Ich weiß daß ich mit meiner Meinung eher nicht den Mehrheitsgeschmack treffe, aber trotzdem
Es ist gerade ein paar Tage her seit über den Raikkonen-Unfall diskutiert wurde, als ihm - in Führung liegend - kurz vor dem Ziel ein Reifen geplatzt ist und er Glück hatte daß kein anderer in der Nähe war, in den er hineingecrasht ist.
Meine Meinung ist nach wie vor: safety first - und das ist nicht verhandelbar.
Ich halte es prinzipiell für einen falschen Ansatz seitens der FIA daß Reifen während des Rennens nicht so einfach gewechselt werden dürfen. Jedes Kind weiß daß die Reifen sicherheitsrelevant sind, und da ist es ein Unding wenn die Fahrer dieses Bauteil nicht tauschen dürfen um sicherzustellen daß sie immer eine sichere Bereifung am Wagen haben.
Hier wird aus falsch verstandenem sportlichen Ehrgeiz seitens der FIA ein Zugeständnis an die Sicherheit gemacht. Das ist unverantwortlich! Und das war in gewisser Weise auch ein Faktor für das gestrige Debakel.
Insofern gehört diese Regel geändert und man hätte seitens der FIA eine Schikane bauen können um das von den Teams gesehene Sicherheitsrisiko abzubauen. Das wäre man den Fans schuldig gewesen, denn immerhin zahlen die ihren Eintritt "erstmal" an den Veranstalter Ecclestone/FIA, und nicht direkt an die Teams. Also hätte die FIA als Verband auch die größere Notwendigkeit gehabt das Rennen für die Fans zu retten, gerade auch dann wenn man argumentiert daß man als Verband für diesen Sport steht.
Irgendwelche Vergleiche von "Ja, aber Bridgestone hatte zuletzt auch Probleme und da kam man ihnen nicht entgegen" schlagen IMHO fehl weil es da nur um einzelne Teams ging.
Aber hier ging es nicht um begrenzte Probleme einzelner Teams, sondern allein die Anzahl der betroffenen Teams hätte hier schon erfordert daß man anders reagiert und nicht einfach sagt: "Die Regeln sind aber so."
Ab einer gewissen Größenordnung kann man es nicht mehr als "Einzelfälle" abtun, sondern da muß man anders mit umgehen als wenn es "nur" 2 oder 3 Teams sind, die mal nicht klarkommen.
Mir ist auch nicht klar warum keine Schikane aufgestellt wurde. Was soll das heißen, "die Strecke ist so freigegeben und darf nicht verändert werden?" Hat die FIA etwa nicht das Zepter in der Hand und macht selber die Regeln? Von wem müssen die sich denn vorschreiben lassen wie Rennstrecken aussehen müssen?
Daß es sich die F1 jetzt in den USA verscherzt hat finde ich auch nicht so furchtbar. Sind wir darauf angewiesen daß die Amis die F1 lieben? Ich denke nicht. Insofern finde ich es nicht so schlimm daß es in den USA passiert ist.
Wirklich schlimm ist wie die Fans verarscht wurden. Vor allem wenn man sich überlegt daß die Tickets nicht für den selben Preis wie eine Kinokarte zu haben sind, sondern ein paar hundert EUR bzw. $ kosten. Jemandem, der hunderte Dollar aufbringt, sich Zeit nimmt und anreist, dann aber auf diese Art und Weise versetzt wird - das ist wirklich schlimm.
Ansonsten finde ich auch daß RTL ein eindeutig parteiischer Schumacher-Sender ist. Allein die Wortwahl in den Kommentaren - alle anderen Fahrer werden mit Nachnamen genannt, bei Schumachers sind es immer "Ralf" und vor allem "Michael". Allein schon sprachlich wird sich auf die Duz-Kumpelebene begeben.
Außerdem fällt mir immer wieder auf wie die Stimme der Kommentatoren aufgeregt gehoben wird wenn es um den "Michael" geht. Der Hype um seine Person ist unübersehbar, wenn man mal ein bißchen drauf achtet.
Mag sein daß Michelin die Ursache für das Debakel gesetzt hat, mag sein daß die Teams anders hätten reagieren können (oder nicht... was sagen deren Versicherungen wenn es kracht und jeder weiß daß Michelin diese Reifen nicht authorisiert hat?).
Aber ursächlich ist für mich die sicherheitsgefährdende Reifen-Regel (1 Satz muß reichen) und die Weigerung der FIA eine Schikane hinzustellen. Und die FIA hätte, gerade als Verband, dafür sorgen müssen daß die Fans befriedigt werden und dieser Sport nicht ins Zwielicht gerät. Einzelne Teams können "spinnen", die FIA nicht. Warum also wurde nichts getan um die Veranstaltung im Sinne der Fans zu retten?
Insofern hat für mich die FIA den schwarzen Peter. Ich streite ja nicht ab daß man das Verhalten der Teams kritisieren kann. Aber der Verband ist am Ende in der Pflicht, nicht irgendwelche einzelnen "Schwachköpfe" a la Briatore, Haug, Theissen...