Hilfe ... CSU will Bayerns Schulen zu Orten der Verbote machen

  • Zitat

    Original geschrieben von BigBlue007
    Warum muss eigentlich das Bildungssystem Defizite beseitigen, die in der Gesellschaft liegen?


    [...]


    Du fängt mit einer berechtigten Frage an, auf die ich Dir gerne die Antwort gebe, daß "das Bildungssystem" eines Landes (jeden Landes, also auch die ehemalige DDR) nun einmal nicht losgelöst von dem gesellschaftlichen Umfeld betrachtet werden kann, in dem es existiert. Die von Dir vorgenommene strikte Trennung von Erziehung einerseits und schulischer Ausbildung andererseits wurde m. W. nur durch sehr wenige Theoretiker der Pädagogik in den späten 1960er (und frühen 1970er) Jahren propagiert, z. B. durch Felix Kube, einen Begründer der sogen. kybernetischen Pädagogik, die sich durch einen extrem mechanistischen Ansatz auszeichnet. Inzwischen ist sie aufgrund ihrer Praxisferne höchstens noch als Objekt für das Studium historischer Lehrmeinungen geeignet.


    Mit dem Rest Deines Beitrags sicherst Du Dir m. E. allerdings die unbestrittene Lufthoheit über den Stammtischen; der Tenor ist ja im Prinzip, daß früher alles viel besser war, und wir eine harte Linie gegen alle fahren sollten, die nicht fließend Deutsch können usw. So ein bißchen "Ostalgie" schimmert zuweilen auch noch durch, was Deinen Beitrag aber leider nicht wesentlich erträglicher macht.


    Das soll jetzt kein persönlicher Angriff gegen Dich sein. Ich finde die in diesem Deinem Beitrag geäußerten Ansichten nur sehr verwunderlich, weil Du Dich in anderen Threads doch recht konstant durch eine sachlich-kompetente Herangehensweise an die jeweiligen Themen auszeichnest.


    (Nur meine beiden kleinsten im Umlauf befindlichen Kupfermünzen.)


    Viele Grüße und einen
    Happy Day

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Zitat

    Wenn du damit meinst, dass die Kids viel zu selten die (negativen) Konsequenzen ihres Verhalten mal durchstehen müssen, stimme ich zu.


    Es kommt halt auf den Lehrer an. Ein Freund von mir, der als Ingenieur nur Zeitverträge bekam und selbst eine Familie zu ernähren hat, wird im Moment Lehrer.


    Was der berichtet, da fallen einem die Augen aus, das glaubste nicht. Aber auch er hat sich respekt verschafft. Im ersten Jahr haben sie ihm auf der Nase rumgetanzt und er hat kaum Ruhe reingekriegt. Inzwischen hat er den Respekt, den er benötigt um zu unterrichten. Wie läuft das ab?


    In etwa so:
    - Ein Schüler (man muss dazusagen gymnasiale Oberstufe) makiert den Max und wird zu Unterrichtsbeginn nicht still.
    - Er bittet ihn ruhig zu sein, der Schüler reagiert nicht.
    - Er setzt ihn für 15 min vor die Tür. Keinerlei Diskussion, sondern einfach vor die Tür setzen.
    - Der Schüler kommt nach 15 min wieder rein und fängt an zu diskutieren, wer er denn sei.
    - Er zum Schüler :"Damit ist der Unterricht für dich vorbei."
    - Schüler: :eek:
    - Der Schüler ist inzwischen lamm fromm und der Lehrer selber verhält sich ihm gegenüber auch ganz normal, es wird also nichts nachgetragen - Situation geklärt. Im Prinzip klappt die Methode ganz gut, weil er den Schülern klar macht, das sie da seien um zu lernen und keiner kann bei einem gewissen Lärmpegel lernen.


    Was ich damit sagen will: Ich stimme BigBlue007 zu (auch wenns hier kritisiert wird oder als Stammtischparole abgetan wird) aber es ist nun mal die Realität, dass Eltern den Erziehungsauftrag übernehmen sollten. Ich könnte euch noch Stunden über den Alltag eines Lehrers erzählen, aber das würde den Rahmen sprengen.

  • Zitat

    Original geschrieben von rajenske
    ...
    Rigorose Maßnahmen müssen jedoch gezielt wirkungsvoll sein und umsetzbar sein, was beim dem Handy ja nicht klappen kann.
    ...


    Warum denn nicht?
    Man darf das nicht absolut sehen. Im großen und ganzen wird es schon klappen.
    Wer innerhalb der Schulgrenzen telefoniert und erwischt wird bekommt eine auf den Deckel.
    Analog zum rauchen, da klappt es doch auch.


    Und wenn ein paar tatsächlich auf dem Klo telefonieren, sei's drum!
    Insgesamt wird weniger telefoniert, sondern komuniziert.
    (dass im Unterricht Handy wie Gameboy nichts verloren haben ist wohl jedem eh klar.)


    Gruß Oern1

    Wer den Pfeil der Wahrheit verschießt sollte die Spitze in Honig tauchen ! (arabisches Sprichwort)

  • Ich bin relativ selten an Stammtischen unterwegs; wenn meine Ansichten gelegentlich mit denen dort anzutreffender Dauergäste deckungsgleich sein sollten, dann ist das reiner Zufall... :D


    Wir können stundenlang über die tollsten Theorien, mehr oder weniger bekannte Bildungswissenschafter u.dgl. mehr diskutieren - all dies ändert nichts daran, dass die Kids (wobei "die Kids" sicherlich eine ungültige Verallgemeinerung ist) heute von ihren Eltern nicht mehr mit dem Maß an zwischenmenschlicher Kompetenz ausgestattet (sprich: erzogen) werden, wie das früher der Fall war.


    Ich glaube nicht, dass das was mit einer "früher war alles besser" - Einstellung zu tun hat, zumal ich für mich ganz persönlich diese Einstellung nicht habe - eher im Gegenteil. Allerdings: Ganz losgelöst betrachtet vom "Warum" - Schule war halt früher wirklich besser, daran kann ja nun niemand ernsthaft zweifeln, der die Verhältnisse früher und heute vergleicht.


    Es gibt sicherlich im Bildungssystem eine Menge zu reformieren. Die erste, wichtigste und vom doing her auch einfachste Reform wäre z.B., dass Bildung nicht mehr Sache der Länder, sondern des Bundes ist. Was für eine völlig hirnrissige Denke ist das, die jemanden auf die Idee bringt, dass in einem Staat 16 unterschiedliche Landesregierungen 16x unterschiedlich Bildungspolitik machen?! Aber das nur am Rande...


    Es mag ja richtig sein, dass in unserer sich weiterentwickelnden Gesellschaft Bildungsaufgaben z.T. auch in den (vor-)schulischen Bereich fallen. Aber da muss man doch bitteschön eine Grenze ziehen. Das ursächliche Problem ist doch, dass die Kids mit der falschen Einstellung in die Schule kommen. Und DAS ist definitiv das Problem des Elternhauses; hier muss und kann kein Bildungssystem und kein anderer Teil des Staates eingreifen. Schlechte Erziehung, mangelnde Bereitschaft, etwas zu lernen, die Erfahrung, dass nichts passiert, wenn man über die Stränge schlägt, und ja - eben auch das Nicht-Beherrschen der Sprache, die in diesem Land gesprochen wird - all das sind Basics, die den Kindern nicht deswegen fehlen, weil wir Defizite in unserem Bildungssystem haben, sondern weil diese Kindern von Eltern großgezogen werden, die ihnen all dies vermitteln SOLLTEN, aber es eben nicht tun. Und dafür kann kein Staat, kein Lehrer, keine Schule irgendwas.


    Kein Zweifel - es gibt an genügend anderen Stellen genügend andere Baustellen, aber das Hauptproblem liegt im Umfeld zu Hause - und NUR dort. Diese Verantwortung lässt sich weder abwälzen, noch lassen sich die Ursachen wiederum in externen Umständen suchen.


    So - Stammtische werde ich allerdings auch nach diesem Beitrag weiterhin nicht aufsuchen... :D

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr


    Es kommt halt auf den Lehrer an.


    Richtig, aber auch auf das gesamte Vorgehen einer Schule. Mein Satz war aber auch auf die Eltern bezogen, passt aber natürlich so auch.

    Zitat

    Was der berichtet, da fallen einem die Augen aus, das glaubste nicht.


    Doch ;).

    Zitat

    Original geschrieben von oern1


    Warum denn nicht?
    Man darf das nicht absolut sehen. Im großen und ganzen wird es schon klappen.
    Wer innerhalb der Schulgrenzen telefoniert und erwischt wird bekommt eine auf den Deckel.
    Analog zum rauchen, da klappt es doch auch.


    :D:D zur Aussage zum Rauchen ...


    Aber ich weiß schon, was du meinst mit im "Großen und Ganzen". Abe wie stellst du dir das vor?


    Es ist Pause, ein Lehrer sieht eine Schülergruppe in einiger Entfernung, wo einer eine SMS liest. So, jetzt soll der Schüler einen "auf den Decken bekommen"?


    Was denn? Strafarbeit? Soll der Lehrer die Taschen durchwühlen und Handy wegnehmen für 1-2 Tage, wie es Bayerns Regierung empfiehlt (wobei das Handy bei Eintreffen des Lehrers in den Untiefen verschwunden sein dürfte und nichtexistent ist).


    Das verbraucht unötige Energie auf allen Seiten, schafft Unverständnis und Aggressivität. Und es ist einfach unangemessen: Der Schüler hat niemanden in irgendeiner Weise verletzt, keine Rechte anderer beeinträchtigt und auch sonst niemanden gestört.


    Und was bitte ist ein genehmigter "Notfall"? -> "Ich wollte meine Mutter anrufen, dass sie mich heute nicht abholen kommen braucht". Und nun? Diskutieren, nachprüfen. Wo soll das aufhören?


    Man kann Gewaltvideos auf Handys nicht verhindern, indem man das Einschalten von Handys an einem Ort komplett verbietet.


    Grüße, Öle

    Mit Grüßen ...


  • Zum Rauchen:
    natürlich wird geraucht, heimlich.
    Aber was wäre wohl wenn das rauchen erlaubt wäre? Ab der 1. Klasse.
    Ich denke es würde mehr geraucht.... was meinst Du?


    "Handy bei Eintreffen des Lehrers in den Untiefen verschwunden"
    genauso wie beim Rauchen: Kippe weggeworfen, Schachtel eingesteckt.


    Aber das sollte man ja gar nicht an solchen Einzelfällen (Notfall) festmachen.
    Viele, oder die meisten Schüler halten sich schon noch an aufgestellte Regeln
    und den Rest bekommen die Lehrer in der Regel schon in den Griff!


    Gruß Oern1

    Wer den Pfeil der Wahrheit verschießt sollte die Spitze in Honig tauchen ! (arabisches Sprichwort)

  • Zitat

    Was denn? Strafarbeit? Soll der Lehrer die Taschen durchwühlen und Handy wegnehmen für 1-2 Tage, wie es Bayerns Regierung empfiehlt (wobei das Handy bei Eintreffen des Lehrers in den Untiefen verschwunden sein dürfte und nichtexistent ist).


    Ich behaupte ja. Was ist heute eigentlich los? Soll man lieber alles durchgehen lassen und so weitermachen wie bisher? Bedarf ist nun mal da, also sollte man ruhig härter durchgreifen. Auch wenn der Spruch abgedroschen klingt, aber ich bin froh eine Erziehung genossen zu haben, in der mir auch Grenzen aufgezeigt wurden. Was hatte ich damals Respekt vor Lehrern, vom Eigentum anderer etc. pp. Ohne Regeln funktioniert keine Gesellschaft. Und manches muss man einfach akzeptieren ohne ständig darüber zu diskutieren. Das macht man einmal, setzt es durch. Fertig! Das Schüler ständig mehr zu wissen scheinen als der Lehrer ist ja altbekannt.


    Zitat


    Das verbraucht unötige Energie auf allen Seiten, schafft Unverständnis und Aggressivität. Und es ist einfach unangemessen: Der Schüler hat niemanden in irgendeiner Weise verletzt, keine Rechte anderer beeinträchtigt und auch sonst niemanden gestört.


    Derjenige der sich schuldig macht, dem passiert es einmal - maximal 2-3 Mal. Danach ist es ihm eine Lehre, behaupte ich mal. Oder diskutierst du mit deinem Chef darüber, wieso du nicht während der Pause im Firmengebäude in einem extra Raum rauchen darfst, wieso USB-Ports am PC blockiert sind und nicht alle Seiten freigeschaltet sind? Wieso kann man nicht einfach mal gewisse Dinge als solches hinnehmen und akzeptieren, dass sie gut sind?

  • Zitat

    Original geschrieben von oern1
    Viele, oder die meisten Schüler halten sich schon noch an aufgestellte Regeln
    und den Rest bekommen die Lehrer in der Regel schon in den Griff!


    Nebenbei: Es kommt immer drauf an, an welcher Schule, welchem Umfeld und wie "in den Griff bekommen" zu verstehen ist. Darüber könnte man jetzt lange diskutieren.


    Zitat

    Aber was wäre wohl wenn das rauchen erlaubt wäre?


    Das habe ich nicht gemeint, das dürfte klar sein. ;).


    Man kann maber Handyverbot und Rauchverbot nicht vergleichen. Beides haben andere Hintergründe.


    Anlass und Begründung war für bayerischen Regierung ja die Verbreitung von Gewaltvideos. Und ich behaupte immer wieder, dass man das durch dieses Verbot nicht verhindern kann.


    Und auch das noch einmal: Meiner Meinung nach gibt es kein großes Handyproblem an Schulen, dass dadurch entsteht, dass Schüler Handys mitbringen und z.B. in ihrer einstündigen Mittagspause benutzen.


    Es gibt genügend andere schulbezogene Probleme mit größerem politischen Handlungsbedarf.


    Grüße, Öle

    Mit Grüßen ...

  • Zitat

    Original geschrieben von rajenske
    ...
    Das habe ich nicht gemeint, das dürfte klar sein. ;).


    Man kann maber Handyverbot und Rauchverbot nicht vergleichen. Beides haben andere Hintergründe.


    Anlass und Begründung war für bayerischen Regierung ja die Verbreitung von Gewaltvideos. Und ich behaupte immer wieder, dass man das durch dieses Verbot nicht verhindern kann.


    Ist klar!
    Ich vergleiche ja nicht Handy- und Rauchverbot sondern die Durchsetzbarkeit!
    Und die ist imho bei beiden gleich gegeben.


    Ich bin für Handynutzungsverbot an Schulen:
    -im Unterricht, ist wohl unstrittig
    -auch in Pausen. Die Kids sollen sich unterhalten, soziale Kontakte pflegen und Konflikte lösen. Das geht nicht, wenn sie nur mit der (einen) besten Freundin/Freund telefonieren oder sich in eine Gamewelt zurückziehen.


    Das Argument Gewaltvideos/Pornos halte ich für Blödsinn, das kann man so nicht verhinden. Macht sich halt gut in der Presse...


    Gruß Oern1

    Wer den Pfeil der Wahrheit verschießt sollte die Spitze in Honig tauchen ! (arabisches Sprichwort)

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