Reichensteuer ! oder: Leistung wird bestraft !

  • Ob eine Diskussion über die (Irr-)lehren und -annahmen des Marxismus hier angebracht ist, wage ich zu bezweifeln.


    Ich denke, man könnte das Ganze deutlich abkürzen, wenn man sich nicht durch die theoretischen Ausführungen kämpft (und auch unvoreingenommen die Gegenpositionen studiert), sondern sich die Implikationen vergegenwärtigt, die letztlich auf

    • die Abwertung des einzelnen Individuums herauslaufen,
    • die Entfaltungsmöglichkeiten einschränken und
    • das Kollektiv in den Vordergrund stellen. Auch das
    • Naturgesetz (sic!!) der "unsichtbaren Hand" wird einfach einfach ignoriert, obwohl dies schon seit Jahrtausenden "funktioniert".


    Die Diskussionen des Für und Wider ist gewiss ein interessantes Beschäftigungsfeld, aber die praktische Relevanz der Theorien muss doch spätestens dann bezweifelt werden, wenn die Eigenarten des Menschen außer Acht gelassen werden. An dieser Stelle kommt auch die nächste Dimension hinzu, nämlich die christliche Prägung der westlichen Welt, die sich nach gängiger Auffassung nicht mit Gleichschaltung vereinbaren lässt.

  • Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    Man kann die Augen vor der Realität verschließen, keine Frage. Aber wenn man versucht, die Menschen und die Entwicklung unserer Gesellschaft in den letzten Jahrtausenden zu analysieren, dann trifft man doch erstaunlich oft auf die Nutzenmaximierung. Und unbefangen muss man (IMO) zugestehen,dass die Allgemeinheit enorm davon profitiert hat. Genauso wie sie auch heute noch davon profitiert.


    Nur heiße Luft ohne auf das Argument einzugehen. Die Frage ist, wonach wir entscheiden wie das Zusammenleben organisiert wird.
    Genauso kann man sagen, dass ungezügelte, hemmunslose Nutzenmaximierung verantwortlich ist für alle Greuel welche die Menschheit je begangen hat... :rolleyes:


    Nutzen für die Allgemeinheit ist v.a. dort entstanden, wo Kooperation mit anderen weiter verbreitet war als Mißtrauen und Eigenbrödlerei. Und kooperieren um Mehrwert zu erzeugen ist keine kapitalistische Erfindung.


    Zitat

    Jetzt fängst Du aber an, munter Ethik und Moral mit Organisationsformen des Zusammenlebens zu vermischen, sodass daraus eine amüsante Logik entsteht :rolleyes:


    Immer nur werten, aber nicht argumentieren, so braucht es gar keiner Logik - auch amüsant. :rolleyes:
    Du hast über "Naturgesetze" versucht Regeln für das Zusammenleben abzuleiten bzw. zu rechtfertigen.



    Zitat

    Vermutlich hast Du den Thread nicht von Anfang an gelesen, wo das schonmal Gegenstand der Diskussion war: Die Reichensteuer an sich ist doch vollkommen egal [...]


    Und weiter munter Unterstellungen... Ja ich habe den Thread gelesen. Und du hast meinen Beitrag nicht verstanden. Meine Anspielung auf eine allgemeine Reichensteuer war Ironisch - denn natürlich hat es zu jeder Zeit unter wohlhabenden Menschen solche gegeben die damit - ganz ohne ökonomische Anreize - Zwecke für die Allgemeinheit betrieben haben. Du bist so gefangen in deinem beschränktem Verständnis davon wie Menschen motiviert sind und wie sie funktionieren, dass du das wohl leider nciht erkennen konntest.


    Statt triebhaft auf bestimmte "keywords" zu reagieren, und deine Stammtischargumente abzulassen, empfehle ich mehr Zeit in Textverständnis zu investieren. Und wenn du der Meinung bist, dass du etwas nicht verstanden hast, dann versuch ich es auch gerne besser zu erklären. ;)


    Lass doch mal das niveulose Stammtischgefasel und deine Unterstellung weg, vielleicht können wir dann Auenhöhe diskutieren.

    "That's not a hair question. I'm sorry." - 01/31/07 - Never forget!

  • Zitat

    Original geschrieben von Sencer
    Nutzen für die Allgemeinheit ist v.a. dort entstanden, wo Kooperation mit anderen weiter verbreitet war als Mißtrauen und Eigenbrödlerei. Und kooperieren um Mehrwert zu erzeugen ist keine kapitalistische Erfindung.


    Nochmals: Hier geht es doch nicht um Kapitalismus :rolleyes: Die Light-Version aka Marktwirtschaft basiert vor allem auf Tausch von Waren und Dienstleistungen und Mechanismen, die das unterstützen.

    Zitat

    Original geschrieben von Sencer
    Du bist so gefangen in deinem beschränktem Verständnis davon wie Menschen motiviert sind und wie sie funktionieren, dass du das wohl leider nciht erkennen konntest.


    Zumindest lebe ich mit meinem beschränkten Menschenbild ganz gut und kann auch derartige Verbalinjurien entsprechend einordnen :) Jedenfalls erliege ich nicht dem Wunsch, die Menschen gleichzuschalten und alle in die eine Schublade zu schieben. Odr sollte ich sagen in die 2 Schubladen zu schieben? Denn manche sind ja gleicher als andere? *grunz*grunz* ;)

    Zitat

    Original geschrieben von Sencer
    Statt triebhaft auf bestimmte "keywords" zu reagieren, und deine Stammtischargumente abzulassen, empfehle ich mehr Zeit in Textverständnis zu investieren. Und wenn du der Meinung bist, dass du etwas nicht verstanden hast, dann versuch ich es auch gerne besser zu erklären. ;)
    Lass doch mal das niveulose Stammtischgefasel und deine Unterstellung weg, vielleicht können wir dann Auenhöhe diskutieren.


    So what? Soll ich mich dazu auf die Knie begeben? Oder muss ich auch erstmal in inhaltsleere Beschimpfungen verfallen? Bisschen dämlich, oder?

  • Wenn man Marx' Theorien so krampfhaft falsch deutet (Stichwort Gleichschaltung), der sollte sich wirklich nochmal eingehend damit befassen.

    Original geschrieben von bernbayer:
    "Eine Kampagne in ZUsammenhang mit Guttenberg kann man der Bild-Zeitung nicht vorwerfen."

  • Du schmeißt mit einem knappen dutzend Unterstellungen und Beleidigungen um dich, und weil du jetzt nicht weiter weißt, versuchst du meine neutrale Beschreibung ebenfalls in eine Beleidigung umzudeuten (wär ja dann immerhin eine geworden...). Wenn du keine anderen Triebfedern menschlichen Handelns außer einer einzigen als zulässig erachtest, dann ist es nunmal ein "beschränktes" Verständnis was du in der Diskussion hier forciert hast. Beschränkt hat in diesem Kontext also nichts mit Blödheit zu tun, sondern ist eine wertfreie Umschreibung dieses "Monokausalismus". Wie gesagt, ich erkläre dir die Sachen gerne, du mußt nur Fragen.

    "That's not a hair question. I'm sorry." - 01/31/07 - Never forget!

  • Zitat

    Original geschrieben von Mephisto


    (Bedauerlicherweise) ist dem aber so. Naturgesetz besagt mitnichten, dass es sich hierbei um ein Gesetz, welches aus der Natur abgeleitet ist, handelt. Naturgesetz bedeutet viel eher, daß sich es sich hierbei um einen kaum zu beinflussenden immanenten Faktor handelt. Hängt meiner Meinung nach damit zusammen, daß der Mensch über mehr oder weniger freien Willen verfügt und sein Handeln und den Erfolg dessen evaluieren kann, etwas, dass der Hase auf der Wieso eher nicht vermag.


    Naturgesetze heißen so, weil sie sich ausdrücklich nicht aus der Natur ableiten lassen, ach so.
    "Ja nee, iss klar," um mal Atze Schröder zu zitieren. :rolleyes:
    Und jetzt mal ganz ernsthaft: Auf welchem Niveau diskutieren wir hier eigentlich? Und auf welchem Ansatz fußt Deine tollkühne These vom nicht-naturgesetzlichen Charakter der Naturgesetze eigentlich? Gibt es dafür auch so etwas wie Quellen, aus denen Du Deine "Weisheit" schöpfst, und die Du mal gütigst nennen könntest? :mad:


    Zitat

    Original geschrieben von Mephisto
    Der vielzitierte homo oeconomicus ist sicherlich nicht grundlos der in der Wissenschaft und Wirtschaft als allgemeingültig angesehene Typus. Und er dient nicht nur der -und zwar eisernen- Regel, Kapital (und auch Arbeitseinsatz!) sucht sich automatisch die höchste Verzinsung, als Ableitbegriff, er ist die Grundlage. Und diese Regel, so sehr sie Dir missfallen mag, ist einfach unbeeinflussbar.


    Um es mal ganz drastisch zu sagen: Das ist bullshit. Du - als offenbar bekennender Nicht-Marxist, nur leider ohne jegliche Ahnung vom Marxismus - fällst ausgerechnet auf die größte Schwachstelle des Marxismus herein - logischerweise sogar, ohne dies überhaupt zu bemerken. ;)
    Der Mensch sucht sich meinethalben den größten Nutzen, aber nicht immer den höchsten Ertrag. Denn wenn das stimmte, was Du behauptest, dann müßte doch jeder Arbeitslose, dem ein Job angeboten wird, mit dem er auch nur ein paar Euro mehr verdient als mit ALG II, sich doch sofort auf diese Arbeit stürzen. Tut er aber nur in den selteneren Fällen. Und warum? Weil er i. d. R. - ganz nutzenmaximiert - den Aufwand des allmorgendlichen Aufstehens und pünktlichen Zur-Arbeit-Gehens gegen den möglichen Mehrertrag von ein paar Euro abwägt und dann doch lieber morgens mit dem Ar... im Bett bleibt.
    Und leider ist mit dem Prinzip der Nutzenoptimierung die gesamte Bandbreite menschlicher Motivation noch längst nicht in ausreichender Form und in ihrer Vielschichtigkeit erfaßt. Ich empfehle Dir - übrigens ebenso wie dem Kollegen "qwasy" dringend, Dich einmal mit Motivationsforschung zu beschäftigen - das könnte Deine doch arg einseitig ausgerichtete Betrachtungsweise ganz beträchtlich erweitern. ;)


    Zitat

    Original geschrieben von Mephisto
    Gehst Du zur Bank x, bei der Du 2% Verzinsung bekommst, oder gehst Du mit Deinem ersparten zur Bank y, die Dir 3% bietet? Nimmst Du den Job mit 40.000 Euro Jahresgehalt oder den mit 50.000 Euro? Kaufst Du Deine Lebensmittel bei Aldi oder Spar?


    1. Ich lege mein Geld niemals ausschließlich ertragsmaximiert an, denn gegen den maximalen Ertrag setze ich auch das potentielle Risiko und die mit dem Ertrag verbundene Mindestfrist, handele also eher aus einer Gemengelage an Gründen.


    2. Ob ich lieber für 50.000 Euro schufte wie ein Pferd, Überstunden noch und nöcher abreisse, nie Zeit für Urlaub habe und nach ein paar Jahren Dauerstress tot umfalle oder für 40.000 Euro lieber einen Job annehme, bei dem ich eine ruhige Kugel schieben kann und pünktlich Feierabend habe, hängt sehr von der zu besetzenden Stelle ab. Hier bin ich ein nutzenoptimiert denkender und handelnder Mensch.


    3. Ob ich mich bei Aldi mit all den anderen Proleten in die Schlange vor der einzigen geöffneten Kasse stelle oder eben rasch bei Spar durchhusche, weil dort die Bedienung freundlicher ist, das Gemüse frischer, und die Wartezeit an den Kassen nur minimal ist, hängt ganz von meiner Laune und dem Pegel in meinem Portemonnaie ab. ;) Legt man Deine Theorie zugrunde, dürfte es so etwas wie Spar oder Edeka ja gar nicht mehr geben, weil alle Menschen ständig und ganz eisern dem Ertragsmaximierungsprinzip gehorchen und zu Aldi oder Lidl gehen, weil dort alles am "ertragsmaximalsten" zu haben ist.


    Zitat

    Original geschrieben von Mephisto
    Und damit beweist Du leider, daß auch Du das Grundgesetz nicht ganz gelesen, oder wenigstens nicht verstanden hast.


    Denn die von Dir zitierte Schranke unterliegt ihrerseits (wie alle GRUNDrechte) so drastischen Schranken-Schranken, daß sie eher Orientierungscharakter hat. Nicht grundlos ist die Institution "Eigentum" als so wichtige Voraussetzung für die Existenz der FDGO eingestuft worden, daß sie in der Verfassung steht.


    Ach ja? Na, dann hättest Du besser nach der Lektüre des Artikels 14 mal weitergelesen:

    Zitat


    Artikel 15 [Vergesellschaftung]


    Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden. Für die Entschädigung gilt Artikel 14 Abs. 3 Satz 3 und 4 entsprechend.


    [small]Quelle: http://www.bundesregierung.de/…tz-fuer-die-Bundesrep.htm[/small]


    Da siehst Du also, welchen überaus wichtigen und unantastbaren Stellenwert der Privatbesitz von Produktionsmitteln für die Väter unserer Verfassung hatte: zwar darf nicht ohne Entschädigung enteigent werden, aber es darf durchaus enteignet werden, wenn schwerwiegende Gründe dafür sprechen.



    Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    [Marx nicht gelesen]
    Das wäre ja geradezu so, als ob man immer das Rad neu erfinden müsste: Selbstverständlich kann man die Kritik an einem Schriftstück aus Sekundärliteratur aufnehmen.


    ...und dabei ohne es zu wissen sämtliche Fehler und Voreingenommenheiten der Rezipienten aus der Sekundärliteratur nachplappern, gell, so wie der Blinde, der von Farbe spricht? Nein, vielen Dank, da ziehe ich die Lektüre der Primärquellen vor, zumal, wenn sie so leicht zugänglich sind wie die Schriften von Marx.


    Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    Es muss ja auch nicht jeder Adam Smith gelesen haben, um seine Ideen zu kritisieren.


    Stimmt, man muß nicht, aber man sollte. Denn sonst weiß man nicht, was man da eigentlich kritisiert. Und um der Frage gleich zuvorzukommen: Ja, ich habe Adam Smiths Buch Welfare of Nations gelesen, und zwar in einer englischen Originalausgabe.


    Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    Möglicherweise ist Dir im Eifer des Gefechts entgangen, dass es doch gar nicht darum geht, ein kapitalistisches System gegenüber dem Marxismus zu verteidigen, vom Kapitalismus sind wir vermutlich ähnlich weit entfernt, wie die Oststaaten es vom Sozialismus waren.


    1. Möglicherweise ist Dir im Eifer des Gefechts entgangen, daß ich dem Kapitalismus durchaus Reformfähigkeit bescheinigt habe.


    2. Die kapitalistische Gesellschaftsform zeichnet sich durch den privaten Besitz von Produktionsmitteln in den Händen einer Minderheit aus, während die Mehrheit lohnabhängig beschäftigt ist. Dabei kassieren die Produktionsmitteleigner den von ihren Arbeitern und Angestellten erwirtschafteten Mehrwert (und zahlen nach Möglichkeit, unter Ausnutzung aller von einem freundlich gesonnenen politischen System geschaffenen Steuerschlupflöcher, nur sehr geringe Abgaben dafür).
    Möglicherweise ist Dir im Eifer des Gefechts auch entgangen, daß genau dies im Deutschland des Jahres 2006 gesellschaftliche Realität ist. Oder glaubst Du wirklich, die paar Prozent Aktien im Streubesitz machen Otto-Normalo jetzt plötzlich zu Mitgliedern der herrschenden Klasse? Oder daß die läppischen 3 % Steuerzuschlag für Spitzenverdiener jetzt plötzlich das soziale Gewissen dieser Großkassierer wecken?


    Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    Wirtschaftswachstum lässt sich natürlich nicht vom Staat befehlen, aber er kann die Rahmenbedingungen dazu schaffen. Euckens Ausführungen zu den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft könnten vielleicht Neues für Dich hervorbringen ;)


    Auch Walter Euckens Ordoliberalismus ist mir durchaus vertraut. Schade nur, daß seine bemerkenswerten Ansätze, dem Kapitalismus durch sozialstaatliche Komponenten ein menschlicheres Anlitz zu geben, im Zeichen eines globalen und damit faktisch schrankenlosen Neoliberalismus zunehmend von den multinationalen Konzernen ausgehebelt werden, z. B. mit der unverhohlenen Drohung, die Arbeitsplätze ggf. ins Ausland zu verlagern.


    Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    Du verwechselst Nutzenmaximierung mit Ertragsmaximierung im Sinne eines homo oeconomicus, was leider vielen passiert. Nutzenmaximierung kann auch darin bestehen, ohne Leistung möglichst viel zu bekommen und sich damit denn einen schönen lauen Tag zu machen. Und genau da kranken Systeme, in denen der persönliche Antrieb von Staats wegen ausgehebelt wird.


    Dies zeigt mir, daß Du nicht genau gelesen hast, was ich geschrieben habe. Ich sprach davon, daß Marx genau mit seiner Definition des Menschen als homo oeconomicus eine der größten Schwachstellen in seine Theorie einbaute. Denn der Mensch strebt meinethalben nach dem größten Nutzen, gleichgültig, ob er ihn durch Arbeit oder eben durch Nicht-Arbeit erreichen kann. Und leider ist damit die gesamte Bandbreite menschlicher Motivation nur äußerst unzureichend und einseitig erfaßt. Ich empfehle Dir also dringend, Dich auch einmal mit Motivationsforschung zu beschäftigen, wie ich es beim Kollegen "Mephisto" weiter oben auch schon getan habe.


    Du scheinst in mir einen Marxisten zu sehen, bloß weil ich mich ein bißchen in marxistischer Theorie auskenne und den alten Karl (sowie seinen Freund, den alten Friedrich) tatsächlich auch gelesen habe. Und Du führst hier - leider von keinerlei Sachkenntnis getrübt - Deine Vorurteile über die marxistische Theorie ins Feld, ohne auch nur die geringste Ahnung von dem zu haben, über das Du schreibst.


    Hier kann ich nur sagen: Solltest Du je versuchen, mit einem überzeugten und geschulten Marxisten zu diskutieren, hätte der Dich argumentativ in weniger als fünf Minuten in der Luft zerfetzt, in mundgerechte Häppchen zerlegt und den johlenden Zuschauern zum Fraß vorgeworfen.


    Wie hätte es doch unser Alt-Bundespräsident Heinrich Lübke mit seiner glänzenden Eloquenz in fremden Sprachen ausgedrückt: "you are on the wood way!" :D


    Viele Grüße und einen
    Happy Day

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Zitat

    Original geschrieben von raix
    Wenn man Marx' Theorien so krampfhaft falsch deutet (Stichwort Gleichschaltung), der sollte sich wirklich nochmal eingehend damit befassen.


    Krampfhaft, vielleicht aber auch schon vorsätzlich? :rolleyes:


    Der Begriff der Gleichschaltung stammt "Aus dem Wörterbuch des Unmenschen", das erstmals 1945 von Dolf Sternberger, Gerhard Storz und Wilhelm E. Süskind herausgegeben wurde. Dieser nationalsozialistischen Ideologie-Begriff bezeichnet die erzwungene politische, wirtschaftliche und kulturelle Vereinheitlichung im Deutschland Adolf Hitlers ab 1933. Den Begriff der "Gleichschaltung" in einem Atemzug mit der marxistischen Theorie zu verwenden, zeugt schon von reichlich unreflektiertem Denken und Sprachgebrauch. Von der völligen Ignoranz in Sachen marxistischer Theorie ganz zu schweigen...


    Ganz provokant könnte ich jetzt mal fragen, wie es um die Sache der sozialen Marktwirtschaft bestellt sein muß, wenn einer ihrer angeblichen Verteidiger schon zum Mittel der Diffamierung eines anderen Lösungsansatzes mit Nazi-Schlagworten greift. :rolleyes:


    Da scheinen uns die 3 % "Reichensteuer" aber wirklich nicht weiterzubringen, nicht einmal mehr als symbolischer Beitrag. :(


    Viele Grüße und einen
    Happy Day

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Jungs und Mädels, ihr schreibt Euch hier die Finger wund zum Marxismus, der nicht etwa deswegen heutzutage relativ bedeutungslos geworden ist, weil er die Lösung der Probleme der Welt ist.


    Sencer, Du hast es angeboten, daher greife bitte ich um Erklärung folgender Punkte (gerne auch in Kurzform, gerne auch in einzelnen Auszügen). Natürlich darf sich auch Happyday gerne beteiligen, er scheint hier das breiteste Wissen zum Thema zu haben:

    • Welche Rolle kommt der geistigen und der Handlungs-Freiheit im Marxismus zu?
    • Inwiefern haben Systemteilnehmer das Recht, selbst über das Wirtschaften mit ihnen überlassen Faktoren zu bestimmen?
    • Bis zu welchem Maß darf ein Einzelner über den produktiven Einsatz seiner Mittel entscheiden?
    • Inwieweit hat ein Individuum die Möglichkeit, sich in soziale Strukturen einzufügen und gemäß seinen Fähigkeiten auch andere zu leiten bzw. ihnen zu helfen, die eigene Energie sinnvoll einzusetzen?
    • Was passiert mit denjenigen, die die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen?
    • Wer stellt den Fortschritt und die Weiterentwicklung des Wissens sicher?
    • Wie steht der Marxismus zum Prinzip Konkurrenz? Das heisst wie wird bei knappen Produktionsfaktoren um dieselben konkurriert bzw. nach welchem System erfolgt die Zuteilung.
    • Weil oben ein kleiner Seitenhieb auf die Globalisierung zu lesen war: Was geschieht an den Systemgrenzen? Oder brauchen wir erst die Marxistische Weltherrschaft?


    Das sind spontan ein paar Fragen, die sich im Zusammenhang mit Marx auftun. Ich bin gespannt und neugierig! :)


    Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989
    Ganz provokant könnte ich jetzt mal fragen, wie es um die Sache der sozialen Marktwirtschaft bestellt sein muß, wenn einer ihrer angeblichen Verteidiger schon zum Mittel der Diffamierung eines anderen Lösungsansatzes mit Nazi-Schlagworten greift. :rolleyes:


    (Trotz einleitender Weichmacher-Entschuldigung) hat erstaunlich lange gedauert, bis diese Karte gezogen wurde ;) Eine Negierung bzw. Einschränkung des Individuums und seiner Freiheiten sorgen für Gleichmacherei. Geschieht dies im Auftrag einer totalitären Staatsform, so ist es nicht unüblich, von Gleichschaltung zu sprechen.

  • Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    Jungs und Mädels, ihr schreibt Euch hier die Finger wund zum Marxismus, der nicht etwa deswegen heutzutage relativ bedeutungslos geworden ist, weil er die Lösung der Probleme der Welt ist.


    Und noch so ein dumpfes Vorurteil aus der Mottenkiste des plattesten Anti-Kommunismus. Zum letzten Mal: Lies doch erstmal die Quellen! Bis dahin halte zu Themen, bei denen Du Dich bisher nur durch einen überreichen Mangel an Sachkenntnis ausgezeichnet hast, einfach den Mund. Bitte!


    Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    Sencer, Du hast es angeboten, daher greife bitte ich um Erklärung folgender Punkte (gerne auch in Kurzform, gerne auch in einzelnen Auszügen). Natürlich darf sich auch Happyday gerne beteiligen, er scheint hier das breiteste Wissen zum Thema zu haben:

    • Welche Rolle kommt der geistigen und der Handlungs-Freiheit im Marxismus zu?
    • Inwiefern haben Systemteilnehmer das Recht, selbst über das Wirtschaften mit ihnen überlassen Faktoren zu bestimmen?
    • Bis zu welchem Maß darf ein Einzelner über den produktiven Einsatz seiner Mittel entscheiden?
    • Inwieweit hat ein Individuum die Möglichkeit, sich in soziale Strukturen einzufügen und gemäß seinen Fähigkeiten auch andere zu leiten bzw. ihnen zu helfen, die eigene Energie sinnvoll einzusetzen?


    Dazu liest Du am besten mal was, auch wenn's etwas längerere Texte sind, denn die marxistische Theorie ist einfach zu komplex für eine dreizeilige Erklärung auf der Rückseite eines Bierdeckels:


    http://www.glasnost.de/autoren/krauss/kofler1.html


    http://www.glasnost.de/autoren/krauss/kofler2.html


    (Und als Information über den Verfasser: http://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Kofler
    Ich hatte mal das Vergnügen, ein Seminar bei ihm besuchen zu können. Der Mann war trotz seines schon fortgeschrittenen Alters (damals schon Mitte 80) geistig erheblich beweglicher als die meisten seiner Studenten, humorvoll, geistreich und alles andere als Dogmatiker.)



    Zitat

    Original geschrieben von qwasy

    • Was passiert mit denjenigen, die die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen?


    Dasselbe, was mit ihnen auch in einem kapitalistischen System passiert bzw. passieren sollte: Sie werden, sofern sie in leitenden Positionen sind, durch hoffentlich fähigere Leute ersetzt. Ansonsten hilft man ihnen so gut wie es geht, und zieht sie halt mit durch. Also genau so, wie es in bundesrepublikanischen Behörden und behördenähnlichen Betrieben auch üblich ist. ;)


    Zitat

    Original geschrieben von qwasy

    • Wer stellt den Fortschritt und die Weiterentwicklung des Wissens sicher?


    Das Individuum, allerdings in der Gruppe, also ganz genau so, wie es in kapitalistischen Systemen auch funktioniert. Denn Forschung und (Weiter)Entwicklung sind heutzutage auch keine Leistungen von "Einzeltätern" mehr, sondern werden von Teams vollbracht - i. d. R. im Auftrag von Firmen, die damit Geld verdienen wollen. Den genialen Erfinder, der einsam in seinem halbdunklen Labor hockt und leise vor sich hinmurmelnd die großartigsten Erfindungen macht, gibt es heutzutage auch nur noch in schlechten Filmen.


    Zitat

    Original geschrieben von qwasy

    • Wie steht der Marxismus zum Prinzip Konkurrenz? Das heisst wie wird bei knappen Produktionsfaktoren um dieselben konkurriert bzw. nach welchem System erfolgt die Zuteilung.


    Da in der Gesellschaft nach Marx jeder Mensch stets nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten seinen Anteil am gesellschaftlich erwirtschafteten Reichtum erhält, gibt es eben auch kein Konkurrenzdenken. Deine Frage nach Konkurrenz in einer marxistischen Gesellschaft ist also ungefähr so sinnvoll wie die Frage nach einem möglichen Konkurrenzkampf der Fische, wenn im Ozean mal das Wasser knapp werden sollte. ;)


    Zitat

    Original geschrieben von qwasy

    • Weil oben ein kleiner Seitenhieb auf die Globalisierung zu lesen war: Was geschieht an den Systemgrenzen? Oder brauchen wir erst die Marxistische Weltherrschaft?


    1. Das war kein "kleiner Seitenhieb".


    2. Ich zitiere mich mal selbst, aus meinem Beitrag von heute, 16:47 Uhr: "Bis zu dem Zeitpunkt, als Stalin seine absurde These vom "Aufbau des Sozialismus in einem Land" formulierte, um seinen eigenen Machtanspruch zu zementieren und seinen Rivalen Trotzki auszuschalten, war es für alle Marxisten selbstverständlich, daß sich der Sozialismus nur weltweit durchsetzen ließe, und auch nur, nachdem ein weltweit agierender Kapitalismus im Niedergang begriffen sei, [...]" (Hervorhebung hinzugefügt).
    Damit dürfte Deine Frage beantwortet sein bzw. sie war eigentlich schon längst beantwortet, bevor Du sie überhaupt stelltest. Mit anderen Worten: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil, denn er braucht seine Fragen nicht doppelt zu stellen. ;)


    Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    Das sind spontan ein paar Fragen, die sich im Zusammenhang mit Marx auftun. Ich bin gespannt und neugierig! :)


    Na, ich weiß zwar nicht, ob's was nützt, aber einige mögliche Antworten hast Du ja jetzt. Hier aber noch mal, damit Du verstehst, um was es hier eigentlich geht: Der Marxismus ist ein in sich geschlossenes Theorie- und Denkmodell, allerdings ohne klare Handlungsanweisungen zu seiner Umsetzung in die Praxis. (Das alles hättest Du übrigens schon selbst wissen können, wenn Du Dir nur mal die Mühe gemacht hättest, wenigstens dem "Marxismus"-Link zur Wikipedia zu folgen.)
    Und daher, um mal den von den Deutschen im Allgemeinen so hochgeschätzten Michail Gorbatschow zu zitieren, "ist der Sozialismus so vielschichtig, wie das Leben selbst." Du machst dagegen den Fehler, den Marxismus als rigides Dogma zu begreifen, zu dem ihn machtgierige Putschisten wie Lenin, Stalin, Mao Zedong und andere erniedrigten, weil er ihnen bloß als ideologische Verbrämung für ihre egoistischen Ziele diente.


    Letztlich kann "der Marxismus" nichts anderes bewirken, als Gegenentwürfe hervorzubringen, mit deren Hilfe die Auswüchse kapitalistischer Systeme in Grenzen gehalten werden und dadurch eine für alle Menschen lebenswerte irdische Zukunft entstehen kann. Dies dürfte eine der wohl großartigsten geistigen Einzelleistungen sein, die je vollbracht wurden, sozusagen die Darwinsche Evolutionstheorie auf dem Gebiet der Gesellschaftswissenschaften.


    Allerdings: während wir heute Darwins Thesen als wissenschaftlich weitestgehend gesichert akzeptieren und über die sogen. "Kreationisten" und ihre Gefasel von Gott als dem intelligent designer allen Lebens nur mitleidig lächeln (oder höhnisch lachen, je nach Temperament), wird ihr Gegenstück, die von Marx entwickelte wissenschaftliche Theorie zur Entwicklung der menschlichen Gesellschaft durch z. T. groteske Unterstellungen, gepaart mit allerhöchstens oberflächlichem Halbwissen diskreditiert. Man könnte es auch so ausdrücken: auf dem Gebiet der Gesellschaftswissenschaften haben neoliberale Kreationisten z. Z. noch die Deutungshoheit.


    Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    (Trotz einleitender Weichmacher-Entschuldigung) hat erstaunlich lange gedauert, bis diese Karte gezogen wurde ;) Eine Negierung bzw. Einschränkung des Individuums und seiner Freiheiten sorgen für Gleichmacherei. Geschieht dies im Auftrag einer totalitären Staatsform, so ist es nicht unüblich, von Gleichschaltung zu sprechen.


    1. Das war überhaupt keine Entschuldigung, nicht einmal eine weichgespülte. Und wofür sollte hier wohl eine solche fällig sein?


    2. Das (Tot)Schlagwort "Gleichschaltung" hast Du in die Debatte eingeführt, nicht ich oder die Kollegen "raix" oder "Sencer". Also, wenn Du ein eindeutig aus dem Vokabular des Nationalsozialismus stammendes Wort verwendest, um Dir nicht genehme Positionen zu diffamieren, die Du ja nicht einmal ansatzweise verstehst, dann darfst Du Dich auch nicht über die entsprechenden Reaktionen wundern.


    3. Der Marxismus ist keine totalitäre Staatsform, sondern vielmehr - wie oben bereits hinreichend ausführlich dargelegt - ein Denkmodell. Von daher ist die Verwendung des Begriffs "Gleichschaltung" in diesem Zusammenhang nicht nur "nicht unüblich", sondern ganz eindeutig diffamierend.


    Viele Grüße und einen
    Happy Day

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Danke für Deinen Versuch mit den Ausführungen, sehr interessant ;) Wenngleich die Aussagen in weiten Teilen nicht auf die Kritik eingehen und noch weniger die Relevanz der Theorien für die heutige Zeit belegen.


    Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989
    Das Individuum, allerdings in der Gruppe, also ganz genau so, wie es in kapitalistischen Systemen auch funktioniert. Denn Forschung und (Weiter)Entwicklung sind heutzutage auch keine Leistungen von "Einzeltätern" mehr


    Die Frage hatte eigentliche eine andere Intention, die vor allem im Zusammenhang mit der Konkurrenz zu sehen ist: Woraus entsteht der Fortschritt, wenn nicht durch Konkurrenz und das Bestreben, mehr Umsatz zu machen, weil man bessere Produkte verkauft als der Konkurrent? Woher kommt der Antrieb für Höchstleistungen?


    Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989
    Da in der Gesellschaft nach Marx jeder Mensch stets nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten seinen Anteil am gesellschaftlich erwirtschafteten Reichtum erhält, gibt es eben auch kein Konkurrenzdenken.


    Aber warum sperrst Du Dich eigentlich so gegen die Kritik am Marxismus? Reicht denn nicht allein der obige Satz, um zu zeigen, dass es nicht Menschen sind, die Marx in seinen Ausführungen beschreibt? Ist es nicht vielmehr menschenverachtend, wenn man Theorien hervorbringt, die viele der Eigenschaften, die einen Menschen auszeichnen, leugnet und missachtet? :rolleyes:


    btw: ein Denkmodell, das eine Staatsform propagiert, die zwangsläufig totalitär sein muss, damit die Männchen ins Spielfeld passen, ist nicht totalitär? Irgendwann werden die konfusen Konstrukte selbst für überzeugte Verfechter abenteuerlich.


    Ich befürchte, wir sind in einer Sackgasse angekommen. Manche stehen nunmal immer noch auf Marx, mein Welt- und Menschenbild - auch was sage ich - sogar mein Denkmodell fußen auf anderen Inhalten, Werten und Zielen :)


    EDIT:


    Zitat


    :D Im Laufe der akademischen Ausbildung bekommt man üblicherweise u.a. folgende 2 Dinge mit:
    1) Willst Du anderen etwas mitteilen, dann wähle prägnante Formulierungen.
    2) Weisst Du nichts zu sagen, dann schweife aus und versuche die wenigen Inhalte möglichst blumig auszuschmücken.
    Da soll nochmal jemand sagen, BWL/VWL wäre ein "Laberfach" :rolleyes:

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