Hilfe ... CSU will Bayerns Schulen zu Orten der Verbote machen

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    Original geschrieben von AdministratorDr
    Was ich damit sagen will: Ich stimme BigBlue007 zu (auch wenns hier kritisiert wird oder als Stammtischparole abgetan wird) aber es ist nun mal die Realität, dass Eltern den Erziehungsauftrag übernehmen sollten. Ich könnte euch noch Stunden über den Alltag eines Lehrers erzählen, aber das würde den Rahmen sprengen.


    1. Hier wurde gar nichts als Stammtischparolen abgetan, sondern z. B. sachlich begründet, warum das Postulat nach einer strikten Trennung von Erziehung und schulischer Ausbildung praxisfern ist.
    2. Über den Alltag eines Lehrers mußt Du mir wirklich nichts erzählen, den kenne ich zum einen aus erster Hand (beide Elternteile, Freundes- und Bekanntenkreis) und zum anderen durch eigene Erfahrungen. Ich bin froh, daß ich nicht mehr im Schuldienst bin. Damit im Vergleich ist meine jetztige Tätigkeit mit ihren 60-Stunden-Wochen und ihrem permanenten Druck, alle Projekte innerhalb z. T. unmöglicher Terminvorgaben zu erledigen und dabei trotzdem keine Fehler zu machen, noch die reinste Erholung.


    Dennoch meine ich, daß man weder die Zeit zurückdrehen kann noch mit seinen Forderungen das Kind mit dem Bad ausschütten sollte. Die PISA-Studien haben sehr deutlich belegt, daß unser Bildungssystem im internationalen Vergleich vor allem deshalb so schlecht zu bewerten ist, weil es von einer äußerst geringen sozialen Durchlässigkeit bei der Vergabe von Bildungs- und damit auch Berufschancen ist. Konkret heißt das, daß aus den Kindern von Akademikern, Bildungsbürgern und wohlhabenden Familien wiederum Akademiker werden, und aus diesen Akademikern die späteren Eliten in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, und dies nahezu unabhängig von der natürlicher Begabung der Kinder. Kinder aus unteren Einkommensschichten und vor allem "mit Migrationshintergrund" haben dagegen erheblich schlechtere Chancen. Mit einem Satz: Deutschland leistet sich den Luxus, einen guten Teil des Talentpotentials seiner Kinder einfach deswegen unbeachtet zu lassen, weil die Eltern dieser Kinder aus anderen Ländern stammen oder vergleichsweise wenig Geld auf dem Konto haben.


    Diese Tendenz läßt sich wohl kaum damit begründen, daß fast alle Schüler heutzutage über ein Mobiltelefon verfügen oder ihren Lehrern den "schuldigen Respekt und Gehorsam" verweigern - eher würde ich hier von einer (vorsätzlichen?) Verdrehung von Ursache und Wirkung sprechen. Von daher erachte ich eine Diskussion um Handy-Verbote u. ä. für eine Schlacht gegen einen von Populisten aufgebauten Pappkameraden, auf den es sich trefflich einschlagen läßt.


    Viele Grüße und einen
    Happy Day

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

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    Original geschrieben von AdministratorDr
    Ich behaupte ja. Was ist heute eigentlich los? Soll man lieber alles durchgehen lassen und so weitermachen wie bisher?


    Als Lehrer siehst du im Unterricht und in Pausen immer eine Vielzahl von Situationen, bei denen du schnellstens entscheiden musst, ob und wie du eingreifst.


    Auf einem Schulhof einer Großstadt mit mehreren hundert Schülern gibt es da gerade etwa in einer 10-minütigen immer (!) zeitgleich irgendwo


    - (evtl. körperliche) Konflikte zwischen Schüler/innen
    - Rauch(-versuche)
    - aus irgendeinem Grund weinende Schüler
    - verletzte Schüler
    - Schüler, die Müll auf den Boden werfen
    - Schüler, die heimlich das Schulgelände Richtung der preisgünstigen Tankstelle verlassen wollen
    - die gerade zu übermütig mit dem Ball umgehen
    - denen eine Flasche hinfällt und Besen/Schaufel benötigen
    - zwei zu überwachende Toiletten, die nicht Ziel von Vandalismus werden sollten


    Vielleicht könnte man ja noch jemanden einstellen, der extra auf SMS-lesende Schüler achtet ;)


    Im Ernst: Es ist einfach praxisfern, sowas durchzusetzen. Ich lade dich ein, mal vorbeizukommen.


    Zitat

    Derjenige der sich schuldig macht, dem passiert es einmal - maximal 2-3 Mal.


    Nein. Wenn ich auf ein Verhalten eines Schülers reagiere, darf es nicht ein zweites Mal passieren.


    Und wenn man schon Firmenvergleiche heranzieht, dann richtig: Gibt es eine Firma, die ihren Mitarbeitern das Einschalten von Handys in den Pausen verbietet? - abgesehen natürlich von sicherheitsrelevanten Gründen (Fotos, Spionage usw.)

    Mit Grüßen ...

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