Ein paar Fragen an die Bewerbungsprofis

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Zum Gehalt würde ich in der Bewerbung grundsätzlich gar nichts schreiben, schon gar nicht eine Summe. Ignoriere die Frage nach der Gehaltsvorstellung - und wenn du etwas dazu schreiben willst: "erörterst du es gerne im persönlichen Gespräch".


    Das kenne ich anders und widerspricht auch deinen anderen - richtigen - Ausführungen, dass Fakten in die Bewerbung gehören. A) steht das da nicht zum Spass, sondern ist eine klare Aufforderung. B) möchten viele Unternehmen damit wissen, ob du dir deines Marktwertes bewusst bist. Du musst dabei keine Summe, aber zumindest einen Rahmen nennen.

  • Darüber streitet man sich.


    Zum einen können viele Leute ihren Marktwert nicht wirklich einschätzen. Wer dann mit irgendeiner wackligen Summe in der Bewerbung daher kommt, schießt sich womöglich gleich ins Aus. Egal ob man sich zu teuer oder zu billig einschätzt - der Bewerber macht damit einen dicken Minuspunkt weil man auf Überheblichkeit oder mangelnde Leistungsfähigkeit/Selbstvertrauen schließt.
    Obendrein kann man seine Gehaltsvorstellung im Gespräch erörtern - wie man zu der Summe kommt, warum man dieses oder jenes wert zu sein glaubt, aber man ist auch flexibel sich auf ein geringeres Einstiegsgehalt mit Neuverhandlung nach einem halben Jahr oder JAhr zu verständigen.


    Dem steht natürlich entgegen, dass die Gehaltsvorstellung bereits im Bewerbungsschreiben abgefragt wird.


    Das dürfte jedoch oft dazu führen, dass sich "zu teure" Bewerber schon gleich aussortieren und "zu billige" bevorzugt (oder überhaupt nur) eingeladen werden.


    Ich habe schon ein paar Mal die Erfahrung gemacht, dass man sich mit einer gewissen Flexibilität im Gespräch einigen kann - auch wenn man anfangs mit unterschiedlichen Vorstellungen gestartet ist. Wer diese Möglichkeit ohne Verhandlungschance verkackt, weil ein Betrag dasteht, ist oft "raus" weil ein Faktum den Bewerber, der sich sonst vielleicht gut verkauft hätte, rauskickt bevor er sich interessant machen konnte.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Streng genommen schiesst du dich aber auch ins Aus, wenn du nichts nennst. deine Bewerbung ist dann nämlich unvollständig. Als nächstes schreibst du dann rein, dass du das geforderte Zeugnis nachreichen willst. Wenn es gewünscht wird, solltest dumes reinschreiben. Gerade in Zeiten des Internets sollte es nicht schwer sein, einen ungefähren Wert abschätzen zu können. Beim ersten Job helfen Kommilitonen, Asta usw.


    Ich persönlich würde den Bewerber sofort aussortieren. Wer sich nicht einmal die Mühe macht, seinen Marktwert zu bestimmen, hat anscheinend nicht wirklich Interesse.


    Aber was würdest du denn im Gespräch auf die Frage antworten "warum haben Sie nichts reingeschrieben"?

  • Super, dass hilft mir schon eine Menge! :top:


    Zur Info: Den Satz "Sie suchen einen engagierten Controller, der jedoch kein reiner Theoretiker ist." habe ich reingebracht, um noch einmal auf das Gespräch zurückzukommen. So in etwa hat er es formuliert.


    Gruß

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Zum Gehalt würde ich in der Bewerbung grundsätzlich gar nichts schreiben, schon gar nicht eine Summe. Ignoriere die Frage nach der Gehaltsvorstellung! Und wenn du etwas dazu schreiben willst: "erörterst du es gerne im persönlichen Gespräch".


    Nee, die Gehaltsfrage soll beantwortet werden, wenn hiernach auch gefragt wird. Letzten Endes geht es um eine realistische Einschätzung.


    Übrigens, Vorsicht vor allzu unkonventionellen Anschreiben, noch dazu von frischgebackenen Hochschulabsolventen ohne Erfahrung. Da kann der ein oder andere Personaler schon mal gereizt reagieren, wenn der Jungspund, noch nicht trocken hinter den Ohren, einen auf dicke Hose macht und sich so anschickt, gleich zu Beginn mal das Team aufzumischen. So ist der Absolvent möglicherweise besser beraten, kleine Brötchen zu backen, authentisch zu bleiben und zu signalisieren, dass er die Form beherrscht. „Zack, zack, zack!“ muss nicht verkehrt sein, aber dann sollten die Knallerargumente auch vorhanden sein, etwa in Form von mehreren Jahren Berufserfahrung ...

  • Ich würde die "Zahlenaffinität" nicht wortwörtlich übernehmen. Dazu ist mir das Wort zu eigen, und man sieht ihm an, dass es nur aus dem Anforderungstext abgekupfert ist. Außerdem würde ich deine Ausbildung, und somit Berufserfahrung durchaus mehr betonen. Schließlich hat dir die eingeschlagenen Jobrichtung so gut gefallen, dass du ein Studium draufgepackt hast.
    Schreib doch evtl etwas, in die Richtung, dass du erfolgreich deine Ausbildung zum ... gemacht hast und dir der Umgang mit Zahlen etc. bla bla liegt, dass du deswegen des Studium xyz aufgenommen hast, oder so.


    "MS-Office" hingegen ist mir zu kompakt. Nur weil einer mal ne Hausarbeit in Word geschrieben hat kann er noch kein Office. Hier würde ich etwas breiter erklären, z.B. ob du mit ggf. großen und komplexen Excel Tabellen gearbeitet hast, evtl auch Daten "visualisiert" hast.

  • Zitat

    Original geschrieben von Pankoweit
    Nee, die Gehaltsfrage soll beantwortet werden, wenn hiernach auch gefragt wird. Letzten Endes geht es um eine realistische Einschätzung.


    Was ist denn "realistisch"? Es hängt neben dem allgemeinen Gehaltsniveau der Branche auch von den Möglichkeiten des Unternehmens, der Vorerfahrung des Bewerbers, Umständen wie Dienstwagen etc. und regionalen Gegebenheiten ab. Am Ende bleibt es also sehr schwammig und gerade ein Berufseinsteiger hat nicht mal die Referenz seines bisherigen Verdienstes, den er zu verbessern gedenkt. Da wird sich dann irgendein Betrag ausgedacht, der im Zweifel ziemlich daneben ist weil Einsteiger naturgemäß keine passende Gehaltsforderung stellen können sondern irgendeine Annahme formulieren, von der sie glauben, dass es passen könnte.


    Ein ansonsten interessanter Bewerber wird sicher nicht aussortiert weil er keine Zahl nennt. Wer partout etwas zum Thema schreiben will macht es am Besten in der Form, dass er "zur Gehaltsfrage im Vorstellungsgespräch Stellung nehmen" will. "Beredtes Schweigen" ist aber auch kein No-Go und allemal besser als sich mit einem unpassenden Gebot ins Abseits zu manövrieren. Nicht über jedes Stöckchen zu springen, das hingehalten wird, wird mitunter auch gerne gesehen - gerade dann, wenn man von dem Bewerber im späteren Berufsleben auch selbstbewusstes Verhalten erwartet.


    Im Gespräch kann man sich erklären, den Gehaltswunsch darlegen, über eine vorab festgelegte spätere Steigerung, Dienstwagen oder andere geldwerte Leistungen verhandeln - und somit auf eine vielleicht erstmal nicht besonders gute Eintarifierung reagieren. Das geht nicht wenn in der Bewerbung einfach nur eine Zahl steht, die sofort zu einer Einordnung des Bewerbers führt.


    Man wird eher wegen einer unpassenden Gehaltsforderung herausgekickt als aus dem Grund, dass man sich diesbezüglich nicht schon im Anschreiben zu einer konkreten Festlegung hat hinreißen lassen.


    Zitat

    Original geschrieben von Pankoweit
    Übrigens, Vorsicht vor allzu unkonventionellen Anschreiben, noch dazu von frischgebackenen Hochschulabsolventen ohne Erfahrung. Da kann der ein oder andere Personaler schon mal gereizt reagieren, wenn der Jungspund, noch nicht trocken hinter den Ohren, einen auf dicke Hose macht und sich so anschickt, gleich zu Beginn mal das Team aufzumischen. So ist der Absolvent möglicherweise besser beraten, kleine Brötchen zu backen, authentisch zu bleiben und zu signalisieren, dass er die Form beherrscht. „Zack, zack, zack!“ muss nicht verkehrt sein, aber dann sollten die Knallerargumente auch vorhanden sein, etwa in Form von mehreren Jahren Berufserfahrung ...


    Bitte nicht missverstehen: großspuriges Geschreibsel ohne Substanz dahinter geht natürlich nicht. Man braucht nicht total unkonventionell und abgefahren drauf sein. Ein Hochschulabsolvent sollte sich aber etwas besser verkaufen als mit Zehntklässler-Formulierungen à la "Hiermit bewerbe ich mich.... Ihr interessantes Unternehmen... ich bin teamfähig und Office ist mir nicht fremd.... blablabla." Der Aufbau und die stereotypen Floskeln, die da gerne kommen, nimmt man einem 15jährigen Hauptschüler nicht übel, aber ein Akademiker sollte etwas weitreichendere Ansprüche bedienen und geschickter, freier formulieren.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Was ist denn "realistisch"?


    Ja, was ist realistisch? – Das eben ist der Grund, warum diese Frage gestellt wird ... ;)

  • Es ist in meinen Augen auch eine dumme Frage des Stellenanbieters. Entweder es ist ein blödes Spielchen ("Wie reagiert der Bewerber?") oder man schließt aus einer Zahlenangabe auf irgendwelche Charaktereigenschaften.


    Arbeitgeber, die sich auf diese Weise selbst verdummen, fallen ggf. zu Recht auf unpassende Mitarbeiter herein.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • das mit dem thema "angabe der gehaltsvorstellungen" scheint von ratgeber zu ratgeber wirklich sehr kontrovers eingeschätzt zu werden. Da sind die einen, die meinen, es sei ein fehler, auf anforderungen in der ausschreibung nicht einzugehen, während die anderen -- deren meinung ich teile -- der auffassung sind, man solle die frage nach den gehaltsvorstellungen geflissentlich überlesen und erst im vorstellungsgespräch (oder noch später) darauf eingehen bzw. darüber verhandeln.


    Kurz und in anderen worten: das scheint ein thema zu sein, bei dem es keine deutlich mehrheitlich empfohlene vorgehensweise gibt. Mir jedenfalls erschiene das risiko, sich durch angabe "unpassender" gehaltsvorstellungen aus dem rennen zu kicken (oder sich zumindest um ein höheres gehalt zu bringen) höher als das risiko, sich durch deren nichtbenennung zu disqualifizieren.

    vielen dank für alle hilfreichen antworten


    Der teuro ist tot, es lebe die neue alte DM. Wetten auf 10-jahres-sicht werden angenommen (gibt's da eigentlich internet-wettanbieter für?).

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