Kann man als Arzt noch reich / wohlhabend werden?

  • Natürlich sind Ärzte "besondere" Menschen, jedoch muss man sich auch eingestehen, daß viele einfach nur ihren Job machen, wie Millionen andere Menschen auch.


    Wenn man Deine These weiterführen würde, könnte man auch sagen, daß Polizisten, Piloten, Seelsorger, Krankenpfleger etwas ganz besonderes sind.


    SunnyStar

  • Im Prinzip sind die aufgezeigten Berufe tatsächlich was besonderes :)


    Polizist -> bekommt wirklich als „einfacher Polizist“, zu wenig Besoldung, muß aber damit leben erschoßen zu werden. Ebenso schützt er dien Leben vor Bedrohung und sorgt für die öffentliche Ordnung.
    Piloten -> sorgen dafür dass Du ohne Schaden in den Urlaub fliegen kannst, dafür sind sie viele Tage am Stück von der Familie weg.
    Seelsorger -> wenns Dir mal schlecht geht höhren Sie dein Gejammer an, in der Hoffnung daß Du dich nicht umbringst.
    Krankenpfleger -> Sorgen für dich im Heim im Alter damit Du hoffentlich in Würde sterben kannst.


    Um das weiter zu führen: Für mich sind normale Berufe, Leute die eigentlich lediglich Ihren Job machen. Jegliche Personen die im klassischen Handwerk tätig sind, LKW Fahrer, Bürohengste, Angestellt, Call center Mitarbeiter etc. Nicht jeder Beruf ist gleichzeitig was besonderes. Das muß man schon differenzierter betrachten.


    Nun aber wieder BTT ;)

  • Also, ihr Lieben...



    Ja, man kann auch heute als Arzt noch wohlhabend (und sogar reich) werden, ich halte es aber für eine wirkliche Ausnahme.


    Wenn es darum geht, klassisch ärztlich tätig zu sein, dürften einigermaßen sichere Methoden nur das Anbieten von Luxus-Medizin, der Besitz von teuren Spezialgeräten oder eine hochspezialisierte Ausbildung sein.


    Als plastischer Chirurg mit Medienpräsenz, Talkshow-Auftritten und enstprechenden Kontakten zur Welt der Celebrities ist man einem dicken Bankkonto schon recht nahe, ebenso dann, wenn man zufällig eine florierende und voll ausgestattete Radiologische Praxis sein eigen nennt.
    Das Fachgebiet der Mund-, Kiefer- und Gesichtsschirurgie beispielsweise ist ebenfalls noch eine Methode, sehr ordentlich zu verdienen - dafür müssen die MKG-Jungs (und Mädels) aber Human- und Zahnmedizin studiert haben.


    Da man als Arzt natürlich nicht gezwungen wird, tatsächlich auch ärztlich tätig zu sein, bieten sich auch andere Bereiche an, wenn es primär um einen guten Verdienst geht. Wenn man nicht gerade Chefarzt ist, dürfte sich in der Wirtschaft oder Forschung jedenfalls erheblich mehr Geld verdienen lassen, als in Klinik oder Praxis.



    Damit mal ein wenig Licht ins Dunkel kommt, hier ein kurzer Ablauf, wie man Onkel Doktor wird.


    Ein Studium von minimal 12 Semestern (also 6 Jahren) - kann man in dieser Zeit schaffen, wenn man ein Hardcore-Lerntier ohne Leben nebenbei ist; wenn man zusätzlich arbeiten muss, wird's schon eng.


    Ist man damit durch, bekommt man seine Approbation, ist Arzt, kann von allem ein bisschen, aber nix wirklich richtig.
    Man könnte sich nun irgendwio niederlassen und ein Schild mit der Bezeichnung Praktischer Arzt an seine Tür hängen - oder aber man macht eine Weiterbildung, damit man sich irgendwann dann mal Facharzt für Irgendneheilkunde nennen darf. Hierfür kann man nochmal 5 Jahre einplanen, wobei es auch Fachrichtungen mit 4 Jahren (z.B. Anatomie, Arbeitsmedizin) und welche mit 6 Jahren (meist chirurgische Bereiche) gibt.


    Dazu kamen noch die 1 1/2 Jahre Arzt im Praktikum (Doc auf Probe, quasi), die es aber jetzt nicht mehr gibt.


    In den bestenfalls 6 Jahren des Medizinstudiums sieht man keinen müden Cent, und das, obwohl man


    - im vorklinischen Abschnitt in den Ferien ein dreimonatiges Pflegepraktikum
    - im klinischen Abschnitt in den Ferien 4 einmonatige Famulaturen (Klinik- oder Praxispraktika) absolvieren und
    - im 11. und 12. Semester (Praktisches Jahr) als "PJ-ler" Vollzeit in der Klinik schuftet - fur Umme, natürlich.


    Der Arbeits- bzw. Lernaufwand während des Studiums schwankt je nach den Fächern des jeweiligen Semesters, aber es ist keine Seltenheit, dass man pro Woche das Pensum einer durchschnittlichen Abiturprüfung verinnerlicht haben sollte.


    Dies soll kein Jammern sein, ich will damit nur klarmachen, dass man sich mindestens 6 Jahre lang nicht nur abrackert, sondern auf draufzahlt (man muss von irgendwas leben, schweineteure Bücher und Instrumente kaufen etc.) und es einem teilweise sogar noch wirklich schwer gemacht wird, sich nebenbei etwas dazuzuverdienen.


    Alleine diese Tatsache rechtfertigt in meinen Augen schon ein höheres Gehalt, denn während ein Mensch in einem einigermaßen gut bezahlten Ausbildungsberuf mit Ende 20 / Anfang 30 schon ein paar Jahre Geld verdient hat und über Hausbau etc. nachdenken kann, steht der fertige Mediziner nach Jahren der Plackerei erst am Anfang seiner Karriere (bzw. seiner Weiterbildung zum FA) und steht finanziell meist alles andere als gut da.
    Generell: wenn ich eine langwierige, kostenintensive und hochwertige Ausbildung absolviere, hat das gefälligst auch finanziell in sofern honoriert zu werden, dass wenigstens die finanziellen Nachteile kompensiert werden, die jene Ausbildung mit sich gebracht hat.


    Wenn dann beispielsweise ein Klinik-Oberarzt trotz jener Ausbildung, den bekannten Arbeitszeiten und -bedingungen und der Verantwortung für Menschenleben ungefähr so viel Geld verdient wie ein einigermaßen qualifizierter Facharbeiter, dann stimmt irgendwas nicht.


    Zu den porschefahrenden niedergelassenen Ärzten bitte ich folgendes zu bedenken: wenn man irgendwann einmal eine Praxis übernimmt, muss dafür an sich schonmal ordentlich Geld fließen; in den allermeisten Fällen kommt noch einiges für eine aktuelle und/oder auf den persönlichen Bedarf zugeschnittene Einrichtung hinzu.
    Wenn man nicht gerade aus einem wirklich gutsituierten Hause kommt (es gibt auch porschefahrende Studenten...), muss man also mal eben ein paar hunderttausend Euronen mobilisieren - da ist ein (ebenfalls auf Pump angeschaffter) Sportwagen wirklich das kleinere Übel.


    Die Gründe und persönlichen Motivationen, diesen Beruf trotz aller Widrigkeiten zu wählen, sind absolut vielfältig und natürlich gibt es auch die Was-hätte-ich-sonst-mit-meinem-Einser-Abi-machen-sollen?- und die Papa-ist-auch-Arzt-und-ich-muss-die-Praxis-übernehmen-Fraktion; den meisten unterstelle ich aber einfach mal ehrliches Interesse an diesem Beruf.


    Bei mir war die Motivation, dass ich zum einen nichts so spannend und interessant finde, wie den Menschen selbst und zum anderen gerne einen Sinn in dem sehen möchte, was ich tue.
    Wie vermutlich jeder habe ich mir als End-Teenager gerne mal meine Gedanken darüber gemacht, was das Leben eigentlich soll, warum wir hier sind, was unsere Aufgabe ist, etc. Irgendwann bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sich das eigene Leben schon dann gelohnt hat, wenn man nur ein einziges anderes retten kann - so gesehen ist man als Arzt natürlich extrem privilegiert.


    So kräftezehrend und frustierend der Job als Arzt auch sein kann - die tiefe Befriedigung, Leiden zu lindern, Krankheiten zu heilen und vielleicht sogar Leben zu retten, findet man so in vermutlich keinem anderen Beruf.




    Gruß, Mooney :)

  • Zitat

    Original geschrieben von Mooney
    ....
    Damit mal ein wenig Licht ins Dunkel kommt, hier ein kurzer Ablauf, wie man Onkel Doktor wird....


    Den geschenkten Dr-Titel hast Du in Deiner Schilderung allerdings überhaupt nicht aufgeführt.


    Gruß


    Pitter

  • Zitat

    Original geschrieben von Pitter
    Den geschenkten Dr-Titel hast Du in Deiner Schilderung allerdings überhaupt nicht aufgeführt.


    Gruß


    Pitter


    ganz schön gewagt den satz ohne einen Ironie-Smilie dahinzuklotzen. Sonst kommt noch jemand auf die Idee dass der Dr-Titel wirklich geschenkt ist :eek:


    ps: und es sind nicht 3 sondern 4 monate famulatur ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von lalelu
    ganz schön gewagt den satz ohne einen Ironie-Smilie dahinzuklotzen. Sonst kommt noch jemand auf die Idee dass der Dr-Titel wirklich geschenkt ist :eek:


    Ist er (Dr. med) das nicht?


    Gruß


    Pitter

  • nein, das ist er nicht.
    deine "Doktorarbeit" darfst DU neben deinem Studium und in den Semesterferien irgendwie irgendwo reinquetschen. Zwar ist es nicht so wie in anderen Sudienrichtungen, dass Du 2 oder 3 Jahre Vollzeit dran arbeitest. Sondern je nach Aufwand der Arbeit Du es in grob nem halben Jahr Vollzeit schaffen könntest(meist versaut Sie die aber einige Semesterferien und viele freie Stunden während des Studiums), aber dafür kriegst Du im Gegensatz zu dem Biologen oder Physiker oder sonstwas, hier als Mediziner mal wieder keinen Cent für Deine "Doktorarbeit".

  • Zitat

    Original geschrieben von lalelu
    nein, das ist er nicht.
    deine Doktorarbeit darfst DU neben deinem Studium und in den Semesterferien irgendwie irgendwo reinquetschen. Zwar ist es nicht so wie in anderen Sudienrichtungen, dass Du 2 oder 3 Jahre Vollzeit dran arbeitest. Sondern je nach Aufwand der Arbeit Du es in grob nem halben Jahr Vollzeit schaffen könntest(meist versaut Sie die aber einige Semesterferien und viele freie Stunden während des Studiums), aber dafür kriegst Du im Gegensatz zu dem Biologen oder Physiker oder sonstwas, hier als Mediziner mal wieder keinen Cent für Deine Forschungsarbeit.


    Du solltest doch zumindest "Doktorarbeit" und "Forschungsarbeit" in "" setzen, sonst könnte das noch irgendeiner mißverstehen. ;)


    Gruß


    Pitter

  • Zitat

    Original geschrieben von lalelu
    ps: und es sind nicht 3 sondern 4 monate famulatur ;)


    Du hast natürlich recht - das kommt davon, wenn man während des Schreibens darüber nachsinniert, dass die Ärmsten heute 3 und nicht wie wir 2 Monate Pflegepraktikum machen müssen...


    Pitter:


    Dass ein Dr. med. mit weniger Aufwand verbunden ist als ein Dr. rer. nat. oder ein Dr. phil. ist unbestritten - unter "geschenkt" verstehe ich aber trotzdem nochmal etwas anderes.
    Wichtiger ist doch, wie viel Aufwand hinter dem gesamten Studium steckt, nicht nur hinter der Dissertation an sich; dort dürfte Medizin ziemlich weit vorne liegen...


    Da ja aber die finanzielle Situation und die Arbeitsbedingungen promovierte und nicht promovierte Ärzte gleichermaßen betrifft, tut dies eigentlich nicht wirklich viel zur Sache, oder?



    Gruß, Mooney

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