Explosionen in London

  • Zitat

    Original geschrieben von andi2511
    Daß die konkrete Motivation von einem Selbstmordattentäter in Palästina vielleicht eine andere ist als die eines New-York-Attentäters, bleibt davon doch aber unberührt.


    Diese Unterscheidung ist IMHO aber sehr wichtig, es sind für mich 2 verwandte, aber irgendwie doch grundverschiedene Typen:


    Der Palästina-Attentäter verübt Anschläge aus Hass auf Junden bzw. Israel. Dieser Hass wird einerseits durch eine Jahrhunderte-alte "Tradition" geschürt und andererseits durch Armut und Unterdrückung befeuert. Dennoch glaube ich, dass sich die Situation verbessern könnte, wenn es in der Region einen erfolgreichen Friedensplan geben würde.


    Der New-Yorker oder Londoner Attentäter hat IMHO ganz andere Motive. Er ist streng religiös motviert. Fast schon analog zu den Nazis ("Herrenrasse"), ist für ihn der strenge Islam die einzig zu verwirklichende Lebensphiliosophie. Das es dem "gottlosen" Westen so viel besser geht, als den meisten arabischen Staaten, ist ein für ihn nicht zu akzeptierender Umstand. Deshalb hassen die Terroristen auch unsere Freiheit so, da sie in ihren Ideal-Staaten (bspw. Taliban-Regime) das genaue Gegenteil realisieren würden.


    Der 2. Typus ist IMHO wesentlich gefährlicher und wird auch nie Ruhe geben, egal wie die persönlichen Lebensumstände sein werden. Sieht man ja schon alleine daran, dass viele Terroristen eine Zukunft als Akademiker hätten haben können bzw. aus gutem Hause kamen.


    Die einzige Lösung sind IMHO eine noch bessere Überwachung und noch strengere Gesetze. Wobei damit die Terroristen einen Teilerfolg bereits errungen haben - unsere Freiheit wird eingeschränkt.

    Chuck Norris liest keine Bücher: Er starrt sie so lange an, bis sie ihm freiwillig sagen, was er wissen will.

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    Original geschrieben von andi2511
    Ich habe den Eindruck, daß wir etwas andeinander vorbei reden. ;)


    Es geht doch nicht darum, ob ein Syrer oder ein Ägypter von der eigenen politischen Führung konkret unterdrückt wird, sondern die subjektive Empfindung ist die des amerikanischen Aggressors - und darin unterscheiden sich die Attentäter nicht, erst gestern konnte man das im Bekennerschreiben lesen.


    Du merkst es nicht, aber du bist auf "die" reingefallen. Ist nicht böse gemeint, aber in Wahrheit interessieren sich die Al-Kaida-Leute weder für ihre "Brüder" in und um Palästina, noch für unterdrückte Menschen irgendwo auf dieser Welt!


    Dabei ist für die wirklich unterdrückten und benachteiligen Menschen Israel, die USA und auch Großbritannien ein "echter" Gegner, aufgrund ihrer Politik heute und vor Jahren.


    Das kommt den Machtgierigen Gotteskriegern (wenn man sie so nennen möchte) gerade recht. Die verfolgen nur ihr Ziel und nutzen die Dinge so wie sie sind. Die würden auch mit den Amis zusammenarbeiten, wenn sie ihnen hilfreich wären, mit (fast) jedem Land, jeder Regierung, völlig unabhängig von Glaube und Gesinnung. Und sie kommen ihrem Ziel immer näher und die, die es eigentlich "gut" meinen helfen ihnen, unbemerkt.

  • Zitat

    Original geschrieben von Bob_Harris
    Der 2. Typus ist IMHO wesentlich gefährlicher und wird auch nie Ruhe geben, egal wie die persönlichen Lebensumstände sein werden. Sieht man ja schon alleine daran, dass viele Terroristen eine Zukunft als Akademiker hätten haben können bzw. aus gutem Hause kamen.


    Genau das ist der entscheidende Punkt an dem du und nutellatoast und ich uns unterscheiden: ich denke eben schon, daß durch eine gleichberechtigte islamische Welt in wirtschaftlicher, politischer und kultureller Hinsicht dieser Argumentation größtenteils der Boden entzogen werden würde, denn auch wenn die "akademischen Terroristen" persönlich eine gute Zukunft haben, sie legitimieren ihre Taten doch durch die subjektiv empfundene Unterdrückung des Islam durch den Westen.


    Der erste und der zweite Typus unterscheiden sich also darin, daß der eine tatsächlich unterdrückt wird und aus einer persönlichen Aussichtslosigkeit und politischen Extreme vielleicht die Motivation zum Terrorismus bezieht, während der zweite die Situation abstrakter beurteilt und die Bedrohung der islamischen Welt als solche ins Feld führt um den "Heiligen Krieg" und den Terrorismus zu rechtfertigen und zu begründen. Aber die Grundlage für beide Anschauungen ist doch die gleiche Welt, oder?


    Ich bin mir sicher, daß es für Terrorismus sowohl individuelle als auch strukturelle Ursachen gibt.


    Zitat

    Original geschrieben von nutellatoast
    Du merkst es nicht, aber du bist auf "die" reingefallen. Ist nicht böse gemeint, aber in Wahrheit interessieren sich die Al-Kaida-Leute weder für ihre "Brüder" in und um Palästina, noch für unterdrückte Menschen irgendwo auf dieser Welt!


    Sorry, aber zum einen ist das für die Frage der Ursachen und Wurzeln terroristischer Bestrebungen (!! Darum geht es doch die ganze Zeit) erstmal relativ unerheblich, denn es beantwortet die Fragen ja nicht, sondern wirft die gleiche Fragestellung höchstens auf einer anderen Ebene wieder auf und zum anderen bezweifel ich doch jetzt einfach mal ganz frech, daß ich auf etwas hereingefallen bin, während du die Wahrheit aus dem Ärmel schüttelst. ;)


    Einigen wir uns doch einfach auf verschiedene Ansichten und Bewertungen und nicht auf "reingefallen" oder "nicht reingefallen", okay? :)

  • Zitat

    Original geschrieben von andi2511
    Der erste und der zweite Typus unterscheiden sich also darin, daß der eine tatsächlich unterdrückt wird und aus einer persönlichen Aussichtslosigkeit und politischen Extreme vielleicht die Motivation zum Terrorismus bezieht, während der zweite die Situation abstrakter beurteilt und die Bedrohung der islamischen Welt als solche ins Feld führt um den "Heiligen Krieg" und den Terrorismus zu rechtfertigen und zu begründen. Aber die Grundlage für beide Anschauungen ist doch die gleiche Welt, oder?


    Ja sicher und Überlappungen gibt es IMHO auch, wobei ich mir manchmal nciht sicher bin, ob der 2. Typus sich auch nur einen Deut um das konkrete Anliegen der Palästinenser o.ä. schert. Warum sonst gäbe es einen Anschlag an einem Tag, wo auf dem Gipfeltreffen, das ja nun offensichtlich gestört werden sollte, über die Verbesserung der Lebensumstände in der 3. Welt (darunter auch islamische Staaten) entschieden werden sollte.


    Deshalb nennen sie sich ja auch Glaubenskrieger, die Verbreitung ihres Glaubens ist das Ziel, andere Lebensweisen finden sie verabscheuungswürdig. Wer gestern vielleicht den kurzen Ausschnitt aus einem konfiszierten Video eines Londoner "Hass-Predigers" gesehen hat, weiß wovon ich rede. Mir ist es jedenfalls eiskalt den Rücken runter gelaufen. Diese Leute wohnen direkt unter uns und nutzen die Mittel des Rechtsstaats, um sich der Verfolgung zu entziehen.

    Chuck Norris liest keine Bücher: Er starrt sie so lange an, bis sie ihm freiwillig sagen, was er wissen will.

  • Zitat

    Original geschrieben von andi2511
    Einigen wir uns doch einfach auf verschiedene Ansichten und Bewertungen und nicht auf "reingefallen" oder "nicht reingefallen", okay? :)


    Gerne. :)


    Es sollte auch nicht so rüber kommen, als ob dies nun die allherrliche Weisheit wäre. Darüber nachdenken, vielleicht sogar diskutieren, sollte man aber schon.


    Und nochmal zu den Ursachen oder Wurzel:
    Ich versuche dir ja seit längerem dazu meinen Standpunkt zu erläutern. Für die Attentäter in Palästina (auch die sind keine "Guten"!) sind es die bereits von allen Seiten genannten Ursachen. Für die Al-Kaida-Leute gibt es keine Ursache in diesem Sinne; es ist das Bestreben nach Macht und Geld, aber ohne Not. Da spielt die vermeidliche Unterdrückung der moslemischen Welt keine Rolle!

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    Original geschrieben von andi2511
    Man könnte sich zum Beispiel völlig hypothetisch und unverbindlich unter der völlig irrigen Annahme, daß diese Aussage repräsentativ für die islamische Welt ist, die Frage stellen, warum Menschen zu solchen Ansichten kommen.


    Irrig ist nicht nur die Annahme, dass diese Aussage repräsentativ für die islamische Welt ist, sondern auch die Annahme, dass es sie nur dort gibt. Dieselbe Aussage könnte man genauso gut auch von einer zuviel fernsehenden Lieschen Müller aus dem 3. Stock hören. Es gibt sie überall und überall ist sie eine Minderheitsmeinung.

    Zitat

    Original geschrieben von nutellatoast
    Das kommt den Machtgierigen Gotteskriegern (wenn man sie so nennen möchte) gerade recht. Die verfolgen nur ihr Ziel und nutzen die Dinge so wie sie sind.


    Ja, das tun sie, aber nicht nur sie. Es gibt durchaus auch andere Menschen und Regierungen, die eine wie auch immer geartete Situation, wenn es gerade gut passt, für ganz anders motivierte Dinge nutzen, sei es eine außenpolitische "Nicht-Zimperlichkeit" mit zweifelhaften Konsequenzen oder eine innenpolitische "Sicherheitserhöhung" oder was auch immer.


    Wie man das am Ende gewichtet, ist natürlich eine andere Frage, da muss man dann schon etwas genauer hinschauen, dieser Hinweis ist auch nicht mehr als eine Anregung und kein Vergleich, nur eines sollte man nicht tun, nämlich irgendwie stillschweigend zugrundelegen, dass abgelehnte und verurteilte Verhaltensmuster nicht in der einen oder anderen Form und, völlig klar, unterschiedlicher Ausprägung nicht auch anderswo, möglicherweise auch auf der vermeintlichen "Opferseite" zu finden seien.


    o2neuling

  • Prinzipiell geht es um eine lebenswerte Lebensgrundlage, Bildung und individuelle Freiheit.
    Freiheit, Weltoffenheit und Bildung ist das letzte was diese Terroristen haben wollen, denn das würde ihnen die Basis für ihre Indoktrinationen entziehen.


    Denn eine frei denkende Gesellschaft würde auf diese "Erziehungen bzw Erziehungsmassnahmen" nicht mehr hereinfallen.
    Es geht um Unterdrückung und wie man diese aufrecht erhält und das Ganze läuft über den Fundamentalismus, nicht über den Islam, als solchen.

  • Zitat

    Original geschrieben von nutellatoast
    Ich versuche dir ja seit längerem dazu meinen Standpunkt zu erläutern. Für die Attentäter in Palästina (auch die sind keine "Guten"!) sind es die bereits von allen Seiten genannten Ursachen. Für die Al-Kaida-Leute gibt es keine Ursache in diesem Sinne; es ist das Bestreben nach Macht und Geld, aber ohne Not. Da spielt die vermeidliche Unterdrückung der moslemischen Welt keine Rolle!



    Ich habe das schon verstanden, aber: für jede Handlung gibt es irgendeine Ursache und auch das Bestreben nach Macht und Geld und Durchsetzung dieser Maßnahme mit terroristischen Mitteln hat eine Ursache und die Basis dieser unterschiedlichen Ursachen ist - nach meiner Auffassung - ähnlich geartet.


    Daß die Motivation von Al-Kaida rein finanziell und machtpolitisch bedingt ist, ist deine Meinung. Ich gehe davon nicht aus, sondern der (für diese Zwecke völlig pervertierte) Islam und der Kampf des Islam gegen den Westen ist zentrales Motiv, anders lässt sich die Radikalität (insbesondere in der Aufgabe des eigenen Lebens - sie haben damit persönlich ja weder Macht noch Geld erreicht) aus meiner Sicht nicht erklären.


    Daß die Terroristen, denen eigentlich eine gute akademische Zukunft gehört hätte, sich diesem Weg verschreiben, ist allerdings schwer (be-)greifbar, das sehe ich auch so.


    Aber da wir alle in dieser Diskussion ja letztlich nur Meinungen vertreten können, habe ich kein Problem, deine begründete Ansicht als solche zu akzeptieren. Ich komme zu anderen Schlüssen, aber die müssen auch nicht richtiger sein als deine. ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von o2neuling
    Ja, das tun sie, aber nicht nur sie. Es gibt durchaus auch andere Menschen und Regierungen, die eine wie auch immer geartete Situation, wenn es gerade gut passt, für ganz anders motivierte Dinge nutzen, sei es eine außenpolitische "Nicht-Zimperlichkeit" mit zweifelhaften Konsequenzen oder eine innenpolitische "Sicherheitserhöhung" oder was auch immer.


    Ganz richtig. Die Frage, neben der des Zieles, ist aber auch, wie du es ja schon angedeutet hast, wie die Auswirkungen des Weges zu diesen "Zielen" aussehen.


    Mit der Einschränkung meiner persönlichen Freiheit in dem bisher bekannte Maße kann ich z.Zt. leben. Damit das meine Schwester mit 11 Jahren an einen 54jährigen zwangsverheirat wird, nicht.


    EDIT


    Zitat

    Original geschrieben von andi2511
    Aber da wir alle in dieser Diskussion ja letztlich nur Meinungen vertreten können, habe ich kein Problem, deine begründete Ansicht als solche zu akzeptieren. Ich komme zu anderen Schlüssen, aber die müssen auch nicht richtiger sein als deine. ;)


    dito

  • Zitat

    Original geschrieben von andi2511
    Daß die Terroristen, denen eigentlich eine gute akademische Zukunft gehört hätte, sich diesem Weg verschreiben, ist allerdings schwer (be-)greifbar, das sehe ich auch so.


    Auch "intelligente" Menschen können indoktriniert werden, wenn sie sich lange genug im entsprechenden Umfeld bewegen.


    Schöne Seite
    http://www.werenotafraid.com/


    Mutig Foto zeigen

    Zitat

    Mit dem Foto-Blog "We're not afraid" gibt die "Netz-Community" eine demonstrative Antwort auf die Terroranschläge von London. Frauen und Männer, Kinder und Katzen schicken den Terroristen eine Botschaft: "Wir haben keine Angst!" Ist das pathetisch, rührend, mutig, sinnlos? Oder einfach nur richtig?


    http://www.spiegel.de/netzwelt…tur/0,1518,364242,00.html

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