Krankenversicherung: Bekommt der Arzt unterschiedlich viel Geld?

  • Hallo Gemeinde,


    vor kurzem war ich bei meinem Hausarzt.
    Als ich mich angemeldet habe und mein Krankenversicherungskärtchen gezückt habe, meinte die Arzthelferin zu mir, ob ich überhaupt wüsste, das der Arzt jetzt fast nichts an mir verdient, da diese Krankenkasse weniger an den Arzt bezahlen würde - für gleiche Leistungen.
    Ich meinte nur, dass ich mir das nicht vorstellen könnte...


    Jetzt bin ich natürlich verunsichert. Falls diese Behauptung stimmt, dann gäbe es ja unter Umständen (sicher nicht bei allen Ärzten) drei Klassen von Patienten.
    Die Privatversicherten, die Versicherten, die bei einer "guten" Krankenkasse sind und ordentlich bezahlen und Patienten meiner Klasse, die der Arzt eventuell nicht gleichwertig behandelt, weil er hier nicht so viel verdient.
    (Ich unterstelle jetzt manchen Ärzten einfach mal, dass sie sich am meisten "Mühe" geben bei den Patienten, an denen sie am meisten verdienen...sicher wird es Ärzte geben, die das nicht machen - aber genauso wird es Ärzte geben, die so vorgehen, um die guten Patienten nicht zu verlieren).


    Also, vielleicht kennt sich einer von euch mit diesem Thema aus oder hat schon ähnliche Erfahrungen gemacht...


    Ich denke, es tut nichts zur Sache, bei welcher KK ich bin, oder?


    MfG
    seant

  • Es kommt wirklich darauf an, bei welcher Krankenkasse du bist.


    Ey Leute, mal ehrlich, denkt doch mal nach! Wenn ich in einer Krankenkasse bin, die nur 12% Beitrag nimmt und nicht in einer, die 15% nimmt, warum ist die dann wohl so billig? :rolleyes:


    So als Faustregel: die "Billig"-BKKs zahlen etwa nur die Hälfte für jedes Quartal, was die "teureren" zahlen. Aus diesem Grunde bekommen diese Leute auch gegen Ende des Quartals oft einen Termin erst im nächsten Quartal, damit noch Zeit für die ist, wo mehr bei "rausspringt".


    Niedergelassene Kollegen von mir haben bei den Patienten der nicht so gut zahlenden Krankenkassen dann eben auch eine längere Wartezeit und schieben die lieber zu den Ausbildungsinstituten ab, weil die von allen Krankenkassen die gleiche Pauschale bekommen.


    Und wenn jetzt jemand sagt: "Ach ja, machen wohl wieder alles nur für Geld!", dann bitte ich denjenigen mal zu überlegen, ob er sich gerne mit einem problematischen Menschen eine Stunde für 1,50 Euro unterhalten möchte, wenn er in der Zeit durch jemand anderen 80 Euro bekommen könnte!

  • Sorry, aber wer so denkt, hat meiner Ansicht nach den Beruf des Arztes vollkommen verfehlt.


    Natürlich soll ein Arzt gutes Geld verdienen, aber der Dienst am Menschen hat im Vordergrund zu stehen.


    Diese Mentalität, die du ansprichst, ist dann auch genau die Einstellung, mit der Ärzte die Krankenkassen jährlich um mehrere Millarden € schädigen, sei es durch die Verschreibung von zu teuren Medikamenten oder überflüssige Behandlungen.


    Wenn es bei den Ärzten nicht so viele schwarze Schafe gäbe, würden vielleicht gar nicht mehr so viele Menschen in die "Billigkrankenkassen" wechseln, weil die Beiträge der anderen Kassen möglicherweise niedriger wären.

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Na gut, dann rechne ich nur mal für mich, über andere will ich da nix sagen. Also:


    35 Std. pro Woche Patientenbehandlungen à 2 Euro (mal ein besserer Wert) ergeben 70 Euro pro Woche oder 280 im Monat. Jetzt erkläre mir mal, wovon ich da dann leben sollte, denn die 35 Std. pro Woche Patientenbehandlung bedeutet zusätzlich noch Berichte schreiben, Abrechnungen schreiben, rumtelefonieren etc., so dass ich gut und gern günstigenfalls auf eine 50 Stunden Woche komme.


    Wenn ich stattdessen dann Patienten nehme, die mir mehr pro Stunde einbringen, mache ich das sicher nicht aus Gewinnsucht! Und ehrlich gesagt: die Krankenkassen zahlen für meine Leistung und ich nehme denen nix weg, also wo ist dein Problem?


    Ich finde das echt zum K....., dass man mir als Psychotherapeut immer noch weismachen möchte, dass ja mein Altruismus schon genug genährt wird, dass ich so vielen Leuten zuhören und helfen darf. Aber das mach mal meinem Vermieter klar!


    Und noch als Ergänzung: es laufen ach so viele Leute zu "Selbsterfahrungs"-,Familienaufstellungs"- oder was weiß ich für Wochenenden und werfen irgendwelchen daher gelaufenen Leuten tausende Euro in den Rachen, kommen da dann aufgewühlt von wieder und wollen mit mir dann über die Praxisgebühr reden. Da hört's dann aber ganz auf!

  • Ich verstehe im Moment aber gerade nicht, wie ein und dieselbe Leistung unterschiedlich viel von verschiedenen KK vergütet werden kann?!


    Dachte, sowas muss gesetzlich festgeschrieben sein?


    Die andere Sache ist doch die, dass wenn ich einen Termin mache, die Arztgehilfin doch gar nicht weiß, in welcher KK ich bin - oder schaut die das nach, bevor sie mir antwortet?


    Gibt es eine Liste, welche KK die Ärzte besser bezahlen und welche schlechter?
    Eigentlich müsste die KK doch damit werben, dass sie die Ärzte überdurchschnittlich bezahlt und deshalb ihre Kunden bei den Ärzten bevorzugt bzw. besser behandelt werden...

  • Für jede Leistung gibt es einen sogenannten "Punktwert", der für alle Krankenkassen gleich ist. Also als Beispiel, "Hypnose" hat den Punktwert 380. Nun gibt es Krankenkassen, die zahlen pro Punkt 10 ct. (macht also 38 Euro für die Leistung), andere zahlen aber nur 5 (macht dann 19 Euro für die gleiche Leistung). Und das ist noch günstig gerechnet.


    Der Punktwert sollte eine gewisse Höhe haben, hat er aber eben nicht!


    Und die Arzthelferin wird vorher nachgeschaut haben in ihrem System, bei welcher Kasse du bist.



    Über die Punktsummendeckelung (="Praxisbudget") schreibe ich mal lieber nicht, da kommt mir dann erst recht der Kaffee hoch! :rolleyes:

  • Zitat

    Original geschrieben von seant
    Gibt es eine Liste, welche KK die Ärzte besser bezahlen und welche schlechter?
    Eigentlich müsste die KK doch damit werben, dass sie die Ärzte überdurchschnittlich bezahlt und deshalb ihre Kunden bei den Ärzten bevorzugt bzw. besser behandelt werden...


    Das tun die Privatkassen doch auch. Da diese Kassen nur "Besserverdienende" und Beamte als Kunden haben (andere haben ja gar nicht die Wahl) können sie auch den Ärzten entsprechend höhere Vergütungen zahlen.


    Im ungünstigsten Fall zahlst du als AOK-Kunde einen höheren Beitrag als ein etwas mehr verdienender Privat-Kunde und wirst dafür auch noch schlechter behandelt.


    Mir ist ohnehin rätselhaft wie die Sozialdemokraten die Existenz/Einführung der Besserverdienendenkassen rechtfertigen wenn sie doch eigentlich ach so sozial sind und keine Zwei-Klassenmedizin wollen.

  • Zitat

    Original geschrieben von Zeus
    Das tun die Privatkassen doch auch. Da diese Kassen nur "Besserverdienende" und Beamte als Kunden haben (andere haben ja gar nicht die Wahl) können sie auch den Ärzten entsprechend höhere Vergütungen zahlen.


    Im ungünstigsten Fall zahlst du als AOK-Kunde einen höheren Beitrag als ein etwas mehr verdienender Privat-Kunde und wirst dafür auch noch schlechter behandelt.


    Klasse und schon wieder pauschalisierende Behauptungen.


    Jeder, der nicht abhängig bis zur Höchstgrenze beschäftigt ist, ist in der gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichert. Und da gibts ja auch die Mitversicherung von Familienangehörigen, die nichts kostet.


    In der privaten Krankenversicherung können sich alle anderen versichern, z.B. auch Selbständige. Und die gehören nicht unbedingt zu den Besserverdienern. Zusätzlich kostet jeder mit versicherte Familienangehörige Geld. Und außerdem gibt es noch Gesundheitsprüfungen. Für jedes Risiko zahlt man in der Privaten mehr, während bei der Gesetzlichen der Beitrag immer gleich ist!


    Und die größte Ungerechtigkeit ist, dass die Proivaten in der Psychotherapie an Psychologen oft nur 2/3 des Betrages zahlen, den sie Ärzten zahlen. Obwohl die Ärzteausbildung in der Psychotherapie im Vergleich zu der der Psychologen sehr viel kürzer und somit für sie auch günstiger ausfällt! :rolleyes:

  • wrywindfall: Kann dich wirklich verstehen. Aber heißt das im umkehrschluss, dass du mich z.B. als Barmer-Patient besser bevorzugt behandeln würdest als einen BKK-Patienten?


    (Würde jetzt halt wirklich mal wissen, welche KK gut bezahlen und welche schlecht...man kann es ja nicht nur über den Beitrag schließen, da z.B. eine Barmer sehr hohe Verwaltungskosten hat, gegenüber einer Versicherung die z.B. keine Filialen hat)

  • Wieso gibt es nicht eine große gesetzliche Krankenkasse,wäre das nicht
    günstiger ? bzw. Wie ist es dazu gekommen,das es soviele gesetzliche Krankenkassen gibt ?


    gruß lokomotive

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