• dr zuzelbach:
    Wenn du dich noch weiter informieren möchtest, hier noch ein paar - auch mit der Sache sich kritisch auseinandersetzende - Links:
    Wikipedia
    InteressenGemeinschaften Kritische Bioethik Deutschland
    Weitere Links für "eher pro" und "eher contra" findest du auf den Seiten selbst (oder auch mit Google).


    Mal sehen, vielleicht schreib ich morgen noch ein paar Zeilen...

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Euer Ehren


    @ Christian


    Zitat

    ...Du holst die (diesmal leicht versteckte, dennoch aber deutlich vorhandene) Moralkeule heraus


    Phänomenal was Du in zwei simple Wörter wie: Deine Lieben, alles interpretierst! :confused:


    Wenn Du mich doch (angeblich) so gut kennst, müsstest Du eigentlich wissen, dass ich noch nie damit ein Problem habe/hatte, ggf. meinen moralischen Standpunkt deutlich und konsequent zu vertreten.


    Allerdings "kenne" ich nun zumindest Dich (spätestens jetzt) schon so gut, behaupten zu dürfen, das Moral bei Dir immer (!) die Begrifflichkeit einer Keule hat.
    Dies wiederum gibt viel Raum für tiefenpsychologische Spekulationen, die ich aber hier sicher nicht vertiefen werde. Versuche eben künftig damit umzugehen.


    Um aber unsere leidige Diskussion endlich abschließen zu können, deshalb noch einmal mein eindringlicher Hinweis:


    Ich konnte zum Themenstart keine eigene Meinung vertreten. Eben gerade deshalb habe ich diese Diskussion angestossen!!!



    Gerade weil dieses Thema nun sehr seriös hier diskutiert wird, wäre es sehr schade, wenn nun unser "Zwist" es jetzt doch zum Marktplatz der Eitelkeiten machen würde!


    Deshalb hier ein versöhnliches Zitat, viell. speziell für "uns beide" ;) :


    Zitat

    Die moderne Menschheit hat zwei Arten von Moral: eine, die sie predigt, aber nicht anwendet, und eine andere, die sie anwendet, aber nicht predigt. Bertrand Russell




    DUSA:


    vielen Dank! :)

    Ich bin zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen!

  • Hi,
    eins vorneweg: ich habe einen Organspenderausweis.


    Mein Vater ist, als ich ein Jahr alt war an Hirnschlag gestorben und meine Mutter hat, obwohl er noch "körperlich" lebte, auf Anfrage der Ärzte die Einwilligung zur Organspende gegeben.


    Leider habe ich nie jemanden kennengelernt, der durch den Tod meines Vaters weiterleben durfte. Vielleicht würde es die Situation einfacher und tröstlicher machen.


    Weiterleben durfte ist genau das Wort. Ich selber kann es jemanden anders über meinen Tod hinaus ermöglichen, sein Leben zu leben, seine Träume etc. zu verwirklichen.


    Ich habe auch manchmal ein komisches Gefühl, wenn ich an die Feststellung denke, ob jemand tot ist oder nicht und ihm dann die Organe entnommen werden.


    Nichts desto trotz bleibe ich bei meinem Entschluß und ich kann nur jedem wünschen, NICHT einmal selber darauf angewiesen zu sein.


    Und hier schließe ich sogar die bekennenden Nicht-Spender hier im Thread ein, die ich ansonsten aber leicht in die Kategorie Egoist einstufen muß.


    Ich verstehe das Problem nicht und bin auf jeden Fall für eine Umkehrung der bisherigen Praxis, d.h., jemand, der nicht spenden will, muß eine Bescheinigung mit sich führen und bei allen anderen kann entnommen werden.


    Die Gefahr eines Verkaufs besteht jawohl eher augenblicklich, da ein Mangel an Organen herrscht.


    greetz
    cm

  • Zitat

    Original geschrieben von muellix
    Leider habe ich nie jemanden kennengelernt, der durch den Tod meines Vaters weiterleben durfte. Vielleicht würde es die Situation einfacher und tröstlicher machen.


    Traurige Sache. Aber es wird wahrscheinlich nicht dazu kommen. Die Organempfänger wissen in der Regel afaik überhaupt nichts über die Herkunft des gespendeten Organs. Das hat glaube ich psychologische Gründe...


    Um meinen Verwandten die Entscheidung zu ersparen werde ich in der nächsten Zeit mal befreundete Ärzte zu diesem Thema befragen und mich daraufhin auch entscheiden.


    Wenn da wirklich alles entnommen wird (Iris etc.) dann sollte man dafür sorgen, dass einen danach niemand, den man einst kannte, mehr sehen muss. Urnenbestattung wäre wohl sinnvoll.

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • Hi,
    soweit ich informiert wurde, kann man gewisse Dinge einschränken.


    Ich habe den Vermerk drauf, dass ich keiner Augentransplantation zustimme.


    Dass die Empfänger nicht den Namen der Spender kennen, finde ich verständlich und auch gut.


    Sie sollten nicht mit dem Schicksal, welches dahintersteckt belastet werden (so nach dem Motto, "er mußte sterben, damit ich leben kann?").


    greetz
    cm

  • Afaik kan man alles einschraenken, Augentransplantation geht aber eh nicht


    Hornhaut und Gehoerknochen wuerde sowiso ausnehmen

  • Detailfrage


    Mich würde interessieren, ob die potentiellen Spender hier eigentlich bei ihrer Entnahme-Zustimmung unterscheiden, ob das Organ nur zur direkten Lebensrettung Verwendung finden darf, oder ob diese Spende auch für die medizinische Forschung benutzt werden kann.


    Für mich persönlich wäre nur das erste Denkbeispiel akzeptabel.
    Allerdings stellt sich deshalb auch die Frage, ob man sich mit seiner grundsätzlichen Zustimmung auch automatisch zu einer rein wissenschaftlichen Entnahme bereit erklärt?


    Gibt es dazu evtl. offiz. und vor allem klare Aussagen?

    Ich bin zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen!

  • Ich geh seit meinem 18. Geburtstag alle 8 Wochen Blutspenden und hab seitdem auch einen Organspenderausweis. Blutspenden weil es für mich selbstverständlich war und Organspende weil, wenn ich meine Organe mal nicht mehr brauchen sollte, diese aber einem anderen Menschen helfen oder auch der Forschung dann habe ich nichts dagegen. Wäre ich der Situation in der ich mal ein Organ benötigen sollte, wäre ich auch jedem Spender dankbar.

  • Re: Detailfrage


    Zitat

    Original geschrieben von dr zuzelbach
    Mich würde interessieren, ob die potentiellen Spender hier eigentlich bei ihrer Entnahme-Zustimmung unterscheiden, ob das Organ nur zur direkten Lebensrettung Verwendung finden darf, oder ob diese Spende auch für die medizinische Forschung benutzt werden kann.


    Klar, warum nicht?
    Wie gesagt, ich bin der Überzeugung, dass ich nach meinem Ableben für den Inhalt meines Körpers sowieso keine Verwendung mehr habe. Also, warum sollen dann nicht angehende Mediziner oder Forscher was von mir haben?
    Vielleicht hilft gerade das rumschnibbeln an mir, aus einem Chirurgen einen besseren, routinierteren Medizinmann zu machen, der dann evtl. Patienten besser helfen kann?


    Wie heissts so schön: Mir tuts nicht mehr weh und dem vielleicht gut!


    Charlie

    --
    Die 5 Sinne des Menschen:
    Unsinn, Irrsinn, Stumpfsinn, Blödsinn und mein persönlicher Liebling, der Wahnsinn.
    ---------------

  • Nochmal meine Sicht der Dinge - auch wenn ich wohl der einzige bin, der eine Contra-Postion vertritt und mich als Egoist einstufen lassen muss :rolleyes:


    Ich habe aus zwei Gründen eine ablehnende Sicht auf das Thema: einmal der Umgang mit dem Thema an sich von Seiten der BzGA und Konsorten. Und die zweite ist wohl unter "persönlichem Glauben" im weitesten Sinne einzubuchen - es sind meine ganz persönlichen Gründe ein "nein" anzukreuzen. (Ihr dürft trotzdem gerne drauf rumtrampeln - iss ja auch in Religionsthreads sehr populär hier ;))



    Zunächst mal zum Umgang mit dem Thema:
    Ich finde, die moderne Medizin weckt Begehrlichkeiten, die sie selbst (aktuell) nicht abdecken kann. Ärzte (um nicht den Begriff "Halbgötter in weiß" zu verwenden ;)) stoßen aber da an ihre Grenzen, wo sie diese Begehrlichkeiten nicht erfüllen können. Und so ist eine Gruppe (um nicht zu sagen "Lobby") darauf angewiesen, für den Bedarf die nötige Menge an Ware zu bekommen, sprich: zusehen, dass sich jeder mit dem Thema Organspende auseinandersetzt (ob er will oder nicht) und möglichst natürlich sein Einverständnis gibt. Und das ist auch der Punkt, wo ich vom Mensch als Ersatzteillager spreche: dank der "Hirntod"-Definition baue ich eine Brücke, dem noch lebenden Körper diese Ersatzteile zu entnehmen, um meinen Bedarf decken zu können.


    In Folge ist ein Gesetz entstanden, wo einfach davon ausgegangen wird, dass wenn jemand eben keinen Organspendeausweis besitzt, dass er ja vielleicht trotzdem grundsätzlich dazu bereit (gewesen) wäre (statt davon auszugehen, dass er es eben nicht ist). Da man denjenigen aber natürlich nicht mehr fragen kann, werden jetzt die Angehörigen - die bestimmt eh schon in einer beschissenen Situation sind - auch noch mit diesem Thema konfrontiert. Und das finde ich eben mehr als :flop: - ich sehe hier mein Recht auf Unantastbarkeit der Menschenwürde verletzt (die Unversehrtheit meines Körpers gehört da imho mit dazu).


    Ich weiß nicht, wie Leute auf die Idee kommen, einfach zu sagen: "wenn kein Ausweis vorliegt, sollte man einfach Organe ohne weitere Absprachen entnehmen können". Wie ihr das mit GG Art. 1 in Einklang bringt, müsst ihr mir nochmal erklären. Denn ich bin eben noch nicht tot, sondern nur mein Gehirn hat seine Aktivität aufgegeben, der Rest des Körpers ist ein seinen Funktionen noch (mehr oder weniger) intakt! (Wenn auch an Maschinen hängend, das ist mir klar. Wo wir bei der Diskussion wären, wie es mit dem Anspruch des "Leiden verringern" zusammen geht und warum diese nicht einfach abgeschaltet werden - aber das ist nochmal ein ganz anderes Thema.)


    Noch kurz hierzu was:

    Zitat

    Original geschrieben von kermit_t_f
    Dass das Sterben zum Leben dazu gehört, ist natürlich ein tolles Argument. Heißt das, wir lassen einfach jetzt jeden der Krank ist sterben? Gehört ja dazu? Klar übertreibe ich, aber die Frage ist doch, wo muss man den Strich ziehen?

    Der Strich ist imho da zu ziehen, wo ich auf einen anderen Menschen angewiesen bin, um einen anderen zu heilen. Niemand hat das Recht einen Anspruch auf meine Kooperation in Form einer Organspende zu erheben. Entsprechend müssen sich die Leute auf den Wartelisten und verdammt nochmal die Ärzteschaft damit auseinandersetzen - und oft genug - ja, leider! - mit abfinden, dass dem Tod in dem Fall kein "Schnippchen mehr zu schlagen" ist.
    Und in dem Punkt erlebe ich das eben so, dass einige so ihre Schwierigkeiten damit haben, dass das Leben endlich ist.



    Ach ja: für wen sich obige Ausführungen "technokratisch" und/oder "kaltherzig" oder was weiß ich was anhören: wie hört es sich für euch an, dass aus einem noch lebenden Körper, der noch Schmerzreaktionen zeigt usw, Organe einfach rausgeschnippelt werden? Sorry, finde ich genauso technokratisch!





    So, nun zu Punkt 2, meiner eigenen Einstellung, warum ich einer Spende nicht zustimme:


    Ich nehme die die Züge in der Gesellschaft immer mehr wahr, dass zwischen Körper und Geist (oder wie auch immer man es nennen will) immer mehr getrennt wird. Genau in diese Kerbe schlägt natürlich auch die Transplantationsmedizin: hier Körper, da Geist. Wobei Geist im aktiven Gehirn verortet wird, weshalb auch die Folge der Definition von "hirntot" ist "Geist = tot".


    Die Frage für mich ist hier letztendlich: was macht das "Ich" aus? Und für mich gehören hier eben Körper und Geist zusammen und lassen sich nicht trennen. Mein Geist hat sich mit meinem Körper geformt (z.B. dass ich mit 1,91m Körperhöhe ca. 90% meiner Mitmenschen überrage, was schlichtweg Auswirkungen z.B. auf die Bildung von Selbstbewusstsein hat) und umgekehrt. Die Frage was passiert, wenn ich irgendwo hirntot in der Gegend rumliege kann ich nicht beantworten. Aber es kann sie verdammt nochmal auch sonst niemand beantworten, genauso wenig wie die Frage, ob es nun einen Gott gibt oder nicht. Ich weiß nur, dass zu diesem Zeitpunkt noch "bioenergetische Energie" in meinem Körper drinne ist (wenn auch nicht mehr im Gehirn) und die soll genauso "verebben" können, wenn die Geräte abgeschaltet werden wie bei einem "natürlichen Tod".
    Für mich gehört das schlicht zum Sterbeprozess dazu und da will ich eben nicht, dass Ärzte an mir rumfuhrwerken.


    Was mich auch noch nachdenklich stimmt ist die Tatsache, dass auch verschiedene Organe wohl eine Art Gedächtnis haben - und da gehört u.a. auch das Herz mit dazu. Von daher fände ich es befremdlich, wenn mein Herz konserviert würde und wo anderst eingebaut.




    Wie schon in meinem ersten Beitrag geschrieben finde ich es mutig, wenn jemand zum Spenden bereit ist und respektiere das auch. Von einigen würde ich mir allerdings wünschen, dass sie ähnlich tolerant den Nichtspendewilligen gegenüber wären...




    Edit - Nachtrag:
    Auch wenn ich mich auf solchen Quellen gewöhnlich nicht rumtreibe ;), gibt auch diese Zusammenstellung *klick* mir einige Bedenken bzw. bestärken die vorhandenen nur. (Der Punk 1.5 in der Aufzählung entspricht so ziemlich meinen Glaubensvorstellungen, aber das nur am Rande.)



    _____________
    [small]Alle obigen Meinungen geben lediglich die persönliche Meinung des Autors wieder.[/small]

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

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