Rufnummernportierung technisch gesehen

  • Wie funktioniert die Rufnummernportierung eigentlich aus technischer Sicht? Denn bis jetzt haben die Netzbetreiber ja nur HLRs für die eigenen Rufnummern.


    Aber was passiert, wenn jetzt plötzlich, sagen wir z.B. mal ein D2 Kunde mit 0172/80.... zu O2 wechseln möchte. O2 hat ja garkeine HLR das für diese Rufnummer geeignet ist. Wird dann extra ein neues HLR eingerichtet oder wird das System so eingerichtet, das die Rufnummer nicht mehr HLR abhängig ist? Oder erhält der Kunde dann eine geheime O2 Rufnummer, die aber nicht verwendet wird, und die D2 Rufnummer wird nur kostenlos umgeleitet und bei abgehenden Gesprächen mit übertragen?

  • Die portierte Rufnummer wird einfach auf ein HLR des neuen Anbieters gelegt, welches für den Nutzer dann nicht sichtbar ist. Dieses HLR wird einmalig beim Wechsel festgelegt und bleibt solange gleich, bis du kündigst oder wieder portierst.


    Sämtliche netzübergreifend portierten Rufnummern werden in eine sogenannte Masterrouting-Datenbank eingetragen, auf die alle Anbieter Zugriff haben. Dort wird hinterlegt, zu welchem Netz eine portierte Rufnummer tatsächlich gehört. Wenn du jetzt z.B. eine 0172-Nr. anrufst, welche aber zu D1 portiert wurde, wird dein Call erst ins Netz von D2 geleitet & wird dann durch die Abfrage der Masterrouting-Datenbank zu D1 weitergeleitet.


    Bei einem Anbieterwechsel ohne Netzwechsel (von Mobilcom D1 zu T-Mobile) ändert sich natürlich nix am Routing.


    Das müßte der grobe Ablauf sein. So habe ich das zumindest verstanden


    :)

    Für die meisten Menschen kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem ihr Traum ausgeträumt ist und ihnen klar wird, dass sie die Lippen nicht spitzen, um die Glücksfee, die ihnen hold zulächelt, auf den Mund zu küssen, sondern um die bittere Pille zu schlucken, die ihnen das Leben verabreicht hat.

  • Wie schön. Natürlich wird der Teilnehmer in einem HLR seines neuen Netzbetreibers eingetragen. Bis auf die Rufnummer ist ja auch alles neu, z.B. die IMSI, und damit wird ja der Teilnehmer gesucht und gefunden.
    Es gibt nun für die Nummernportierung diese Masterdatenbank der RegTP. Die Netzbetreiber ziehen sich Kopien dieser Datenbank auf eigene Datenbanken, die recht unterschiedlich technisch gestaltet werden können. Aber eines haben sie alle gemeinsam, ihre Funktion. Die ist im übrigen recht simpel: Wenn eine (deutsche) Mobilrufnummer im Netz auftaucht, wird geprüft, ob die Nummer in der (lokalen Kopie) der Datenbank erscheint, und welcher Routingcode dafür vorgesehen wird. Der Routingcode ist eine Dreistellige Zahlenfolge, die mit einem "D" beginnt (Ja, "D" ist auch eine Zahl) Die nächsten zwei Zahlen stellen das Zielnetz dar, z.B. "01" für T-Mobile. Diesen Routingcode klebt die Datenbank vor die gewählte Rufnummer und schon landet das Gespräch automatisch im richtigen Zielnetz.
    Ach, ja die Frage, wie findet das Zielnetz dann das richtige HLR, wenn die Rufnummern wild durcheinander sein können? Da gibt es wieder mehrere Möglichkeiten. Eine ist zum Beispiel, genau die Portierungsdatenbank für diesen Zweck zu nutzen, und alle portierten Rufnummern nochmal abzufragen, diesmal nach dem Destination Point Code des HLR.


    Gruß, Esengi

  • Zitat

    Original geschrieben von Esengi
    Ach, ja die Frage, wie findet das Zielnetz dann das richtige HLR, wenn die Rufnummern wild durcheinander sein können? Da gibt es wieder mehrere Möglichkeiten. Eine ist zum Beispiel, genau die Portierungsdatenbank für diesen Zweck zu nutzen, und alle portierten Rufnummern nochmal abzufragen, diesmal nach dem Destination Point Code des HLR.
    Gruß, Esengi

    Genau das war eigentlich meine Frage. Ich frage mich aber auch, ob die Netzbetreiber für ihre eigenen Rufnummer die HLR Ordnung aufrecht erhalten oder künftig einfach alles wild durcheinander würfeln.

  • Martyn: Das frage ich mich allerdings auch. Sinn macht es effektiv keinen mehr, denn von nun an muß ja jeder Netzbetreiber grundsätzlich bei jeder hereinkommenden Nummer, egal ob mit oder ohne Routingcode, nachfragen, ob sie noch ins eigene Netz gehört oder nicht. Dies wird jeder Netzbetreiber mit der lokalen Kopie der Portierungsdatenbank machen. Damit hat man eben die Möglichkeit, auch noch die Information über die Lokation der Teilnehmerdaten mitzuhinterlegen. Diese Funktion nennt man dann auch "ALR" für "Application Location Register".
    Auf deutsch: die Gateway-MSC findet das HLR nicht mehr anhand der gewählten MSISDN, sondern bekommt von einer Datenbank (dem ALR) den richtigen Point Code im Signalisierungsnetz mitgeteilt.
    Vermutlich aber werden die bisherigen Üblichkeiten in der HLR-befüllung nicht so schnell aussterben.


    Gruß, Esengi

  • Hallo,
    wird denn dann eurer Meinung nach der Rufaubau deutlich länger brauchen als bei nicht-portierten Rufnummern?


    CU

  • So wie ich das verstehe wird dann der Rufaufbau generell etwas länger dauern, egal ob die Nummer portiert wurde oder nicht. Aber ich glaube nicht das es merklich länger wird.

  • Hallo, Stand jetzt 01.06.2012 ist es in der Tat so, dass der Verbindungsaufbau um ca. 3 Sekunden sich verlängert. Das fällt kaum ins Gewicht, aber angenommen du hast dein Festnetzanschluss auf dein Handy umgeleitet werden sich die 3 Sekunden wie eine Ewigkeit frühen und der Anrufer wird auflegen, man hört das Handy vielleicht einmal klingeln. i.d.R. versucht der Anrufer erneut. Es kommt also darauf an woher der Anrufer kommt, z.B. aus dem Ausland, oder aus dem VOIP Netzen. Bei Vodafone NGN VOIP Anschlüssen muss der Anrufer ca. 9 Sekunden warten bis die Wahl angenommen wird + etwa 10 Sekunden für die Signalisierung so vergehen gute 20 Sekunden, in der Zeit hat der Anrufer längst aufgelegt.


    Bei Mobilfunk und VOIP gibt es nur Blockwahl, die Nummer kann immer nur an einem Stück geschickt werden. Daher wartet das Gerät nachdem Sie die Letzte Ziffer gewählt haben noch eine Weile.


    Daher kann ich folgende Empfehlungen aussprechen.


    Die Nummer möglichst nicht portiert.


    Möglichst bei dem Premium Provider bleiben D1 oder D2 bleiben.
    Möglichst ein ISDN oder Analog Anschluss der Telekom oder Arcor, Alice, Netcologen verwenden.


    Soweit man es vermeiden kann, kein NGN oder VOIP verwenden.


    Aber das ganze hängt mit den eigenen Anspruch zusammen. Wenn Sie nur privat telefonieren und es ihnen egal ist ob Sie erreicht werden oder nicht. Würde durchaus auch ein NGN Anschuss reichen. Sie müssen aber im Hinterkopf behalten, dass der Verbindungaufbau mehr Zeit beansprucht und die Sprachqualität etwas schlechter ist sowie mehr Verzögerung bei Sprache vorkommt. Es sind ca. 150 ms, Sie fallen Ihrem Gesprächspartner ständig ins Wort und können nach einander sprechen. Bei O2 Mobilfunk ist das heute schon so, weil das CoreNetz auf IP umgestellt wurde. ATM ist eben zu teuer geworden.


    IP SIP VOIP NGN, bringen für den Verbraucher keine Vorteile, sondern nur für den Anbieter. Er kann alles billiger anbieten und mehr Geld verdienen. Der Verbraucher hat die Nachteile, mit Echo, Verzögerung usw.


    Brauchen Sie den Anschluss Geschäftlich? Dann unbedingt auf ISDN setzen. Alleine schon wegen des Verbindungsaufbaus, nachdem Sie die Letzte Ziffer gewählt haben vergehen keine zwei Sekunden und es ruft. So ergeht es auch einem Potenziellen Kunden der bei Ihnen vielleicht kaufen möchte.


    Wegen paar Euro würde ich das nicht riskieren, denn Kommunikation ist heute alles.


    P.S. alles was ich geschrieben habe, kommt aus eigener Erfahrung inkl. der Messung der Verbindungszeiten und Verzögerung.

  • An welcher Station des Weges wird der Wahlinformation eigentlich der Portierungscode hinzugefügt - muß in Fest- wie Funknetz und für Orts- wie Ferngespräche grundsätzlich zuerst in einer Portierungsdatenbank geschaut werden, wo die weitere Reise hingeht (auch wenn das Ziel eine nicht portierte Nummer im Urprungsnetz - also desjenigen des A-Teilnehmers - ist) ?

    meine Einschätzungen zu VIP-SIM-Nummern und vielen anderen TK-Themen (mit dem Schwerpunkt Beschaffung von TK-Anlagen) gab es seit November 2012 auch auf http://www.telthies.de - wegen Implementierung der DSGVO pausiert dieses Angebot

  • Hallo,


    Zitat

    Original geschrieben von converse7
    Brauchen Sie den Anschluss Geschäftlich? Dann unbedingt auf ISDN setzen. Alleine schon wegen des Verbindungsaufbaus, nachdem Sie die Letzte Ziffer gewählt haben vergehen keine zwei Sekunden und es ruft. So ergeht es auch einem Potenziellen Kunden der bei Ihnen vielleicht kaufen möchte..


    Das Problem ist, das die Zeiten von ISDN gezählt sind und VoIP die Zukunft ist, egal ob im Festnetz oder Mobilfunk. Bei uns sind bereits rund 50% der Vermittlungsstellen abgeschaltet und auf VoIP umgestellt und das wird in nicht ferner Zukunft die 100% Marke erreichen.
    Im Festnetz wird schon lange keien ISDN-Technik mehr aufgebaut und alte Technik auch nach und nach durch VoIP, früher oder später wird es kein ISDN mehr geben, zumindest nicht Vermittlungstechnik.


    ich nutze schon seit Jahren VoIP, sowohl zuhause als auch mittlerweile in der Firma, ich sehe keinen Unterscheid zu ISDN, weder von der Qualität ( die ist Providerabhängig ) noch von Verbinfungsaufbauzeiten ( auch Providerabhängig )


    Zitat

    Original geschrieben von telthies
    An welcher Station des Weges wird der Wahlinformation eigentlich der Portierungscode hinzugefügt - muß in Fest- wie Funknetz und für Orts- wie Ferngespräche grundsätzlich zuerst in einer Portierungsdatenbank geschaut werden, wo die weitere Reise hingeht (auch wenn das Ziel eine nicht portierte Nummer im Urprungsnetz - also desjenigen des A-Teilnehmers - ist) ?


    Eine Portierung läuft einfach gesagt so ab:
    - Rufnummer wird beim Netzbereiber aus dem HLR rausgenommen
    - Rufnummer kommt in der zentrale Portierungsdatenbank bei T-System
    - neue Netzbetreiber übernimmt die Rufnummer, in der Portierungsdatenbank wird dafür das neue Netz eingetragen, welches dann Routingziel ist.
    - jeder grössere Netzbetreiber kopiert einmal pro Nacht die Portierungsdatenbank in sein Netz und diese verhält sich dann wie ein normales HLR ( HLR gibt es nicht mehr, das ist heute auch eine zentrale Datenbank )
    - Beim Rufaufbau gibt es zwei Möglichkeiten:
    a. der rufende Netzbetreiber hat eine Kopie der Portierungsdatenbank und erkennt das neue Netz, routet also direkt dorthin, geht im Normalfall genauso schnell wie bei unportierten Nummern.
    b. der rufende Netzbetreiber hat keine Kopie, dann routet er in das normale Zielnetz, z.b für eine 0171 zu T-Mobile und dort wird dann erkannt, die Rufnummer ist portiert und man routet zum Zielnetz weiter. Das dauert dann 1 bis 3 sec, vielleicht auch länger.


    Das war der grobe Weg, ist in Relalität aber etwas komplexer.


    Die grossen Mobilfunknetzbetreiber haben alle eine Kopier der Portierungsdatenbank im eigenen Netz, bei Festnetzbetreibern ist das eher die Ausnahme, von der Telekom mal abgesene wir das kaum einer haben. Dann kommen die längerne Verbindungszeiten zu stande.


    Mein Tip: auf Rufnummerportierung zu verzichten, dann hab man keine Probleme. Es gibt etlich Kunden bei uns, die bewusst beim Wechsel des Netzbetreiber bewusst auf die Mitnahme der Rufnummer verzichten haben.

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