Das Siemens SXG75 dürfte seit der letzten CeBIT sicherlich das meisterwartete Mobiltelefone vom inzwischen neuen Unternehmen BenQ Mobile sein. Mit seiner umfangreichen Ausstattung dürfte es sicherlich zu den derzeit interessantesten Geräten auf dem deutschen Markt sein. Die Kombination aus MP3-Funktion, UMTS und integrierter GPS Navigation bietet derzeit kein anderer Anbieter. Etwas ärgerlich waren dabei wieder die ständigen Lieferverzögerungen. Umso erfreulicher ist, dass diese sich gelohnt haben und das Gerät ohne nennenswerte Bugs auf den Markt gekommen ist. Sicherlich gibt es auch den einen oder anderen Fehler, welche im Normalbetrieb jedoch nicht störend auffallen.
Technische Eckdaten
TriBand GSM 900/1800/1900 WCDMA (UMTS)
WAP 2.0
GPRS Multislotklasse 10
111,5 x 53 x 20 mm
134 g
getestete Firmwareversion: 12
Gehäuse / Verarbeitung
Für ein Gehäuse dieser Größe ist Verarbeitung sehr gut. Es reicht sogar fast an das hervorragende S75 heran. Der über eine lange Schiene geführte Akkudeckel sitzt bombenfest. Die Displayscheibe ist recht anfällig für Fingerabdrücke. Auf dem restlichen Gehäuse, was recht matt gehalten ist, fallen diese glücklicherweise weniger auf.
Insgesamt wirkt gerade die schwarz / silberne Farbkombination recht edel. Leider sind die beiden Kameras recht staubanfällig. Wer sein SXG also liebt hat immer ein gutes Reinigungstuch dabei. Auch beim SXG muss sich zeigen, wie mit dem Alter des Gerätes die Qualität erhalten bleibt.
Tastatur
Die Tastatur des SXG ist ebenfalls recht gut gelungen. Alle Zifferntasten sind gut zu unterscheiden und haben einen sehr guten Druckpunkt. Gerade SMS-Schreiber werden Ihre Freude daran haben. Die vier Tasten seitlich des Displays sind auch mit dem Daumen noch zu ereichen und fügen sich harmonisch in das Gehäuse ein. Die beiden Softkeys lassen sich gut bedienen, hätten aber gerne auch grösser sein dürfen. Selbst die Seitentasten sehen nicht nur optisch ansprechend aus sondern lassen bei Druckpunkt und Fühlbarkeit kaum Wünsche offen.
Schön, dass man auch beim SXG75 beider zentralen Bedienung auf ein Steuer-Pad anstatt eines Joysticks setzt. Diese wusste schon beim SK65 zu überzeugen und verrichten bei S75 und SL75 ebenfalls gute Dienste. Ein weiteres Highlight ist die gleichmässige und helle Tastaturbeleuchtung, welche die Bedienung bei allen Lichtverhältnissen unproblematisch macht.
Display
Das Display des SXG75 ist sicherlich ein Hingucker. Die QVGA Auflösung (240 x 320 Pixel) und die Farbtiefe von 262.000 Farben lassen jedes Bild erstrahlen. Auch bei der Fläche hat man nicht gespart und so ist eine grosse Darstellung von Texten und Zahlen möglich ohne diese verpixeln zu lassen. Allerdings ist das Display auch ein echter Stromsauger. Hier sollte man alle angebotenen Energiesparmöglichkeiten nutzen. Im Navigationsbetrieb empfiehlt es sich auf ein KfZ-Ladegerät zurückzugreifen. Um Strom zu sparen empfiehlt es sich ausserdem die Helligkeit zu reduzieren. Selbst bei 50% ist diese noch mehr als ausreichend. Die meisten werden auch mit 20-30% zurechtkommen.
Menü / Bedienung
Sowohl Menü und Bedienbarkeit des SXG75 orientieren sich an den aktuellen Modellen S75 und SL75 und damit an einem renovierten und verbesserten aber dennoch siemens-typischen Menüaufbau. Es werden auch die gleichen Icons auf der ersten Ebene verwendet, welche beim SXG natürlich viel höher aufgelöst sind und somit etwas schöner wirken. Die erste Menüebene besteht aus einem Icongitter von 12 Icons, darunter findet sich auch hier eine Mischung aus Textlisten und Menüs mit Karteireitern zur horizontalen Navigation.
Die Zifferntasten sowie das Steuerpad des SXG75 lassen sich mit unzähligen Funktionen belegen um sie schneller zu starten. Auserdem positiv zu vermerken ist die schnelle Menügeschwindigkeit, welche die Bedienung absolut flüssig von der Hand gehen lässt.
Empfang / Datenübertragung / Akustik
Sowohl Empfangsstärke als auch Sprachqualität liegen beim SXG75 auf hohem Niveau reichen aber in beiden Fällen nicht ganz an das S75 heran. Trotzdem muss man sich nicht beklagen.
Gerade die Sprachqualität weiß sowohl beim normalen Telefonieren als auch bei der Wiedergabe über die eingebaute Freisprecheinrichtung zu überzeugen. Der Gesprächspartner ist immer laut und deutlich zu verstehen, dabei bleibt die Akustik stehts sauber und ausgewogen.
Klingeltöne
Was für die Sprachqualität gilt erreicht das SXG auch bei der Wiedergabe von Klingeltönen. Diese sind auf jeden Fall ausreichend laut und werden sauber wiedergegeben. Als Formate können MP3, AAC(+), Midi und WAV verwendet werden.
Messaging
Wie man von einem Handy mit Vollausstattung erwarten darf, bietet das SXG auch in dieser Disziplin das volle Programm. Natürlich kann es mit SMS und MMS umgehen. Und auch ein E-Mail Client ist in dieser Klasse schon Standard Ausstattung. Der im SXG75 unterstützt bis zu 5 Mail Konten und kann sowohl mit POP3 als auch IMAP4 Servern kommunizieren. Zusätzlich wurde beim SXG75 noch ein Instant Messenger installiert, welcher sich leider in der getesteten Firmware nur über einen Shortcut aufrufen lässt. Im Menü ist er nicht zu finden.
Adressbuch
Das SXG75 kann im Gerätespeicher bis zu 500 Kontakte speichern. Diese Begrenzung ist mir aufgrund der Ressourcen ein absolutes Rätsel. Dafür kann man die Kontakte mit sehr vielen Informationen versehen. So lassen sich Vorname, Nachname, 4 Telefonnummern, 4 Mailadressen, 2 URLs, 2 Faxnummern, Privat- und Firmenadresse, Extranotizen, Firmenname, Tätigkeit sowie ein Klingelton, eine Anzeigebild, eine Gruppenzuordnung und der Geburtstag speichern. Alles wird über ein komfortables Menü mit Karteireitern angezeigt. Eine Telefonnummer kann als Standard definiert werden welche bevorzugt bei Kontaktwahl genutzt wird.
Zusätzlich lassen sich noch Verteilerlisten für Nachrichten anlegen und verwalten.
Organiser-Funktionen
Kalender
Der Kalender des SXG75 ist einfach gehalten. Es gibt wie immer eine Wochen-, Monats- und Tagesansicht. Termine können auch hier über SyncML und einen Remote Server synchronisiert werden. Völlig unverständlich ist, warum man auf eine Terminliste, eine Aufgabenverwaltung oder eine simple Notizfunktion verzichtet hat. Sicherlich könnte man einiges davon durch JAVA ersetzen, hätte Siemens nicht diese unsägliche JAVA Begrenzung eingeführt.
Diktiergerät
Das SXG75 verfügt über ein einfaches Diktiergerät. Es lassen sich einzelne Sprachaufnahmen in Dateien ablegen. Die maximale Aufnahmelänge hängt vom freien Speicher ab. Wahlweise kann man dabei die Dateien auf die Speicherkarte oder im Telefonspeicher ablegen.
Weitere Funktionen
Das SXG75 verfügt ausserdem noch über einen Taschenrechner, Stoppuhr, einen Wecker und einen Umrechner für verschiedenste Werte wie Währung, Länge, Temperatur und ähnlichem. Ausserdem wurden einige interessante Anwendungen vorinstalliert, welche sich aber dummerweise nur aus dem Mediapool heraus oder über einen Shortcut aufrufen lassen. Ein Anwendungsmenü fehlt nämlich.
Ein unerfreuliches Kapitel ist der JAVA Support des SXG. Scheinbar lassen sich keinerlei JAVA Programme installieren welche nicht über das Internat auf das Gerät übertragen wurden. Egal ob von der Speicherkarte oder vom internen Speicher. Programme (egal ob Freeware oder nicht), welche per Kabel, IrDA oder Blutooth übertragen wurden lassen sich nicht installieren.
Dateisystem / Speicher
Das SXG75 verügt mit 72 Megabyte internem Speicher über bereits über viel Platz. Davon sind im Auslieferzustand ca. 32 Megabyte frei. Der Rest ist z.B. von Spielen, Tönen, Themes und Filmen belegt. Zusätzlich kann man den Speicher mit RS-MMC Karten um bis zu ein Gigabyte erweitern. Damit dürften auch eine mittlerer MP3-Sammlung oder ein umfangreiches Fotoalbum Platz finden. Zugriff auf die Dateien erhält man im Gerät über den Media Pool.
Kamera
Um es kurz zu machen: Für eine 2 Megapixel Kamera sind die Bilder einfach zu schlecht. Für mehr als ein paar Schnappschüsse sind sie nicht geeignet und da hätten 1,3 Megapixel auch genügt. Natürlich sind die 2 Megapixel ein gutes Verkaufsargument. Ausserdem bietet die Kamera kaum Einstellungsmöglichkeiten. Lediglich der Weissabgleich, die Auflösung und eine Funktion zum unterdrücken von Bildschirmflimmern ist vorhanden.
Die vordere Kamera hat eine maximale Auflösung von 352 x 286 Pixeln und eignet sich damit fast ausschließlich für Videotelefonie. Dies funktioniert dafür mit dem SXG recht reibungslos.
Die Kameras kann aber auch für Videoaufnahmen mit einer Auflösung von 176 x 144 Pixeln verwendet werden. Dabei sind die Aufnahmen sogar erfreulich ruckelarm. Wegen der niedrigen Auflösung aber trotzdem nur für Spassvideos geeignet. Man kann die Länge des Videos entweder auf maximale MMS Grösse begrenzen oder bei Maximaleinstellung bis zu 5 Minuten pro Clip aufnehmen.
Radio
Im SXG wurde erstmals bei Siemens auch ein RDS-Radio verbaut. Es können dabei bis zu 10 Sender fest gespeichert werden. Beim Empfang dient das angesteckte Headset als Antenne. Die Empfangsleistung ist eher mittelmässig in gut versorgten Gebieten aber ausreichend. Der Klang ist sowohl über das Headset als auch den eingebauten Zusatzlautsprecher sehr gut.
MP3 Player
Der im SXG75 verbaute Musicplayer spielt neben MP3 noch AAC, MIDI und WAV Dateien ab. Lieder können dabei in Playlisten angeordnet werden. Die Klangwiedergabe gehört zum besten was ich in letzter Zeit bei Handyplayern gehört habe. Die gilt sowohl über den externen Lautsprecher, noch mehr aber über das mitgelieferte Headset. Schön ist, dass man das GSM/UMTS Sendeteil deaktivieren kann und so das SXG auch im Flugzeug als MP3 Player nutzen kann.
Navigationssystem
Siemens hat beim SXG75 ein Navigationsystem von VDO Dayton vorinstalliert. Einen Testbericht dazu gibt es auf unserer Partnerseite Mobile-Mods.de.
Fazit
Mit dem SXG75 läutet Siemens sicherlich eine neue Ära bei seinen Mobiltelefonen ein. Weg von den verpixelten Displays und auch weg vom technologischen Rückstand. Mit der Ausstattung des SXG75 liegt man endlich wieder im konkurrenzfähigen Bereich und lässt mit der GPS Hardware die meisten Konkurrenten sogar hinter sich. Erfreulicherweise geht das ganze auch noch mit einer sehr guten Verarbeitung einher. Leider gibt es auch unerfreuliches zu berichten. Negativ fallen die eher mäßige Kameraqualität und ein paar fehlende Menüeinträge auf. Auch mit dem Organizer hat man sich nicht mit Ruhm bekleckert. Hier gibt es Ausstattungslücken die einfach nicht sein müssten. Die JAVA Einschränkung ist in meinen Augen fast schon als Bug zu sehen. Das kann Siemens unmöglich beabsichtigt haben. Vielen werden auch Grösse und Gewicht nicht zusagen. Ich für meinen Teil nehme das für die gebotene Ausstattung und hier besonderes das Navigationssystem trotzdem gerne in Kauf. Inwieweit das SXG75 ein Verkaufserfolg wird muss die Zukunft zeigen. Das Zeug dazu hat es. Und der schon bei Martktstart recht günstige Preis machen es teilweise zu einem echten Schnäppchen. Und wenn Siemens per Softwareupdate noch einige Kritikpunkte behebt bin ich umso glücklicher.
Den komplettenTest mit Bildern gibts wie immer hier:
Testbericht komplett