Salut,
ich hatte das Sendo für eine Weile in den Händen und konnte mich damit beschäftigen. Es war eine Vorabversion, in die noch regelmäßig Firmware-Updates (hier sollte man besser von Betriebssystem-Updates sprechen) eingespielt wurden. Die Stabilität lässt zu wünschen übrig. Systembedingt spinnt das Telefon, wenn eines der laufenden Programme vagabundiert. Aber man kann einen Software-Reset durchführen. Und - nein, es gibt keine Tasten "Ctrl-Alt-Del" im Inneren des Phones.
1) Es ist ganz klar ein Mini-Pocket-PC. Die Oberfläche sieht sehr ähnlich der eines IPAQ aus, nur etwas kleiner. Auch die Bedienelemente stammen klar aus der Windows-Welt. Überall springen Popup-Menüs auf, deren Abgrenzung zum hauptschirm erst einmal nicht so recht klar wird. Man wünscht sich einen Stick, um auswählen zu können, denn der Navigationsknopf arbeitet recht unpräzise und teilweise auch mit Links-Rechts-Auswahl, wo Oben-Unten angebracht wäre. Aber das kennt man vom GX-10 auch. Störend finde ich die Doppelbelegung des Wahl- und Auflegeknopfes; dort kann man auch nur den oberen Rand betätigen und wählt dann einen der Softknöpfe.
2) Die Telefonfunktion entsprechen dem Standard; ein Picture-Phonebook habe ich nicht entdeckt, hatte aber auch nicht so viel Zeit. Die Tasten sind präzise, wirken aber wegen der Verglasung recht billig. Die Sprachqualität ist gut (es steckte eine T-Mobile-Karte drin); es war aber auch ruhig im Zimmer.
3) Der eigentliche Clou sind die Organizer-Funktionen, und hier schöpft Microsoft/Sendo natürlich aus dem vollen mit Outlook-Anbindung, ActiveSync und sogar einem Internet-Explorer, der neben WAP auch cHTML darstellen kann und damit iMode-fähig ist. Sowas hätte ich auf dem PocketPC auch gern. Sobald damit Daten geladen werden, sollte man allerdings Zeit mitbringen. Die IE-ähnliche Bedienung verführt zum Laden "echter" Internet-Seiten, und diese sind ja nicht gerade dünn. Teuer wird es dann übrigens auch (die Startseite von spiegel.de hat 140 kB). Das ist aber kein Fehler des Sendo, sondern eher etwas, das der Anwender lernen muss.
4) Standby-Zeit/Telefonzeit/Arbeitszeit: Das Gerät ist als Smartphone konzipiert und wird von daher häufiger benutzt als ein reines Mobile Phone. Bei dauerhaftem Arbeiten ist nach etwas mehr als 2 Std. Schluß - das ist mir das letzte Mal bei meinem alten Siemens S3+ untergekommen. Allerdings wird das Gerät mit einer Sync-Station geliefert, in der es zum Abgleichen dann auch stecken sollte. Dort wird der Akku natürlich regelmäßig nachgeladen.
5) Verarbeitung und Größe: Das Gerät ist größer als ein Nokia 6210/6310 und wiegt etwa so viel wie ein Nokia 7650. Es hat auch dieselbe Displaygröße, aber keine Kamera. Zusatzteile können wie bei SonyEricsson angesteckt werden. Es hat von daher nur einen geringen Schnuckelfaktor. Die Verarbeitung ist stabil, die Speichererweiterung (die übrigens wie beim PPC gut integriert ist) ist sicher hinter einer Klappe verborgen und nimmt bis zu 512 MB einer MMC/SD-Karte auf. Größere Karten sind noch nicht verfügbar.
Fazit: Für MS-begeisterte ein Muss, alle anderen kommen mit der Bedienung eines Nokia/Siemens/S-E-Phones sicher besser klar. Ich persönlich bezweifle, dass es wirklich möglich sein wird, das Gerät vor abstürzenden Programmen zu schützen; im Gegensatz zu Symbian sind im PPC2002-Betriebssystem hierfür kaum Maßnahmen möglich. Es wird also bei einem Reset-Knopf bleiben, den man ab und zu drücken muss, wenn man mit dem Gerät nicht nur telefonieren will.
Soweit fürs erste. Fragen beantworte ich gerne, hab das Gerät aber derzeit nicht im Haus.
Gruß, JL