfahren eingesetzt (PCM 30), und vielleicht konnte der "Fangbefehl" darüber nicht übermittelt werden?


    Doch konnte er, Fangverbindungen waren Bundesweit aus allen Netzen incl. Mobilfunk möglich. Zumindest am Ende meiner Telekomzeit war es kein Probleme mehr, da zu dem Zeitpunkt die Fern-Vst bereits komplett digitalisiert waren und da waren Fangverbindungen kein Problem mehr. Als diese noch analog waren, ging es nicht, das stimmt.


    PCM30:
    Ist das mit gemeint, was ich oben geschrieben hab, es wurden sog. Kennzeichenumsetzer eingesetzt, welche die Steuersignale auf einen Signalisierungskanal im PCM30 Datenstrom umstellt und am Ende wieder rückgängig macht.


    Zitat

    Ich bin der Meinung, dass diese Manko noch bis in die neunziger Jahre in einigen Vermittlungsstellen vorhanden war, kann das sein ?


    Mir nicht bekannt, aber möglich.


    Zitat

    -Zum Thema Vermittlungsstellen: Hatte früher jedes Ortsnetz seine eigene (oder mehrere) Vermittlungsstelle, oder gab es auch welche, die keine eigene hatten ?


    Beides war möglich, grosse Ortsnetze hatten mehrer Vst., da war an den Rufnummer zu erkennen, z.b. bei uns mit 71, 72,73, usw. beginnend. Kleinere Dörfer wurde meist zu mehreren zusammengefasst, aber es gab auch kleine Döfter mit eigener Vst., wenn die nächste zu weit weg war.
    Heute, wo alles auf Digital-Technik bassiert, ist das komplett anders, da sind in Ortnetzen wie hier bei mir in Krefeld nur 3 Vermittlungsstellen und in den einzelnen Stadtteilen stehen nur noch Anschlusskonzentratoren.


    Zitat

    Wenn ich hier mal auf der Karte schaue, müssen ja so 10 km schon zulässig gewesen sein, denn soweit ist hier ein Forstamt von dem Ort weg, von dem es die Vorwahl hat.


    Je nach Kabeladerndicke 6 bis 8 km, darüberhinaus konnte man mit Zusatzspeisungen auf den letzen Anschluss in der Wildniss betreiben.


    Zitat

    - Wie sah es mit der Personalbesetzung von analogen Vst aus, nur sporadisch, oder regelmäßig ?


    Sowohl als auch, wir waren zu zweit und haben 2 Vst. betreut, eine grosse mit rund 15.000 Anschlüssen, 2/3 davon Geschäftskunden und eine kleine mit 7000 Anschlüssen.


    Zitat

    - Wie ist es im digitalen Zeitalter? Ist es in der Regel noch so, dass da wo früher eine OVst war, heute ein kleiner Schaltschrank am Straßenrand steht, oder wie groß muss man sich eine digitale OVst vorstellen ?


    Nein, Beispiel bei uns Krefeld im Vorwahlbereich 0215x und allen Ortnetzen darunter ging vom Krefeld am Rhein los bis zu holländischen Grenze. Das waren ca. 35 analoge Vermittlungsstellen. Im Digitalzeitalter sind es meines Wissen nur 4 komplette Vermittlungssstellen, die alles machen. In den einzelnen Ortsnetzen stehen dann ein paar Schränke rum, nennen sich Anschlusskonzentratoren und machen aus den unzählingen einzelnen Telefonanschlüssen eine Bündelung auf dicken Übertragungsleitungen zum Vermittlungsrechner.


    Wie die aussehen, sind Stahlschränke, ca. 2,40 hoch, Türen und Seiten aus nichtrostendem Edelstahl, steht Siemens-EWSD drauf oder Alcatel-S12. Stehen meist in klimatisierten Bereichen der alten Vermittlungsstellen, aber sicher nicht am Strassenrand. Anzahl je nach Grösse 1 bis 10.
    In den grossen Vermittlungsstellen mit Rechnersystem hast du das selbe, nur dann eben 30, 40, 50 oder weit aus mehr davon.


    Gehst du in den Mobilfunk rein, findest du die selben Schränke, Siemens-EWSD, gleiche Hardware, nur andere Software drauf.



    Sich heute noch über anaologe Vermittlungsstechnik Gedanken zu machen, ist aber müssig, die Technik ist tod und bundesweit verschrottet. Bit´s und Byte´regieren das Telefonnetz.
    Wenn du mal nach München kommst, im Deutschen Museum war mal eine analoge Vermittlungsstelle im Kleinformat nachgebaut, aber voll funktionstüchtig. Evtl. auch im Siemens-Museum dort.

  • [QUOTE] Original geschrieben von Thomas4711
    Hallo,



    Die gab es schon seit 40 Jahren nicht mehr oder nur noch vereinzelnt. Standart waren im analogen Bereich EMD-Wähler = Edelmetall Motor Drehwähler, die einfacher und wesentlich robuster waren.


    ^^^^^


    Seit 40. Jahren nicht mehr ? Du sprichst da sicher für den Westen Deutschlands, obwohl dieser auch nicht Flächendeckend mit EMD übersäht war.


    Man darf die neuen BL nicht vergessen, hier liefen die alten HDW27 und teils sogar noch 22er Stangenwähler in einigen Ämtern noch bis Mitte der 90er teilweise sogar Ende der 90er Jahre. Unglaublich aber so wars halt und dort gabs natürlich auch Fangschaltungen :-)

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  • Ok, vielleicht passt die Frage hier rein:


    Was muss eigentlich heutzutage umgestellt werden, wenn ein Anschluss von Analog auf ISDN wechsel und wenn DSL zugebucht wird oder abbestellt wird?


    Funktionieren die Routings alle über ein automatisches System oder muss da tatsächlich noch jemand den Anschluss auf den dementsprechenden Port "umstecken"


    Beim ersteren würde ich allerdings ´nicht verstehen, warum sich noch keiner gegen die Wechselgebühren beschwert hat.


    Wie bekommt man eigentlich raus, wo die eigene VST steht? gibts da irgendwo ein Verzeichnis im Netz?

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