Streik im öffentlichen Dienst in Baden Württemberg ! Ich verstehe es nicht !

  • Zitat

    Original geschrieben von Henry Spencer
    Ich möchte für die 40-Stunden-Woche streiken. Dann hätte ich früher Feierabend!
    :D

    OK, ich auch ;) Aber wir wollen uns hier ja nicht gegenseitig was vorheulen, oder ? :D [small](Wenn das hier jetzt meine Kollegen lesen) :D[/small]

  • Zitat

    Original geschrieben von dragon-tmd
    Boah, was für ein pauschaler Unsinn. Wäre genauso, als wenn ich sagen würde: Alle Schweizer essen nur Toblerone und Ricola Kräuterzucker ;) Es geht doch nicht um die Mehrstunden, es geht um die Konsequenzen, nämlich Stellenabbau ...


    wieso ein pauschaler unsinn?
    ich habe doch nichts verallgemeinert. oder habe ich?


    ist mir schon klar dass es um den stellenabbau geht. aber für mich stellt sich die frage ob ein stellenabbau nötig ist oder nicht. die optimierung der leistung ist immer eine gute sache. das einsparen von staatsgelder ohne negativkonsequenten für den staat auch. also wieso sollen die stellen künstlich erhalten bleiben?


    hier zwei (stark ins extreme gezogene) beispiele:


    1.
    der staat fühlt sich verpflichtet die angestellten die er jetzt hat beizubehalten – koste es was es wolle. Dafür werden immer grössere mittel eingesetzt. Es wird nirgends gespart wo es jemandem schmerzen könnte und alles muss zwingend „sozialverträglich“ sein.
    Doch diese Rechnung geht langfristig nicht auf, denn eine verwaltung die ihre mittel nicht optimal einsetzt rentiert einfach nicht. Folglich müssen die steuern erhöht werden oder neue schulden gemacht werden. Beides schadet der wirtschaft und den privatpersonen. Die privaten müssen mehr abgeben und haben weniger zum ausgeben. Die wirtschaft gibt mehr steuern ab und kamm im binnenmarkt durch die geschmälerte kaufkraft des durchschnittsbürgers weniger umsetzen: die folge davon: stellenabbau in der privatwirtschaft. Also gehen produktive geld generierende arbeitsplätze in der privatwirtschaft verloren zu gunsten von (sparbaren) arbeitsplätzen in der staatlichen verwaltung.




    2.
    Der staat versucht konsequent überall zu sparen wo es nachhaltig sinn ergibt. Daher wird er auch die stellen in der öffentlichen verwaltung abbauen wo es möglich und nötig ist. Die steuern können gesenkt werden oder werden wenigstens nicht erhöht. Es werden auch keine neuen schulden mehr (und daher auch keine abhängigkeiten vom ausland mehr) gemacht. Die privatpersonen haben mehr geld zur verfügung welches sie in die privatwirtschaft reinscheffeln welche davon und von den tieferen steuern profitiert. Die wirtschaft gibt diese mehrverdienste in form von gehaltserhöhungen, boni, stellenschaffung und stellensicherung an die privatpersonen zurück. Der staat nimmt dadurch sowohl von den natürlichen als auch von den juristischen personen mehr geld ein. Das stetige wachstum wird sich auch in der öffentlichen verwaltung durch mehrarbeit niederschlagen wodurch die vorher abgebauten stellen bald mehrfach wieder erstellt werden dürfen (aber nur dort wo es nötig ist)



    Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    Das sind typisch Neidparolen, mehr nicht. Schau dir mal den Durchschnittsverdienst eines Angestellten im ÖD an. Vor allem wie lange er braucht um das zu verdienen was du jetzt schon verdienen kannst. Da passt der Vergleich ÖD = Freie Wirtschaft nun mal nicht so einfach.


    Wir werden nie günstiger werden als China - dort gibt es keine Arbeitsbedingungen, Arbeitnehmerschutz. Da wird einfach nur geackert bis zum umfallen.


    weiss nicht wie es in deutschland ist. in der schweiz verdienen die leute im ÖD überdurchschnittlich gut, haben eine sehr hohe jobsicherheit, gute rente und pension etc.


    nein, günstiger werden wir nie sein. aber evtl. können wir durch innovation glänzen. und wenn wir den preisunterschied zusätzlich zur innovativen überlegenheit noch minimeren können, stehen unsere chancen gar nicht mal mehr so übel uns langfristig im global markt über wasser halten zu können.

  • Zitat

    Original geschrieben von nokiot
    ....
    2.
    Der staat versucht konsequent überall zu sparen wo es nachhaltig sinn ergibt. Daher wird er auch die stellen in der öffentlichen verwaltung abbauen wo es möglich und nötig ist. Die steuern können gesenkt werden oder werden wenigstens nicht erhöht. Es werden auch keine neuen schulden mehr (und daher auch keine abhängigkeiten vom ausland mehr) gemacht. Die privatpersonen haben mehr geld zur verfügung welches sie in die privatwirtschaft reinscheffeln welche davon und von den tieferen steuern profitiert. Die wirtschaft gibt diese mehrverdienste in form von gehaltserhöhungen, boni, stellenschaffung und stellensicherung an die privatpersonen zurück. Der staat nimmt dadurch sowohl von den natürlichen als auch von den juristischen personen mehr geld ein. Das stetige wachstum wird sich auch in der öffentlichen verwaltung durch mehrarbeit niederschlagen wodurch die vorher abgebauten stellen bald mehrfach wieder erstellt werden dürfen (aber nur dort wo es nötig ist)
    ....


    Schöne Rechnung, aber ich frage mich allerdings, ob diese nicht auf einem kleinen Denkfehler beruht. Schließlich schüttet "der Staat" das von ihm eingenommene Geld ja nicht in ein tiefes dunkles Loch ohne Boden, obwohl das uns allen so vorkommt. ;) Mit dem Geld bezahlt er seine Politiker, Beamten, Pensionäre, Angestellten und Arbeiter und vergibt auch Aufträge an Unternehmen. Somit ist das Geld dem Wirtschaftskreislauf nicht entzogen. Und das die Wirtschaft z.Zt. Mehrverdienste zurückgibt kann man ja nicht behaupten. Bzw. diese "Ausschüttungen" treffen ja offensichtlich nur auf einen sehr kleinen Personenkreis. Der widerrum scheint ja eher weniger Geld im Inland zu lassen.


    Gruß


    Pitter

  • klar gibt der staat auch wieder geld raus an die privatwirtschaft. gegen solche investitionen habe ich auch überhaupt nichts einzuwenden. ABER eine verwaltung schüttet kein geld aus! niemals. daher sollte man die verwaltungskosten möglichst gering halten. ich habe bewusst darauf hingewiesen, dass der staat, dort wo es nötig ist, sparen soll. nicht überall und nicht um jeden preis. aber in der verwaltung sehe ich an vielen orten noch einsparmöglichkeiten - und die scheinen in baden württemberg auch vorhanden zu sein (was von seiten der demonstranten nicht bestritten wird).

  • Zitat

    Original geschrieben von Pitter
    ...Der widerrum scheint ja eher weniger Geld im Inland zu lassen.


    Und genau das ist der Pferdefuß an der Geschichte. Wenn staatliche Stellen großzügig Aufträge vergeben, um damit die Wirtschaft anzukurbeln, dann geht diese Rechnung nur in geschlossenen Volkswirtschaften auf. Da wir aber kein "Tausendjähriges Reich", sondern Exportweltmeister und EU-Mitgliedsland sind, ist der monetäre Rückfluß aus den Beschäftigungsprogrammen nicht nur auf Deutschland beschränkt.


    Das Verfahren nennt man "deficit spending" und wer einigermaßen bei Trost ist, verwendet es heute nicht mehr. In der Politik wird es dennoch immer wieder publikumswirksam gemacht - mit freundlicher Unterstützung der BILD. ;)

    Tankred

  • Das Positive ist ja, dass auch die Arbeiter, Angestellten und Beamten, die in den Verwaltungen tätig sind, einen Großteil des Geldes das sie verdienen, in Form von Konsum in den Wirtschaftskreislauf zurückgeben.


    Dennoch muss es Ziel sein, den Verwaltungsapparat auf das minimal nötige Maß zu reduzieren. Die Mitarbeiter der Verwaltung betreiben nämlich keine Wertschöpfung, sondern unterstützen diesen Prozess für andere Wirtschaftsobjekte. Mir erscheint es sinnvoll, den Personaleinsatz nach Möglichkeit zu minimieren, aber dafür angemessene Gehälter zu bezahlen. Vor allem gutes Führungspersonal kann man mit BAT oder TVöD nur schwer erreichen.


    MfG

  • Ich mache die Rechnung für den öffentlichen Dienst auch mal so auf.


    Jede Gemeinde hält sich mehr oder weniger einen Bauhof sowie eigene Angestellte in verschiedenen Bereichen. Das führt irgendwann dazu das vierle öffentliche Einrichtungen in kleinem Umkkreis mehrfach vorhanden und eigentlich unausgelastet sind.
    Genauso gibt es Ämter die relativ wenig Arbeit und Aufwand haben, während andere eigentlich überfordert sind.
    Effektiv wäre eine auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtete öffentliche Verwaltung mit flexibleren Arbeitsmodellen und eine Beschneidung für die politischen Ämter in Sachen Personalpoltik (Ämterschaffung und Kungeleien).
    Im Endeffekt ist das jetzige nicht mehr bezahlbare öffentliche System langsam seit 1949 entstanden und nimmt Aufgaben wahr, die eigentlich unnötig sind; während in anderen Bereichen wie Schule, Soziales etc. das Geld und das Personal fehlt.

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    Ericsson T39m
    Legends never Die!
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  • Zitat

    Original geschrieben von galahad13
    Ich mache die Rechnung für den öffentlichen Dienst auch mal so auf.


    Jede Gemeinde hält sich mehr oder weniger einen Bauhof sowie eigene Angestellte in verschiedenen Bereichen. Das führt irgendwann dazu das vierle öffentliche Einrichtungen in kleinem Umkkreis mehrfach vorhanden und eigentlich unausgelastet sind.


    Hast du für solche Behauptungen Zahlen und Fakten? Oder machst du das daran fest, dass du ab und an Leute vom Betriebshof in den Grünanlagen stehen siehst.

    Zitat


    Genauso gibt es Ämter die relativ wenig Arbeit und Aufwand haben, während andere eigentlich überfordert sind.


    Pauschal gesagt ist das richtig, aber der Verschlankungsprozess ist schon seit Mitte der Neunziger im Gange.

    Zitat


    Effektiv wäre eine auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtete öffentliche Verwaltung mit flexibleren Arbeitsmodellen und eine Beschneidung für die politischen Ämter in Sachen Personalpoltik (Ämterschaffung und Kungeleien).


    Das wird bei Kommunen erst dann eintreten, wenn ein Bürgermeister nur die representative Rolle übernimmt und der Stadtdirektor die Verwaltungsspitze führt. Solange das nicht der Fall ist, wird ein Bürgermeister seine persönlichen politischen Interessen denen der Verwaltung vorziehen, was bedeutet das sie nach dem "Nach mir die Sintflut" Schema leben. Immerhin müssen Wahlen gewonnen werden. Das ist traurige Realität.

  • Zitat

    Desweiteren sieht der Tvöd vor, dass ein Teil des Gehaltes Leistungsabhängig gezahlt wird. Ich weiß jetzt schon wer das meiste abbekommt: Ar***kriecher, Parteianhänger, Schleimer.
    Ist doch überall gleich...


    Die Idee ist ja schonmal was. Nur setzten leistungs- und erfolgsabhängige Entgelte ein paar Dinge voraus:

    • Gute Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter führen können.
    • Im Schritt davor braucht es sozusagen einen Vorstand, der weiß, wohin sein Unternehmen bzw. seine Verwaltung denn will. "Die Sonne scheint von oben." ist die positive Formulierung des viel häufiger (warum wohl? ;)) gebrauchten Satzes "Der Fisch stinkt vom Kopf."
    • Für eine gescheite Führung braucht es ein Zielvereinbarungssystem mit transparenten Kritierien, wann wie welche Ziele schlecht, durchschnittlich, gut, sehr gut erreicht sind.
    • Entsprechend braucht es ein Zielkontrollsystem, bzw. ein gutes Leistungsbeurteilungssystem. Leistungsbeurteilungen sind zwar immer mit der subjektiven Sicht verfälscht, aber mit einem guten System kann man es objektiver machen - bzw. gute Systeme sind objektiver als schlechte Systeme. Nur so können Beurteilungen und Beförderungen "nach Nasenspitze" ausgeschlossen oder wenigstens minimiert werden.
    • Dazu braucht es Führungskräfte, die mit den Systemen umgehen können und auch in Sachen Mitarbeitergespräche fit sind. Und sie werden andere Aufgaben bekommen als bisher: sie führen und nehmen kaum noch Fachaufgaben wahr.
    • Insgesamt reden wir hier von einer komplett anderen Unternehmenskultur, als der ÖD bisher gewohnt war.
    • Dinge werden sachorientiert entschieden, nicht mehr politisch.


    Der geneigte Leser möge in der Liste gucken, wo aktuell die Pferdefüße für den ÖD sind, um so etwas umzusetzen.



    Ach ja: in der Wirtschaft gilt übrigens das gleiche und auch dort wird es mal mehr, öfters weniger gut umgesetzt. Es kommt nicht von ungefähr, dass die deutschen Unternehmen in Sachen Führungsqualitäten in Benchmarkstudien dermaßen beschissen abschneiden ;) Sowohl große AGs, von vielen Mittelständlern, die nie ein Führungsseminar besucht haben ganz zu schweigen...


    Zitat

    Dennoch muss es Ziel sein, den Verwaltungsapparat auf das minimal nötige Maß zu reduzieren. Die Mitarbeiter der Verwaltung betreiben nämlich keine Wertschöpfung, sondern unterstützen diesen Prozess für andere Wirtschaftsobjekte.

    Ja, das wäre in der Tat wünschenswert.
    Nun ist es numal so, dass diese ganzen Verwaltungen historisch gewachsen sind, und zwar hauptsächlich nicht aus sachorientierten Gründen, sondern weil mit genügend Geklüngel mal die Abteilung eine Stelle mehr bekommen hat, mal die andere. Wegnehmen lässt sich da keiner gerne was, denn es gilt ja den Status zu verteidigen - auch im Dienstleistungssektor ÖD.


    Und dann ist es so, dass unser Staat - also die ganzen Burschen, die da hocken (nein, nicht die Leute auf der unteresten Ebene, die die Arbeit machen) - mit immer komplizierteren Verwaltungsvorschriften einmal sich selbst bzw. die angestellten Drohnen beschäftigt hält. Und damit nicht der freien Wirtschaft dient, sondern immer mehr schadet. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Jede Partei hat noch vor der Wahl versprochen, die Verwaltungsarbeit und die Verordnungen zu entschlacken, bei rausgekommen sind unterm Strich immer neue und mehr Verordnungen. Geht mal den nächstbesten Mittelständler in eurer Stadt fragen,wie viel Arbeitszeit pro Woche draufgeht, wo er nur mit Papieren für den Staat beschäftigt ist! Am besten fragt ihr einen niedergelassenen Arzt, der kann euch dann gleich erste Hilfe leisten :D


    Profitieren von dem System tun zwei Gruppen: der ÖD, die den ganzen Schlamassel verwalten und kontrollieren und die Juristen, die die ganzen Paragraphen aufstellen.



    Um den Bogen wieder zu dem Streik zu bekommen: würden endlich mal die ganzen Vorschriften entschlackt, so dass die produktive Wirtschaft wieder produzieren kann statt verwalten, braucht es natürlich hinterher auch weniger Leute im ÖD. Ich gönne zwar jedem dort seinen Arbeitsplatz... aber dann doch nicht auf Kosten der Allgemeinheit.


    Haken an der Sache ist nur, dass diejenigen, die jetzt auf die Straße gehen im Grunde nur die Leidtragenden des Systems sind, in dem sie zwar arbeiten und so der Aufrechterhaltung dienen, das sie aber nicht geschaffen haben und in ihren Positionen auch gar nicht verändern können. Weder mit mehr noch mit weniger Arbeitszeit.

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • So. Seit genau jetzt geht mir der Streik auf den Sack. Bei mir stapelt sich der Müll, die Tonnen stehen seit drei Tagen unangerührt vor der Tür.


    Wie gut, dass ich die Müllgebühren für 2006 noch nicht bezahlt habe. Dies werde ich erst nach Beendigung des Streiks tun und die Summe (immerhin ~160.- € p.A.) um die Streiktage kürzen.


    Morgen rufe ich erstmal bei der Müllabfuhr an und frage, in welchem Büro der Verwaltung ich meinen Müll abgeben kann - kommen sie nicht zu mir, komme ich eben zu ihnen. :p



    Stefan

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