Beerdigung - Wahl der Kleidung

  • Re: Re: Beerdigung - Wahl der Kleidung


    Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989
    Mindestens ebenso wichtig wie die Kleidung ist aber das entsprechende Auftreten. Wenn Du so zur Beisetzungsfeierlichkeit erscheinst, wie es ein ehemaliger Schulkollege von mir im Winter letzten Jahres getan hat, dann verschaffst Du Dir ganz sicher keine Sympathien: Zu schwarzen, etwas verwaschenen und ungebügelten Jeans ein schwarzes, ebenfalls verwaschenes und schlecht gebügeltes Hemd, dazu schwarze, spitz zulaufende, aber leider ungeputzte Stiefeletten (die aus den 1980er Jahren bekannten "Mantaletten"), dazu einen nagelneuen knöchellangen schwarzen Ledermantel, auf dem Kopf einen hellbraunen Lederhut mit breiter Krempe (das Teil sah aus wie direkt bei John Wayne geklaut). Dazu kam noch, daß sowohl er also auch seine Frau - die ähnlich liederlich gekleidet war wie er - den Eindruck machten, als hätten sie in den vier Wochen vor der Beerdigung in ihren Sachen geschlafen und auch keine adäquate Körperpflege betrieben (nicht daß sie stanken, aber halbwegs gepflegte Haare, für den Herrn eine ordentliche Rasur und vor allem saubere Fingernägel darf man doch wohl erwarten, oder?). Absolut widerlich also das Auftreten dieses Pärchens, und es gab beim anschließenden "Leichenschmaus" gerade aus dem Trauerhaus entsprechend empörte Kommentare.

    Hm. Ok, ich war nicht dabei und es klingt in der Tat etwas schlampig.
    Nichts desto trotz muss ich sagen: typisch "form over substance" :rolleyes: Denn auch nicht 100%ig passend gekleidet kann man a) mit trauern und b) sein Beileid bekunden - allein durch die Geste, dass man zur Beerdigung erscheint.


    Just my 2 cent.

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • spricht eigentlich etwas gegen einen engen Rollkragenpullover mit kleinem Stehkragen anstelle eines Anzugs, dazu dann aber eine Stoffhose und schwarze (geputzte) Schuhe?

    Cuando la vida te traiga limones, pide tequila y sal o aprende a hacer limonada.


    Aber große Hunde können auch gefährlich sein. Man muss immer eine zweite Person da haben, die einen Vorderfuß hochhebt von dem Hund, dann kann er nicht nach hinten austreten. by Udo Lindenberg feat. Helge Schneider: Chubby Checker

  • Nein. Im Grundsatz sollte man nur dunkel gekleidet sein und dabei neutral bis elegant. Schwarze Lederhose und -jacke mit Easy Rider-Fransen wirken eher unpassend, wenn das nicht der persönliche, immer getragene Stil ist. Dann lieber dunkelblau etc. aber eben dunkel und nicht gerade campingplatz-freizeitmäßig. Aber es spricht nix gegen einen Rollkragenpullover.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Re: Re: Re: Beerdigung - Wahl der Kleidung


    Zitat

    Original geschrieben von DUSA-2772
    Hm. Ok, ich war nicht dabei und es klingt in der Tat etwas schlampig.
    Nichts desto trotz muss ich sagen: typisch "form over substance" :rolleyes: Denn auch nicht 100%ig passend gekleidet kann man a) mit trauern und b) sein Beileid bekunden - allein durch die Geste, dass man zur Beerdigung erscheint.


    So wie Du dies schreibst, liest sich das fast so, als seien "form" und "substance" etwas grundsätzlich Widersprüchliches, woraus dann zu folgern wäre, daß es entweder "form" oder "substance" gäbe, aber nicht beides gleichzeitig.


    Was spricht denn dagegen, sein Beileid zu bekunden und trotzdem nicht wie ein Penner bei einer Beerdigung aufzulaufen, sondern halbwegs passend gekleidet?


    Warum nicht "substance" zeigen, und dabei trotzdem die "form" wahren? Ist das denn wirklich solch eine Zumutung?


    Viele Grüße und einen
    Happy Day

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Nein, es ist keine Zumutung und die zwei Sachen schließen sich auch nicht unbedingt gegenseitig aus.
    Aber wenn die Leute bei ner Beerdigung keine anderen Sorgen und Probleme haben als sich über den von mir aus auch objektiv schlechten Kleidungsstil eines Trauergastes aufzuregen... Ich persönlich würde mich vielleicht kurz wundern, würde aber insgesamt die Anwesenheit begrüßen, denn - imho - darum geht es.


    Meine Beobachtung insgesamt in dieser auf Werbung, sorry, Marketing und Kommerz getrimmten Gesellschaft ist eben der eindeutige Trend zu "form over substance" - Inhalt(e) sind relativ egal oder zweit- bis viertranging, solange nur die Form und das Styling stimmt. Und als jemand, der den Dingen gerne unter die Oberfläche schaut bin da eben ein wenig von angepi...epst...

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Zitat

    Original geschrieben von DUSA-2772
    Nein, es ist keine Zumutung und die zwei Sachen schließen sich auch nicht unbedingt gegenseitig aus.
    Aber wenn die Leute bei ner Beerdigung keine anderen Sorgen und Probleme haben als sich über den von mir aus auch objektiv schlechten Kleidungsstil eines Trauergastes aufzuregen... Ich persönlich würde mich vielleicht kurz wundern, würde aber insgesamt die Anwesenheit begrüßen, denn - imho - darum geht es.


    Wechsel doch einfach mal die Betrachtungsweise: Ist ein schlampiges Auftreten nicht auch als ein äußeres Anzeichen innerlicher Verwahrlosung, zumindest aber emotionaler Gleichgültigkeit, zu verstehen? Wer sagt denn eigentlich, daß man das Innere ("substance") immer streng getrennt von der äußeren Erscheinung ("form") betrachten kann, so als wären Inneres und Äußeres nicht die beiden Seiten ein und derselben Medaille? Ist der Mensch denn plötzlich kein ganzheitliches Wesen mehr, das eine ganzheitliche Betrachtungsweise erfordert?


    Es ging bei dem von mir angeführten ehemaligen Schulkollegen übrigens um jemanden, der - immerhin mit einem Doktortitel der Betriebswirtschaft auf der Visitenkarte! - für einen großen deutschen Versicherungskonzern arbeitet und der ganz sicher genügend Geld verdient, um sich anständig kleiden zu können. Seine Frau stammt ebenfalls aus sehr wohlhabenden (früher hätte man gesagt: großbürgerlichen) Verhältnissen.
    Was ich (und die anderen Trauergäste) kritisierten, war ja nicht die Tatsache, daß die beiden nicht in schwarzem Anzug bzw. schwarzem Kostüm erschienen. Niemand hätte etwas gesagt, wenn er z. B. in halbwegs neuen und ordentlich gebügelten schwarzen Jeans und einem glatt gebügelten Hemd aufgelaufen wäre. Wenn aber jemand zu einer Beerdigung erscheint wie ein Penner, dann ist das nach meinem Verständnis eben auch ein äußeres Indiz dafür, daß ihm die Trauer der anderen im Grunde seines Herzens am Ar... vorbeigeht. Und am offenen Grab einer älteren Dame einen Cowboyhut aus braunem Leder zu tragen und diesen nicht einmal bei der obligatorischen Verbeugung abzunehmen, ist sicherlich nicht dazu angetan, einen solchen Eindruck zu verwischen.


    (NB: Im Grunde ist es doch wie in diesem Forum: Wenn jemand hier einen Beitrag verfaßt, dann läßt sich doch immer wieder feststellen, daß diejenigen Beiträge, deren Verfasser nicht nur auf den Inhalt ("substance"), sondern auch auf die äußere "form" (Orthographie, Interpunktion, Grammatik, angemessenen Stil, sinnvolle Gliederung usw.) achten, sich i. d. R. auch durch eine höhere inhaltliche Kompetenz auszeichnen. Zumindest für die Beiträge deutscher Muttersprachler läßt sich eine solche Aussage auch in einer derartig verallgemeinernden Form treffen.)


    Zitat

    Original geschrieben von DUSA-2772
    Meine Beobachtung insgesamt in dieser auf Werbung, sorry, Marketing und Kommerz getrimmten Gesellschaft ist eben der eindeutige Trend zu "form over substance" - Inhalt(e) sind relativ egal oder zweit- bis viertranging, solange nur die Form und das Styling stimmt. Und als jemand, der den Dingen gerne unter die Oberfläche schaut bin da eben ein wenig von angepi...epst...


    Ich zitiere mal den Titel einer Novelle, die ein bekannter Schriftsteller des 19. Jahrhunderts verfaßte, also zu einer Zeit, die ganz sicherlich nicht "einer auf Werbung, sorry, Marketing und Kommerz getrimmten" entsprach: "Kleider machen Leute". Das Verständnis von "form" als Ausdruck von "substance" läßt sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte beobachten und ist keine Erfindung unserer ach so kommerzialisierten Gesellschaft. Ich würde sogar behaupten, daß die Etikette in vielen gesellschaftlichen Bereichen heutzutage erheblich lockerer geworden ist, als sie es noch vor 30 Jahren war.


    Aber wir verlassen das eigentliche Thema des Threads und werden philosophisch. Daher, bevor wir uns Schelte "von oben" einfangen: BTT. ;) Zum Philosophieren steht uns ja PN zur Verfügung.


    Viele Grüße und einen
    Happy Day

    Viele Grüße und einen Happy Day


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  • Zitat

    Original geschrieben von ChickenHawk
    Wie definierst Du jung? ;)


    Im Sinne von "geistig und seelisch noch nicht erwachsen geworden". Auch Leute jenseits ihrer späten Zwanziger sind ja bekanntlich nicht vor infantilen Anwandlungen geschützt - ich möchte nicht wissen, wieviele "Ü30" hier in diesem "Das Handy, mein Spielzeug"-Forum unterwegs sind. (Ich interessiere mich zwar nicht für Mobiltelefone, aber "die mechanische Armbanduhr, mein Spielzeug" ist übrigens auch nur eine andere Variante desselben Spieltriebs.) :D


    Zitat

    Original geschrieben von ChickenHawk
    Anzug hatte ich immer irgendwo im Schrank (mittlerweile auch mehr als einen), ne automatik Uhr dagegen habe ich noch nie besessen...


    Dann besuche uns doch mal wieder im Uhren-Thread, da hätte ich noch einige gute, gar nicht mal so furchtbar teure Empfehlungen für Dich. Laubi und die anderen dort "Regulären" sicherlich auch. :D


    Zitat

    Original geschrieben von ChickenHawk
    Soweit ich das bisher erlebt habe ist es aber auch vom eigenen Alter sowie von der persönlichen Beziehung zum Verstorbenen abhängig wie man auf einer Beerdigung erscheinen sollte.


    Das wäre dann m. E. eher ein Modetrend. Angemessen gekleidet (= gepflegte dunkle Kleidung, weißes gebügeltes Hemd (für die Dame: Bluse), ggf. eine Krawatte für den Herrn und schwarze geputzte Schuhe) zu einer Beerdigung zu erscheinen, ist m. E. aber eher eine Frage des Stils, nicht der Mode. Coco Chanel brachte es mal treffend auf den Punkt: "Mode ist vergänglich, Stil dagegen nicht."


    Zitat

    Original geschrieben von ChickenHawk
    Kinder/Jugendliche muss man ja nun auch nichts zwangsweise in nen Anzug stecken, gepflegtes Outfit/Sonntagshose reicht imho aus. Ebenso war bei mir in einem Fall die gesamte Berufsschulklasse zur Beerdigung einer ehemaligen Mitschülerin gebeten worden (Wunsch der Mutter). Da wäre der schwarze Anzug/das schwarze Kostüm imho too mutch gewesen. Schwarze Hose und Schuhe (keine Turnschuhe) und weißes Hemd ohne Krawatte war die meist gewählte Variante und ist auch nicht unangenehm aufgefallen.


    Da stimmen wir beide vollkommen überein. Ein schwarzer Anzug ist nicht unbedingt Pflicht, und genau das habe ich ja in meinem ersten Beitrag zu diesem Thread auch unmißverständlich geschrieben. Daß ich persönlich ein solches "Outfit" bevorzuge, basiert einfach auf der Erfahrung, daß man zu einem traurigen Anlaß mit einem schwarzen Anzug, weißem Hemd und schwarzer Krawatte jedenfalls nie anecken kann. Wie ich ansonsten meiner Trauer und meinem Beileid Ausdruck verleihe, steht dabei auf einem anderen Blatt. Aber sei versichert, ich kann mich - aus eigener Erfahrung heraus - sehr gut in Leute hineinversetzen, die gerade einen guten Freund oder nächsten Angehörigen verloren haben.


    Viele Grüße und einen
    Happy Day

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Übrigens: auch hier in diesem Forum hat Carsten als Ausdruck (s)einer unübertroffenen Stilsicherheit im Umgang mit den Unwägbarkeiten des glatten Parketts der Foren-Highsociety ein unschlagbares Paket geschnürt, welches form (Mehrfachpostings) fast automatisch in substance (ein einziges Posting mit Überlänge) umwandelt -->


    Genial, wie ich finde. Der Lackschuh unter den Foren-Funktionen. :p :D


    Inhaltlich bin ich völlig bei DUSA-2772, das genannte - ungepflegte - Beispiel war sicher ein Extrembeispiel. Aber ob ich nun mit blauem Rolli, schwarzem Anzug oder Jeans mit hellem Hemd komme, mag vielleicht eine Stilfrage sein, aber es ist keine Frage der Anteilnahme und darum geht es bei Beerdigungen nunmal prioritär.

  • Zitat

    Original geschrieben von andi2511
    Übrigens: auch hier in diesem Forum hat Carsten als Ausdruck (s)einer unübertroffenen Stilsicherheit im Umgang mit den Unwägbarkeiten des glatten Parketts der Foren-Highsociety ein unschlagbares Paket geschnürt, welches form (Mehrfachpostings) fast automatisch in substance (ein einziges Posting mit Überlänge) umwandelt -->


    Genial, wie ich finde. Der Lackschuh unter den Foren-Funktionen. :p :D


    Nette Anspielung, aber ich sehe es nicht als guten Stil an, aus zwei langen Beiträgen, die vornehmlich an zwei verschiedene Personen gerichtet sind, einen einzigen überlangen Drei-Seiter zu machen. Wenn ich noch ein paar kurze Sätze nachträglich hinzufügen möchte, ist die Edit-Furnktion sicherlich genau richtig, und wenn mir ausnahmsweise mal ein Flüchtigkeitsfehler unterläuft, verwende ich sie natürlich auch. Aber um sozusagen aus einem PKW mit Anhänger und einem PKW mit Dachgepäckträger einen überlangen Reisebus mit Dachgepäckträger und Anhänger zu machen - nein. ;)


    Zitat

    Original geschrieben von andi2511
    Inhaltlich bin ich völlig bei DUSA-2772, das genannte - ungepflegte - Beispiel war sicher ein Extrembeispiel. Aber ob ich nun mit blauem Rolli, schwarzem Anzug oder Jeans mit hellem Hemd komme, mag vielleicht eine Stilfrage sein, aber es ist keine Frage der Anteilnahme und darum geht es bei Beerdigungen nunmal prioritär.


    Wie Du siehst, beherrsche ich auch die Edit-Funktion. ;)
    Ansonsten scheint auch bei Dir der Irrglaube an die strikte Trennbarkeit von Innerem und Äußerem vorzuherrschen. Bzgl. "Stilfrage" verweise ich einfach noch mal auf Coco Chanel. Es spricht also weder etwas dagegen, seine Anteilnahme auch durch ein entsprechendes äußeres Erscheinungsbild (hier: Kleidung) zu unterstreichen, noch ist es spießig, anderen Menschen zu empfehlen, dies ebenso zu tun.


    Viele Grüße und einen
    Happy Day

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989
    Nette Anspielung, aber ich sehe es nicht als guten Stil an, aus zwei langen Beiträgen, die vornehmlich an zwei verschiedene Personen gerichtet sind, einen einzigen überlangen Drei-Seiter zu machen.


    Du vielleicht nicht, hier bei TT hat es sich jedoch so eingebürgert und jeder Newbie wird bei Mißachtung deswegen angeblafft. ;)


    Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989
    Ansonsten scheint auch bei Dir der Irrglaube an die strikte Trennbarkeit von Innerem und Äußerem vorzuherrschen.


    Warum Irrglaube? Legst du das mal eben so fest? :confused:


    Wir sprechen ja nicht in Extremen, wie einerseits dem geschniegelten Anzugträger und als Alternative dem Gast mit zerfetzter Jeans und ungewaschenen Haaren, dazwischen findet ja doch auch noch ein Leben statt.


    Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit (und zwar aus sich heraus, nicht aus einem äusseren Zwang), daß man sich Gedanken über den Anlass und dann auch ein entsprechendes gepflegtes Erscheinungsbild macht, aber ob man nun im Anzug oder in einer anderen gepflegten Kleidung (und damit dann vermutlich nicht in Shorts) erscheint, ist nicht der Gradmesser einer angemessenen Anteilnahme.


    Ich war vor wenigen Wochen bei der Beerdigung meines Onkels. Im Anzug. Die beiden Söhne (auch im anzugfähigen Alter) hatten beide keinen Anzug getragen - mit welchem Recht sollte ich oder jemand anderes sich nun anmaßen, daraus irgendwelche Schlüsse auf eine innerliche Haltung zu ziehen?

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