Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm Aussage!

  • Zitat

    Original geschrieben von yox
    Leider habe ich Schönbohms Aussage nicht verfolgt


    Da bist Du nicht allein - das scheinen die wenigsten gemacht zu haben. Anderenfalls hätte es nicht diese Hysterie und (bewusste?) Fehlinterpretation gegeben....

  • Mal wieder ein schöner Thread für die Mundis und qwasys dieser Welt... :D:D


    Vorneweg: Natürlich hat Schönbohm nicht recht - weder prinzipiell noch speziell, und weder in Bezug auf die Frau selbst noch darauf, wie das Umfeld reagiert (oder eben nicht reagiert) hat.


    Die Tatsache, dass heute die Wahrscheinlichkeit für Kinder, zu sterben, im Osten 3x so hoch sein soll wie im Westen (keine Ahnung, ob das stimmt, mag so sein, ist aber hier irrelevant), hat in der Tat nichts mit der DDR-Vergangenheit zu tun, sondern wenn überhaupt, dann damit, wie die Menschen die Nachwendezeit verarbeiten. In diesem speziellen Fall hier ist es ja nun aber zudem so, dass die Frau schon zu DDR-Zeiten mit dem Ganzen angefangen hat. Und zu DDR-Zeiten hat ein Klima existiert, welches zwar heute - im Nachhinein - unzweifelhaft dazu führt, dass viele Menschen Umstellungsprobleme haben, aber zur damaligen Zeit gab es Existenzängste wegen Kindern kaum. Jedenfalls bei Weitem nicht so wie heute. Gerade die Tatsache, dass sie damals schon damit angefangen hat, zeigt, dass das Problem in der Frau selbst liegt und mit dem Umfeld, mit politischen Verhältnissen oder wasauchimmer rein gar nichts zu tun hat.


    Und was die Frage des nicht reagierenden Umfelds angeht: Klar ist zunächst einmal, dass zu DDR-Zeiten sowas so gut wie ausgeschlossen war, dass sowas passierte, weil der Zusammenhalt der Menschen damals im Gegenteil sehr viel größer war, als er es im Westen jemals war oder heute ist. Und nein, damit meine ich jetzt nicht (nur) die IMs, die überall rumgeschnüffelt haben... :D


    Richtig ist zugegebenermaßen aber auch, dass eben diese damaligen Verhältnisse und das Wegbrechen derselben nach der Wende dazu führten, dass viele Menschen im Osten in eine Art Loch gefallen sind. Sie waren es nicht gewöhnt, völlig auf sich selbst gestellt zu sein (von der Arbeitsmarktlage mal gar nicht zu reden), und damit kommt natürlich nicht jeder klar. Aber: Dieses Problem ist natürlich in den sozialen Brennpunkten im Westen auch nicht anders, nur existiert das da halt schon viel länger. Es will doch sicher hier keiner behaupten, dass sich in den bekannten Brennpunktgegenden in Berlin oder Frankfurt oder Köln oder woauchimmer die Leute mehr umeinander kümmern als im Osten. Auch kann ich mich irgendwie kaum an Fälle erinnern, wo im Westen auch nur halbwegs vergleichbare Taten dadurch aufgeflogen wären, dass das Umfeld reagiert hat. Wenn in einer Sozialwohnung im Westen einer dahinstirbt und er wird ein paar Wochen später gefunden, dann auch nur deswegen, weil irgendjemandem im Haus die Fliegen und/oder der Geruch aufgefallen sind... ;)


    Im Westen sind diese Umfeldprobleme genauso vorhanden. Hier sind es vor allem die sich seit Jahrzehnten gebildeten Subkulturen ausländischer Mitbürger, in die von außen keiner eindringt und wo auch keiner was merkt. Dasselbe in grün - nur halt aus einer anderen Entwicklung heraus. Richtig ist allenfalls, dass es dieses Problem mit dem nicht reagierenden Umfeld im Osten tendenziell in mehr Gegenden existiert als im Westen.


    Ich möchte den Aufschrei der Türken hören, wenn wieder mal ein türkischer Bruder seine Schweser erschiesst, weil die die Familienehre verletzt hat, und dann einer unserer Politiker sagt, dass der Islam daran Schuld hat. Oh ja - das wäre ganz großes Kino... :top: :D

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • Zitat

    Original geschrieben von BigBlue007
    Mal wieder ein schöner Thread für die Mundis und qwasys dieser Welt... :D:D

    Du brauchst doch jemanden, an dem Du Dich reiben kannst :D ;) Wie sonst solltest Du Deine qua Gewohnheit (?) "richtige" Meinung kundtun können? ;)

    Zitat

    Original geschrieben von BigBlue007 ...weil der Zusammenhalt der Menschen damals im Gegenteil sehr viel größer war, als er es im Westen jemals war oder heute ist. ...

    Komischerweise hört man von vielen anderen Ex-DDR-Bürgern recht häufig genau das Gegenteil: weil eben nicht immer bekannt war, wer spitzelt und wer nicht, wem man vertrauen kann und wem nicht. Enttäuschungen im "Freundeskreis" machen nunmal extrem misstrauisch. Ich maße mir dennoch nicht an, zu behaupten, dass es im Westen oder im Osten besser war. Fakt ist, dass im Osten keineswegs immer ein engerer Zusammenhalt war, abgesehen vom engsten Freundes- und Familienkreis - wobei letzter im Osten (sogar statistisch belegbar) weitaus "zerütteter" ist als im Westen.

    Zitat

    Original geschrieben von BigBlue007
    Richtig ist zugegebenermaßen aber auch, dass eben diese damaligen Verhältnisse und das Wegbrechen derselben nach der Wende dazu führten, dass viele Menschen im Osten in eine Art Loch gefallen sind. (...) Es will doch sicher hier keiner behaupten, dass sich in den bekannten Brennpunktgegenden in Berlin oder Frankfurt oder Köln oder woauchimmer die Leute mehr umeinander kümmern als im Osten.


    Ist doch gut erkannt, da widerspricht doch auch keiner. Auch Schönbohm nicht. :confused:

  • Ja, sicher, deswegen wird seine Aussage ja aber trotzdem nicht richtiger. Entscheidend ist ja, was jemand sagt, und nicht, wogegen er nicht widerspricht... ;)

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • Und in der Intention Schönbohms erkenne ich aber eben keinen Denkfehler, nur - wie oben schon geschrieben - natürlich in der Art und Weise, wie er sie vorgetragen und mit einem aktuellen Verbrechen in Verbindung gebracht hat.


    Alles basiert auf der Grundannahme, dass im DDR-Regime der einzelne systembedingt weniger Verantwortung (sowohl für sich als auch sein Umfeld) übernehmen musste als im Westen. Der Staat hat sich nunmal in so viele Bereiche eingemischt, dass man oftmals keine andere Wahl hatte. Viele sehen das freilich nicht so, was in einem Posting dieses Threads, das ich bereits kommentiert habe, leider sehr deutlich wird. Freiheit bedeutet auch immer mehr Eigenverantwortung und somit natürlich auch, dass sich der Staat aus den Dingen heraushält und Eigeninitiative gefragt ist...


    Da ich kein Politiker bin, erlaube ich mir sogar die These, dass manche Bürger der ehemaligen DDR nicht gerne zugeben wollen, früher von viel (Eigen-)Verantwortung entbunden gewesen zu sein. Allerdings: Das Gegenteil ließe sich schwerlich belegen, ein Staat, der das ganze Leben seiner "Genossen" durchorganisieren will, muss zwangsläufig die Freiheiten und somit auch die Verantwortlichkeiten der Einzelnen zugunsten einer Fremdbestimmung beschneiden. Und hier setzt Schönbohm an - vielleicht aufgrund seiner Bundeswehr-Vergangenheit etwas unsensibel.

  • Die ganze Diskussion ist - zumindest mit Blick auf diesen speziellen Fall - völlig sinnlos, denn ich ich weiter oben bereits sagte: Die Tatsache, dass die Frau mit dem Morden schon zu DDR-Zeiten angefangen hat, beweist, dass bei ihr der Grund nicht in den politischen Verhältnissen zu suchen sein kann. Wäre es anders, hätten zu DDR-Zeiten haufenweise Frauen haufenweise Kinder in Blumenkästen verscharren müssen, was - vorbehaltlich zukünftiger anderweitiger Erkenntnisse - nicht der Fall war... :D


    Sicherlich hat die Entwicklung nach der Wende bei dieser Frau bzw. in ihrem Umfeld keine positiven Auswirkungen auf sie gehabt - ausschlaggebend ist in ihrem Falle jedoch, dass sie die Hemmschwelle des Tötens ihrer eigenen Kinder bereits vorher überschritten hatte. Und ich denke, dass das der eigentliche Knackpunkt bei solchen Taten ist: Wenn man es einmal gemacht hat und merkt, dass man damit durchkommt, dann ist die Hemmschwelle beim nächsten Mal deutlich niedriger.

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • Deswegen geht's hier ja auch nicht um den aktuellen Fall ;) Sondern um die Aussage Schönbohms, deren Auslöser der aktuelle Fall war, die sich aber auch auf andere Vorfälle der jüngeren Vergangenheit bezog.


    Nichtsdestotrotz: Die Diskussion in der Öffentlichkeit verlief in noch merkwürdigeren Formen als die unsrige. Es ist eben Wahlkampfzeit und da wird jeder Ansatzpunkt gerne aufgegriffen. Und wenn man die eigene Medienpräsenz nur dazu nutzt, fremde Aussagen umzudeuten und anderen Leuten Generalverdacht gegenüber ganzen Landstrichen zu unterstellen. Jeder mag sich selbst sein Urteil darüber bilden. Vorteilhaft erscheint es, wenn man sich an den Originalzitaten orientiert und nicht aus dem Zusammenhang gerissene Zitate für die Argumentation verwendet.

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