Erhöhung von MwSt und Rentenversicherungsbeitrag ab 2007 - was sagt ihr dazu?

  • Zitat

    Original geschrieben von Ayreon
    Warum wird nicht härter bei Steuerschlupflöchern und bei Subventionen angepackt?


    Natürlich wäre das gut, aber die SPD hat Kirchhof und seine Konzepte so sehr diffamiert, dass sie nicht ohne Weiteres seine Ideen aufgreifen können.

  • Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    Natürlich wäre das gut, aber die SPD hat Kirchhof und seine Konzepte so sehr diffamiert, dass sie nicht ohne Weiteres seine Ideen aufgreifen können.


    Was man mit Kirchoff vor der Wahl getan hat, ist eine Schande. Egal ob man dieses Modell jetzt gut oder schlecht findet. Einen absoluten Spitzenökonomen so zu beschimpfen, ist einfach das Letzte...


    Aber man muss ja nicht unbedingt ein ganzes Kirchoffmodell umsetzen. Es wäre doch schon hilfreich, wenn man die Steuerliteratur um ein Drittel zusammenstreichen könnte. Das würde die Arbeit vereinfachen und die Mehrzahl dürfte es wohl nicht mal merken...

    R. Gröger's legendärer Satz: "Kunden hassen Tricksereien."


    Ab zum Blog und zur Zeitung.

  • In meinen Augen ist die MwSt-Erhöhung eine totale Katastrophe.


    Wir haben fast 5 Millionen offizielle und nochmal gut 3 Millionen versteckte Arbeitslose, dazu Rentner, Studenten, Sozialhilfeempfänger... wenn man mal nachschaut wieviele Menschen jetzt massiv teurere Lebenshaltungskosten haben werden kann man nur den Kopf schütteln.


    Der größte Unsinn, den ich immer wieder höre, ist das Argument daß Miete, Lebensmittel, ÖPNV, Bücher und Kultur beim erniedrigten MwSt-Satz bleiben. Das wird die sozial Schwachen und "working poor" aber wirklich sehr freuen! Die monatlichen Konzert- und Theaterbesuche werden also nicht teurer - wie schön! Klamotten braucht man ja nie, man zahlt kein Wasser, keinen Strom, keine Heizung, braucht niemals neue Geräte, ist nie auf einen Handwerker angewiesen und kauft auch sonst nichts außer Lebensmitteln beim Aldi.


    Mich überzeugen auch diese Modellrechnungen nicht, die jetzt in den Medien angestellt werden, daß es im Monat rechnerisch ja nur soundsoviel ausmacht... jeder weiß aus Erfahrung daß solche Musterrechnungen nur theoretische Durchschnitte sind, das Leben aber anders aussieht.


    Vor allem wird die psychologische Wirkung verheerend sein. Schon jetzt übern sich die Leute in Kaufzurückhaltung und lahmt die Binnennachfrage - wie blöd muß man eigentlich sein wenn man hofft daß das besser würde wenn jetzt auch noch die MwSt teurer wird?
    Und was soll immer der Vergleich mit dem europäischen Ausland??? Mich interessiert nicht was anderswo ist, mich interssiert nur was in meinem Lebensumfeld passiert. 25% MwSt in Skandinavien sind für mich total uninteressant weil ich hier auch nicht, wie in Skandinavien, ein komplett kostenloses Gesundheitssystem vorfinde.


    Nach der Bundestagswahl wurde wochenlang um die Kanzlerfrage geschachert und es wurden Personaldebatten um Ministerien und Köpfe geführt (Stoiber, aber auch viele andere) - anstatt daß man die absolut dringenden Sachfragen anpackt.
    Die Bundeverwaltungsanstalt für Arbeitslose kostet vollkommen sinnlos Unsummen, die neue Regierung leistet sich 17 anstatt 15 Minister, der Bundestag hat (wie in "Hart aber fair" im WDR zu erfahren war) auch ohne Bisky 6 (!) Bundestags-Vizepräsidenten (bekommen nochmal 4000 EUR zusätzlich zu den üblichen Abgeordneten-Bezügen).
    Gleichzeitig verkündet man den Bürgern daß kein Geld mehr da sei und der Gürtel wesentlich enger geschnallt werden müsse.


    Ich wage mal eine Prognose: Wenn das hier so weitergeht brennen in 5 oder 10 Jahren auch in Berlin Autos wie jetzt in Paris. Aber nicht weil türkische Einwanderer in Kreuzberg randalieren, sondern weil die schwachen Schichten unserer eigenen Gesellschaft die Nase voll haben und ihrem Ärger Luft machen.
    Und dann "Nacht Mattes", wie man in Köln so schön sagt.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Ich wage mal eine Prognose: Wenn das hier so weitergeht brennen in 5 oder 10 Jahren auch in Berlin Autos wie jetzt in Paris.

    Mach eher Monate draus... :rolleyes:

    Früher konnte man Drachen töten und durfte dann eine Jungfrau heiraten -
    heute gibt's keine mehr und man muss den Drachen heiraten :-(

  • Zitat

    Original geschrieben von Goodzilla
    Sparen - ja gerne, aber da wo es Sinn macht: ALG II/Sozialhilfe besser prüfen und vor allem wieder konditionieren (z.B. Jugendliche die zu Hause wohnen erhalten 150 € Essengeld statt 350 € Spielgeld)


    Das ist auch keine Lösung, den weil heute niemand mehr von 150€ leben kann, müssen dann die Eltern die restlichen 200€ aufbringen, und dann fehlt die Kaufkraft wieder dort.


    Das ist genau das gleiche Getue, das jetzt einige Minister darüber meckern, das einige Leute ALG II beanspruchen, obwohl sie garnicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Im Prinzip ist das aber egal, weil wenn sie kein ALG II beanspruchen würden, dann würden sie Sozialhilfe beanspruchen, und das läuft aufs gleiche hinaus.


    @qwasi: Da hab ich sparen und Abgaben erhöhen unrechtmässig zusammengefasst, da hast du recht, aber wenn man es übertreibt dann schadet einem Beides.


    Sparen ist wichtig, eventuell muss man auch die Steuern erhöhen, aber man muss auch noch was an der Situation ändern und politisch gestalten, das hat Schwarz-Rot vergessen.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    [...]
    Sparen ist wichtig, eventuell muss man auch die Steuern erhöhen, aber man muss auch noch was an der Situation ändern und politisch gestalten, [...]

    :confused:


    Über die Erfolgsaussichten und politisch/ökonomischem Wechselwirkungen kann man(n) ja geteilter Auffassung sein, aber...


    ... zählt die aktuelle Diskussion über etwaige Steuererhöhungen und Sparpakete etwa in Deinen Augen nicht zum Versuch die "Situation zu ändern" und "politisch zu gestalten"?

    Grüße René
    Die Frage ist so gut, dass ich sie nicht durch meine Antwort verderben möchte...

  • Zitat

    Original geschrieben von mungojerrie
    Was man mit Kirchoff vor der Wahl getan hat, ist eine Schande. Egal ob man dieses Modell jetzt gut oder schlecht findet. Einen absoluten Spitzenökonomen so zu beschimpfen, ist einfach das Letzte...


    Nö, war es nicht. In dem Moment war er nämlich kein (Spitzen-)Ökonom mehr, sondern ein (Spitzen-(?))-Politiker und musste sich als solcher alles bieten lassen, was sich alle anderen (Spitzen-)Politiker auch bieten lassen müssen und genauso professionell oder auch unprofessionell damit umgehen wie jeder andere (Spitzen-)Politiker auch.


    Es ist ja nicht so, dass herkömmliche Politiker besonders zimperlich miteinander umgehen (bitte keine Märchen à la "nur die einen sind böse und die anderen sind ganz lieb" erzählen - alle sind so) und Wahlkämpfe werden auch nicht zum Spaß veranstaltet, sondern weil sie sein müssen und auch gewünscht sind. Als Finanzminister hätte er so einiges einstecken müssen, also ist es nicht angebracht, zu vertreten, er habe als Nicht-Finanzminister zuviel einstecken müssen. Der nächste Finanzminister wird auch eine Menge einstecken müssen. Das müssen Politiker einfach können, erst recht, wenn sie Finanzminister werden wollen.


    Im Übrigen ist es (vorsichtig ausgedrückt) nicht ganz risikolos, einen Wirtschaftswissenschaftler mit einem eigenen Konzept aufzustellen und hinterher zu sagen, dieses eigene Konzept brauche eigentlich keinen zu interessieren, weil das Regierungsprogramm ein völlig anderes ist und nur dieses gilt. Natürlich kann man es trotzdem versuchen, aber wenn man bedenkt, wie simplifiziert die öffentliche Meinung oft ist, sollte man eigentlich darauf kommen, dass sowas nicht funktionieren kann.

  • Zitat

    Original geschrieben von Sebastian


    Und wenn dann a uch noch die Rentenbeiträge steigen, sind die Selbständigen erneut die Ärsche, weil sie ja den Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil voll selbst tragen müssen.

    Na super, hat gar nicht lang gedauert! :rolleyes:


    Zitat

    Der Beitragssatz in der Rentenversicherung soll 2007 von derzeit 19,5 auf 19,8 Prozent steigen.

    [URL=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,384452,00.html]Quelle[/URL]


    Das ist dann - wie beschrieben - der zweite Schlag ins Gesicht aller Selbständigen bzw. Freiberufler.

    Hätte der Mensch nur halb so viel Vernunft wie Verstand, dann wäre alles viel einfacher in der Welt. Linus Pauling

  • Zitat

    Original geschrieben von Ayreon
    Auch tun mir die Renter wirklich leid, einerseits werden die Renten durch die Nullrunden effektiv gekürzt, durch die ganzen Preissteigerungen auf der anderen Seite bleibt ihnen immer weniger zum leben. Ich finde das sehr unfair.


    Und ich muss mindestens zwei Jahre länger arbeiten als die heutige Rentnergeneration es muss, zahle - wenn ich denn solange Arbeit habe - noch länger ein in die Rentenkasse und kann froh sein, wenn ich überhaupt noch etwas herausbekomme. Ist das fair?


    Ganz im Ernst, ich finde an diesem Beispiel kann man sehr gut ein ganz typisches Problem sehen, was wir in Deutschland haben. Dass gespart werden muss, sieht eigentlich ein jeder ein. Jede Firma, die permanent mehr Geld ausgibt, als sie einnimmt und sich immer weiter verschuldet muss irgendwann wegen Illiquidität und Überschuldung Insolvenz anmelden. So weit so gut. Wenn es dann aber darum geht, Kosten einzusparen und Einschnitte zu machen, werden alle, die es betrifft, für ihren Bereich aktiv.


    Ärzte demonstrieren in Köln, der vdK spricht von einer Kriegserklärung an die Rentner, der Beamtenbund übt Kritik, wenn es um die Beamtenpensionen geht usw usf. Sparen ja, aber bitte macht das bei den anderen, nicht bei mir... ich möchte die Politik nicht von Fehlern frei sprechen, es gibt da sehr sehr vieles, was ich nicht gut finde, insbesondere die Mehrwertsteuererhöhung gegen den Rat sämtlicher Wirtschaftsweisen (so viel Ignoranz habe ich selten erlebt), aber wenn nicht jede und jeder, insbesondere die Lobbyisten und ihre Verbände auchbereit sind, ihren Teil dazu beizutragen, dass Einsparungen möglich sind, wird es auch die Politik schwer haben, hier etwas zu erreichen. So sehr ich die Ignoranz und Abgestumpftheit im Bereich z.B.der mwst-Erhöhung nicht begreifen kann, so sehr würde ich mir wünschen, dass die Politik an vielen Stellen die Ohren genauso auf Durchzug stellt und schlichtweg in allen Bereichen Kürzungen vornimmt.


    Was spricht eigentlich gegen den Rasenmäher? Denke ich jetzt zu simpel, wenn ich meine, dass dann alle gleich stark betroffen sind?

    Auch ein Traumjob berechtigt nicht zum Schlaf am Arbeitsplatz.

  • Zitat

    Original geschrieben von nutellatoast
    Manchmal kann eine drohende Verteuerung (Mwst), die den Verbrauchern in Aussicht gestellt wird, in dem Fall für das Jahr 2007, dazu führen, dass dies den entscheidenden Kaufanreiz auslöst. D.h. die Kaufentscheidung, z.B. für Auto, für Möbel oder für sonstige Anschaffungen wird nicht weiter verschoben (Wer weiß, was noch kommt), sondern es wird gekauft (das Geld ist in Teilen ja ausreichend vorhanden).


    IMHO spekuliert die neue Bundesregierung z.T. auch darauf und das ist nicht ganz verkehrt.


    ok 2006 wird viel gekauft, dafür dann 2007 weniger, das geht sich gegen 0 aus

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