Warum hat Musik eine besondere Wirkung auf uns?

  • Hi,


    Mich würde mal interessieren warum gerade Musik so eine besondere Wirkung auf uns hat. Also wenn wir Musik hören die uns so richtig gut gefällt Ändert sich die Stimmung dementsprechend. Oder Wenn wir bestimmte Lieder hören erinnern wir uns sofort an was besonderes wo eben gerade das Lieder in der Zeit ein Ohrwurm war oder gerade der Höhepunkt war.


    Z.B. Das Lied was man gehört hat als man die Freundin kennengelernt hat was dort gerade lief oder ein Lied was an den tollen Sommerurlaub erinnert weil man es zu dem Zeitpunkt sehr oft oder gerne gehört hat.


    Warum kommen gerade bei Musik Erinnerungen hoch weil uns bestimmte Lieder mit Erlebnissen erinnern?


    cu Dirk

  • Whoa, es ist doch immer wieder interessant, welche Themen im Geplauder zu Tage treten ;)


    Also hier ein erster Ansatz:
    Vorab sei gesagt, daß es offenbar der Geruchssinn derjenige ist, der am stärksten an die Erinnerung gekoppelt ist, noch mehr, als bei der Musik - aber das nur am Rande.


    Hören allgemein ist eine sehr stark subjektiv geprägte Empfindungsgrösse, mit der neben der Information vor allem Emotionen transportiert werden. Ein sehr einprägsames Beispiel ist hier die Filmmusik, die, manchmal subjektiv fast unhörbar, entscheidend die Stimmungslage der jeweiligen Szene erzeugt.
    Sprache, Klänge und alle anderen Arten von Geräuschen werden von den Ohren aufgenommen, im Innenohr von akustischen in neuronale Signale umgewandelt und an das "Hörzentrum" im Gehirn weitergeleitet. Dort erfolgt dann die Bewertung und Zuordnung der Informationen.
    Und all das, was Dich in Kombination mit allen anderen Sinneseindrücken in bestimmten Momenten besonders emotional berührt, wird abgespeichert und bei Wiederholung des Impulses quasi wiedergegeben.


    Die meisten Menschen würden dem Sehen, gerade im Vergleich mit dem Hören, eine etwas übergeordnetere Bedeutung zusprechen, ganz einfach weil die optischen Eindrücke schneller und unmittelbarer wirken. Doch vor allem über akustische Eindrücke, und hier wiederhole ich mich, beziehen wir unsere emotionale Empfindung.


    Reicht das als erste Info? Ansonsten gerne fragen! :D

    sic vera nobilitas

  • Umfassend kann ich die Frage auch nicht beantworten, zumal ich da auch mehrere Tage mit Tippen beschäftigt wäre ;)


    Musik besteht ja auch zwei Komponenten:
    * Rhythmus
    * Melodie, also Tonhöhe und gleichzeitig Polyphonie


    Alleine mit Rhythmus lässt sich schon viel machen, das Trommeln von Schamanen wird Dich nach einiger Zeit in Trance versetzen. Wenn man mit dem aktuellen Puls als bpm anfängt sollte sich auch der Puls nach ner Weile vom Trommler beeinflussen lassen.


    Die abwechselnden Tonhöhen bzw. Melodie wird auch sofort im Gehirn noch vor dem Verschalten in die Großhirnrinde durch die Hirnzentren geschaltet, wo sie mit Emotion angereichert werden (hätte ich mal Medizin als Nebenfach gemacht wie viele meiner Kommilitonen könnt ich jetzt mit den lateinischen Begriffen der Hirnareale um mich werfen :D). Von daher ist sie untrennbar damit verbunden.



    Bevor ich aber groß weiter mir die Sachen aus den Fingern sauge, hier ein Buchtipp:


    Manfred Spitzer (2005): Musik im Kopf. Hören, Musizieren, Verstehen und Erleben im neuronalen Netzwerk. Grad mal 20 Tacken :cool:


    Mein Bruder hat das Buch, allerdings bin ich noch nicht dazu gekommen, es ihm zu entwenden :( :D Aber da sollte alles drin stehen, was Du wissen möchtest :)

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Na da hat ja der Onkel DUSA schon alles wesentliche geschrieben.


    Es ist wirklich grob gesagt so, dass Erinnerungen in einem neuronalen Netzwerk als Matrix (!) abgespeichert werden. Begriffe werden hier mit anderen Eindrücken (Emotionen, Gerüchen etc.) zusammen als Netz abgespeichert. Wird ein Teil dieses Netzes (also z.B. ein Geruch, ein Klang, eine Melodie, ein Begriff) angesprochen, so werden auch die "Nachbarbegriffe" angesprochen und du hast die entsprechende Erinnerung dazu.


    Zum Glück ist die "Ausbreitung im Netzwerk" steuerbar, weil wir sonst intensiv von Erinnerungen und Verknüpfungen überschwemmt werden würden. Psychotiker haben hier z.B. das Problem, diese "Ausbreitung" nicht steuern zu können und deswegen die seltsamsten Verknüpfungen hinzubekommen!


    Und noch eine kleine Nachhilfe für Onkel DUSA: die Hirnstruktur heißt Hippocampus! ;)




    [small]Dit kann ick denne nach meene Prüfung am 4.5. endlich vajessen![/small]

  • Mich interessiert in diesem Zusammenhang, woher man bei "Horrorfilm-" oder "Thrillermusik" (i.e. diese Geigen) weiß, dass gleich was passieren müsse.

    Zitat

    Begriffe werden hier mit anderen Eindrücken (Emotionen, Gerüchen etc.) zusammen als Netz abgespeichert. Wird ein Teil dieses Netzes (also z.B. ein Geruch, ein Klang, eine Melodie, ein Begriff) angesprochen, so werden auch die "Nachbarbegriffe" angesprochen und du hast die entsprechende Erinnerung dazu.


    Das hieße ja, dass o.a. Verhalten angelernt ist und man nicht von Natur aus auf diese Frequenzen und Töne mit "Alarmstimmung" reagiert, oder?

    Niveau sieht von unten aus wie Arroganz.


    Bist ungeschickt, hast linke Hände? Läufst gegen Türen und auch Wände? Kannst nicht schrauben und nicht lenken? Hast auch Probleme mit dem Denken? Kriegst nicht mal deine Schuhe zu? Du bist ein Mann für ATU!

  • Kann das Buch von Spitzer empfehlen. Hatten das Vergnügen unter dem Thema "Lernen lernen" den Mann live zu erleben. Mit 4 mal 180 Minuten sicher nicht der Umpfang welchen man als Mediziner bekommt aber doch einen sehr guten Einblick wie das "Hirn" funktioniert und wie man Warnehmungen verarbeitet.
    Hoch interessant sind da auch die Vorschungen. 30-45 Minuten im Kernspin (MRT) mit unterschiedlichen Bildern oder Musik auf den Ohren bringt schon sehr sehr unterschiedliche Hirnaktivitäten.
    Abhängig vom Bild/Musik. Ob traurig, freundlich, schnell, langsam usw.

  • Der Trick bei Filmmusik ist, dass sie die Stimmung der Szene(n) einfangen und auf einen weiteren Wahrnehmungskanal bringen, der den Eindruck dann insgesamt verstärkt.
    Bei spannenden Szenen werden imho oft disharmonische Akkorde gewählt. Mehrere davon aufeinander erzeugen auch so ohne je einen Horrorfilm gesehen zu haben Spannung, weil die Obertöne der Grundtöne nicht zusammenpassen (afaik). Und das schreit für das Gehirn - welches ja auch die harmonischen Akkorde kennt - nach einer harmonischen Auflösung. Denn unser Gehirn ist im Grunde nichts anderes, als ein großer Muster-Erkenner mit unglaublicher Prozessorleistung. Harmonische Akkorde passen zusammen, disharmonische Akkorde (auch aus mehreren Stimmen/Instrumenten zusammengesetzt) passen nicht und fallen im Hirn sofort als vom "normalen" Muster abweichend auf - entsprechend geht sofort die Aufmerksamkeit dorthin.
    Kommt die Auflösung dann nicht, dürfte der Stresslevel steigen, v.a. wenn auch noch das Tempo "stimmt". Nicht zu vergessen natürlich die relative Tonhöhe sowie der Klang an sich.


    Tiefe Töne = niedrige Frequenzen mit weniger Schwingungen pro Sekunde werden in der Natur ja von eher großen Gegenständen oder z.B. Tieren verursacht. Die hohen Frequenzen kennen wir eher von z.B. Insekten - und wenn Du erstmal in nem wütenden Bienenschwarm stehst, dürfte das Alarm- und Angstlevel recht hoch sein :D So gesehen gibt es da schon Assoziationen, die auch unbemerkt in unserer Umwelt vorkommen und uns entsprechend prägen.

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

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