Test: Sony Ericsson K800i
Handy- oder Digicam – das ist hier die Frage
Sony Ericsson leiht sich für das K800i die Sony-Marke Cyber-shot aus
Fast anderthalb Jahre hielt sich das K750i als Tophandy von Sony Ericsson auf dem Markt. Im Juli 2006 erschien nun sein Nachfolger, das K800i. Wir haben uns das neue Multimediahandy genau angeschaut und viele Stärken, aber auch einige Schwächen gefunden. Dennoch erweist sich das K800i als bestes bisher von uns getestetes Handy.
Lieferumfang und Verpackung
Bei der Verpackung geht Sony Ericsson neue Wege. Der bei den bisherigen Handys verwendete weiß/grüne Karton muss weichen und wird durch einen schlanken schwarz/grauen ersetzt. Beim Aufklappen kommt das in Folie eingepackte Handy zum Vorschein. Der Käufer muss nur noch Akku und SIM-Karte einsetzen und kann sofort loslegen.
Mit im Paket liegen außerdem das Ladegerät, ein USB-Datenkabel, ein eher minderwertiges Headset sowie Anleitungen und die Software-CD. Zum Thema Headset: Hier sollten Sie ein paar Euros zusätzlich investieren und ein qualitativ höherwertiges dazukaufen, wenn Sie zum Beispiel die Musikfunktionen nutzen möchten. Mehr dazu im weiteren Verlauf dieses Tests.
Großes Manko: Sony Ericsson verzichtet, wie auch schon beim W900i, im Lieferumfang auf eine Speicherkarte. Beim W900i konnten wir diesen Schritt aufgrund des großen internen Speichers (knapp 500 MByte) noch nachvollziehen, beim neuen K800i muss der Nutzer allerdings mit etwa 70 MByte auskommen. Zumindest eine kleine Speicherkarte mit 64 oder 128 MByte hätte hier schon ausgereicht.
Design und Verarbeitung
Schon beim unserer ersten Begegnung mit dem K800i auf der CeBIT 2006 hatten wir den Eindruck, ein gut verarbeitetes Gerät in den Händen zu halten. Beim Seriengerät hat sich dies nun bewahrheitet. Das K800i erreicht bei der Verarbeitungsqualität durchaus unsere bisherigen Referenz, das S700i. Ein kleines Problem haben wir aber doch gefunden: Der Schiebemechanismus der Kamera hängt schon nach einigen Schiebevorgängen im offenen Zustand etwas schief in den Angeln. Dies war schon bei den CeBIT-Geräten auffällig. Bleibt zu hoffen, dass die Verschlussklappe nicht irgendwann abfällt.
Insgesamt fällt das K800i recht schlank aus, wäre da nicht die eben schon kritisierte Kameraklappe. Das gesamte Kamerateil erhöht die Dicke des Geräts um satte 0,5 cm. Sicher, die 3,2-Megapixel-Kamera möchte vor Staub und Kratzern geschützt werden, allerdings wäre eine etwas bündiger sitzende Lösung sicher möglich gewesen.
Auf der linken Seite des Handys bringt Sony Ericsson eine Schnelltaste für den Musikplayer sowie den Speicherkartenslot unter. Letzterer ist durch eine Plastikklappe verdeckt, die sich nur schwer und unter Einsatz der Fingernägel öffnen lässt. Zum Glück wechseln die meisten Nutzer ihre Speicherkarte nur selten, alle anderen werden sich über dieses Verschleißteil möglicherweise bald ärgern.
Die rechte Seite weist die beiden Tasten zur Lautstärkeregelung sowie den Auslöser für die Kamera auf. Am unteren Rand liegt der Infrarotport. Auf der Oberseite befindet sich der An- und Ausschalter, der ebenfalls zum Aufrufen der Profile dient.
Die Geräteunterseite beherbergt den Fastport-Systemanschluss für Datenkabel, Ladegerät und Headset sowie eine Öse zur Befestigung der dem Hände beigelegten Schlaufe oder eines Schlüsselbandes.
Die Verarbeitung des K800i ist, bis auf kleinere schon beschriebene Probleme mit dem Speicherkartenslot und dem Kameraschieber, nahezu perfekt. Allerdings werden Sie das verspiegelte Display und auch die schwarze Oberschale von Zeit zu Zeit von Fingerabdrücken reinigen müssen.
Hardware und Ausstattung
Display
Die im K800i verbaute Displaykomponente kann auf 240x320 Pixel 262.144 Farben darstellen. Zwar sind einige Nokia-Geräte mit 16,7 Millionen Farben hier deutlich weiter, für die beim K800i verwendete Displaygröße reicht die Farbzahl aber aus. Einzelne Pixel lassen sich weder auf Bildern noch im Menü erkennen, so dass das Display zu den bisher besten gehört, das wir bisher in einem Handy fanden.
Eine Stromsparuhr wird ebenfalls unterstützt. Diese bietet einige Neuerungen im Vergleich zur K750i-Familie: Nicht nur die Uhrzeit, eingegangene SMS oder verpasste Anrufe werden dargestellt, sondern auch die aktive Tastensperre oder die aktivierte Stummschaltung. Sie müssen beim K800i also nicht mehr extra eine Taste drücken, um den Blick aufs volle Display freizugeben, die wirklich relevanten Infos und ihren Status erfahren Sie somit schneller und komfortabler.
Tastatur
Die Tastatur erweist sich oftmals als Schwachpunkt bei Barrenhandys, da sie auf relativ kleinem Raum untergebracht werden muss, um immer größere Display zu ermöglichen. Sony Ericsson hat bei seinem neuen Multimediamodell eine ausreichend große verbaut, die nur bei den Sondertasten für Internet und Activity-Menü leicht an ihre Grenzen stößt. Der Druckpunkt ist klar, allerdings geben die Tasten eine deutliche akustische Bestätigung, so dass sie in einem leisen Hörsaal der Uni durchaus von ihren Nachbarn beim Tippen wahrgenommen werden.
Als zentrales Steuerelement wurde erneut ein Joystick verbaut. Mit ihm waren viele Besitzer des K750i nicht zufrieden, da er ein häufiger Reklamationsgrund wurde. Der des K800i macht einen stabilen Eindruck, allerdings wird sich erst in einigen Monaten die Frage beantworten lassen, ob erneut viele Modelle den Gang in die Werkstatt antreten müssen.
Über dem Display wurden zwei weitere Tasten untergebracht, die wird schon vom Walkmanhandy W550i kennen. Sie dienen zum Bedienen des K800i bei dafür ausgelegten Spielen im Querformat. Außerdem können Sie Sonderfunktionen der Kamera mit ihnen nutzen. Dazu später mehr.
Speicher
Etwa 70 MByte internen Speicher bringt das K800i von Haus aus mit. Zusätzlich können Sie Speicherkarten des Typs Memory Stick Micro M2 einsetzen. Diese sind aktuell bis 2 GByte erhältlich, die 1-GByte-Version kostet um die 50 Euro. Wie immer bei Sony Ericsson wird der Speicher dynamisch verwaltet, das heißt, Fotos, Sounds, Videos usw. teilen sich den gesamten Speicherplatz ohne Einschränkungen.
Telefonbuch
Bis zu 1.000 Kontakte kann das K800i speichern. Sie können diesen mehrere Telefonnummern, Postadresse, E-Mail-Adressen, Notizen und auch den Geburtstagstermin hinzufügen. Die Bedienung des Telefonbuchs ist sehr komfortabel, endlich ist auch das Einsehen der Kontaktdaten möglich, ohne zuerst über den Reiter „Kontakt bearbeiten“ zu navigieren.
Das Telefonbuch sowie auch den Terminkalender können Sie mit Microsoft Outlook synchronisieren. Hierbei hatten wir bei der ersten Synchronisation einige Probleme, da das K800i Termine doppelt anlegte. Nach einigen Korrekturen trat dieser Fehler allerdings nicht mehr auf.
Menüführung
Sony Ericsson-typisch verteilt sich das Hauptmenü auf zwölf Punkte, die tabellenförmig angeordnet sind. Die Struktur ist sehr eingängig und sollte selbst Neueinsteiger vor keine allzu großen Probleme stellen. Das beiliegende Handbuch fällt allerdings äußerst knapp aus und dürfte nur wenige Fragen beantworten. Auf der Sony Ericsson-Homepage findet sich eine ausführlichere Anleitung – unverständlich, warum diese nicht dem Telefon beigelegt wurde.
Der Joystick kann in alle vier Richtungen mit eigenen Shortcuts belegt werden. Zur Personalisierung dient weiterhin das Activity-Menü. Neu hinzugekommen ist hier neben den schon bekannten Einträgen „Neues“ (für eingehende Nachrichten und verpasste Anrufe), „Internet“ (für Favoritenseiten) und „Verknüpfungen“ (für persönliche, oft genutzte Programme und Funktionen) der Eintrag „Aktive Anwendungen“. Läuft zum Beispiel der Musikplayer, während Sie eine SMS schreiben, können Sie, ohne den Schreibmodus verlassen zu müssen, kurz zum Player navigieren, einen anderen Titel auswählen und wieder zur SMS zurückkehren. Dieses erweiterte Multitasking erweist sich als einer der Hauptvorteile der neuen Software.
Gut gefallen hat uns auch die neue Systemschriftart. Sie lockert die Menüstrukturen auf und wirkt modern.
Profile
Sieben Profile stehen beim K800i zur Auswahl, die sich vollständig personalisieren lassen. Die von uns schon beim W800i und W900i kritisierte globale Klingeltonauswahl (bei früheren Geräten konnte jedem Profil ein eigener Klingelton zugeordnet werden) wurde auch beim K800i leider beibehalten.
Nachrichten
Bei den Nachrichtenfunktionen sind auch einige Neuerungen eingetreten. Nach wie vor können Sie natürlich SMS, MMS (jetzt mit 300 KByte Maximalgröße) und E-Mails verfassen. Das K800i unterstützt aber auch einen RSS-Reader, der Sie auf Wunsch mit den Neuigkeiten ihrer Lieblingswebseite versorgt. Vieraugen Handy bietet diesen Service auch an.
E-Mail- und MMS-Client wurden fürs K800i überarbeitet. Sie sind jetzt etwas einfacher zu bedienen. Eine schöne Funktion wollen wir Ihnen nicht vorenthalten: Schreiben Sie eine SMS und stellen dann fest, dass der Text deutlich über 160 Zeichen lang wird, können Sie mit einem Druck auf „Mehr“ – „In MMS-Nachricht“ die schon getippte Nachricht in eine MMS umwandeln. Preislich kann das durchaus interessant sein, denn eine MMS kostet gerade einmal so viel wie zwei SMS. Bei den erlaubten Zeichen sind Ihnen allerdings so gut wie keine Grenzen gesetzt.
Kamera
Marke: Cyber-shot. Sony Ericsson hat sich für sein neues Highend-Modell Kameratechnik von der Konzernmutter Sony ausgeliehen. Denn auf dem K800i steht nicht nur Cyber-shot drauf, es steckt auch gute Kameratechnik drin.
Dies führt dazu, dass die Fotos des K800i unsere bisherigen Referenzen K750i/W800i und W900i nochmals übertreffen. Fotofreunde können zudem viel manuell einstellen, sei es Weißabgleich, Red-Eye-Reduction, Effekte, Spotlight-Messung usw. Natürlich können Sie nach wie vor ihre „große“ Digitalkamera mitnehmen. Für einfache Bilder und kleine Ausdrucke reicht die Kamera des K800i allerdings vollkommen aus.
Neu ist das Blitzlicht, das auch in einigermaßen dunklen Räumen für Erleuchtung sorgt. Einzig bei Gegenlicht hatten wir starke Probleme, die Bilder verschwammen und wir mussten den Blitz abschalten. Dann waren die Bilder allerdings zu dunkel. Aufnahmelocation war ein Vortragsraum mit Fensterfront auf einer Seite.
Aufgrund des Blitzlichts fiel natürlich die bisher bekannte LED-Leuchte weg. Daher können Sie das K800i leider nicht mehr als Taschenlampe zur Schlosssuche oder kleine Nachtbeleuchtung verwenden.
Über dem Display hat Sony Ericsson zwei Sondertasten verbaut, die während des Fotografierens grundlegende Funktionen übernehmen. Mit der einen können Sie „Szenen“ wie Nacht- oder Dokumenten-(Makro)-Aufnahmen steuern, mit der anderen die Panorama- oder Best-Pic-Funktion. Dieser erweist sich in der Praxis als äußerst tauglich. Das Handy macht bei Druck auf den Auslöser binnen einer Sekunde mehrere Bilder, aus denen Sie sich dann die besten oder das beste Aussuchen können. Besonders bei sich bewegenden Objekten oder Personen sowie Kindern lassen sich hier sehr gute Ergebnisse erzielen.
Beispielfotos:
Außenaufnahme: Bamberg, Bahnhof
Außenaufnahme: Spezial-Keller, Bamberg (Dämmerung, mit Blitzlicht)
Innenaufnahme: Keller, vollständige Dunkelheit (mit Blitzlicht)
Weitere Bilder finden Sie in der Fotostrecke.
Multimedia
Multimediafunktionen sind die Stärke des K800i. Im Musikbereich kommt es sehr nahe an die Handys der Walkman-Reihe heran, es fehlt einzig die Megabass-Funktion, auf die viele Nutzer sicher verzichten können. Das Radio machte im Test einige Probleme, da ein permanenter Zirp-Ton zu hören war. Hier sollte Sony Ericsson mit einem Update nachbessern.
Spiele hat das K800i natürlich auch an Bord. Die grafisch aufwändige Minigolf-Umsetzung begeistert am Anfang sicherlich, dürfte aber bald langweilig werden, ebenso „FotoQuestFishing“. Hier mimen Sie einen Taucher, der seltene Fischarten fotografieren muss und dafür Belohnungen einheimst. Vom K700i kannten wir schon das Spiel „Tennis“, das für einige Stunden Spielspaß sorgt und zu Ende hin nicht gerade einfach zu meistern ist.
Die weiteren Funktionen sind nicht neu, teilweise aber verbessert. So ist ein Videoplayer, ein Foto-, Video- und Musik-DJ an Bord. Besonders der Foto-DJ erlaubt das korrigieren oder verschönern von Fotos. So können Sie lieben Verwandten einen Hut aufsetzen oder Sprechblasen einzeichnen.
Datenfunktionen
USB, Bluetooth, Infrarot. Außer W-LAN sind alle Datenfunktionen an Bord, die man bei einem aktuellen Gerät erwarten kann. Das W-LAN-Modul fehlt nicht wirklich, da es sich beim K800i um ein gewöhnliches Handy und kein Smartphone handelt. Dennoch wird diese Funktion in den kommenden Jahren sicher auch in Handys eine immer bedeutendere Rolle spielen.
Der Bluetooth-Port unterstützt beim K800i neuerdings auch das A2DP-Bluetooth-Stereo-Audio Protokoll. Somit können Sie über ein Stereo-Bluetooth-Headset kabellos Musik hören. Sony Ericsson bietet dazu ein Headset an, das mit über 80 Euro allerdings noch etwas teuer ist (Foto: Stereo-Bluetooth-Headset HBH-DS970).
UMTS ist natürlich ebenfalls mit an Bord. Das Surfen im Internet-Portal von Vodafone bereitete uns keinerlei Probleme, die Geschwindigkeit war subjektiv sogar höher als mit dem ebenfalls von uns getesteten Walkman-Handy W900i.
Akustik
Die Akustikwerte des K800i pendeln sich irgendwo zwischen dem K750i/W800i und W900i ein. Meint: Wir haben schon komfortabler telefoniert. Die Hörerlautstärke dürfte höher sein, der Freisprecher neigt bei Erhöhung der Lautstärke zum Scheppern. Wir hatten zwar keinerlei Probleme, unser Gegenüber zu verstehen, allerdings könnte es in einer lauten Innenstadt beim Warten an der Ampel schon zu Schwierigkeiten kommen.
Standby- und Gesprächszeit
Sony Ericsson gibt die Standbyzeit des Cyber-shot-Handys mit 14 Tagen an, die maximale Gesprächzeit mit 7 Stunden. Beide Werte werden Sie im Alltag allerdings nicht einmal annähernd zu erreichen.
Das Handyportal Xonio hat bei maximaler Sendeleistung die Gesprächszeit getestet und kam auf 3 Stunden und 30 Minuten. Damit liegt es etwa eine halbe Stunde vor dem W900i, das uns in diesem Punkt stark enttäuscht hatte. Zum Standby: Während unseres zweiwöchigen Testzeitraums musste das K800i alle drei Tage an die Steckdose. Bei geringerer Nutzung könnte es durchaus fünf Tage oder etwas mehr durchhalten.
Fazit
Zwar erreicht das K800i den bisher besten Wert unserer Handytests, allerdings bleiben einige Negativpunkte zu notieren. Da wäre zum einen die Akustik, zum anderen das Design mit dem stark abstehenden Kameraschieber. Für Foto- und Multimediafreunde ist es allerdings ein optimales Gerät, an dem Sie auch in einem Jahr noch ihre Freude haben werden.