Testbericht HBM-30

  • Nachdem es hier noch keinen ausführlichen Testbericht zum HBM-30 gibt, dachte ich, ich könnte ja mal meine Erfahrungen mit dem Gerät darstellen...


    1. Generelles


    Das HBM-30 ist ein Musicplayer mit integrierter Bluetooth Freisprecheinrichtung. Was bedeutet das? Das Gerät wird via Bluetooth mit dem Handy verbunden und man kann dann mit dem HBM-30 Musik hören und telefonieren. Geniale Idee! Die Musikwiedergabe übernimmt das HBM-30, die Bluetoothverbindung zum Handy wird nur für Telefonate benötigt.


    Das Gerät hatte zunächst eine Preisempfehlung von 299€, das ist natürlich extrem hoch. Mittlerweile hat der Markt den Preis auf ein realistisches Maß reduziert, so daß man ca. 50-60€ für ein Neugerät rechnen sollte. Es handelt sich allerdings um ein Auslaufmodell, so daß die Verfügbarkeit eher knapp ist (klar, teure Angebote gibt´s immer noch).


    2. Technisches


    Zunächst der Lieferumfang, der doch sehr vollständig ist: HBM-30, Memorystick (64MB), Stick-Adapter, Ohrhörer, Tasche, Clip, Halsband, 2. Batterieabdeckung, Anleitung, Batterie (AAA), Line-in Kabel.


    Das Gerät selbst ist ein Kästchen mit ca. 5 x 5 x 1,5 cm Abmessung, betrieben wird es mit einer AAA Batterie/Akku. Der Stromspeicher wird mit einem metallenen Schraubdeckel im HBM-30 fixiert. Dabei übernimmt dieser Schraubverschluß die Funktion, den Stromkreislauf zu schliessen. Geöffnet wird er z.B. mit einer Münze. Leider ist dieses kleine Teil nicht mit dem HBM-30 fest verbunden, d.h. akute Gefahr des Verlierens. Gut, daß SE schon mal einen weiteren Deckel als Ersatz beilegt...


    Zum Tragen hat das HBM-30 hinten eine kleine „Nase“, an der das Halsband oder der Clip befestigt werden können. Leider hat das Gerät keine „Standardöse“, wie man sie von div. Handys etc. kennt, so könnte man die weit verbreiteten Schlaufenbänder verwenden. Schade!


    Das HBM-30 besteht aus Kunststoff, teilweise in verchromter Optik. Auf der Oberseite ist ein Display (1 Scrollzeile + Symbole), welches weiss beleuchtet wird – sehr schick!


    Musik hören kann man mit jedem 3,5 mm Klinke Kopfhörer.


    Zum Telefonieren braucht man doch auch ein Mikro? Das befindet sich auf der Vorderseite des HBM-30, zwischen den Tasten. Das bedeutet entsprechend, während dem Gespräch sollte das HBM-30 nicht in einer Handtasche o.ä. sein – sonst versteht einen niemand.
    Das wusste wohl auch SE, deshalb ist das beiliegende Halsband sehr kurz geraten. Das ganze schaut am Hals eher „Armulett“-artig aus, ich finde, das wirkt peinlich. Das Kabel zum beiliegenden Kopfhörer ist übrigens auch sehr kurz, angepasst an die Halsbandlänge.
    Für mich bedeutet das: anderen Ohrhörer verwenden und das Gerät beim Telefonieren in Mundnähe halten, dann klappt´s auch mit dem „Verstanden werden“.


    3. Zusammenspiel mit dem Handy


    Das HBM-30 muss zunächst, wie jedes andere BT Headset, mit dem Handy gekoppelt werden, erst dann kann auch telefoniert werden.
    Es werden die Profile „Headset“ und „Handsfree“ unterstützt, wobei es nicht möglich ist, das verwendete Profil auszuwählen (die meisten Handys können beide Profile).


    Da gibt es nämlich durchaus Unterschiede: Bei einem Profil klingelt das HBM-30 mit einem eingebauten Standardton, beim anderen wird der Handyklingelton (auch wav, etc.) an das HBM-30 übertragen.
    Auch die Anzeige des Anrufernamens/Nummer klappt unterschiedlich. Bei mir (mit Nokia 6021) wird der Rufton vom Handy übertragen, aber nur die Anrufernummer angezeigt – auch wenn der Anrufer im Handy-Adressbuch hinterlegt ist. :(


    Man kann mit dem HBM-30 leider auch nicht im Telefonbuch des verbundenen Handys suchen und dann wählen, sondern es steht nur eine Sprachwahl zur Verfügung. Das klappt bei mir so bescheiden, wie schon ohne HBM-30, also nur per Zufall wird der gesprochene Name richtig erkannt.
    Ich stehe mit dieser Funktion aber bei jedem Handy auf Kriegsfuß, es fuktioniert einfach nicht stabil, da kann das HBM-30 nichts dafür.


    Leider klappt – zumindest bei mir - das „Auflegen“ mit dem HBM-30 nicht zuverlässig, vor allem, wenn der Angerufene nicht abnimmt. Für mich heisst das: Wenn ich telefonieren will, doch das Handy aus der Tasche holen und Anruf starten (er wird dann auf das HBM-30 übertragen). Wenn ich angerufen werde, kann das Handy in der Jacke bleiben.


    Auch eingehende SMS werden am HBM-30 akustisch gemeldet, sowie Tastentöne. Da die Musikwiedergabe immer pausiert, wenn vom Handy ein „Geräusch“ kommt (Klingeln, Tastentöne, Telefonate), muss man das Handy auf „Lautlos“ stellen, wenn man z.B. eine SMS während dem Musikhören schreiben will. Dann wird allerdings die Musik nicht mehr bei eingehenden Anrufen unterbrochen – es leuchtet nur die NR auf dem Display. Naja, man kann nicht alles haben.


    Die Gesprächsqualität während dem Telefonieren würde ich als akzeptabel bezeichnen. Toll ist es, daß man sein gegenüber auf beiden Ohren hört (wenn auch nur Mono), aber das ist z.B. im Zug recht praktisch, da man sich besser auf´s Gespräch konzentrieren kann.


    4. Musikhören


    Das eigentliche Hauptfeature: der Musikplayer. Das Gerät kann mp3 und ATRAC Dateien verarbeiten. Aber der Reihe nach...


    SE setzt auf den Memorystick Duo als Speichermedium. Leider gibt es diese nur mit max. 128MB Kapaiztät, der Duo „Pro“ Stick wird nicht unterstützt.
    Der MS kann auch nur entweder mit mp3 oder ATRAC genutzt werden, ein Dateimix ist nicht möglich.


    Ich bin eigentlich ein ATRAC-Fan, da ich schon seit langem Minidisc benutze (ATRAC3) und die Komprimierung bei gleicher Qualität zu mp3 weniger Speicher benötigt. Aufgrund div. Technischer Hindernisse (s.u.) habe ich zunächst jedoch mp3 ausprobiert.


    Mit i-tunes oder dem Mediaplayer (Version 10) kann man ja sehr komfortabel mp3´s von CD´s erzeugen, bei Internetanbindung gleich mit Namensergänzungen an den Titeln.


    Also habe ich div. Titel mit 128 kB/sec erzeugt und via Cardreader (Noname Produkt) auf den MemoryStick gespielt. Ein Transfer mit Bluetooth vom PC zum HBM-30 ist nicht möglich!
    Zurück im HBM-30 werden brav die Titel des Sticks angezeigt (während der Wiedergabe). Aber was ist das: urplötzlich springt das Gerät an irgendeiner Stelle im laufenden Lied zum nächsten Titel weiter und zeigt „bad bit rate“ an. Na toll, angeblich können bis zu 192 kB/sec benutzt werden. Ob i-tunes variable Bitraten einsetzt oder nicht, ist mir irgendwie zu doof herauszufinden.


    Also doch ATRAC Dateien benutzen, vor allem passt dann auch mehr Musik auf den Stick. Nur, wie kriegt man eigentlich ATRAC Dateien erzeugt und auf den Stick kopiert?!
    Bisher habe ich immer in Echtzeit Minidiscs aufgenommen (kein NetMD), also wusste ich nicht, was da für ein Dateiformat herrscht.


    Leider schweigt sich die Anleitung vom HBM-30 hier aus (...Die Verarbeitung von ATRAC3 Dateien wird durch Magicgate beschränkt. Lesen Sie in der Anleitung zu Magicgate kompatiblen Geräten, wie ATRAC3 Titel kopiert werden...) , ah ja, dann ist ja alles klar!


    Nach div. Recherchen ist mir mittlerweile das Prinzip klar:
    ATRAC3 Dateien werden mit der Software Sonicstage von Sony erzeugt.


    Das geht ähnlich wie bei i-tunes: Komprimierung wählen (z.B. 66 Kb/sec – das entspricht LP4 von der Minidisc) und los geht´s. Die Namen werden wieder von der CDDB ergänzt, prima Sache. Danach müssen die Tracks „ausgecheckt“ werden – das entspricht dem Kopieren auf den Stick.


    Aber hier kommen die nächsten Probleme: Die ATRAC Dateien sind DRM geschützt. Sie können also nicht einfach im Explorer auf den Stick geschoben und dann abgespielt werden. Sondern es geht nur mit der Sonicstage Software und diese kommuniziert nur mit „NetMD“ Komponenten (ich nenn die mal so), also MD Playern o.ä.
    Das Verwenden von Memorysticks ist auch vorgesehen, es ist jedoch ein Magicgate Memorystick erforderlich (so wie der, der beiliegt). Der Magicgatechip, der auf dem Stick implementiert ist, stellt das DRM der Songs sicher, d.h. freies Kopieren wird unterbunden, bzw. die Dateien können nicht abgespielt werden.


    Jetzt braucht man allerdings noch einen speziellen Cardreader, der Magicgate kompatibel ist. Mit meinem Noname Reader geht es nicht. Der Stick wird zwar als Laufwerk von Windows gemountet, Sonicstage erkennt aber kein „NetMD“ Gerät. Na gut, bei E**y den Cardreader von Sony für ein paar Euro bestellen...


    Wer jetzt genervt ist: War ich auch ;)


    Zum Trost bietet das HBM-30 eine eigene Aufnahmemöglichkeit im ATRAC3 Format an, über eine 3,5mm Line-in Buchse. Das geht ganz gut, aber ist halt wieder in Echtzeit und die Titelnamen fehlen – wobei man die im HBM-30 manuell ergänzen könnte, aber wer will sich denn so quälen?!


    Mit der passenden Hardware (Sony Cardreader – Magicgate komatibel) klappt der Dateitransfer schnell und zuverlässig. Das HBM-30 unterstützt jedoch keine Ordner/Gruppen, d.h. die transferierten Songs sind nicht mehr nach Album gruppiert, sondern alle „lose“ in einer Ebene. Macht aber wenig aus, denn viel mehr wie ca. 50 Lieder passen bei maximaler Komprimierung eh nicht auf 128MB.


    Wenn man es geschafft hat, die Musik auf den Stick zu bringen, klingt diese finde ich sehr gut. Man kann skippen und spulen, es gibt 4 Bass-Stufen (0-3), Repeat (1/all) und Shuffle. Die Lautstärke ist in 30 Stufen regelbar. Es gibt eigentlich kein Grundrauschen und auch kein Knacken zwischen den Tracks oder wenn das Handy im Funkloch ist (alles schon da gewesen bei anderen Geräten, daher erwähne ich das).


    Doch was ist das? Jäh endet das Vergnügen nach viel zu kurzer Zeit: Der Saft ist alle!


    Leider ist der Energieverbrauch des HBM-30 immens und die Akkuanzeige nur mäßig zuverlässig. Im worst-case war bei mir nach 1 Stunde Schluß!

    Ich habe mittlerweile folgende Erfahrungen gemacht:
    Ohne das BT Handy in der Nähe ist der Akku ganz schnell leer (dann sucht das HBM-30 wohl ständig).
    Bei AAA-Batterien zeigt das Display lange „voll“ an (3 Striche) und dann geht es aber fast direkt über in „leer“ bzw. das Gerät schaltet ab.
    AAA-Akkus sind „zäher“ im Durchhalten und die Akkuanzeige arbeitet beim Leerwerden korrekter.
    Der Stromverbrauch des verwendeten Kopfhörers scheint auch eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen. Mehr als 4-5 Stunden Musikhören habe ich aber noch nicht geschafft (ohne Telefonate).


    Sehr schade ist an dieser Stelle, daß SE keine Lademöglichkeit in das Gerät implementiert hat, so muss man sich selbst um das Thema kümmern und ständig fummelig Batterien/Akkus wechseln.


    5. Fazit


    Die Grundidee, einen Musicplayer mit Bluetooth-Headset zu verbinden ist nach wie vor genial, auch wenn viele neue Handys einen Player enthalten.


    Leider muss das HBM-30 mit einigen Kinderkrankheiten leben: Akkulaufzeit, Musiktransfer und Bluetooth-„Zipperlein“ schränken den durchaus vorhandenen Spaß ein.


    Für ca. 50-60€ kann es jedoch problemlos gegen die Armada an gleichpreisigen MP3 Playern bestehen, da es einfach mehr bietet und gut aussieht. Auffallen während dem Telefonieren ist garantiert!


    Schade, daß SonyEriccson keinen Nachfolger mit entsprechenden Verbesserungen auf den Markt gebracht hat.



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