Der Mensch steuert sein Leben durch den Verstand - oder etwa nicht?

  • Mahlzeit,


    man sollte ja eigentlich davon ausgehen, dass sich der Mensch dadurch vom Affen oder anderen Säugetieren (größtenteils) unterscheidet, dass er sein Leben und Tun nicht allein durch Instinkte und angeborene Verhaltensmuster steuert, sondern vor allem den Verstand einsetzt und sich seines Handelns bewusst ist.


    Nun bemerke ich im Alltag immerwieder, wie scheinbar in den simpelsten Situationen der Verstand aussetzt. Meist sind dies alltägliche Dinge, die man ständig mehrfach tut und keinen großen geistigen Aufwand erfordern.


    Beispiele:


    • Meinen Wecker schalte ich per Fernbedienung. Klingelt morgens nicht dieser, sondern ein anderer (Backup-) Wecker, greife ich zur Fernbedienung und will den Wecker ausschalten, obwohl der andere Wecker ganz anders klingt - bis ich dies dann realisiere, vergehen einige Sekunden.


    • Das Licht im Bad ist immer aus. Komme ich rein, mache ich es an. Ist das Licht jetzt aber an, registriere ich dies, betätige aber trotzdem den Lichtschalter und schalte das Licht aus.


    • Meine Schlüssel hängen an einem festen Platz, von wo ich sie jedesmal vor Verlassen des Hauses nehme. Habe ich den Schlüssel in der Jackentasche vergessen, greife ich ins Leere, obwohl ich eigentlich sehe, dass der Schlüssel dort nicht hängt.


    • Komme ich dann im Frühjahr an das Auto, öffne ich die hintere Türe, obwohl ich - anders als im Winter - keine Jacke anhabe, die ich sonst auf den Rücksitz lege.


    • Sind im Winter die Scheiben nicht gefroren, schalte ich die sich bei Temperaturen unter zwei Grad automatisch aktivierende Front- und Heckscheibenheizung aus. Ist diese garnicht aktiv, schalte ich sie oft ein.


    • Im Büro angekommen, schalte ich normalerweise meinen PC über eine schaltbare Steckdosenleiste an. Ist diese bereits an, schalte ich sie aus.


    Kennt ihr ähnliche Situationen, wo der Verstand etwas anderes machen würde, als das, was man in dieser Situation dann letztlich tut?


    Verkomme ich langsam zum Trottel, oder ist das normal? :D Kann man sich das abtrainieren?



    Stefan


  • Hi !


    Das sind alles Dinge die man unterbewusst und automatisch abarbeitet .. das Hirn denkt dabei nicht mehr nach sondern beschäftigt sich mit anderen Dingen bzw döst vor sich hin ;) - also hat es nichts mit Verstand zu tun.


    Gruss, Lobo

    ..alles was sie sehen geschieht in Echtzeit !

  • Hi Stefan,


    das was du da beschreibst, ist mir alles noch nie wiederfahren. Ich denke auch mal, dass es eher Gewohnheiten sind. Vielleicht misst du den für dich eher "unwichtigeren" Tätigkeiten weniger Aufmerksamkeit bei, wodurch das von dir beschriebene Verhalten auftritt.


    Gruß,
    Dominik

  • Im Prinzip läuft alles über den Verstand bzw. das Gehirn ab.
    Allerdings ist das eben auch unterteilt:
    Kleinhirn, Großhirn etc.


    Und alle Denkprozesse finden je nach Wertigkeit in einem anderen Bereich unseres evolutionären Erbes statt. Im Reptilien oder im Säugerteil bzw. in Großhirn.

    ------------------------------------------------
    Ericsson T39m
    Legends never Die!
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  • Re: Der Mensch steuert sein Leben durch den Verstand - oder etwa nicht?


    Zitat

    Original geschrieben von Stefan
    (...) Kann man sich das abtrainieren?

    Ja, kann man(n).


    Literatur-Tipp(s):




    Oder suchst du eher nach einem flotten TT-Crashkurz mit nützlichen Tipps aus dem Forum?


    Cheers
    Laubi


    PS:



    ;)


    [small]Bevor mir DUSA-2772 oder Elke2002 (wieder) zuvorkommen.[/small] :D

    Newbie-Reloaded :-)

  • Re: Der Mensch steuert sein Leben durch den Verstand - oder etwa nicht?


    Zitat

    Original geschrieben von Stefan
    Meine Schlüssel hängen an einem festen Platz, von wo ich sie jedesmal vor Verlassen des Hauses nehme.
    Komme ich dann im Frühjahr an das Auto...

    Vielleicht solltest Du einen Parkplatz suchen, der ein kleines bisschen näher liegt?


    Wurde eigentlich schon alles gesagt, ...öh - wozu eigentlich? :rolleyes:
    Ach ja, zu Automatismen und son Zeuch,
    also Stammhirnnutzung oder (wem das zu hoch ist) direkt das Rückenmark kurzschliessen :)


    Weitere Beispiele sind das
    - Ratlos-mitten-im-Keller-stehen-ohne-zu-wissen-was-man-da-eigentlich-wollte,
    - zum Supermarkt fahren, um Zahnpasta zu kaufen und abends um 11 feststellen, dass der gerade erstandene Wein zwar Klasse zu diesem frischen Käse geschmeckt hat, man sich aber jetzt (und am nächsten Morgen...) die Zähne nicht putzen kann,
    - Übersprungreaktion(en) bei Stress (zB bei Verkehrsunfall)
    - posten, obwohl man gar nichts zu sagen hat [wiss.: Trollologie, Laubiismus]
    - Glucksen über Comedysendungen, nur weil die im TV auch alle glucksen
    - kein bisschen Durst, aber weiter Bier bestellen

  • Soso, da war der Laubi also schneller :D


    Wobei ich in ne komplett andere Richtung antworte :p


    Die Beispiele, die Du oben beschreibst, lassen sich am besten durch die Handlungstheorie von afair Hacker erklären. Und zwar gibt es verschiedene Regulationsebenen (so zumindest beschreibt es die Theorie), die "unterste Ebene" ist die "automatisierte Handlungsebene". Auf der sind die hier schon als Gewohnheiten genannten Handlungen angesiedelt, die wir komplett automatisert abspulen können, ohne Nachzudenken (was entsprechend auf einer höheren Handlungsebenen angesiedelt ist).


    Da ich jetzt keine Lust habe, meine alten ABO-Sachen aus dem Verlies zu zerren und/oder Google anzuwerfen, belasse ich es erstmal hierbei ;)
    Edit: Hier ne Foliensammlung zur Theorie der Handlungsregulation von Hacker.


    Mit Klein- und Großhirn hat das - nach der Theorie zumindest -gar nichts zu tun.



    Hättest Du die Frage etwas allgemeiner gestellt, wäre meine Antwort übrigens gewesen: ja, der Mensch denkt zwar zum Teil schon nach und leitet daraus Strategien auch für Verhalten ab. Allerdings gibt es zig Indizien, die darauf schließen lassen, dass wir zig Sachen einfach machen und erst anschließend, d.h. hinterher zu einer Rationalisierung kommen, warum wir das jetzt so gemacht haben. Bestes Beispiel ist der post-hypnotische Befehl: z.B. jemand veranlassen, die Hand zu heben auf ein Zeichen hin. Ist der Zustand, den wir als Trance bezeichnen wieder aufgehoben, gibt man das Zeichen, die Versuchsperson hebt die Hand und wenn man sie befragt, warum er/sie die Hand gehoben hat, darfst Du Dir alles mögliche anhören, was für denjenigen auch plausibel klingen mag, aber mit dem eigentlichen Grund null und nix zu tun hat. An dem Punkt beginnt jeder an der ach-so-tollen "Krone der Schöpfung" zu zweifeln: wir verhalten uns viel weniger "rational", "vernünftig" usw. als wir es gerne hätten. Das Tier steckt immer noch viel mehr in uns, als wir es gerne wahr haben möchten :p


    Wer daran zweifelt, lese erst "The Dilbert Principle" und gehe dann in ein größeres Unternehmen. Alles, was Scott Adams schreibt und ich hier grob umrissen habe, stimmt genau so :rolleyes: ;) :D



    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Hi,


    der Mensch ist ein "Gewohnheitstier" man gewöhnt sich eine Handlungsweise an die praktisch automatisiert abläuft.


    Der eine wacht auf rennt ins Bad um sich zu duschen, Zähneputzen u.s.w, dann wird gefrühstückt und je nachdem die Zeitung während oder nach dem Frühstück gelesen. Der andere wacht auf geht gleich in die Küche um zu frühstücken und dann wird erst geduscht u.s.w


    Natürlich kann man auch anders. Jeder programmiert praktisch seinen für sich besten und bequemsten Ablauf.


    Ein gutes Beispiel ist das Mittags/oder Abendessen. Es findet bei vielen zur gleichen Zeit statt und nicht ob man keinen Hunger hat oder grossen Hunger. Um eine bestimmte Zeit herum "muss" einfach zu Abend gegessen werden. Wenn es nach mir wäre würde ich essen wann ich hunger habe.


    Aber das ist nur eine Gewohnheitssache, man kann (zumindest ich) auch mal auf ein Mittagsessen verzichten wenn z.B. viel Arbeit ansteht und einem die Arbeit wichtiger ist und man keine Zeit durch Essen vertreiben will.


    Aber das kenne ich sehr gut, man hat bestimmte Abläufe die automatisch ablaufen.


    cu Dirk

  • Nur ein paar kleine Denkanstöße, Stefan:



    - Wäre es überhaupt möglich, dass der Mensch jede seine Handlungen bewusst / mit Geist und Verstand entscheidet / vollzieht?


    - Ist nicht eine gewisse Routine oft sehr sinnvoll (z.B. im Sinne der Rationalität und/oder auch Präzision)?


    - Läuft nicht Vieles ohne unser Nachdenken ganz prima (nur, das bemerken wir gar nicht)?


    - Gehört nicht auch das unbewusste Verhalten einfach zum Menschsein dazu?



    Ich gebe Dir allerdings Recht, dass der Mensch manchmal zum falschen Anlass seinen Ratio abschaltet. - Aber das ist ein anderes Thema! ;)

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