Ich habe es getan...
...ich habe mir doch tatsächlich ein Nokia gekauft. Warum habe ich das getan? Na ja, ich könnte jetzt etwas sagen wie „ich halte es eben für wichtig, meinen Horizont zu erweitern“ oder „festgefahrenes, unflexibles Denken ist nie gut, daher wollte ich eben auch mal etwas Neuem eine Chance geben“ – aber ehrlich gesagt war im Prinzip der einzige Kaufgrund die nackte Angst, dass meinem geliebten R520m, das im Falle eines Defektes wegen nicht mehr vorhandener Ersatzteile nicht mehr zu reparieren wäre, etwas passieren könnte, wenn ich es ständig mit mir herumtrage (das T65 hat sich wegen der fehlenden IR-Schnittstelle doch nicht als vollwertiger Ersatz entpuppt). Wieso ich mir dann kein T68(i) gekauft habe? Weil ich Irgendwie zwanghaft übervorsichtig bin, wenn ich etwas in der Hand halte, auf dem Ericsson steht (weiß der Geier, woran das liegt), und das musste einfach anders werden.
Also blieb mir letztlich nur die Wahl zwischen dem 6310 und dem 6310i, wenn ich ein Gerät haben wollte, das dem R520m zumindest einigermaßen das Wasser reichen konnte; entschieden habe ich mich dann wegen des niedrigeren Kaufpreises für das „normale“ 6310.
Und da es hier komischerweise noch keinen Testbericht über das Gerät gibt, schreibe den eben ich jetzt...
--- Das Äußere ---
(für alle, die es vielleicht noch nicht kennen – es ist das Gerät auf der linken Seite ;))
Ich habe glücklicherweise eines der neueren, modifizierten 6310 erwischt, denen die Tastaturmatte des 6310i mit weißer Zahlenbeschriftung verpasst wurde; die schwarze Beschriftung der älteren Geräte war schon wirklich teilweise ziemlich schwierig zu lesen. Man kennt zwar normalerweise die Tastatur seines Handys früher oder später auswendig, aber schöner ist es meiner Ansicht nach so trotzdem.
Das Handy macht optisch einen ziemlich edlen und seriösen Eindruck und wirkt trotz der goldfarbenen oberen Hälfte nicht billig (normalerweise ist es ja so, dass Geräte, deren innere Werte nicht überzeugen, äußerlich oft durch die Verwendung pseudo-edler Farben aufgewertet werden sollen); darüber hinaus sieht es – bezogen auf Tastatur-Layout und Display – so aus, wie man es von Nokia gewöhnt ist. Auch auf der Rückseite gibt es keine Überraschungen – der größte Teil besteht aus dem Akku, der dadurch, dass es sich um einen LiPoly-Akku handelt, extrem flach ausgefallen ist und sich so gut wie gar nicht mehr über die Gehäuse-Rückseite erhebt.
--- Das Display ---
Auch hier gibt es keine großen Überraschungen, das 6310 hat das typische Nokia-Monochrom-Display; lediglich die Auflösung scheint etwas höher geworden zu sein (sorry für diese ziemlich laienhafte Einschätzung, aber das ist mein erstes eigenes Nokia, daher fehlen mir die direkten Vergleichsmöglichkeiten - Berichtigungen / Ergänzungen nehme ich daher natürlich gerne an).
Die grünliche Beleuchtung erfolgt durch vier LEDs an der Unterseite des Displays und ist relativ gleichmäßig (wird von unten nach oben leicht schwächer) dürfte aber durchaus heller sein; manchmal wirkt sie schon etwas trübe. Sehr gut lesbar ist das Display aber dennoch immer, unabhängig davon, wie die Lichtverhältnisse sind und ob die Beleuchtung eingeschaltet ist oder nicht.
Im Normalzustand zeigt das Display den Netzbetreiber, die Netzstärke (sechsstufig), den Ladezustand (sechsstufig), die Uhrzeit (optional) und die Funktionen der beiden unter dem Display befindlichen Softkeys an; im SMS-Betrieb werden vier Textzeilen (obwohl meiner Meinung nach durchaus noch platz für eine fünfte gewesen wäre), der Adressat oder der Absender der SMS und wieder die beiden Softkey-Funktionen angezeigt; im normalen Menü erscheinen lediglich drei Textzeilen gleichzeitig (was aber an der relativ großen Schrift liegt).
Leider ist die Vertiefung des Displays nur minimal, und da der obere Teil des Geräts zusätzlich auch etwas nach außen gewölbt ist, werden einige Kratzer darauf vermutlich nicht ausbleiben.
--- Die Tastatur ---
Also, die Tastatur bekommt von mir auf der nach oben offenen Krähe-Skala ein klares „wow“ – sie ist einfach toll. Die Tasten lassen sich nur minimal eindrücken, wackeln kein bisschen und haben einen dermaßen prägnanten Druckpunkt, dass man problemlos auf die Tastentöne (Tastenklicks gibt es ja bei Nokia anscheinend leider nicht) verzichten kann und trotzdem beim SMS-Schreiben keinen einzigen Buchstaben vergisst.
Die Beleuchtung ist allerdings ziemlich dürftig, wenn man sie beispielsweise mit dem Vorgängermodell 6210 vergleicht, die deutlich heller ist. Wenn es nahezu dunkel ist, sind die Tasten bei eingeschalteter Beleuchtung zwar relativ gut lesbar, bei eher düsterem Licht allerdings wird es etwas schwierig, die trübe Beschriftung noch gut zu erkennen. Aber wie gesagt – die meisten Leute kennen die Tastatur ihres Handys ohnehin auswendig...
--- Das Menü ---
Nokia durch und durch, mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen. Die Menüpunkte sind gut durchstrukturiert, logisch und im Hauptmenü durch kleine animierte Icons gekennzeichnet – wer sich hier nicht zurechtfindet, sollte statt mit dem Handy zu telefonieren lieber nach einem Münzfernsprecher mit Wählscheibe suchen.
Das Einzige, was mich erstaunt, ist das offensichtliche Fehlen eines Menüpunktes, der sich mit dem Display befasst (z. B. Beleuchtung / Kontrast). Habe ich den nur noch nicht entdeckt (dann müsste er sich aber echt ziemlich gut versteckt haben), oder gibt es diesen Punkt tatsächlich nicht?
Na ja, aber sonst ist das Menü wie gesagt einfach hervorragend.
--- Die Klangqualität ---
Auch hier gibt es nichts auszusetzen – abgesehen von einem minimalen Grundrauschen (das aber ehrlich gesagt bisher nur bei meinem V.3688 gefehlt hat – aber Motorola ist in Sachen Sprachqualität ohnehin eine Klasse für sich) klingt das Handy wirklich sehr gut. Die Stimme des Gesprächspartners wird sehr voll, kräftig und angenehm laut wiedergegeben; auch bei höheren Frequenzen, die in manch anderen Handys schon mal zu einem ziemlich unangenehmen Kreischen werden, muss man sich das Handy nicht unbedingt vom Ohr weg halten, um einen bleibenden Gehörschaden zu vermeiden...
--- Die Empfangsqualität ---
Also, Nokia muss in der Zeit zwischen dem 8210 oder dem 3210 - denen oft das Netz schon dort ausging, wo andere Modelle noch zwei „Netz-Striche“ hatten - echt einiges über Handys ohne externe Antenne gelernt haben, denn das 6310 gibt sich bei der Empfangsempfindlichkeit nicht die kleinste Blöße; es kommt sogar beinahe an das R310s heran. Respekt...
--- Die Verarbeitung ---
Als ich das 6310 vor knapp drei Wochen zum ersten mal bei einem Freund in die Hand nahm, hatte ich die übliche Nokia-Sinfonie aus Akku-Klappern und Gehäuse-Knarzen erwartet. Und was bekam ich? Nichts davon – und das war auch der Moment, als ich mich gefragt habe, ob ich meine Abneigung gegenüber Nokia nicht vielleicht überdenken sollte...
Das Handy fühlt sich einfach perfekt an. Nichts, aber auch wirklich nichts klappert, knarzt oder bewegt sich irgendwie; selbst der Akku – der kritische Punkt bei bisher allen Nokias, die ich in der Hand hatte – sitzt dermaßen bombenfest, dass ich knapp 20 Minuten (und einiges an Gewalt) gebraucht habe, um ihn zu entfernen, nachdem ich ihn einmal montiert hatte. Ich habe hier zwar schon mehrfach gelesen, dass das Wackeln / Knarzen sicher im Lauf der Zeit noch käme, aber im Gegensatz zu meiner sonstigen Weltanschauung bin ich jetzt einfach mal optimistisch, dass Nokia tatsächlich gelernt hat, was es heißt Handys zu bauen, die sich nicht nach billigen Kinderspielzeugen anfühlen (vielleicht haben die aber auch einfach einige Konstrukteure von Ericsson entführt und gezwungen, für sie zu arbeiten – wer weiß... :D).
Kurz und knapp: Auf der nach oben offenen Krähe-Skala ein klares „Boah, krass Alda!“
Ich bin echt platt.
--- Die Ausstattung ---
Das ist nun der eigentliche Punkt, weswegen ich mir das Handy gekauft habe, und wie bereits gesagt kommt es dem Ericsson R520m hier ziemlich nahe, auch wenn es ihm dennoch definitiv unterlegen ist, was mich wieder hieran denken lässt...
Das 6310 ist ein reinrassiges Businesshandy, das sich aber dennoch einige kleine Ausreißer leistet.
Auf der „Haben“-Seite stehen in erster Linie WAP, GPRS, HSCSD, Bluetooth, eine IR-Schnittstelle, Vibrationsalarm, T9 (in einer Geschwindigkeit, von der man als Ericsson-Nutzer nur träumen kann) Business-Tools wie Kalender oder Aufgabenliste, ein mit 500 Einträgen gigantisch großes Telefonbuch (bei dem Kontakten verschiedene Telefonnummern, eine eMail-Adresse und weitere Angaben zugeordnet werden können) und verschiedene Profile, aber genau bei diesem Punkt fehlt meiner Ansicht nach schon eine wichtige Einstellungsmöglichkeit – nämlich die Möglichkeit, mit diesen Profilen auch verschiedene Rufumleitungen einzurichten; diese Funktion hat mich bei Ericsson immer begeistert.
Weiterhin fehlt meiner Meinung nach ein eMail-Client, den ich zwar beim R520m nicht gerade oft benutzt habe, der aber trotzdem ziemlich praktisch wäre. Ebenfalls schade finde ich, dass man zwar den Telefonnummern im Telefonbuch verschiedene Symbole zuweisen kann, die bei einem Anruf angezeigt werden, in der Anruf-Liste allerdings dann nicht mehr vorhanden sind; allerdings weiß ich nicht, ob das bei einem Software-Update (meine Version ist die 4.20) eventuell behoben würde.
Die Standby-Zeit liegt laut Nokia bei bis zu 18 Tagen, was ich allerdings bisher nicht bestätigen kann, da ich erst einen Ladezyklus hinter mir habe und das Handy dabei „nur“ knapp 5 1/2 Tage gehalten hat – ich habe aber auch wirklich viel damit herumgespielt...
Zur Zubehör-Kompatibilität kann ich leider nichts sagen, da ich bisher keinerlei Nokia-Zubehör habe.
--- Der Preis ---
Ich habe das Handy zum Preis von 229 Euro gekauft, allerdings ist es in den beiden anderen verfügbaren Farben mistral beige und scirocco bronze meist deutlich teurer.
--- Fazit ---
Das 6310 ist wirklich ein tolles Handy und hat mich dazu gebracht, Nokia mal mit anderen, weniger voreingenommenen Augen zu sehen (mal abgesehen von den Prepaid-Spielzeugen), außerdem ist es für mich ein wirklich gutes Alltagshandy als Ersatz für das R520m. Und es hat mich so weit gebracht, dass ich nicht nur sage, ich würde es wieder kaufen, sondern ich denke sogar darüber nach, meinen Horizont mit einem 6310i irgendwann mal noch etwas mehr zu erweitern...
Krähe für TT, der sich jetzt fragt, ob er nicht mal seine Signatur etwas ändern sollte...