was passiert beim telefonieren - technisch gesehen?

  • hey leute,
    hab mich mal in eurem forum umgesehen. sind viele wirklich interessante themen dabei, und werden meist auch recht profesionell beantwortet.


    was ich schon immer mal wissen wollte, (weil ich schüler einer htl - höhere technische lehranstalt in österreich bin) ist: wie funktioniert ein telefon?
    ich meine jetzt nicht wie wird die sprache umgewandelt, usw., sondern ich möchte wissen, was für spannungen liegen auf den leitungen wenn das telefon im "ruhemodus" (also wenn gerade kein telefonat stattfindet) ist, was passiert wenn ich den hörer abhebe, wenn ich wähle, wenn ein kontakt mit der gegenseite zustande kommt usw...
    also, noch mal zusammengefasst würde ich "schlicht und einfach" wissen wollen, welche spannungen bei welcher aktivität auf leitungen beim telefon vorhanden sind?


    eigentlich dachte ich, das würde ich ohne weiteres irgendwo im internet finden, aber die technische beschreibung wie ein telefongespräch funktioniert, war auch nach langem suchen einfach nicht zu finden! und ein oszi hat nun auch nicht jeder zu hause herum stehen! darum würde ich euch bitten, mir mit eurem profi-wissen ein wenig unter die arme zu greifen bzw. wäre ich auch mit einem link (buchtitel, etc.) zufrieden wo eine solche beschreibung zu finden ist!!!


    herzlichen dank im vorraus!
    mfg
    stanislaf

  • Moin,


    ich kann dazu noch Daten aus der guten alten Analogtechnik beisteuern, im Digitalnetz hat sich das nur unwesentlich geändert:


    Speisespannung: 60 V = , + Pol geerdet ( heute meines Wissens 90 V = / +Pol geerdet )
    Rufspannung: ca. 75 V ~ darübergelagert


    Was letztendlich davon am Telefon ankommt, ist abhängig von der Leitungslänge zw. Vermittlungsstelle und Anschluss.
    Dies ist aber auch vollkommen egal, da nur der Strom entscheident ist und der muss bei 20 bis 30 mA liegen im Betrieb liegen. Bei aufgelegtem Hören ist dies logischweise ca. 0 mA
    Von der Spannung her kann kein Rückschluss auf den Zustand des Telefons gemacht werden.

  • Zitat

    Original geschrieben von Butterfly
    Es gibt nicht viele Themen, die hier noch nicht behandelt worden sind ;): Suchergebnis


    Bd,C


    ich hab mir diesen thread schon durchgelesen, bevor ich diesen hier eröffnet habe, aber über die technischen details, signale, spannungen usw. habe ich dort auch nicht viel erfahren. aber besonders dein beitrag hat mir gefallen in diesem thread, nur das was ich will (technische einzelheiten) ist da leider auch nicht dabei.


    mfg stani

  • Speisespannung liegt bei -48V oder/bis -60V, bei ISDN ~ -90V (Uk0). Natürlich fällt die Spannung mit der Leitungslänge (Ohmsches Gesetz und Co.).
    Beim abheben des Hörers wird eine sogenannte Schleife gebildet. Wenn ich mich richtig erinnere, hat ein Telefon einen Widerstand von 600R.
    Daraus würden sich die anderen Werte ergeben, wenn der Strom nicht in der DIV begrenzt wäre. Das genaue Imax kenne ich aber net.
    Im Grunde gibt es am Endgeräöt nur die beiden Zustände Hörer aufgelegt und Hörer abgehoben (Schleife).


    Die MFV-Frequenzen findest Du hier: http://www.vanity-rechner.de/dtmf.html


    Das sind die gängigsten Werte, die sich auch nachmessen lassen.


    Ab der Digitalisierung vor dem Koppelfeld geht es eh digital oder per IP weiter. Die Werte hier sind uninteressant, denke ich.


    Reicht das? Wenn nicht, dann solltest Du die Fragen präzisieren.



    Ach ja: Danke für das Lob :)



    Bess demnähx,
    Carsten


    Edit: Hier findest Du einen Stromlaufplan von einem alten Telefon. Das Prinzip hat bis heute Bestand, daran lassen sich viele elektronische Grundschaltungen erklären.
    Edit 2: Bei http://www.s-storbeck.de gibt es noch mehr.

    "Das Problem an Zitaten aus dem Internet ist, daß sie nur schwer überprüfbar sind."


    Konrad Adenauer

  • Hi,


    detailierte Infos zum Thema gibt's bei der Suche nach den verwendeten Vermittlungstechniken in Deutschland:


    - Siemens EWSD


    - Alcatel S12


    - Hytas/Isis (Glasfaser Koppelnetz)



    Die werden auch weltweit verwendet in kundenindividueller Konfiguration.
    Ist reine Vermittlungstechnik, für DSL wird natürlich was anderes verwendet.


    Kannst Dir ja die Bedienungsanleitung runterladen ;-) Sind pro System ca. 50 Aktenordner.



    Sobald du den Hörer abnimmst ändern sich die elektrischen Werte auf der Telefonleitung!
    Diese wird vom (Teilnehmer)port in der Vermittlungsstelle überwacht.
    Sobald der Hörer abgenommen wird, wird das Amtszeichen eingespeist und der Port wartet auf eine Teilnehmereingabe.


    Während du die Nr. tippst, wird live geguckt welche freie und kurze Routingverbindung zwischen deiner und der Zielvermittlungsstelle verfügbar ist.
    Bei Eingabe von Steuerzeichen (Raute oder Stern) wird dann der entsprechende Befehl im Vermittlungsrechner auf deinem Port ausgeführt (z.B. Anrufweiterschaltung, Rückruf bei besetzt etc.).


    Nimmst du den Hörer nur ab und läßt ihn lange ohne Eingabe liegen, legt der Port von selbst wieder auf da er davon ausgeht, das jmd. versehentlich den Hörer abgenommen/runtergeworfen oder nicht richtig aufgelegt hat.


    Die Ports auf denen jeder einzelne Teilnehmer liegt, überwachen die Leitung auch zum Selbstschutz auf elektr. Werte auf der Leitung die nicht in den Normbereich gehören. So sind Kapazitäten und Widerstandswerte bei angeschlossenen Telefonen innerhalb eines gewissen Rahmens bekannt.
    Verändern sich diese Werte abnormal (z.B. Kurzschluß auf der Leitung) wird der Port gesperrt und fährt runter.
    Je nach System wird nach ca. 10min automatisch geprüft ob die Leitung immer noch gestört ist oder nicht. Falls nicht, reaktiviert sich der Port wieder, ansonsten bleibt er offline.


    Alle Systeme sind natürlich fernadministrierbar und nur im Falle eines Hardwareschadens an einem der Module oder bei einer Leitungsumschaltung muß jemand vor Ort in die Vermittlungsstelle.


    Der Zugang zu den Vermittlungsstellen ist entsprechend geschützt, und innerhalb dieser Gebäude darf nicht geraucht, gebohrt o.ä. werden da die Sicherheitssysteme das sofort als Brand o.ä. deuten und entsprechende Vorkehrungen treffen.


    Für den Fall der Fälle (so wie bei den Überschwemmungen der neuen Bundesländer vor einiger Zeit) gibt es bei der Deutschen Telekom z.B. auch mobile Vermittlungsstellen in diesen großen Baucontainern.
    Im Katastrophenfall wird so ein Ding vor Ort gebracht, in die noch vorhandene Infrastruktur eingebunden und kann dann völlig autark arbeiten.


    Ich glaube mehr darf ich nicht erzählen, ich häng an meinem Job ;-)



    Thomas

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!