Hirn aus - Tastatur ein: Redakteursdiarrhoe

  • Nein, damit ist nicht das gemeint, was Herr Wagner von B*ld so absondert -
    darum kümmern sich schon die 'Kollegen' von schandmaennchen.de


    Sondern Artikel, die irgendeiner in der Redaktion schreiben musste
    - und es dann auch tat.


    Wie zB vor einigen Wochen:

    Zitat

    Irgendein dusseliger Redakteur (hier beim wdr(5)) hat eben in den Nachrichten verlesen lassen
    "...schätzen die Gebäudeschäden in der Schweiz auf umgerechnet 645 Mio. €."


    Wahnsinn wie genau die Helveten schätzen können.


    Noch wahnsinniger, solchen geistigen Dünnschiss auch noch zu verbreiten.
    Das kommt davon, Herr Redakteur (oder war es ein Azubi?), wenn in der Ursprungsmeldung steht "eine Milliarde Fränkli" und man unter Ein/Ausschaltung des :gpaul: zum Währungsumrechner greift.

    Und weil ich heute im Spiegel wieder sowas fand, mache ich mal diesen Thread auf, damit die Nachwelt sich auch amüsieren kann:


    "Zuletzt hieß es, der Durchmesser" (des schwarzen Loches im Zentrum der Milchstrasse (alpha)) "entspreche etwa dem Erd-Orbit. Offenbar ist das Schwarze Loch aber nur halb so groß: 93 Millionen Kilometer, was genau dem Abstand zwischen Erde und Sonne entspricht." [URL=http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,383114,00.html]Schwarzes Loch kleiner als gedacht[/URL] (edit: Version 1, siehe weiter unten)


    Lieber Schreiberling, ich will mich jetzt nicht über simple Stilfragen auslassen (es gibt Synonyme für "entsprechen"), sondern über das, was hier als Fakten transportiert werden soll.
    Da gibt es einen Erd-Orbit, der 186 Mio. km gross ist?
    Welcher Satellit soll denn da rumkreisen? Und wozu?
    Nur als Beispiel: Der Erd-Orbit der ISS beträgt 1/500.000 davon, also etwa 350km oberhalb der Erdoberfläche (jetzt nur mal so aus dem Hinterkopf, ich bin ja kein Redakteur, der recherchieren muss).
    Und der Abstand zwischen Erde und Sonne entspricht beträgt 93 Mio. km?
    Gut, Günter Jauch sagt ja auch immer, von Astronomie habe er keine Ahnung - aber wenigstens schreibt er nicht drüber.
    Wenn der Abstand den Tatsachen entsprechen würde, wären Sie Ihren Job los.
    Bzw hätten ihn gar nicht bekommen. Höchstens als Eisverkäufer. Wäre nämlich so warm hier, dass Sie damit ein Bombengeschäft machen würden. Fragen Sie mal Ihre Kollegen auf der Venus, die kennen das Geschäftsmodell...


    edit 1:
    Zwar sehe ich, dass inzwischen teilweise nachgebessert wurde, aber hier ist die 1. Fassung :D
    Der Erd-Orbit wuchs dadurch auf 300 Mio. km - why not :cool:


    To be continued...
    [small]Chronik: 250 Hits in 24h (ohne Reaktion)[/small]


    edit 2:
    ...und das schon schneller als gedacht:


    the very next day - und [URL=http://www.spiegel.de/unispiegel/schule/0,1518,376093,00.html]wieder im Spiegel[/URL] ...
    "...die Peitsche. Bei jedem Schlag schwappt der Schall wie eine Welle am Peitschenseil entlang. An der Spitze wird die Energie frei und knallt mit 0,0026 Sekunden auf eine Geschwindigkeit von MACH 2.
    Der Begriff MACH 2 wird in der Luftfahrt genutzt. Er beschreibt die Geschwindigkeit eines Objekts gegenüber dem Schall. Bewegt es sich mit MACH 1, ist es genauso schnell wie die Ausbreitung des Schalls. Bewegt es sich schneller, zum Beispiel mit MACH 2, überholt es den Schall. Das Resultat: Überschallgeschwindigkeit."


    Gelesen (ergoogelt) hat er zwar einiges, aber verstanden...?
    Die "0,0026 Sekunden" findet man tatsächlich im Netz (sicher nur ganz zufällig zusammen mit seinem Bild...) - undzwar als die Zeit, die zB eine Revolverkugel benötigt, um MACH 2 zu erreichen.
    Daraus einen Unfall in Form eines Zusammenstosses mit einer gewissen MACH 2 zu basteln, prädestiniert eher für Politikertalkrunden.
    "Bewegt es sich schneller, zum Beispiel mit MACH 2, überholt es den Schall. Das Resultat: Überschallgeschwindigkeit" Einfach nur geil. Man hätte ja zB mal schreiben können, dass MACH 2 doppelte Schallgeschwindigkeit bedeutet. Vielleicht hat er aber stundenlang gegoogelt, ob es beim Erreichen von MACH 2 doppelt so laut knallt wie bei MACH 1 - und als er nix fand, zog er sich auf den Allgemeinplatz zurück: "das ist, öh, übrigens Überschallgeschwindigkeit, nöh". (Fehlt nur noch, dass der oben erwähnte "Luftfahrer" sich nach dem Durchbrechen der Schallmauer nochmal entschuldigend winkend umguckt, um dann die nächste Schallmauer anzusteuern...)
    Nur zur Ergänzung: "Bewegt es sich ... mit MACH 2, überholt es den Schall" ist auch Mumpitz. Wenn ein Objekt sich mit MACH 2 bewegt, überholt es keinen Schall mehr - das war doch schon mit MACH 1 erledigt...


    Schön ist aber wenigstens das Bild von der Überschallkondensation :top: <=grösser
    Erinnerte mich an diesen Film (1MB) wobei den Zuschauern die Ohren geklungen haben dürften... :rolleyes::)


    Sehr schöne und informative Site zum Thema Überschall.
    [small] (Lag Österreich beim Pisa-Test eigentlich vor uns?)[/small]
    - Enthält auch Einzelbilder aus dem Film ;)

  • To be continued...


    Aus tv14 "Welt der Wunder" Artikel 'Die Jäger der Eisberge':
    Gleiches Problem, gelöst wieder von einer Taschenrechnerverwenderin.


    Im angelsächsischen Original wurde die Reichweite eines Radarsignals an der Wasseroberfläche noch mit 50 km angegeben, dummerweise die Flughöhe des aussendenden Flugzeugs aber in Fuss - wie sonst ist zu erklären, dass eine Flughöhe von (man lese und staune) 2438 m verkündet wird :eek:


    Liebe Dorothee Teves, ob Sie die (originalen) 8000 ft. mit 2400 m oder (was mir symphatischer wäre) 2500 m angeben, ist (mir) wurscht. Wenigstens haben Sie die Nachkommastellen gestrichen... (SCNR).
    Und gucken Sie doch nochmal nach, ob Eisberge tatsächlich "mit nur 15km/h über das Meer treiben" - ich setze ne Kiste Rotkäppchen, dass son armer Eisberg Mühe hat, diese Distanz in einer ganzen Woche zu schaffen...


    Bei spiegel-online fällt mir immer stärker auf, dass über die veröffentlichten Texte keiner mehr drüber liest (Bastian Sick hat ja inzwischen auch anderes zu tun):
    Noch harmlos, aber blamabel ist [URL=http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,400444,00.html]"Vier Stunden Gelantine gespachtelt"[/URL] - kein Tippfehler, denn das galante Wort taucht 2x auf... :confused:
    Aber doppelte Wörter oder tatsächliche Tippfehler bleiben einfach drin, obwohl die jeder Praktikant (ok nicht jeder) rauswippen könnte...)*


    Und wenn ein [URL=http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,400387,00.html]Artikel über wikipedia[/URL] mit "In dem Internet-Lexikon können prinzipiell alle Nutzer einen Eintrag ändern oder neu erstellen, so dass vor Manipulationen kaum zu schützen ist." endet, beweist das nur, dass da jemand das Prinzip nicht verstanden hat.



    )* edit:
    Da es/er mir gerade vor die Füsse fiel, hänge ich [URL=http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,400636,00.html]diesen Artikel[/URL] mal zur Verdeutlichung an. Zitate daraus:
    "...sparten sie nicht nicht an deutlichen Worten..."
    "...und verpflichteten die Fakultät, endlich die Prüfungsurkunde zu auszustellen."
    "Laabs musste vor Empfang der Habilitationsurkunde schriftlich versprechen, dass er gegen die Uni "keine weiteren Ansprüche aus seiner Habilitationsangelegenheit ___ machen wird"."

    [small]Zuviel:[/small] "nicht", "zu"
    [small]Zuwenig:[/small] "geltend"


    460

  • -- update --


    [small]504[/small]


    Wenn "man" vergisst, vor dem Onlinestellen alles zu löschen, [URL=http://www.spiegel.de/auto/fahrkultur/0,1518,557856-10,00.html]was nicht veröffentlicht werden sollte[/URL]...
    :D :top:


    [small]Mal sehen, ob es irgendwann noch mal jemand rausnimmt
    - wie im vorangegangenen Fall mit der "Gelantine" dann doch noch geschehen...[/small] :rolleyes:


  • Ist das nicht der sehr lobenswerte Blöd_de-Blogger?


    Und gleich die nächste Schote.
    Der Geschäftsführer einer Marketingfirma hat anscheinend genügend Hiwis Zeit, um neben seiner NebenTätigkeit für die Stadt Köln noch im Spiegel/SPON zu posten.
    Und das wird dann kritiklos online gestellt.
    Das Ergebnis sieht dann u. a. so aus:
    "...hatte das Bollwerk am Rhein 183 Verteidigungsanlagen, die in einem Radius von 42 Kilometer um den Stadtkern angeordnet waren - gewaltige Baumaßnahmen, im preußischen Einflussgebiet ihres Gleichen suchten."

    Doll.
    Da haben die Preussen ihren Militärring um Köln also bis in die Düsseldorfer Altstadt gebaut...
    Gut - nun hat keiner behauptet, das preussische Militär hätte viel Ahnung von Bier gehabt. Aber dass jemand, der Reklame für Köln machen soll, den Militärring durch Düsseldorf legen lässt, hält selbst ein haendykoelscher für übertrieben.


    Also:
    1. Dickster Fehler im Satz ist das Verwechseln von Radius (~7km) und Umfang (42 km Länge).
    [small](Oder wurde der Artikel vor 3 Wochen geschrieben und soll unterschwellig an Douglas Adams Todestag erinnern...?)[/small]
    2. Ohne ein weiteres Relativpronomen ("die") geht der Sinn in die Binsen.
    3. Und "seinesgleichen" ist nicht rechtschreibreformiert worden...


    edit 4.
    Habe jetzt mal weitergelesen.
    Ungefähr in der Mitte des Artikels kommt der Satz dann nochmal - allerdings ist bis dahin ein Bauwerk flöten gegangen.
    Dafür hat es aber auch den "Radius" erwischt...:
    "...bildeten das Rückgrat der insgesamt 182 Bauten zählenden und 42 Kilometer langen Festungsrings in beschusssicherer Entfernung vom damaligen Kölner Stadtzentrum."
    [small]Früher lautete der Genitiv übrigens noch "das Rückgrat ... des Rings"[/small]
    :cool:


    n3o:
    Hast Du das auch online?

  • ...Jemand Interesse an meiner SpOn-Fehler Sammlung? Mittlerweile um die 150 Bilder drin :)

  • Dann schreibe ich mal an meinem kleinen Privatthread weiter... :D


    Erst noch ein Nachtrag.


    Und jetzt der eigentliche Grund, nämlich die schöne Meldung(,
    für die sogar BLÖD keinen Platz mehr hatte, deshalb) in SPON:


    [URL=http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,636127,00.html]185 Meter tief: Autofahrer stürzt in den Grand Canyon[/URL]
    Mal abgesehen davon, dass das Wörtchen "sich" fehlt und dass er (sich) da eine eher recht flache Stelle ausgesucht hat, fiel mir als erstes die derart exakte Fallhöhe ins Auge [small](korrekt, ist ein kleines Wortspiel)[/small].
    Da es eine Meldung aus den Staaten ist, konnte da doch nur mal wieder einer seinen Taschenrechner bedient haben, wohl weil er bereits Staub angesetzt hatte [small](der Taschenrechner)[/small].
    Die Ursprungsmeldung hiess sicher "Blablabla...600 feet...Blablabla", also 600 x 0,305 = 183. 'Das glaubt mir keiner', dachte Herr oder Frau "sto" [small](Ein Minimum an Einsicht unterstelle ich jetzt mal)[/small] und rundete grosszügig um seine gewünschte Körpergrösse auf.
    Aber 185 m ist auch Mist.
    Bei 200 m hätte es keiner gemerkt - und der Schätzwert wäre auch völlig ok gewesen.


    Aber auf mich hört ja eh keiner... :rolleyes::(:)


    Kurz nachgeguckt und... Bingo - erwischt :cool:



    edit:
    Diese popelige Meldung hat schon über 70.000 Fundstellen... :eek:
    Hatten die alle die Abwrackprämie im Hinterkopf...?

  • Na ja wenn schon Mist dann aber richtig hat sich der Autor wohl gedacht:


    "Es wäre nicht der erste Selbstmord im Grand Canyon, und auch Hollywood hat die weltberühmte Schlucht von Arizona als Kulisse für einen spektakulären Freitod gewählt..."


    Mag ja sein, dass in dem Film so getan wird als seien die Damen im Grand Canyon, gedreht wurden die Szenen aber im Dead Horse Point State Park.
    Aber wir wollen ja nicht kleinlich sein...

  • Dahinein passt auch die Meldung die vor zwei Tagen durch diverse Medien (unter anderem auch bei SPON geisterte):
    der Space-Shuttle Start in der Nacht von montag auf Dienstag soll angeblich wegen eines "Sandsturmes" verschoben worden sein.
    Nun Ja, Sandstürme sind in der Gegend doch eher selten. Vielmehr handelte es sich um ein Gewitter -> Thunderstorm. Übersetzen üben wir dann nochmal. :)

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