ZitatOriginal geschrieben von kingpin166
Aber könntest du denn auch mal genauer sagen, was dich an dem Golf III gestört hat ? Ansonsten ist deine Aussage einfach viel zu allgemein und bringt rein garnix
Dann versuch ich als ehemaliger Golf(kriegs)-Veteran jetzt mal mein Glück:
Fahrzeug war ein Golf III, EZ. 06/1993, in der Ausstattung CL Europe, 5türig, mit einer Turbo-Dieselmaschine (55 kW = 75 PS). Der damaliger Neupreis betrug 30.500 DM. Diesen Golf fuhr ich von Juni 2003 bis Februar 2002, insgesamt 230.000 km, dann verkaufte ich ihn für 850 Euro (und war froh, daß ich die Karre los war).
Pro:
- relativ sparsam (ca. 6,2 l Diesel / 100 km im gemischten Betrieb)
- Motor mit ordentlichen Fahrleistungen gemessen an Motorisierungsstärke und Fahrzeuggewicht
- komfortabel auch auf längeren Strecken
Contra:
- mäßige Verarbeitung der Karosserie, Spaltmaße z. T. unregelmäßig schon bei Auslieferung als Neuwagen
- nach fünf Jahren erste Korrosionsschäden an der Heckklappe und an den vorderen Kotflügeln
- schlechte Verarbeitung und mangelhafte Paßgenauigkeit im Innenraum, Klapper- und Knistergeräusche im Armaturenträger und am Glasschiebedach
- immer wieder auftretende Undichtigkeiten am Glasschiebedach
- hakelige Gangschaltung
- schwache und sehr verschleißanfällige Bremsen
Die Scheibenbremsen vorne waren halbwegs OK, die Trommelbremsen hinten ein schlechter Scherz. Spätestens nach 45.000 km waren regelmäßig neue Scheiben und Klötze vorne fällig, weil die Bremse hinten fast gar nichts bewirkte und aller Vortrieb stets zu 90 % von den vorderen Bremsen abgebaut werden mußte.
- unzuverlässige Elektrik
Sicherungen für die Vorglühanlage kaufte ich stets im 10er-Pack und brauchte mindestens eine neue pro Monat. Nach gerade mal zwei Jahren war die erste Batterie platt (trotz beheizter Garage im Winter). Die Sicherung für den Zigarettenanzünder brannte auch ständig durch, ebenso die fürs von VW serienmäßig eingebaute Cassetten-Radio (nein, ich hatte keine Aufrüstung durch entsprechend leistungshungrige Verstärker oder Lautsprecher betrieben, ich bin nämlich kein Auto-Hifi-Fan).
- schlechte Qualität und Haltbarkeit bei diversen mechanischen Komponenten:
a) Stoßdämpfer vorne defekt nach 20.000 km (Garantie)
b) Achsmanschetten vorne defekt nach 50.000 km (keine Garantie)
c) Windschutzscheibe gerissen (Spannungsriß, kein Steinschlag) nach 40.000 km (Teilkasko)
d) abgebrochene (!!!) Fahrersitzlehne bei 130.000 km. Das geschah beim Abbremsen vor einer roten Ampel bei Tempo 50. Es gelang mir glücklicherweise, den Wagen noch einen halben Meter vor meinem Vordermann zum Stillstand zu bringen. Bei einer Vollbremsung auf der Autobahn, so aus Tempo 140, hätte der gleichzeitige Bruch beider Lehnenscharniere wohl mein Todesurteil bedeutet. Nach einer eingehenden Materialuntersuchung (und "ein bißchen Druck" meinerseits) gelangte VW zu dem Schluß: Materialermüdung -> Kulanz: komplett neuer Fahrersitz (immerhin)
e) Leck im Lenkgetriebe bei 180.000 km. Allein diese Reparatur kostete (als Tauschteil Neu gegen Alt) inkl. Montage fast 1.500 DM!)
f) defekte Zylinderkopfdichtung ab 160.000 km. Da mir die Reparatur einfach zu teuer war, fuhr ich den Wagen nach dem Auftreten der ersten Symptome nur noch langsam und vorsichtig und auch auf der Autobahn nie schneller als 120 km/h. Das Motoröl im Kühlwasser nahm ich einfach in Kauf und kippte halt öfter mal ein bißchen mehr Öl nach.
- teuer in der Versicherung
Für das Geld, das ich schon vor vier Jahren für die Teilkasko-Versicherung meines Golf bezahlte, fahre ich heute ein Fahrzeug, das eine ganze Klasse höher angesiedelt ist, eine stärkere Maschine hat und dabei Vollkasko versichert ist.
- last but not least: zu teuer im Unterhalt
Meine Erfahrungen mit "meiner" VW-Vertragswerkstatt waren insgesamt nicht immer die besten. Zwar war man stets freundlich und bemüht, aber wie heißt es doch so schön: "Mühe alleine genügt nicht". Ich hatte oft genug den Eindruck, daß der Teileaustausch bei Inspektionen oder sonstigen Reparaturen nach dem Gießkannenprinzip erfolgte, frei nach dem (für den Kunden sehr teuren) Motto: "Wir tauschen einfach mal alles aus; das defekte Teil wird dann hoffentlich schon dabei sein."
Fazit:
Wenn ich mich so im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis umhöre, dann habe ich bislang noch keinen getroffen, der es nicht zutiefst bereut hat, sich in den letzten 10 Jahren einen neuen VW gekauft zu haben. Egal ob Golf, Passat oder Sharan - alle Leute, mit denen ich bislang gesprochen habe, sind mit Zuverlässigkeit, Haltbarkeit und natürlich den hohen Anschaffungs- und Unterhaltskosten unzufrieden und sehen sich inzwischen nach Alternativen um.
Ich selbst fahre ich seit dem Verkauf meines Golfs (möge er inzwischen auf dem Schrottplatz vermodern) wieder das, was ich vorher auch schon fast 14 Jahre lang gefahren hatte, nämlich ein französisches Fabrikat, das einen lt. Werbung (und auch meiner Erfahrung nach) so bewegt wie kein anderer und könnte zufriedener kaum sein. Mein nächster Wagen wird jedenfalls auch wieder einen nach oben weisenden Doppelwinkel im Kühlergrill haben. Denn nichts ist schöner, als zu schweben, ohne dabei den Boden zu verlassen.
Viele Grüße und einen
Happy Day