Welche niveauvolle Zeitung berichtet wirklich unabhängig, neutral und kompetent?

Vielleicht hilft ein Blick aus dem Ausland weiter: Unter allen deutschsprachigen Zeitungen werden vor allem die FAZ und die NZZ sehr gerne zitiert und als seriöse Quellen genannt.

Was vielleicht auch bei der Auswahl helfen kann: Interessanter Weise wird in manchen Branchen/Unternehmen mehr oder weniger stillschweigend vorausgesetzt, dass die fachlich relevanten Artikel, die in der FAZ stehen, bekannt sind. Im Gegenzug hat man dort in der Regel allerdings auch Zugriff auf die aktuellen Exemplare.

Da Du weder das Handelsblatt noch die FTD in Deiner Vorauswahl genannt hast, nehme ich an, dass Dein Interesse eher in Richtung Politik und weniger in Richtung Wirtschaft geht?

Die Süddeutsche kam mir vor allem im Wahlkampf zum Teil als das Rot-Pulli-Stiegler-Organ par excellence vor. Für Münchner bzw. Südbayern punktet das Blatt natürlich mit dem Lokal- und Regionalteil.

Die ZEIT hat IMHO viel von ihrem früheren Anspruch verloren, welche irrigen Ansichten dort zuweilen unter der vermeintlich intellektuellen Leserschar verbreitet werden sollen, lässt einem die Haare zu Berge stehen. Früher waren die Beiträge und Kommentare dort zwar durchaus auch links(-liberal) gepolt, aber der Weg zur "Mitte" war in der Regel erkennbar und nicht durch politisch bornierte Ansichten versperrt.

Zitat

Original geschrieben von bierinfos
Gegen die NZZ scheint sich ja keiner aufzubegehren, wobei der schweizerische Stil ja nichts mit den Inhalten zu tun hat, sondern einfach ein beiläufiger Effekt des Herkunftlandes ist.

Ja, genau so ist es. Nur ist auch der neutralere Blick aus dem Ausland gleichermaßen die Stärke wie auch für manchen eine Schwäche dieser Zeitung, denn die deutsche Tagespolitik findet in der NZZ natürlich nicht im gleichen Maße statt wie in einer deutschen Tageszeitung - wie gesagt: Geschmackssache.

Wer einen Rundumblick auf die internationale Politik schätzt, dem sei sie auf jeden Fall empfohlen. Meine Eltern haben sie neben einer regionalen schweizer Zeitung im Abo und ich lese sie dort auch ganz gerne - als tägliche Zeitung ist sie mir dann aber wieder etwas zu weit entfernt vom Tagesgeschehen in Deutschland. Aber auch dieses Urteil ist subjektiv.

Wenn du auf Feuilletons stehst, kannst du dir auch mal die vierteljährlich erscheindende "Lettre" anschauen, aber das nur am Rande.

Ich habe das Glück bei der Arbeit aus vielen Zeitungen auswählen zu können, auch aus fremdsprachigen und so ein Überblick ist schon sehr interessant dank der verschiedenen Perspektiven.
Wenn ich mich für eine Zeitung und eine Zeitschrift entscheiden müsste (drunter geht´s wirklich nicht) dann sind das die FAZ und der Spiegel.
Ich habe auch lange FR und SZ gelesen, finde aber das beide der FAZ nicht das Wasser reichen können. Klar ist die FAZ etwas konservativ (und der Spiegel links-liberal) aber vom Schreibstil, Anspruch und Umfang gibt es nichts Besseres.
Klar mag es speziell ausgerichtete Zeitungen geben, die einen Bereich besser abdecken, wie z.B. die Financial Times (nicht die deutsche), aber als Universalzeitung erachte ich die FAZ auf dem deutschsprachigen Markt als unerreicht. Meine Meinung.

Ich persönlich bin der Überzeugung, dass es falsch ist die Zeitung, das Fernsehen, das Radio oder irgendeine beliebige Nachrichtenquelle das "objektiv Richtige" für mich auswählen zu lassen. Das geht m.E. immer und zwangsläufig schief.

Der einzige vernünftige Ausweg ist dann natürlich sich selbst eine möglichst breite Daten- und Informationsbasis zu schaffen und selbst zu vergleichen, abzuwägen und letztendlich sich seine Meinung zu bilden und zu entscheiden. Das fördert auch das Tiefenverständnis und würde, wenn man es in der Breite praktizieren würde, verhindern, dass Sendungen wie TV Total noch großartig Sendematerial hätten.

Problem dabei ist nur, dass diese Vorgehensweise Zeit, Geduld und auch ein gewisses Maß an Interesse und Intelligenz erfordert. Aber das hat Helmut Schmidt ja schon vor fast einem Jahrzehnt festgestellt. So sehr ich den Mann auch schätze, bedauere ich doch sehr, dass er in diesem Punkt Recht behalten hat.

Ich kenne und lese nur eine der von dir genannten Zeitungen, als Schweizer natürlich die NZZ.
Ich finde die Informationen sehr gut, die Berichte sind gut geschrieben, man kriegt schnell eine Übersicht über die Aktualitäten und kann diese bei Bedarf vertiefen.
Ob der "Region Zürich"-Part für Deutschland interessant ist, lässt sich bezweifeln, kann aber auch sein, dass dieser gar nicht ins Ausland mitgeliefert wird.

Alles in allem eine gute Zeitung!

Gruss,
Gregory

Re: Welche niveauvolle Zeitung berichtet wirklich unabhängig, neutral und kompetent?

Zitat

Original geschrieben von bierinfos

2. DIE WELT
- gehört zum Axel-Springer-Verlag (?)
(Testabo wurde gerade erst bestellt)

Ja, DIE WELT ist Springer.

Das sollte keine implizierte Information zur Ausrichtung jenen Blattes sein, mehr eine Antwort auf Deine Frage nach dem Verlag.

Ich habe soeben in eigener Sache nach einem Verlag recherchiert, dabei bin ich auf folgenden Wikipediaeintrag gestoßen. Freilich kann er keine persönlichen Erfahrungen der hiesigen User wiedergeben.

Zitat

Die Welt ist eine deutsche überregionale Tageszeitung der Axel Springer AG. Sie wurde 1946 von den Briten in Hamburg gegründet und 1953 von Axel Springer übernommen. Das Blatt wird dem bürgerlich-konservativen Spektrum zugerechnet. Die Welt beinhaltet tägliche Regionalausgaben in Berlin und Hamburg, 2002 kurzzeitig auch in Bayern. Die Zentralredaktion von Welt und Welt am Sonntag befindet sich in Berlin. Hier wird ebenfalls die Berliner Morgenpost erstellt.

Die Welt ist das Flaggschiff der Axel Springer AG im Bereich der so genannten Qualitätszeitungen und wird in 130 Ländern verkauft. Ihre Hauptkonkurrentinnen sind die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau.

Der IVW wird sie nicht einzeln, sondern zusammen mit der Welt kompakt gemeldet.

Die Welt ist Gründungsmitglied der European Dailies Alliance (EDA), in der sie zur Zeit mit den ausländischen Tageszeitungen Daily Telegraph, Le Figaro und ABC (Spanien) in der internationalen Berichterstattung redaktionell zusammenarbeitet und kooperiert.

Seit Herbst 1998 gibt es eine wöchentliche Literaturbeilage, die nach der 1925 von Willy Haas gegründeten Literaturzeitschrift Die Literarische Welt benannt ist.

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