Kosovo-Konferenz in Wien - zukünftiger Status ?

  • Nach den kriegerischen handlungen im nahen Osten in den letzten Tagen ist ein schwelender Konflikt mitten in Europa in den Hintergrund gerückt.


    Ich halte es aber trotzdem für sinnvoll, hierzu seine Meinung zu äussern, zumal einige TT-Mitglieder zu einer von den beiden Volksgruppen gehört. aber bitte keine wüsten Beschimpfungen wie in manchen Polit-Foren so üblich.


    So wie ich das sehe sind die beiden Seiten meilenweit voneinander entfernt eine Lösung zu finden, es gibt wohl keinen Mittelweg zwischen einer Zugehörigkeit zum Staat Serbien und der Unabhängigkeit.


    Mir ist nicht klar, was die albanische Seite mit der Unabhängigkeit erreichen will, einen neuen Staat oder den Anschluss an Albanien ?


    KLICK

  • Zitat

    Nach den kriegerischen handlungen im nahen Osten in den letzten Tagen ist ein schwelender Konflikt mitten in Europa in den Hintergrund gerückt.


    Er ist nicht in den Hintergrund gerückt sondern der Konflikt wird bewusst in die Länge gezogen, da nach der Besatzung/Befreiung des Kosovo durch die Nato keinerlei Perspektiven für das Land gibt. Ich spreche bewusst von Besatzung bzw. Befreiung um einigermassen aus beiden Standpunkten zu schreiben.


    Einleitung:
    Es ist so das das Kosovo nach dem 2. Weltkrieg als autonome Provinz von jugoslawien verwaltet wurde. In Ihr lebten Serben,Albaner und andere Minderheiten friedlich nebeneinander. Der damalige Albaneranteil in der Provinz betrug 30 %!
    Mit der kinderfreundlichen Politik der Albaner wurden bis Anfang der 80er Jahre fast 80-90 Prozent der Bevölkerung albanischstämmig.


    Die serbische Mehrheit wurde zur Minderheit und fühlte sich zunehmend bedroht und Ihren Machteinfluss auf die Provinz schwinden. Die damaligen jugoslawischen Medien zeigten damals bedrohte Bürger die angeblich von Albanern verprügelt und schikaniert wurden um aus den albanischen Siedlungen/Stadtteile auszuziehen.


    Nach einem Besuch des damals neuen Präsidenten Milosevic auf dem Amselfeld erkannte er das Problem nachdem ihm im Interwiev ein serbischer Bauer schilderte von Albaner wegen seiner Zugehörigkeit verprügelt worden zu sein, zu seinem berühmten Zitat:
    Das niemals wieder es jemand wagen würde Serben auf dem Amselfeld zu schlagen.


    Durch den Tod Titos wurden die Karten auf dem Balkan wieder neu gemischt. Überall keimten wieder die Nationalistischen Träume wieder auf. Jede der Volksgruppen träumten von einem gross Albanien, gross Serbien, Mazedonien mit den alten Landesteilen aus Albanien, Griechenland und Bulgarien. Slowenien die einen Anschluss an Österreich suchten uvm.


    Jedenfalls driftete damals das Kosovo aus den Händen der Zentralregierung, da die dortige Bevölkerung nicht mehr jugoslawisch als Amtssprache benötigte da die Provinz ja fast auschließlich nur noch aus Albanern bestand. Auch Ihr Einfluss wurde zunehmend schwächer. Also versuchten die serbischen Nationalisten einen Rettungsversuch Ihrer wie sie so sagen Serbischen Wiege zu starten.


    Das ging damals leider mit indirekter und direkter Gewalt von den serbischen Behörden gegen die Albaner. Abtrünige wurden von der Polizeit abgeholt und misshandelt. Es wurden Albaner aus Arbeitsplätzen gekündigt und durch serbischen Kräfte ersetzt. Es wurde bewusst nicht in die Region investiert um eine Abwanderung der albanischen Bevölkerung zu begünstigen.


    Leider ging der Plan nicht auf. Gewalt erzeugte Gegengewalt und das Ergebnis kennen alle die sich ein bischen mit der Lage auf dem Balkan auskennen.


    Jedenfalls gehört lt. UN das Kosovo defacto zu Serbien. Aber was will man mit dem Gebiet wenn das Volk das jetzt dort die absolute Mehrheit hat, eine andere Sprache, Religion und Kultur hat und sich nicht unter die Herrschaft der Zentralregierung unterordnen will.


    Es ist bis jetzt keine Lösung gefunden worden, weil es keine Lösung gibt oder zumindest jede von den beiden Seiten warscheinlich in Krieg ausartet.


    Die Nato ist damals gekommen um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern. Sie haben den Kosovo vom Einfluss Belgrads befreit und das sehen jetzt die Albaner als Ihre Unabhängikeitserklärung an. Für Sie gibts keine Verhandlung den das Ziel ist die Unabhängigkeit um jeden Preis auch wenn der Krieg gegen die Nato Truppen geführt werden muss.


    Die Serbische Geschichte beruht auf diesem Gebiet. Kirchen, Klöster usw. eine bedingungslose Abgabe der Region würde den Stolz dieses Volkes treffen. Auch Sie würden versuchen wieder mit Gewalt in den Besitz der Region zu kommen.


    Von daher wird vom Westen das Problem immer aufgeschoben und der Konflikt unter den Teppich gekehrt.


    Sie hoffen das sich das serbische Volk irgendwann damit abfindet diese Region verloren zu haben, damit die Albaner in die Unabhängigkeit entlassen werden können.

  • IGGY


    super Beitrag, :top:


    endlich mal jemand der die Entwicklung neutral darstellt und nicht einseitig von seinem Standpunkt aus die Schuld auf die anderen schiebt. So ist das in dem Bekanntenkreis von meiner Frau die aus dem ehem. Jugoslawien stammt.


    Ich glaube ich weiss zu welcher Gruppe du zugehörst, auch wenn das nicht aus diesem Beitrag hervorgeht, sondern aus vorhergehenden.


    Leider scheint die Situation niemanden zu interessieren, wie die Resonanz beweist, das hatte ich ja schon vermutet.

  • Zitat

    Original geschrieben von mainframe1
      IGGY
    Ich glaube ich weiss zu welcher Gruppe du zugehörst, auch wenn das nicht aus diesem Beitrag hervorgeht, sondern aus vorhergehenden.


    Du warst doch neulich noch Italiener? ;)

    Ich habe dem Teufel meine Seele verkauft und jetzt sind wir beide ein wenig aufgeregt...!

  • Naja, die Problematik ist noch ein wenig tief greifender. Die im Kosovo lebenden Albaner, fordern ja als letzten Schritt nach Ihrer Unabhängigkeit einen Anschluss an Albanien. Dies führt umgekehrt dazu, dass der Westen einer Unabhängigkeit eher Vorsichtig gegenübersteht. Des Weiteren hat der NATO-Einmarsch dazu geführt, dass Serben aus diesem Gebiet und ihren Häusern vertrieben wurden, was wiederum zu Spannungen führt, da es letztendlich Vertreibungen und Übergriffe gegen die andere Bevölkerungsgruppe auf beiden Seiten gab und immer noch gibt.


    Aber das Kosovo ist nicht die die einzige Region auf dem Balkan, die gerade "brodelt". Im frisch unabhängig gewordenen Montenegro fordert die serbische Bevölkerungsgruppe (immerhin 32%) eine Abtrennung und Anschluss an Serbien.


    In Bosnien fordern die Die dort lebenden Serben, aber auch die Kroaten einen Anschluss an Serbien bzw. Kroatien. Was wieder zu heftigen Kontroversen innerhalb Bosnien-Herzegovinas führt.


    Einzig ruhig scheint es momentan in FYRoM geworden zu sein. Einzig der Namensstreit mit Griechenland vor den Vereinten Nationen wird wohl eine unendliche Geschichte werden.


    [Eigene Meinung]
    Alles in allem, denke ich, dass es auf dem Balkan in den nächsten Jahren noch zu einigen, wahrscheinlich auch "warmen" Auseinandersetzungen kommen wird.
    Letztendlich werden die einfachen Menschen drunter leiden, aber dass ist im Krieg ja immer so.
    [/Eigene Meinung]


    In diesem Sinne


    Jako

    Medizinmann und Mitglied Nr.2 des S///-Lampenbesitzer-Clubs!!!

  • Ich würde mal sagen das die Kosovo-Albaner von einer Unabhängigkeit garnicht soviel provitieren würden, da sie dann ganz allein für die Infrastruktur aufkommen müssen, und bei der derzeitigen Wirtschaftssituation im Kosovo könnte das schwierig werden, ich denke fast das sie mit der Beibehaltung der Zugehörigkeit zu Serbien mehr Möglichkeiten hätten.


    Aus der Sicht Serbien wären ein Verlust des Kosovo wohl zu verschmerzen. Der Verlust Motenegros war da wohl um einiges dramatischer, da damit der Zugang zur Adria verloren wurde. Aber der Kosovo liegt nicht am Meer, und wirtschaflich ist er auch nicht von Bedeutung.

  • Zitat

    Du warst doch neulich noch Italiener?


    laudanum


    Ich bin gebürtig vom Balkan, das habe ich aber in früheren Postings auch schon geschrieben. Habe aber durch Heirat einer Italienerin in Italien nach 3 Jahren dort die ital. Staatsangehörigkeit erworben. Also liegst du mit deiner Frage nicht so verkehrt!
    Also theoretisch 3 Staatsangehörigkeiten deutsch, italienisch und ehem. jugo! ;)



    Zitat

    Ich glaube ich weiss zu welcher Gruppe du zugehörst, auch wenn das nicht aus diesem Beitrag hervorgeht, sondern aus vorhergehenden.


    Kannst ja mal einen Tip abgeben! :D
    Habe bewusst versucht Emotionen und eigene Meinung so gut es ging rauszulassen. Bin auch bewusst nicht so tief wie Jako in die Materie reingegangen um erstmal zum Verständnis eine Einleitung zu bieten auf die man dann intensiver und tiefgehender aufbaut.


    Jako
    Die Albaner fordern nicht als weiteren Schritt Ihre Unabhängigkeit sondern als einzigen und das ohne Kompromisse. Das später als nächster Schritt das Kosovo mit Gebieten in Westmazedonien, Montenegro und Albanien zusammengeschlossen werden soll, kann sich jeder der sich mit dem Balkan beschäftigt wohl denken.


    In Mazedonien ist es auch nur trügerisch und oberflächig ruhig. Unter der oberfläche brodelt es gewaltig. Aber die Mazedonier sind ein Friedlebendes Volk die als einziges Völkchen auf dem Balkan kriegsfrei geblieben sind bis auf die kleineren Ausseinandersetzungen mit den Albanern. Sie haben nach dem Konflikt mit den Albanern gleich ausländische Truppen reingelassen damit es erst zu gar keinen Krieg ausarten kann. Ausserdem hat die Regierung der albanischen Minderheit soviel Rechte wie der Staatstragenden Mehrheit eingeräumt und Sie in lukrative Posten besetzt womit sie erstmal für ne Zeit ruhig gestellt sind bis aus den offiziellen 33% Bevölkerungsanteil in 10-20 Jahren das doppelte wird.
    Beispiel siehe Kosovo!


    Martyn
    Also mit dem Verlust von Montenegro hast du durchaus recht. Aber das mit dem Kosovo ist Käse. Die Albaner wollen gar nicht unter der Herrschaft Belgrads gestellt werden. Dieses Volk hat mit den Serben gar nix gemein sie sprechen eine fremde Sprache, andere Schrift, andere Sitten und sind grösstenteils Moslems.
    Die Albaner sehen Ihre Zukunt im Zusammenschluss aller von Albanern bewohnten Länderein zu einem gemeinsamen Land.


    Die Infrastruktur wird durch die UN zur Zeit so ausgebaut das der Fortschritt schneller wie im Mutterland Serbien vonstatten geht. Das war auch ein Grund für Montenegro sich von Serbien zu trennen. Die Reformen gehen zu langsam und die Kriegsverbrecher(Helden) liefern sie auch nicht nach Den Haag aus damit Serbien EU-technisch reale Chancen bekommt.


    Da liegst du verkehrt das die Serben den Verlust vom Kosovo leichter verschmerzen wie von Montenegro. Die Unabhängigkeit Montenegros ist für die Serben ein finanzieller Verlust aber das Kosovo ein kompletter Verlust der serbischen Identität.


    Den ein grossteil der serbischen Geschichte(Kämpfe auf dem Amselfeld gegen die Türken uvm.) beruht auf dem Gebiet des Kosovos. Da stehen serbische Kirchen, Klöster ect. die über 1000 Jahre alt sind. Dieses Gebiet einfach wegen Überbevölkerung einer ehemaligen albanischen Minderheit zu verlieren ist schon hart.


    Da ist nämlich das Problem. Vielleicht ist das Kosovo nicht wirtschaftlich so interessant aber gibt man einfach Land auf weil sich eine Minderheit zur Merheit geschlagen hat und nicht mehr mit dem Staatenbund zusammenleben will?


    Beispiel:
    Am Berliner Kreuzberg wohnen über 80% Ausländer. Wenn diese plötzlich nicht mehr sich den deutschen Gesetzen und der Verfassung unterordnen wollen sondern einen Staat im Staat haben wollten, würdet Ihr sagen klar doch sind doch eh so gut wie keine deutschen mehr dort und kein wirtschaftlicher Nutzen, geben wir ihnen doch dieses Terretorium. Oder würde nicht gleich wieder die fehlgeleitete Integrationsdiskussion wieder auflammen und ein härteres Durchgreifen gefordert werden.


    Wenn das Model Länderein durch enormen Bevölkerungswachstum zu bekommen Schule macht würde es künftig noch mehr Konflikte geben und das versucht man halt zu vermeiden. Von daher ist egal welcher Status entschieden wird der falsche.

  • Unabhängigkeit!!!


    Ja, die Weltkarte ändert sich heute! Das Kosovo wird ein eigener Staat. Ich denke so gegen 15 Uhr wird die Unabhängigkeit ausgerufen und um 18.30 Uhr bekommen wir die neuen Staatssymbole.


    Endlich sind wir unabhängig und es ist so schön. Wir mussten fast 100 Jahre darauf warten und heute wird meiner und unser Traum wahr, wo sehr viele Menschen ihr Leben gelassen haben.




    Edit: Neue Flagge geändert!

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  • Glaube ich nicht. Rußland wird für das Kosova keinen Krieg führen, sie halten zwar zu den Serben aber nur aus zwei Gründen:


    1. Sie wollen sich aus Trotz nicht alles von den Amerikanern diktieren lassen, Rußland hält sich ja jetzt wieder inzwischen für eine Weltmacht.


    2. Rußland verfolgt wirtschaftliche Interessen auf dem Balkan. Sie wollen wieder Fuß zu fassen, wie z.B. dem Bau einer Pipeline. Die serbische Regierung tut ja schon für die Russen fast alles, sie haben den eigen Erdölkonzern NIS an die russische Gazprom für 600 Mio. verscherbelt, während die österreichische OMV knapp über 2 Mrd. geboten hat.

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