Wie wird die Steuer überhaupt angesetzt? Wenn man nach Nutzung aller Herunterrechnungsmöglichkeiten über 250.000 Euro bleibt, oder vom Bruttoeinkommen? Sollte die erste Möglichkeit zur Anwendung kommen, dann müsste ja kaum jemand etwas zahlen, wenn er den "richtigen" Steuerberater hat.
Reichensteuer ! oder: Leistung wird bestraft !
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Original geschrieben von VFBler
BTT: Natürlich kann ich das Argument der ,3% der keinem weh tut in diesem Gehaltsgebieten, verstehen. Allerdings bleibt bei mir der Beigeschmack dass Leistung zusätzlich „bestraft“ wird.Frag doch erstmal Deinen Geschäftsführer, ob er überhaupt die 250.000 Euro im Jahr verdient, um die es hier als Grenze überhaupt geht. Und wenn er verheiratet ist, muss das gemeinsame Einkommen ja bei 500.000 Euro liegen, damit die 3% mehr überhaupt greifen.
Erfahrungsgemäß heiraten wir Kerle in hohen und gut bezahlten Positionen sozial "nach unten", einmal, weil es weniger ähnlich gut bezahlte Frauen gibt und dann noch, weil die gut verdienenden Frauen sich weniger bieten lassen was so die Vorstellungen von Zusammenleben angeht. Dann doch lieber ein Mädel mit bis zu 50.000 Jahreseinkommen, die dann beim ersten Kind schön zu Hause bleibt Und damit kann ich - einen gescheiten Ehevertrag und die Heiratsurkunde vorausgesetzt - dank Ehegattensplitting bis zu 249.000 bzw. dann bis zu 499.000 Euro ganz alleine verdienen.Und so viele Personen dürften das in Deutschland imho nicht sein, oder?
ZitatWas der Vergleich mit dem Personalchef angeht kann ich nicht ganz nachvollziehen. Wenn der Personalchef fälschlicherweise eine Person einstellt die dem Unternehmen mehr Geld kostet als Sie einbringt, dann würde ich nicht wirklich in der Haut der Person stecken die das zu verantworten hat.
Ich weiß nicht, wie viele Personalchefs Du kennst. Ich kenne einige. Und ich habe von meiner Ausbildung her Ahnung von Personalauswahlverfahren. Glaub mir, in Deutschland wird zum größten Teil mit stümperhaften Verfahren das Personal ausgewählt - entweder selbst gestrickt, weil es darf ja nichts kosten oder von einer Unternehmensberatung zusammengestrickt, die das Verfahren nicht mal evaluiert hat. Und das sind ja nur die Einstellungsverfahren - sprich, Leute, die ich nach ihrer Probezeit wieder rauswerfen kann.
Viel besser wird es noch bei Auswahl für höhere Positionen. Da gibt es seltenst extra Verfahren, sondern da wird oft der mit der besten Leistungsbeurteilung hingesetzt - und wie die zustande kommt, wissen eigentlich alle. Es mag ja Ausnahmen geben, aber wenn ich meinen Protegé befördert haben will, klappt das auch. Und wenn Du Dir anguckst, wie Führungskräfte bzgl. ihrer Führungstätigkeit in Deutschland abschneiden... zwar alle überzeugt von sich bis oben hin, aber unter dem feinen Anzug dann doch nur ne Schießer Feinripp... (sorry für die Polemik, aber wenn ich "durch Leistung aufsteigen" höre, find ich das ähnlich polemisch - da gilt eher, dass jeder bis zur persönlichen Unfähigkeit aufsteigt, oder sie hochgesetzt werden, um unten die Produktivität nicht aufzuhalten).
Fazit: der Personalchef schläft nachts sehr sehr gut, egal welche Pfeife er eingestellt oder befördert hat. Im Spiel der organisatorischen Mikropolitik hat der andere Sorgen...
ZitatIch wünsche mir den Bau wieder, der Druck im Vertrieb ist definitiv höher.
Bank? Versicherung?
Klar, der Vertrieb bekommt da immer mehr Druck. Der Unterschied ist: wenn sie Dich wegen Fehlentscheidungen doch mal feuern sollten, konntest Du mit Deinem Gehalt je nachdem nicht ganz so einfach ein Polster aufbauen wie die Herren in den Positionen über Dir (nicht unbedingt gleich Dein Chef, sondern weiter "oben"). Und da die nur "strategische" Arbeit leisten, die sich auch schwerer in Zahlen fassen lässt wie Deine Stückzahlen, müssen die schon mehr Scheiße bauen, um zum nächsten Unternehmen weitergegeben zu werden. Und mit dem persönlichen Vermögen haftet da - zumindest als Angestelter - niemand oder wird zur Kasse gebeten.Ansonsten bleibt für mich festzuhalten:
Insgesamt wird weltweit der Mittelstand geplündert und die Kohle nach oben verteilt. Das lässt sich auch in Zahlen belegen, nur juckt das keinen groß, weil selbst die nationale Politik da mehr oder weniger machtlos ist. Wer 250.000 bzw. 500.000 verdient wird einen guten Steuerberater haben, damit die 3% nicht so doll schmerzen. Und die global Player wie aktuell in der Presse Siemens rechnen ihre Steuer auf Null oder nahe Null runter - sowas kann brasax wohl nicht, dazu ist er zu klein und muss sich zur Kasse bitten lassen...Noch ein Buchtipp:
Sabet, Huschmand (2005): Globale Maßlosigkeit. Der (un)aufhaltsame Zusammenbruch des weltweiten Mittelstandes.
Patmos. -
Wenn ich mir den Buchtipp so ansehe, kann ich damit 150 Jahre alte Thesen eines Trierer Bürgers assoziieren.
Wenn der Mittelstand erstmal zusammengebrochen ist beginnt die Revolution.....
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Wenn man sich anschaut was für Spitzensteuersätze wir unter der Regierung Kohl hatten, muss man sagen das die Reichensteuer wirklichen nichts dramatisches ist, da sind die anderen Vorhaben der Regierung sozialpolitisch wesentlich dramatischer.
Aber ich halte die Reichensteuer trotzdem für unsinnig, das ist ja nur Augenwischerei welche die SPD will, um Sympathien bei den Stammwählern erwecken zu können, aber einen politischen oder finanziellen Sinn macht es nicht.
Wer über 250.000€ Jahreseinkommen hat, hat schon auch die Möglichkeit die so zu realisieren das nicht alles voll in Deutschland versteuert werden muss.
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Unter der Regierung Kohl gab es aber auch noch mehr Ausnahmetatbestände, die mittlerweile abgeschafft wurden. Zu Recht, könnte man meinen... ...aber im Gegenzug ist die Steuerbelastung kaum gesunken. Deshalb wandern Deutschlands Besserverdienende auch massenhaft ins Ausland ab und mit Ihnen Kapital für Investitionen in Arbeitsplätze.
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Auf dem Bau habe ich meine Auszeiten und Erholungen sowie Urlaub zu Verfügung um meine Arbeitskraft zu regenerieren. Versuche das mal im Vertrieb: Im Urlaub mußt Du trotzdem noch für deine Kunden erreichbar sein, per Email, denn wenn er dich nicht erreicht kauft er wo anders. Dann läuft es mal 2 Monate nicht gut und dein Chef steht auf der Matte und dein Urlaub kurz bevor. Da streichst Du dein Urlaub freiwillig und aus einer 50 Stunden wird eine 60 Stunden Woche um den Jahresumsatz zu erreichen. Unsere Key-Account Manager sind Montags bis Freitags jedes Jahr immer per Email erreichbar. Auch wenn Sie sich im Urlaub befinden. Bei Projektanfragen bekomme ich immer explizit mitgeteilt daß man sich im Urlaub befindet, die Anfrage trotzdem beantwortet wird. Es könnte ja ein Auftrag kommen. Wenn dein Kunde Freitag mittag um 16 Uhr anruft und er will dich sehen, dann fährst Du zu Ihm. Und wenn er 50 KM weit entfernt ist ! Ich glaub manche müssen erst im Vertrieb und Außendienst gearbeitet haben und sich darüber ein Bild zu machen.
Nee oder? Das meinst du doch nicht ernst?
Ich bin 10 Jahre auf Montage gefahren. Habe dort zum Teil 6 Wochen am Stück 7 Tage die Woche 14 Stunden am Tag gearbeitet. Ich habe teilweise von Freitag mittag bis Sonntag Nacht durchgearbeitet. (ca. 3 Stunden Schlaf war allerdings meistens drin)
Natürlich ist das nur ein Extrembeispiel und nicht jeder Arbeiter sieht sich sollchen Situationen gegenüber. Dennoch ist das ,was du hier abläßt eine bodenlose Frechheit jeden, der einen Blauman trägt, gegenüber. Es ist ja unbestritten, das kaufmännische Tätigkeiten oder Bürojobs im allgemeinen (ich bin in der AV tätig und ebenfalls 24 Stunden rund um die Uhr für die Schichtleiter erreichbar) anstrengend sind doch die körperliche Belastung ist bei einem Handwerker eindeutig höher. Da hilft auch der Urlaub nicht, der auch, zumindest bei unseren gewerblichen Mitarbeitern, immer wieder nur auf wackeligen Beinen steht.
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Zitat
Original geschrieben von galahad13
Wenn ich mir den Buchtipp so ansehe, kann ich damit 150 Jahre alte Thesen eines Trierer Bürgers assoziieren.Wenn der Mittelstand erstmal zusammengebrochen ist beginnt die Revolution.....
Naja, ganz so schlimm isses nicht
Es wird hauptsächlich dargestellt, dass der Vermögenszuwachs des obersten 1% weltweit um ein vielfaches größer ist (relativ gesehen) als aller anderen Gruppen und wie das auch auf meine und Deine Kosten geht. Und es wird nicht zur Revolution aufgerufen, sondern Überlegungen angestellt, wie sich die globalen Probleme, die sich aus der Vermögensumverteilung ergeben, auch global gelöst werden können. Oder wie zumindest Ansätze aussehen könnten. Denn die obersten 1% sind - zumindest ein Teil von ihnen - ja auch nicht dumm, die wissen auch, dass es nicht ewig für sie so weitergehen wird. Und entsprechend gibt es die ersten, die eine größere Verantwortung übernehmen wie z.B. der sonst vielgescholtene Bill Gates, der sein halbes Vermögen in eine Stiftung investiert.
Und es wird deutlich, warum die lokalen, also nationalen Versuche nur Flickwerk bleiben können (ergo die neuste dt. Erfindung der Reichensteuer), da die Wirtschaft inzwischen eh global agiert und sich um die Politik einen **** schert.
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:top:
Die Reichensteuer wird bei weitem nicht die Erwartungen der Politker treffen, welche Sie sich erhoffen.
Einkünfte aus selbstständiger Arbeit und Gewerbebetrieb sollen nicht besteuert werden -> ergo wird 65 % des Mittelstandes nicht betroffen sein.
Die restlichen 35 % sind Körperschaften, die eh keine Einkommensteuer zahlen, sondern Körperschaftsteuer.
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit i.H.v. 250.000,00 EUR wird kaum jemand erreichen. Wir im Steuerbüro machen seltener Lohnabrechnungen für Mitarbeiter (auch Geschäftsführer) die mehr als 20833,33 EUR pro Monat verdienen.
Einkünfte aus Kapitalvermögen i.H.v. 250.000,00 EUR werden z.Z. auch eher weniger erwirtschaftet, da Ausschüttungen von Gesellschaften aufgrund der schwachen Binnenkonjunktur kaum Gewinne bei der Gesellschaft entstehen, welche ausgeschüttet werden könnten.
und btw.: Wer ein Jahresgehalt um die 60.000,00 EUR hat, kann sich glücklich schätzen, egal wie viel er dafür arbeitet. Wer da kein Geld mehr hat um eine sehr gute AV (Haus, Aktienbesitz etc.) aufzubauen, sollte sich mal überlegen ob er nicht etwas über seinen Verhältnissen lebt.
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Ich muss VFBler 100% zustimmen, aber man muß die These etwas erweitern: Leistung soll belohnt, Nicht-Leistung bestraft werden.
D-Land hat meiner Meinung nach auch ein Motivationsproblem: Wie soll der 16-jährige, der besoffen den halben Tag in der Berufsschule schläft motiviert werden, wenn er genau weiß, daß er später auch mit Nichtstun eine Wohnung und seine Nebenkosten/KV/Unterhalt finanziert bekommt? Wisst Ihr, wie sich der Arbeitende fühlt wenn er sieht, daß er zwar auch seine Grundbedürfnisse geregelt bekommt (wg. der hohen Abgaben aber auch nicht mehr), er dafür aber im Gegensatz zum ALG'ler kaum Freizeit und keine Zeit für seine Frau (wenn er überhaupt Gelegenheit hat, eine zu finden) hat?
Geschäftsführer und andere Gutverdiener erhalten Ihr "vieles" Geld ja nicht ohne Grund - sie verfügen schließlich über Begabung, Talent, Intelligenz, Erfahrung, Know-How, usw. über daß nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Bevölkerung verfügt - alleine dies macht sie schon zu einer wertvollen, seltenen Resource. Wenn man dann noch neben der hohen Arbeitsleistung und der hohen Einsatzbereitschaft den enormen psychischen Druck (der mehr krank macht als physische Arbeit) bedenkt, sollte man nicht mehr daran zweifeln, daß diese Leute Ihr Geld verdient haben!
Ich sehe dies ja auch in meinem eigenen Bekanntenkreis: Die einen arbeiten Mo-So in 2-3 Jobs (oder Tätigkeitsfeldern bei den Selbstständigen), fahren 500 km/Woche und schielen ständig nach neuen Einnahmequellen und die anderen (der weitaus kleinere Kreis, ca. 3 Personen) liegen zuhause auf der faulen Haut (Harz IVler) und warten darauf, daß Ihnen von alleine ein Job in die Hände fällt für den sie weder was neues lernen müssen, noch weiter als 5 km fahren müssen und auch keinerlei Verantwortung übernehmen müssen...
Darum meine Alternativvorschläge:
* Auf MwSt-Erhöhung und Reichensteuer verzichten
* Harz IV kürzen (für alle, die nicht aus gesundheitlichen Gründen dazuzählen)
* Ökosteuer runter
* Subventionen runter
* Mehr investieren in Forschung & Entwicklung, Straßenbau und Militär - schafft alles sichere Arbeitsplätze und Exportgüter! -
Zitat
Original geschrieben von Goodzilla
Geschäftsführer und andere Gutverdiener erhalten Ihr "vieles" Geld ja nicht ohne Grund - sie verfügen schließlich über Begabung, Talent, Intelligenz, Erfahrung, Know-How, usw. über daß nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Bevölkerung verfügt - alleine dies macht sie schon zu einer wertvollen, seltenen Resource.Öha, jetzt tun mir die Schenkel vom vielen Klopfen aber weh. Ich hoffe, du hast DUSAs Postings gelesen? In der Politik gibt es ja auch einige Spitzenverdiener und deren "Talent" war es, zur richtigen Zeit
in den richtigen A**** zu kriechenam richtigen Ort gewesen zu sein. Ministerämter z.B. dienen eher dazu, verdiente Gefolgsleute zu belohen als Experten einzusetzen. Sonst wären die ja nicht austauschbar. Und das gilt für so einige aus den Chefetagen!
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