ZitatOriginal geschrieben von DJ Wisdom
Wahrscheinlich nicht. Aber du hast zu deinem Gott eine andere Beziehung. Das ist der wesentliche Unterschied.
Wenn Juden, Christen und Muslime gemeinsam glauben, daß es nur einen Gott gibt, dann ist es doch eher so, daß wir letztlich alle zu demselben Gott beten - wir geben ihm nur einen anderen Namen.
ZitatOriginal geschrieben von DJ Wisdom
Was die letzten Tage passiert beschämt mich aufs tiefste. Der entgegengebrachte Hass ist inzwischen mehr als überdeutlich nicht mehr auf die Karikaturen bezogen.
Und ich glaube auch nicht (mehr), daß dies bloß mit "dem Islam" zu tun hat. Da muß einfach mehr hinterstecken: Verletzter Nationalstolz vielleicht, das Gefühl "mal wieder" vom Westen gedemütigt worden zu sein. Nicht umsonst werden mittlerweile auch amerikanische Einrichtungen angegriffen, obwohl gerade die Bush-Regierung in ungewohnt scharfer Form die westlichen Verbündeten kritisiert und sich von den Karikaturen distanziert hat.
ZitatOriginal geschrieben von DJ Wisdom
Was ich hier zum Thema "Islam und Staat" und zum allgemeinen Verständnis beitragen will :
Der Islam ist (wie bereits gesagt) zentraler Mittelpunkt im Leben eines Moslems. Man muss wissen, das sich dies nicht nur im Beten o.ä. niederschlägt, der Islam legt konkrete Regelungen bzgl. Exekutive, Judikative und Legislative fest.
Aufgrund dieser Tatsache ist es, im Gegenzug zur kulturelen Entwicklung in Europa, kaum Möglich, Religion und Staat zu trennen. Ein Staat der auf diesen Grundstätzen fusst wird eine Trennung zwischen Religion und der Staatsführung ergo nicht vollziehen.
Danke für die Ausführung. Dazu hätte ich eine wirklich ernsthafte Frage. Eine Frage ist es deshalb, weil ich den Koran nicht so gut kenne, wie ich ihn kennen müßte, um hier Behauptungen aufstellen zu können.
Wenn ich einmal davon ausgehe, daß es auch im Koran das Gebot der Barmherzigkeit und des Vergebens gibt, wenn Gleichheit und Brüderlichkeit unter den Gläubigern, oder sogar unter allen Menschen im Sinne der Religion sind, warum scheint es dann in der Praxis nahezu unmöglich, in islamischen Ländern so etwas wie aufgeklärte und demokratische Strukturen zu etablieren?
Die Religion kann doch eigentlich nicht der Grund sein, wenn sie auf Grundsätzen fußt, die auch im Christentum als höchste Werte und Tugenden gelten.
Als bester Beweis dafür könnte man anführen, daß der Islam in seiner Blütezeit als erheblich moderner, fortschrittlicher und toleranter galt als die christlichen Königreiche zur selben Zeit. Warum fand hier keine Weiter-, sondern eher eine Rückentwicklung statt, wenn doch die islamischen Länder in ihrer "Fortschrittlichkeit" den christlichen Ländern des Hoch- und Spätmittelalters, evtl. sogar der frühen Neuzeit, so weit voraus waren? Was ist da schiefgelaufen?
Auf den Punkt gebracht (und bitte nicht falsch verstehen, es ist nicht als Beleidigung gemeint): Werden hier nicht eher Mohammed und der Islam ganz bewußt als Vorwand benutzt für ganz säkulare Ziele? Spielen bei den erschreckenden Gewaltausbrüchen nicht eher andere Gründe eine Rolle als das Gefühl religiöser Verletztheit? Ist es hier nicht eher so, daß "Religion" von einigen Hasspredigern und ihren Hintermännern dazu ausgenutzt wird, ihr eigenes politisches Süppchen zu kochen, z. B. als Ablenkungsmanöver von dem erschreckenden sozialen und wirtschaftlichen Elend, das in vielen islamisch geprägten Staaten herrscht, und für das man nun einen "Pappkameraden" sucht, auf den es sich trefflich schießen läßt?
Viele Grüße und einen
Happy Day
PS: Bzgl. der Fragen von IGGY & Tankred: Könnten Deine Äußerungen bzgl. der Nicht-Trennung von Kirche und Staat so zu verstehen sein, daß die Verhaltensregeln des Islam für jeden Strenggläubigen so detailliert sind, daß sich bestimmte Sozial- und daraus folgend auch Polit-Strukturen schon fast zwangsläufig ergeben?
IGGY & Tankred: Es war im frühen Mittelalter auch im Abendland nichts ungewöhnliches, daß die Gesellschaft und ihre Institutionen (Kaiser u. Papst, die nach dem Augustinischen Weltbild ja die Einheit (unitas) von Kirche und Staat repräsentatieren sollten) als Spiegelbild der von Gott gewollten Ordnung galten. Eine Gesellschaftsordnung, die sich nach dem Willen Gottes zusammengefügt hat, war fast zwangsläufig kaum reformierbar (Gottes Wille ändert sich schließlich nicht alle paar Jahre ). Und trennbar sind Kirche und Staat damit schon gar nicht. In Europa bedurfte es erst der Reformation, der Aufklärung, der Französischen Revolution (und in Deutschland sogar eines sogen. Kulturkampfes in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts), bis es zu einem deutlich säkularen Staatswesen kam.