Krankenversicherung: Bekommt der Arzt unterschiedlich viel Geld?

  • Zitat

    Original geschrieben von wrywindfall
    Ey Leute, mal ehrlich, denkt doch mal nach! Wenn ich in einer Krankenkasse bin, die nur 12% Beitrag nimmt und nicht in einer, die 15% nimmt, warum ist die dann wohl so billig? :rolleyes:


    Weil die "billig" KKs weniger Kranke Patienten haben und straffer organisiert sind (d.h. weniger Kosten).

  • FedEx: Die 1,50 bezogen sich auf eine Stunde Psychotherapie. Ich kann als Psychotherapeut leider nicht 1001 zusätzliche Position abrechnen, sondern nur sehr wenige, da ich kein Arzt bin. Ich erinnere mich an Kollegen, die AOK-Patienten vor 2 Jahren für 1,50 die Stunde behandelt haben und entsprechend missmutig waren. Durch den neuen EBM ist es etwas besser geworden, aber ich muss mir jede weitere Abrechnungsziffer (Gruppentehrapie, Hypnose etc.) durch eine neue Ausbildung erkämpfen.


    Die Pauschale von BKK-Mitgliedern und EK-Mitgliedern war eine Aufstellung von meiner Hausärztin Ende 2004. Das waren glaube ich 72 Euro zu 48 Euro. Aber nagele mich nicht genau auf den Euro fest, es sind nur ca.-Werte.


    Aber dass die Pharmaindustrie mit Bestechung der Ärzte kräftig die Kosten hochgejubelt hat und jetzt um "die Arbeitsplätze" jammert, da gebe ich dir recht. Da war und ist noch eine Reform überfällig.

  • Zitat

    Original geschrieben von LordExcalibur
    Weil die "billig" KKs weniger Kranke Patienten haben und straffer organisiert sind (d.h. weniger Kosten).


    Stimmt so auch nicht. Der Risikostrukturausgleich sorgt schon dafür, dass die Kassen mit der schlechten Versichertenstruktur sozusagen "entschädigt" werden. Die grossen Kassen haben nie gelernt zu wirtschaften. Klaschen in jedem Kaff eine Geschäftsstelle hin und beklagen sich über die hohen Verwaltungskosten. Mittlerweile mussten sie ja dazulernen. Nur zu dumm, dass die meisten dieser Kassen, ich spreche im speziellen von den AOK'n, mittlerweile Schulden in Millardenhöhe angehäuft haben. Solange die nicht getilgt sind, wirds auch nichts mit ner Beitragssatzsenkung.


    @ wrywindfall


    Ok, habe ich dann falsch verstanden. Was ein Psychotherapeut abrechnen kann weiss ich nicht. Da muss ich deinen Angaben Glauben schenken. Lassen wir uns einfach überraschen was die Zukunft uns so bringen wird. Ich befürchte zwar nichts Gutes, aber wer weiss....

  • Zitat

    Original geschrieben von Hinniwilli
    http://www.buschtelefon.de/geld8.htm


    Von einem gesunden Kassenpatiente, der nie eine Arztpraxis von innen gesehen hat, erhalten die Arzte selbst im ungünstigsten Fall jährlich 240 EUR. Von einem gesunden Privatpatienten genau 0,00 EUR.


    Interessant ist BTW in dem Artikel der Teil über das Individualbudget

    Zitat


    Honorarbegrenzung: Das Individualbudget


    In Berlin wurde ab dem 3. Quartal 2003 ein seit mehreren Jahren im KV Bereich Nordrhein erprobtes System der Honorarverteilung übernommen, die Individualbudgets. Jede Praxis erhält vor Beginn des Quartals mitgeteilt, wie hoch das maximal von ihr zu erwirtschaftende Honorar ausfallen kann. Der Verpflichtung aus dem BSG Urteil die abgerechnete Leistungsmenge zu begrenzen, wurde durch diese Umsatzbeschränkung jedes einzelnen Arztes entsprochen. Die Höhe des Individualbudgets bemisst sich nach dem durchschnittlichen Umsatz aus Kassentätigkeit des Jahres 2002. Je Quartal kann ein einzelner Arzt weiterhin rund ein Viertel seines alten Jahresumsatzes erwirtschaften. Arbeitet er mehr, steigt sein Honorar nicht an. Neu gegründete Praxen dürfen ein Honorar bis zum durchschnittlichen Umsatz einer Praxis ihrer Fachgruppe beanspruchen. Um jeder Praxis den Vergleich mit den in Punkten abgerechneten Leistungen zu ermöglichen, wird die dem Honorar entsprechende Punktmenge mitgeteilt. Für dieses Punktvolumen wird der dem EBM zugrunde gelegte Punktwert von rund 10 Pf = 5,11 €-cent benutzt. Hat eine Praxis im Quartal diese Punktmenge abgerechnet, steigt das Honorar nicht weiter an. Rechnet die Praxis mehr Leistungen ab, sinkt der Durchschnittswert der geleisteten Punkte in der Praxis, aber auch nur dort. Im alten Verteilungssystem der Fallbudgets hatte die Ausweitung der Leistungen einer Praxis Auswirkungen auf das Honorar aller anderen Praxen. Die Individualbudgets werden nach Kassenarten für Primärkassen (AOK, BKK, IKK etc. ) und Ersatzkassen (BEK, GEK, DAK etc) getrennt berechnet.
    Da die Ersatzkassen im Durchschnitt mehr Geld für die ambulante Versorgung Ihrer Versicherten zur Verfügung stellen als die Primärkassen, können in den meisten Praxen für Versicherte der Ersatzkassen mehr medizinische Leistungen zur Verfügung gestellt werden als für Versicherte der Primärkassen.


    Hier wird genau der Unterschied zwischen den Kassen beschrieben.

  • Zitat

    Original geschrieben von Hinniwilli
    Von einem gesunden Kassenpatiente, der nie eine Arztpraxis von innen gesehen hat, erhalten die Arzte selbst im ungünstigsten Fall jährlich 240 EUR. Von einem gesunden Privatpatienten genau 0,00 EUR.


    So pauschal ist die Aussage nicht gültig, da sie die familiären Bedingungen nicht berücksichtigt. Die Kopfpauschale gilt ja pro Familie, bei privat Versicherten muss ja tatsächlich "pro Kopf" bei den Kosten gerechnet werden.


    Ist aber alles für diesen Thread schon fast offtopic ;)


    Danke für den informativen Link.


    (Den Beitrag von wrywindfall muss ich mir nochmal im wachen Zustand durchlesen..)


    Grüße, Öle

    Mit Grüßen ...

  • Zitat

    Original geschrieben von rajenske
    So pauschal ist die Aussage nicht gültig, da sie die familiären Bedingungen nicht berücksichtigt. Die Kopfpauschale gilt ja pro Familie, bei privat Versicherten muss ja tatsächlich "pro Kopf" bei den Kosten gerechnet werden.


    Grüße, Öle



    Der privat Versicherte ist deshalb in die Privatversicherung gegangen, weil er dort weniger zahlt. Und wer weniger zahlt, der leistet dadurch letztlich auch einen geringeren Beitrag zur Finanzierung des Gesundheitswesens. Obendrein fließen beim privat versicherten noch erhebliche Teile der Beiträge als Provision an die Vertreter, gehen also auch dem Gesundheitswesen verloren.


    Gut verdienende gesetzlich versicherte zahlen einen Großteil ihres Beitrags als Solidarbeitrag dafür, dass ärmere Bevölkerungsschichten sich einen Arzt leisten können. Das also die Ärzte auch an den Menschen verdienen können, die sich eigedntlich keinen Arzt leisten können, haben sie den gesetzlich Versicherten zu verdanken, nicht den privat versicherten.

  • Im Grunde ist doch irgendwie pervers, daß mittlerweile selbst die Patienten die Kostenfrage im Gesundheitswesen weit mehr diskutieren, als die eigentlichen Behandlungskonzepte-sprich den Sinn der Sache völlig vernachlässigen.


    Es ist doch keine Frage, jemanden zu behandeln wird immer Geld kosten, "wirtschaftliche" Medizin gibt es erst dann, wenn die Kassen garnichts mehr bezahlen, denn das ist das Ziel einer jeden guten "Wirtschaft", mehr rauszubekommen, als man reingibt.


    Was im Grunde schon jetzt so ist-Kassen arbeiten für einen Gewinn, der garnicht notwendig ist. Es reicht völlig, wenn Kassen bei Null rauskommen, also non-profit arbeiten würden. Man sieht es ja schon jetzt, da haben die Kassen mal wieder Milliardengewinne gemacht, die Leistungen für die Patienten aber wurden massivst beschnitten. Wem nutzt dies? Und "Patienten" und dem "Gesundheitswesen" am aller Letzten.


    Natürlich kann man die Argumente der Kassen nachvollziehen, daß teilweise Operationen und Behandlungen durchgeführt werden, die medizinisch keinen Zweck haben oder falsch sind und so Folgebehandlungen nach sich ziehen, bloß weils bezahlt wird. Statt dort gegen an zu gehen, wird aber bspw. die Zahnmedizin gesundsaniert! Obwohl jeder weiß, daß Zähne immer Abnutzungserscheinungen haben, daß es je nach Zahnsubstanz auch mal garnix bringt, wenn der Patient vorsorgt und Lücken in Zahnreihen (weil keine Brücke etc. gezahlt wird) das ganze Konstrukt gefährden. Von den durch mangelnde Kauapparate entstehende Begleiterkrankungen garnicht zu reden...


    Was ich meine ist, es gibt bestimmte Bereiche, die werden immer Geld kosten und es gibt Bereiche, die kosten auch Geld, bringen aber nix. Bisher sehe ich nur Streichungen in Bereichen, die nachweislich sinnvoll sind und zwingend gemacht werde müssten, egal wie die Prophylaxe oder "Eigenverantwortung" der Patienten ist.


    Und Privatpatienten sind längst nicht optimaler behandelt, manches Extra ist oftmals zu viel des Guten und macht erst Recht krank oder schadet im günstigsten Fall nicht. Und die privaten Kassen leben vom Ruhm vergangener Tage. Jemand mit einem sehr alten Vertrag, der ist bei Doktor und in Klinik König.
    Jemand, der heute abschließt, wird zwar wie König behandelt, zahlt aber wie Schuhputzer an seinen Zuzahlungen. Da wird mittlerweile gnadenlos ausgeschlossen, was an Krankheiten bekannt ist oder zu einer werden könnte. Alleine die Illusion Chefarztbehandlung (der nickts eh nur ab, behandeln tut größtenteils der Assi) und schmucke Einzelzimmer plus kleine Gimmicks zum Chinapreis (mal nen Bademantel als Dreingabe, kleine Duschgelpackungen wie im Hotel, mal hier ein Gratisgetränk) gauckeln gewisse "Exklusivität" vor, die es garnicht mehr gibt, zumindest im Behandlungsbereich.


    Und Wettbewerb unter Ärzten-bloß nicht! Die sollen fair bezahlt werden und anständige Arbeitszeiten haben. Aber das ich nen Hustensaft verschrieben bekomme, bloß damit sich der Arzt im Wettbewerb mit anderen besser positioniert (es braucht Kapital um Wettbewerber auszubooten, nicht können!), ist das Schlimmste, was uns Patienten passieren kann. Man kann auch kaputttherapiert werden und Medikationen schlucken, die am Ende kranker machen, als man eigentlich ist (Stichwort Nebenwirkungen und daraus resultierende Wehwehchen).


    Im Gegenteil, der Wettbewerb im Gesundheitswesen muss drastisch runtergefahren werden und es muss wieder hin zur Medizin selbst kommen. Krankheit darf kein Business sein, denn Krankheit hält sich nicht an Abmachungen und man kann sie nicht auf Vertragseinhaltung verklagen. Am Ende verliert man sonst immer...

  • Zitat

    Original geschrieben von Hinniwilli
    Der privat Versicherte ist deshalb in die Privatversicherung gegangen, weil er dort weniger zahlt.


    Der Privat Versicherte ist AUCH deshalb in die Privatversicherung gegangen, weil er dort FAIR bezahlt. Nach Deiner Argumentation müssen gefälligst alle in der GKV - einem UNFAIREN System bleiben, denn wenn schon unfair, dann gefälligst für alle!


    Zitat


    Und wer weniger zahlt, der leistet dadurch letztlich auch einen geringeren Beitrag zur Finanzierung des Gesundheitswesens.


    Diejenigen, die diese geringeren Beiträge leisten, sind zum größten Teil Selbständige oder Menschen in verantwortungsvoller Position, die i.d.Regel selten bis nie krank sind, geschweige denn krank "machen", weil sie es sich einfach wirtschaftlich nicht erlauben können. Von den Deiner Aussage nach minderwertigen - 5000.- Euro, die ich jedes Jahr in die PKV einzahle, habe ich bisher NULL dem Gesundheitssystem entnommen! Eine durchschnittliche EDEKA-Verkäuferin, die zweimal im Jahr ihre Grippe "nimmt", kommt unser Gesundheitssystem unter dem Strich teurer als ein Selbständiger Privatversicherter.


    Zitat


    Obendrein fließen beim privat versicherten noch erhebliche Teile der Beiträge als Provision an die Vertreter, gehen also auch dem Gesundheitswesen verloren.


    Beim Gesetzlich Versicherten fließen natürlich SÄMTLICHE Beiträge - vollkommen altruistisch - in eine bestmögliche Gesundheitsversorgung. Aufgeblasene Verwaltungsapparate und den Lebensstandard verschiedener Lobbyisten, welche durch die Beiträge der GKV finanziert werden, lassen wir einfach mal gönnerhaft unter den Tisch fallen.


    Zitat


    Gut verdienende gesetzlich versicherte zahlen einen Großteil ihres Beitrags als Solidarbeitrag dafür, dass ärmere Bevölkerungsschichten sich einen Arzt leisten können. Das also die Ärzte auch an den Menschen verdienen können, die sich eigedntlich keinen Arzt leisten können, haben sie den gesetzlich Versicherten zu verdanken, nicht den privat versicherten.


    Sorry, aber eine solche Aussage in dieser Form ist Bullshit. Im Umkehrschluß bedeutet das, jeder Privatversicherte saugt unser Gesundheitssystem auf Kosten der "armen" Gesetzlich Versicherten aus. Würdest Du mir bitte die Adresse nennen, unter der ich meine bisher bezahlten Privaten Beiträge zurückerhalten kann, damit ich meiner von dir dargestellten Rolle als Sozialschmarotzer gerecht werden kann?


    Ich verstehe nicht, warum - Deiner Ansicht nach - es falsch sein soll, sich in einem fairen System zu versichern, in welchem fair abgerechnet wird, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Deiner Argumentation nach ist das deshalb verboten, weil Andere in einem unfairen System versichert sein MÜSSEN, ob sie wollen oder nicht. Dieses - ebenso wie die Verteilung der Gelder aus den Gesundheitskassen - ist aber nicht mein Problem als Privatversicherter, sondern ein Problem unserer Politik und unseres Gesundheitssystems.


    Eine vollkommene Öffnung ALLER Kassen wäre der richtige Schritt - natürlich OHNE irgendwelche verlogenen Ausgleichstöpfe oder gedeckelte Punktesysteme.


    NoTeen

  • also, ich muß gestehen, das die helferin ihren job an den nagel hängen sollte.
    sicher hat sie recht, das, auf gut deutsch gesagt, der aufwand für manche patienten nicht lohnt.
    das wird auch in der praxis laut ausgesprochen - niemals aber vor oder zu einem patienten!
    ich meine, der patient ist der letzte, der da was für kann!


    es ist allerdings so, das der bürokratismus die praxen echt dahinrafft, ärzte und team einfach überfordert sind, und das mittlerweile für einen mindestlohn!
    welcher arzt reißt sich da freiwillig noch den popo für auf?
    dauernd muß er und sein team sich das gemecker von den patienten anhören. und dies für dinge, die nicht auf seinem mist gewachsen sind.
    wer hört sich das gemecker von arzt und team an?
    niemand!
    nicht nur, das ihm immer mehr arbeit auferlegt wird, für immer weniger geld.
    hinzu kommt eben noch dieser unmut der patienten, der sich tagtäglich in der praxis entlädt.
    wer bitteschön hat da noch groß lust zu arbeiten, den dienst an der menschheit noch mit einem lächeln zu erledigen?
    ich denke, das könnt ihr sicher gut verstehen, oder?


    dennoch darf es nicht passieren, das einem patienten gesagt wird: behandel dich selber, wir verdienen nix an dir!
    das ist echt ien hammer!

  • Zitat

    Original geschrieben von pallmall
    Im Grunde ist doch irgendwie pervers, daß mittlerweile selbst die Patienten die Kostenfrage im Gesundheitswesen weit mehr diskutieren, als die eigentlichen Behandlungskonzepte-sprich den Sinn der Sache völlig vernachlässigen.


    Supi, genau das denke ich auch. Leider ist es ja so, dass heutzutage nur noch über die eigenen Kosten, nicht aber das was dahinter steckt nachgedacht wird. "Geiz ist geil" wird immer hoch gehalten, über die Regierung geschimpft, die nix gegen die Arbeitslosenzahlen macht, aber die Wohnung darf schwarz der Pole renovieren... :rolleyes:


    Ich denke auch, dass eher Konzepte diskutiert werden sollten. Was ist notwendig, was ist angemessen udn was bringt etwas. Daran kann sich dann auch die Kostenfrage orientieren.


    Und mir als privat versichertem Selbständigen geht es auch so, dass ich mir krank machen gar nicht leisten kann, denn jeden Tag, den ich nicht arbeite, bekomme ich auch kein Geld. Das war früher, als ich noch im öffentlichen Dienst gearbeitet habe, anders...

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