Hilfe ... CSU will Bayerns Schulen zu Orten der Verbote machen

Zitat

Original geschrieben von Jochen
Langsam tun Eure Vergleiche weh. Euch nicht?

Ich finde es furchtbar - und bestätigt, warum ich mich normalerweise nicht mehr an (pseudo-)politschen Diskussionen hier bei TT beteilige.

In vielen Beiträgen hier werden hemmungslos verschiedene Themen miteinander gekoppelt (Porno und Handy nur Extrembeispiel), manche denken, sie könnten die letzten Jahre zurückdrehen.

Und das Erschütterndste: Als Argument zählt, dass man ja früher selbst in der Schule auch ohne Handy überlebt habe. Und das nehmen User einen Mobilfunkforums als Argument in den Mund, die selbst teilweise heute ohne Handy nicht mehr die Treppe runterkämen ...

Da ich auch keine Lust habe, auch noch Martyns Beitrag zu kommentieren, der oben mich zitiert, aber anscheinend auch meinen Beitrag nicht richtig gelesen hat, verabschiede ich mich aus dem Thread.

Wen meine inhaltlich Meinung (als Lehrer - ich "oute" mich nicht oft hier) noch interessiert:
http://www.telefon-treff.de/sh…ostid=1805906#post1805906

Grüße, Öle

Mensch Öle, es geht mir nicht mit dem Hinweis darauf, dass ich auch ohne Handy meine Schulzeit überlebt habe, nicht darum, mit Scheinargumenten rumzuwerfen, sondern darum, darauf hinzuweisen, dass es auch mal ohne ging. Wenn ein eigenverantwortlicher Umgang mit einigen Dingen nicht möglich ist, muss eben ein Regelwerk her und "von oben" eingegriffen werden. Ich halte aber ein blindes Verbot dabei für völlig verfehlt, denn dadurch wird eben gerade nicht Eigenverantwortung gelernt.

Und wo wir bei unsinnigen Vergleichen sind: Ich wäre für ein PC-Verbot in den Ferien, damit die Anzahl entsprechender Postings hier von vorneherein gesenkt wird!

Es ist eben die Frage, ob Verbote auch konsequent mit Sanktionen einhergehen. Klar, selbst in den USA gibt es Mörder, obwohl die Todesstrafe immer noch vollzogen wird. Aber ein gewisser Prozentsatz lässt sich durch Strafen nach wie vor abschrecken.

Zitat

Original geschrieben von diego206
Meiner Meihnung nach hätte diese Diskussion um das Verbot von Handys an Schulen schon vor Jahren stattfinden sollen.
Und ja auch ich begrüße so ein Verbot an den Schulen. Die sollen primär dort lernen und nicht Bilder/Mp3's/Pornos/Gewaltvideos/SMS tauschen.

Klar sollen sie das. Daher ist es an allen Schulen, die ich kenne, auch untersagt, im Unterricht ein Handy anzulassen (oder nicht auf lautlos zu stellen), auf dem Tisch liegen zu lassen oder unter der Bank SMS zu schreiben. Und genau das klappt voellig unproblematisch, vorausgesetzt, eine Schule funktioniert einigermassen, d.h. alle Lehrer sind sich ueber die Spielregeln einig und setzen sie im eigenen Unterricht auch durch.

Allerdings sind solche Regeln Kindern und Jugendlichen auch als "sinnvoll" zu vermitteln und in der Praxis durchzusetzen, und nur solche Regeln haben auch eine realistische Chance, befolgt zu werden. Eine Regel, dass in die Schule keine Handys mitgebracht werden duerfen, waere definitiv nicht zu vermitteln und ganz sicher auch nicht durchzusetzen, es sei denn, man fuehrt Taschenkontrollen, Toilettenaufsichten etc. ein.

Solche Regeln provozieren geradezu dazu, sie auszutricksen, was sicher auch seinen Reiz hat, aber ganz sicher dem Bildungsauftrag der Schulen nicht unbedingt zutraeglich waere ...

Alternativvorschlag aus dem Saarland:
Heise-Meldung

Mein persönliches Highlight:

Zitat

"Attraktiv ist dieses Softhandy zunächst nicht, wenn man es an den vielen Funktionen misst", sagte der Bildungsminister. Es müsse daher so trendig gemacht werden, dass der junge Besitzer damit signalisiere: "Ich bin anders."

Ja, kastrierte Geräte als "trendy" zu verkaufen ist ein fantastisches Konzept. Ich verweise auf die gigantischen Erfolge, die z.B. die Musikindustrie mit kapiergeschützten CDs/DRM hat, und wie sehr die Filmindustrie für Regionalcodes gefeiert, was sage ich, VERGÖTTERT wurde.

Mit anderen Worten: Wohl besoffen, Herr Schreier? Das will doch keiner haben, schon gar nicht in ihrer Zielgruppe.

Zitat

Zudem sei für viele Eltern das Handy ein Stück Sicherheit und Gewissheit, dass sie wissen, wo ihre Kinder sind und wann sie heimkommen.

Ja, warum so anstrengende Dinge machen wie "Stundenplan kennen" und "Zeiten vereinbaren", wenn man einfach für lächerliche 49 Cent einmal das Gerät tracken kann?

Autsch! Warum fühlen sich eigentlich so viele Volksverarscher berufen, auf jeden geistigen Güllehaufen, der des Weges ist, noch einen Haufen Kacke draufzusetzen? Sehen die das als Intelligenzfaktor an?

Vielleicht würde es nicht schaden, unser Land nur noch von Soft-Politikern führen zu lassen - garantiert Sinn- und Denkfrei, mit einem Anti-Gehirnsiegel ausgezeichnet und... - wie? Haben wir schon längst? Ach so, ja dann...

NoTeen

Tja, so ist er, mein Bildungsminister.
Zum Glück besuchte ich bei seinem Beginn bereits das Ende der Mittelstufe, da konnte er mir relativ wenig Bildungs-Porzellan zerschlagen, obwohl die Lage unter seinem Vorgänger fast genauso desolat war..

Sorry fürs kurze OT.

Zitat

Original geschrieben von DUSA-2772
Damals, früher, als ich noch zur Schule ging, gab es noch gar keine Handys. Komischerweise waren in absolut dringenden Fällen auch wir über das Sekretariat der Schule dort telefonisch erreichbar. <snip> Auch wenn der Besitz eines Handys was anderes suggerieren mag: Schüler sind keine Jung-Manager, die jederzeit erreichbar sein müssen, sondern in der Schule sind sie, um dort was zu lernen. <snip> Und natürlich ist es für viele eine Einschränkung, wenn sie bis 13:00 Uhr nicht schon 1-5 Euro an SMS verplempert haben können.

Mal nebenbei gesagt: Wieviel Geld die Kids heute fuer was ausgeben, geht (solange sie nicht volljaehrig sind) erstmal nur ihre sorgeberechtigten Eltern etwas an. Sonst niemanden, mich nicht, dich nicht und die Lehrer auch nicht. Die Lehrer koennen und sollen natuerlich die Frage des verantwortungsbewussten Umgangs im Unterricht thematisieren (was aber voraussetzt, dass sie mit den Medien selbst umgehen koennen ... :D), was die Kids dann daraus machen, ist nicht ihre Sache. Schliesslich ist Konsum in Deutschland per se keine Straftat.

Was die Erreichbarkeit angeht - nun, da gibt's natuerlich auch die Moeglichkeit, dass die Eltern ihrem Nachwuchs ein Handy kaufen, weil so ein Handy eben auch quasi wie eine elektronische Hundeleine funktioniert ... Und wenn dann der Nachwuchs eine Stunde nach Schulschluss noch nicht zu Hause ist, kann man als Elternteil eben mal flott anrufen um nachzufragen, was los ist. Das hat, aus der Sicht der Eltern, durchaus auch Vorteile. Ich kenne uebrigens Jugendliche, die aus genau dem Grund kein Handy wollen.

Ansonsten muss man auch sehen, dass viele Kinder und Jugendliche heute einen grossen Teil ihrer Freizeit per Handy organisieren. Ich bekomme das immer wieder mittags in den oeffentlichen Verkehrsmitteln mit, wenn dann mal eben per SMS Treffen fuer den Nachmittag arrangiert werden, Verabredungen getroffen werden etc. etc. Fuer die Bildungsbeflissenen hier: Sogar Verabredungen zum gemeinsamen Lernen werden heute oft so getroffen. Das ist nun mal so heute, und ich finde das voellig legitim, zumal Buschtrommeln und Brieftauben ziemlich out sind.

Doch, aan diese von Daniel/DUSA beschriebene Zeit kann ich mich auch erinnern. Wir haben uns gleich direkt in der Schule oder nach der Schule per Festnetztelefon (doch, das gabs damals schon) verabredet und uns sogar wirklich getroffen! :eek:

Außerdem spricht niemand jemand ab, seine Kohle (sofern er sie noch hat) rauszuhauen, wofür er will. Trotzdem kann jeder ein Handy ausschalten oder zumindest auf lautlos schalten wenn er in der Schule ist. Ich weiß, ich erlebe das leider oft genug im öffentlichen Raum, dass das viele Menschen nicht können, aber das läßt sich ja üben! (geht übrigens leichter, als ach so individuelle Klingeltöne downzuloaden, die doch jeder drauf hat!)

Und die Freizeit läßt sich dann in der Freizeit per Handy organisieren. Und auch das läßt sich lernen! :eek:

Eine Menge...

...Emotionen hat sich hier ja im Laufe von drei Seiten angesammelt. Persönliche Streitigkeiten laufen dabei zusehends den Sachinformationen / -gedanken den Rang ab.

Ein Kompromiss im Sinne eines Verbotes von "Status-Handys" könnte hier hilfreich sein. Es macht ja Sinn, dass Kinder in Notsituationen telefonisch Hilfe einholen können. Kamera- (Video-) und weitere Schnickschnackfunktionen aber nicht (sondern wecken nur Begehrlichkeiten).

Vorschlag daher: Verbietet die Mobiltelefone nicht, weckt aber auch nicht den Reiz des Verbotenen (Diebstahl, Austausch von Gewaltvideos). Notfalls muß das dann eben durch die jeweilige Landesregierung / Kultusminister genau ausformuliert werden!

PS: Diejenigen, die nun meckern wollen, weil ich von Regelungsbedarf spreche, sind aufgerufen, eine wirklich praktikable Lösung zu präsentieren, die die benannten Auswirkungen verhindert!