Erfahrungsbericht Nokia 6230i - Multimedia-Zwerg mit echten Telefonqualitäten

  • Erfahrungsbericht Nokia 6230i


    Multimedia-Zwerg mit echten Telefonqualitäten


    Nachdem ich mich zunächst nicht so recht entscheiden konnte, ob ich mein Nokia 6230 durch seinen direkten Nachfolger oder durch ein SonyEricsson D750i (T-Mobile-Version des K750i) ersetzen sollte, entschied ich mich letztlich doch dafür, auf Kontinuität zu setzen. Auch wenn das 6230i längst nicht mehr jenen Aha-Effekt auslöst, wie dies sein Vorgänger vor einem Jahr tat, sind die Verbesserungen mehr als bloß kosmetischer Natur.
    Den Ausschlag für Nokia gaben schließlich zwei Gründe:
    1. Es war mir wichtig, auf jeden Fall wieder so eine erstklassige Empfangs- und Klangqualität zu haben wie beim bisherigen Gerät. Genau diesbezüglich hatte ich über SonyEricsson bislang nichts gehört, das in mir die Hoffnung hätte erwecken können, mit dem D750i ein ähnliches Empfangswunder zu erwerben wie mit dem 6230i.
    2. Ich wollte nach Möglichkeit mein bereits zum 6230 erworbenes Zubehör weiterverwenden.


    Seit dem 01.06.2005 ist es nun also in meinem Besitz: ein 6230i mit Firmware-Version 3.30 vom 21.04.2005, und glücklicherweise von T-Mobile nur sehr dezent "gebrandmarkt".




    1. VERPACKUNG / LIEFERUMFANG


    Die Verpackung ist typisch für Nokia: eine schlichte und unscheinbar wirkende, überwiegend in grauen, braunen und weißlichen Farbtönen bedruckte Pappschachtel mit einer Fächeraufteilung, die in Material und Anmut an einen Eierkarton aus dem Supermarkt gemahnt. Nichts also, was Herzen schon beim Anblick der Telefonbox höher schlagen lassen könnte. Hat man diese "billige Kiste" erst einmal geöffnet, erblickt man darin folgenden Inhalt:


    - Nokia 6230i mit silbergrauen Wechselschalen
    - 32 MB Multimedia-Karte (die MMC kann leider nur gewechselt werden, wenn das Telefon ausgeschaltet und zerlegt ist, hier hätte Nokia wirklich etwas verbessern dürfen)
    - LiIon-Akku BL-5C mit 850mAh (der wird in der Praxis leider nicht wesentlich länger durchhalten als schon im Vorgänger)
    - Headset HDS-3 (ist bei Radiobetrieb zwingend erforderlich, da das Kabel als UKW-Wurfantenne dient)
    - Ladegerät ACP-12E
    - Software CD-ROM (Allerdings: Die dort enthaltene PC Suite ist veraltet, außerdem fehlt der Treiber für das Datenkabel DKU-2. Da liest sich die Empfehlung von Nokia "Installieren Sie den Treiber für das DKU-2 und die PC Suite von der beiliegenden CD-ROM" schon ein wenig wie Hohn.)
    - Handbuch (sparsam sind die Finnen geworden: Lagen dem 6230 noch alle Handbücher in sechs europäischen Sprachen bei, so ist es jetzt wirklich nur noch ein Handbuch in deutscher Sprache. Wer hätte denn auch je davon gehört, daß in Deutschland nicht nur deutsche Muttersprachler leben?)
    Ein Datenkabel ist nicht enthalten. Hier erweist sich Nokia als etwas knauserig. Die Konkurrenz ist da großzügiger.


    BEWERTUNG: 80 %




    2. GEHÄUSE / TASTATUR


    Das Gehäuse macht für ein Gerät mit Wechselschalen einen hochwertigen Eindruck. Klappern oder Knarzen tut da nun nichts mehr. Der Nachteil: Man bekommt die rückseitige Schalenhälfte kaum vom Gehäuse. Die Tastatur wirkt auf den ersten Blick sehr schön, ist aber etwas fummelig zu bedienen. Die Gesprächstasten (grüne/rote Taste) sind schlicht und einfach zu klein. Die Navigationstaste zur Menüführung ist verbessert worden und läßt sich dank des erhabenen Mittelknopfes nun sicherer bedienen als beim Vorgänger. Obwohl ich nicht gerade über die typisch teutonischen Greifwerkzeuge Größe "Baggerschaufel" verfüge, ist die Tastatur m. E. trotz kleiner Verbesserungen nur etwas für Kinderfinger. Allerdings ist der Druckpunkt nun nahezu perfekt, kurz und mit deutlicher taktiler Rückmeldung. Die Tastaturbeleuchtung ist gut, allerdings nicht sehr gleichmäßig: In der Mitte ist die Hinterleuchtung sehr hell, an den beiden kontextabhängigen Menütasten leider ein wenig zu dunkel.


    Die schon vom Vorgänger bekannte zeitlich gesteuerte Tastensperre verhindert wirksam (bei einer entsprechend kurz eingestellten Zeit) das versehentliche Drücken einer Kurzwahltaste oder den Aufbau einer WAP-Verbindung mittels einer durch Branding bedingt zwangsbelegten Menütaste. Neu ist eine zusätzliche Sicherheitssperre, die ein Entriegeln der Tastatur nur nach Eingabe des Telefonsperrcodes zuläßt.


    BEWERTUNG: 80 %




    3. DISPLAY / MENÜ


    Der Kontrast des Displays ist sehr gut, und die Buchstaben erscheinen in angenehmer Größe. Die Menüpunkte lassen sich entweder im Listen- oder im Gitterformat anzeigen.
    Die Größe des Display mag etwas klein erscheinen, aber sie paßt proportional gut zur Gesamtgröße des Gerätes. Die Auflösung ist von 128 x 128 auf 208 x 208 Pixeln gesteigert wurden und läßt kaum noch Wünsche offen - außer vielleicht nach mehr Größe, aber nicht unbedingt nach 262.000 Farben statt der gebotenen 65.000. Auch bei hellem Sonnenlicht läßt sich die Anzeige gut ablesen, da gab (und gibt) es deutlich Schlechteres auf dem Markt, obwohl hier m. E. in einem direkten Vergleich das Samsung D500 mehr als nur eine Nasenlänge voraus ist. Im direkten Vergleich zum Vorgänger erscheint das Display in Auflösung und Helligkeit dagegen gleich um zwei Klassen besser.


    Die Menüführung entspricht der von Nokia bekannten und bewährten Struktur und bietet weder Anlass zur Kritik noch zur Notwendigkeit eines umfangreichen Studiums der Bedienungsanleitung. Das Rollen durch die Menüs erfolgt flüssig, die gute Bedienbarkeit wird durch die verbesserte Naviagationstaste wirksam unterstützt.


    Komplett überarbeitet wurden die Menüsymbole, die nunmehr dreidimensional animiert erscheinen. Allerdings erwecken die Symbole den Eindruck, als hätten es die Programmierer nicht so recht verstanden, das neue, hochauflösende Display wirklich auszunutzen, denn sämtliche Symbole sind doch arg klein geraten.


    Es gibt folgende Menüpunkte (jeweils mit entsprechenden Untermenüs):


    - Mitteilungen
    - Adressbuch
    - Anruflisten
    - Einstellungen
    - t-zones (nur bei T-Mobile Branding)
    - Galerie
    - Medien
    - Push-to-talk
    - Organizer
    - Programme
    - Internet
    - Special (SAT = vom Netzbetreiber abhängiger SIM Application Toolkit)


    Der Bildschirmschoner (in der "Normalversion" einfach ein blanker Bildschirm mit wandernder Digitaluhr) kann mit einer Zeitverzögerung zwischen 5 Sekunden und 60 Minuten gesteuert werden. Die schon vom 6230 bekannten Hintergründen und Farbschemata sind nun auf sogenannte "Themes" erweitert worden, mit denen sich mit einem Tastendruck nicht nur Farben, sondern auch Bildschirmschoner und Klingeltöne kombinieren und zuweisen lassen. Daß bei diesem Konzept eine Grundidee von Windows und anderen grafischen Betriebssystemen Pate gestanden hat, ist leicht erkennbar. Mit Hilfe der Themes bekommt man auch den größten Teil der T-Mobile Werbung wieder vom Display, lediglich die beiden Ein- und Ausschaltanimationen von Nokia werden teilweise durch eine kurze T-Mobile-Werbung ersetzt.


    BEWERTUNG: 90 %




    4. SIGNALEMPFANG:


    Sowohl in GMS 900- (T-Mobile D, Vodafone D) als auch in GSM 1800-Netzen (E-Plus, O2 Germany) ist der Signalempfang ebenso gut wie beim Referenzmodell 6310i. Ankommende und abgehende Telefonate sind also auch in nicht gut versorgten Gebieten i. d. R. problemlos möglich.


    BEWERTUNG: 90 %






    5. KLANGQUALITÄT:


    Der schon beim Vorgänger gute Lautsprecher ist noch einmal verbessert worden. Zwar klingt er in den Hochtönen immer noch ganz leicht blechern und im Bassbereich ein wenig schwammig, aber das beim Vorgänger festgestellte Grundrauschen ist praktisch gar nicht wahrnehmbar. Zudem ist die maximal mögliche Lautstärke so hoch, daß es sich empfiehlt, von der mittleren Lautstärke höchstens einen oder zwei Schritte nach oben abzuweichen. Ansonsten drohen Gehörschäden. Ähnliches gilt auch für den Lautsprecher, der als Freisprecher bzw. für die Wiedergabe von MIDI- und MP3-Dateien und das eingebaute UKW-Radio bestimmt ist: Für ein Telefon klingt das Nokia 6230 sehr gut, als MP3-Spieler und Radio ebenfalls gut, und sofern der Klang nicht der Maßstab seiner Klasse ist, dann ist er jedenfalls sehr nahe daran. Der mitgelieferte Headset ist klar und kräftig in der Klangwiedergabe, allerdings vernimmt man hier auch ein ganz leichtes Grundrauschen.
    Beim Telefonieren ist die Sprachverständlichkeit sowohl ins Festnetz als auch in Mobilfunknetze sehr gut. Lediglich beim Einsatz des Freisprechers kommt es zu kleineren Aussetzern, wenn beide Parteien versuchen, gleichzeitig zu sprechen.


    BEWERTUNG: 95 %




    6. HANDHABUNG / BEDIENUNGSANLEITUNG


    Mit der Bedienung eines Nokia-Telefons kommt wohl fast jeder Mensch leicht zurecht. Und wie eigentlich bei fast jedem Nokia-Telefon kann man das Handbuch mal eben flüchtig durchblättern oder sogar ungelesen im Karton lassen, man findet sich in den Menüs trotzdem schnell zurecht. Nokia hat übrigens wie immer ein kleine "Online-Hilfe" im Menü untergebracht. Wenn man etwas länger auf einem Menüpunkt verweilt, erscheint ein kurzer Hilfetext zu eben diesem Menüpunkt.


    Gut ist auch, dass man die rechte Menü-Taste frei belegen kann (auch bei einem Gerät mit T-Mobile Branding). So hat man z. B. die Möglichkeit, über das Menü "Einstellungen" aus einer Reihe von Menüpunkten auszuwählen und einen Punkt dort zu hinterlegen. Die linke Menü-Taste ist mit den "Favoriten" belegt und läßt sich nicht ändern. Dafür lassen sich die Favoriten bearbeiten und anpassen, wobei die Auswahl an möglichen Funktionen kräftig erweitert wurde.


    Auch die Menü-Shortcuts sind vorteilhaft. Die Funktionen auf der Navigationstaste sind nicht mehr fest vorgegeben, sondern lassen sich ebenfalls weitgehend frei belegen. Ich habe für mein 6230i diesselbe Belegung gewählt, wie sie schon beim 6230 fest vorgegeben war (die Macht der Gewohnheit ... ):


    Navi oben: Kamera einschalten
    Navi unten: Adressbuch öffnen
    Navi links: Mitteilung verfassen
    Navi rechts: Kalender öffnen


    Alles in allem ist das 6230i Nokia-leicht zu bedienen. Einige Menüpunkte sind gegenüber dem Vorgänger verschoben oder umbenannt worden. Am augenfälligsten sind dabei die Zusammenlegung von SMS und MMS sowie die Umbenennung von "Dienste" in das passendere "Internet". Also eine leichte Umgewöhnung, aber eine, die wohl nur den wenigsten Menschen Probleme bereiten dürfte.


    BEWERTUNG: 90 %




    7. TELEFONBUCH / ORGANIZER


    Das Telefonbuch ist mit seiner maximalen Kapazität schon recht beeindruckend: Bis zu 1000 vollständig ausgefüllte Einträge mit Namen, bis zu fünf Rufnummern pro Eintrag, mindestens zwei postalischen Adressen, E-Mail-Adressen, Homepage sowie Notizen lassen sich speichern. Den Einträgen können auch Bilder zugeordnet werden, wobei sich nicht nur die mit der eingebauten Kamera erstellten Schnappschüsse verwenden lassen, sondern eben auch externe JPEG-Dateien, die über die PC Suite eingespielt werden können. Hier wird das Telefonbuch eigentlich nur von echten PDAs bzw. Smartphones übertroffen.


    Gut ist auch die Sprachwahl, wobei es immer noch nicht dazu reicht, den hier führenden SonyEricsson-Geräten den Rang abzulaufen. Die zeigen, wie man es machen sollte: Jedem per Sprache aufgezeichneten Namen (maximal 35 gesprochene Namen sind dabei möglich) im Telefonbuch lassen sich über die Sprachbefehle "Geschäft", "Privat", "Mobil" und "Andere" vier Nummern zuordnen, die dann insgesamt 140 per Sprachwahl aufzubauende Anrufziele ergeben. Dagegen nimmt sich die Zahl von 25 Sprachwahlzielen beim 6230i sehr bescheiden aus. Gerade bei unterwegs-im-Auto-nur-mit-FSE-telefonierenden Menschen ist eine möglichst hohe Zahl von Sprachwahleinträgen von Vorteil.


    Insgesamt wäre das Telefonbuch trotzdem eine runde Sache, wenn da nicht wieder so eine kleine Schlampigkeit von Nokia wäre, die sich mittlerweile seit Jahren hartnäckig durch die Synchronisationssoftware zieht: Der komplette Eintrag im Namensfeld wird von Outlook immer als Vorname behandelt, aus "Müller, Hans" im Telefonbuch macht Outlook also "Müller, Hans" im Vornamensfeld und läßt das Nachnamensfeld einfach leer (Auch "Hans Müller" ändert nichts an dieser Unart.) Hier hilft nur eines: Im Kontakte-Ordner von Outlook einen Unterordner anlegen, diesen z. B. "Nokia6230i“ nennen und die PC Suite so einstellen, daß das Telefonbuch immer mit diesem Unterordner synchronisiert wird. Sonst geraten die "regulären“ Outlook-Kontakte ziemlich durcheinander, und die Reorganisation müßte händisch erfolgen und nimmt je nach Umfang der Kontakte reichlich viel Zeit in Anspruch.


    Weiterhin ist die Einseitigkeit zu kritisieren, mit der Nokia (aber auch SonyEricsson und Siemens) schon seit Jahren alle Betriebssysteme außer Windows hartnäckig ignorieren, wenn's um die Unterstützung von Synchronisationstools geht. Schön aber, daß Nokias PC Suite sich außer mit Outlook noch mit dem Windows Adressbuch und dem Lotus Organizer synchronisieren läßt.


    Die PC Suite gleicht auch die Termine und Aufgaben mit Outlook und Lotus Organizer ab und leistet sich dabei nach meinen Erfahrungen keine nennenswerten Schwächen. Termine und Aufgaben per Telefontasten in den Organizer einzugeben ist nicht wirklich prickelnd, besser ist da auf jeden Fall die Verwendung von Outlook und der Synchronisationssoftware.
    Für einen Mobiltelefon-Organizer sind Funktionalität und Ansichten gut, mit einem echten PDA oder gar mit Outlook bzw. Lotus Organizer können sie dagegen nicht mithalten.


    BEWERTUNG: 90 %




    8. MITTEILUNGEN


    Das Verfassen von Kurznachrichten, MMS und E-Mail geht schnell und dank eines guten T9-Systems auch komfortabel. Der Nokia-typische Komfort, der die Finnen zum Lieblingsspielzeug der "Simser-Kids" gemacht hat, bleibt zwar bei der etwas (zu) kleinen Tastatur m. E. auf der Strecke, als taschentaugliche "SMS-Maschine" würde ich nach wie vor das 6310i vorziehen.


    Lobenswert ist auf jeden Fall, daß neben POP3 und SMTP auch IMAP4 bei Internet-Mailservern unterstützt wird. Mittlerweile können auch SSL-Verbindungen aufgebaut werden, wer also auf sichere Verbindungen Wert legt oder gar solche aufbauen muß, um auf seine Mail zugreifen zu können, wird erfreut sein. Enttäuscht wird dagegen jeder, der versucht, mit dem eingebauten E-Mail-Client etwas anderes zu versenden als Text, maximal mit einem angehängten Videoclip oder einer JPEG-Datei bis zu 300 kB. Alle anderen Anhänge können weder gesendet noch empfangen werden. Hier sollte Nokia dringend nachbessern.


    BEWERTUNG: 80 %




    9. MOBILES INTERNET


    GPRS Klasse 10 sowie HSCSD müssen 6230i-Anwendern zum Surfen im Internet reichen; UMTS ist nicht enthalten (und das ist wohl keine negative Überraschung angesichts des günstigen Gerätepreises). Etwas enttäuschend ist das Surfen mit dem 6230i allerdings schon. Zunächst einmal muß bei den von T-Mobile ausgelieferten Geräten erst noch die Konfiguration korrekt eingestellt werden, damit man überhaupt via T-Mobile GPRS ins Internet kommt. Der xHTML-Browser hat bei etlichen Seiten seine liebe Mühe und Not mit der korrekten Darstellung, insgesamt gehört das mobile Surfen also zu den Dingen, die man sich angesichts hoher GPRS-Preise und unbefriedigender Seitendarstellung besser erspart.


    Als Modem über das Datenkabel funktioniert das 6230i problemlos, sowohl bei CSD mit 14,4 kBit als auch bei GPRS Klasse 10.


    BEWERTUNG: 70 %




    10. KONNEKTIVITÄT


    Neben dem offiziell von Nokia vorgesehenen DKU-2 Datenkabel (Kabel für USB 2.0-Geschwindigkeit) können auch Bluetooth und Infrarot (IrDA) verwendet werden.


    Allerdings erwies sich die Einrichtung einer Verbindung zwischen Telefon und PC mittels Datenkabel DKU-2 als äußerst problematisch und kostete ungebührlich viel Zeit. Da ich auf meinem PC (mit Win XP Pro SP-2) bereits die neuste PC Suite und den DKU-2-Treiber installiert hatte, ging ich davon aus, daß ich statt des "alten" 6230 auch das 6230i anschließen könnte. Weit gefehlt! Also mußte ich erst alle Nokia Software wieder vom Rechner entfernen und nach einem Neustart genau in der richtigen Reihenfolge (erst den DKU-2-Treiber, dann wieder ein Neustart, dann die PC Suite 6.5, dann nochmals ein Neustart, dann erst das neue Telefon anschließen) erneut installieren. Doch auch dies lief alles andere als glatt: Bei der erneuten Installation brach die DKU-2-Treiberinstallation ab und bemängelte, es seien noch Komponenten der Nokia-Software auf dem System vorhanden, diese blockierten die Neuinstallation. Erst nach mühsamer händischer Editierung der Registry ließen sich Kabeltreiber und PC Suite erneut installieren und erkannten nach entsprechenden Neustarts (wie oben beschrieben) das Telefon.


    Sehr gut dagegen: Wird das 6230i mit einem PC verbunden, folgt die Abfrage, ob das Telefon als USB-Laufwerk behandelt werden soll. Wird diese Frage mit Ja bestätigt, steht die im Telefon eingelegte Speicherkarte (MMC) als eigenständiges Laufwerk zur Verfügung, d. h., es lassen sich unabhängig von der PC Suite Daten zwischen Telefon und Computer austauschen. Dies klappt aber nur beim Anschluß per Datenkabel; bei
    Bluetooth und IrDA werden neben der Telefonbuch- und Organizer-Synchronisation die Übertragung von Audio-Dateien, Bildern und Videos nur via PC Suite unterstützt.


    Bluetooth unterstützt natürlich außerdem die Verbindung zu BT-Headsets wie dem HDW-3 oder entsprechenden Auto-FSE.


    Daß in der Preisklasse des 6230i kein WLAN an Bord ist, gibt Realisten wohl nur wenig Anlaß zur Enttäuschung.


    BEWERTUNG: 80 % (hier ziehe ich 10% ab wg. der schlechten Treiberinstallation)




    11. MEDIEN


    Neben den ganz normalen Nokia Klingeltönen (NRT) sind auch polyphone (jetzt mit 40 Stimmen) Klingeltönen im MIDI-Format sowie die Formate MP3, AAC, MXMF (Macintosh-Format) verwendbar, d.h., es lassen sich neben instrumentellen Stücken auch Lieder oder andere Aufnahmen zur Signalisierung von Anrufen oder Kurzmitteilungen verwenden. (Beispiel für die StarTrek-Fans: zum entsprechenden Logo und Hintergrund also jetzt: "Achtung: Kommunikationszentrale an Captain, es liegt eine Nachricht für Sie vor" als MP3-Datei statt des üblichen Piep-piep. WAV-Dateien werden zwar nicht unterstützt, aber es gibt wohl im Internet genügend Programme, mit denen man WAV in MP3 oder AAC umwandeln kann.
    Natürlich lassen sich alle Klangdateien auch mit dem Bordmittel Musikplayer abspielen, wenn gerade kein Anruf eingeht. Nachteilig ist, daß sich mit dem Musikplayer keine Abspiellisten erstellen lassen. Angeblich soll dies mit der PC Suite möglich sein, mir ist es allerdings nicht gelungen, die entsprechenden Dateien vom PC auf das Telefon zu übertragen.


    Das Radio verfügt leider immer noch nicht über RDS, so daß man zwar die Frequenzen, aber leider nicht die zugehörigen Sendernamen angezeigt bekommt. Bis zu 20 Sender lassen sich speichern, manuell benennen und wahlweise über den mitgelieferten Headset oder den eingebauten Lautsprecher wiedergeben. Der Anschluß des Headset ist für den Radiobetrieb zwingend erforderlich, da das Headset-Kabel als UKW-Wurfantenne benötigt wird, d. h., ohne Headset läßt sich das Radio gar nicht erst aktivieren bzw. schaltet sich sofort ab, wenn der Headset entfernt wird. Man kann sich sogar vom Radio wecken lassen. Die Klangausgabe erfolgt beim Radiowecker natürlich über den Lautsprecher, auch wenn man beim Radiowecker nicht vergessen darf, den Headset eingestöpselt zu lassen (wg. der Antenne).


    Dem Videoplayer wurde das Ruckeln bei größeren Videodateien abgewöhnt, und dank des verbesserten Displays ist sogar das Betrachten von Filmchen inzwischen erträglich. Dennoch erachte ich den Videoplayer nach wie vor eher als Spielerei denn als eine ernstzunehmene Konkurrenz zu einem mobilen DVD-Spieler.


    Zum häufigeren Übertragen von größeren MP3- oder Video-Dateien zwischen PC und der MMC des Telefons empfehle ich dringend ein Nokia DKU-2 USB-Kabel (oder halt einen kompatiblen Nachbau), denn die Übertragung per Bluetooth oder IrDA stellt den Anwender doch vor eine harte Geduldsprobe.


    BEWERTUNG: 80 %




    12. KAMERA


    Die Bilder werden mit 1280 x 1024 Pixel (also 1,3 Megapixel-Auflösung) aufgenommen und lassen digital zweifach zoomen. Abgelegt werden die Bilder entweder im internen Telefonspeicher oder auf der MMC. Wirklich überragend ist die Qualität immer noch nicht, in keinem Aufnahmemodus (zur Auswahl stehen "Standard", "Portrait", "Nachtmodus" und "Video") kommen Ergebnisse zustande, die den Ansprüchen eines Amateurfotografen genügen würden. Doch in der höchsten der drei wählbaren Qualitätseinstellungen sehen die Fotos lange nicht mehr so unscharf und pixelig aus wie bei der VGA-Knipse des 6230. Nach wie vor drängt sich die Frage auf, was man mit dem Selbstauslöser anfangen soll, wenn man das Telefon nicht auf ein Stativ schrauben kann, Die Antwort darauf wissen wohl nur die Mobilfunkgötter aus Finnland und hüten es als ihr strengstes Geheimnis.
    Die mit dem 6230i aufgenommenen Videos bleiben qualitativ hinter den Fotos zurück, denn sie sind besonders bei schnelleren Kameraschwenks unscharf und artefaktisch.


    BEWERTUNG: 70 %




    13. AUSDAUER (AKKU)


    Angegeben ist der Akku vom Hersteller mit bis zu 300 Stunden Bereitschaftszeit bzw. bis zu 5 Stunden Gesprächszeit. In der Praxis mußte mein 6230 bei anderthalb Stunden Telefonie in zwei Tagen am Abend des zweiten Tages wieder an die Steckdose, sonst gingen irgendwann am Vormittag des dritten Tages alle Lichter aus. Ich erwarte diesbezüglich beim 6230i keine sonderliche Verbesserung, die erste vollständige Akkuladung hielt nur knapp einen Tag (allerdings mit ausführlichem Testen).


    BEWERTUNG: 70 %




    14. SONSTIGES:


    Leider gibt es nach wie vor keine Anschlußbuchse für eine externe Antenne. Hielt ich dies beim Vorgänger ("Business-Klasse") noch für einen eigentlich unverständlichen Mangel, würde ich dies inzwischen etwas relativieren. Für die "Business Class" liegt die Meßlatte inzwischen deutlich höher, und konsequenterweise vermarktet Nokia das 6230i denn auch als "Multimedia-Telefon", also preislich unterhalb sowie ausstattungstechnisch außerhalb der Geschäftskundenklasse.


    Profile lassen sich wie bei Nokia schon lange bekannt wählen und entsprechend den persönlichen Bedürfnissen anpassen. Nett ist auch die Möglichkeit, Profile minutengenau automatisch wechseln zu lassen. Aber auch hier zeigte Ericsson schon vor drei Jahren mit dem R520m/T39m, daß der Bessere des Guten Feind ist. Da ließen sich die Profile überdies mit Terminen verbinden, so daß z. B. zu Beginn eines Besprechungstermins das Telefon automatisch stummgeschaltet und am Ende des Termins auch wieder auf laut geschaltet wurde.


    Bei den Anrufergruppen hat sich einiges getan, hier können jetzt nicht nur die bestehenden Gruppen umbenannt oder anders konfiguriert, sondern auch neue Gruppen angelegt werden, komplett mit eigenem Klingelton und Bildschirmlogo.


    Es sind außerdem sechs Java-Programme und Spiele bereits installiert. Es handelt sich um echte Klassiker von Nokia wie eine Weltzeituhr, eine Umrechnungshilfe für Maße, Gewichte, Temperaturen und Währungen, eine (m. E. äußerst dürftige) Übersetzungshilfe in vier Sprachen sowie die Spiele Street Race, Golf und Backgammon.


    BEWERTUNG: 80 %




    GESAMTWERTUNG UND FAZIT


    Mit dem 6230i hat Nokia ein ohnehin schon gutes Telefon erfolgreich weiterentwickelt. Die eklatantesten Schwächen des Vorgängers wurden ausgemerzt, nicht immer vollständig, aber i. d. R. doch so gründlich, daß es keinen wirklichen Grund zum Meckern mehr gibt. Wenn es auch in einigen Punkten (schwächlicher Akku, kleine Tastatur, kein Anschluß für externe Antennen) immer noch Verbesserungspotential gibt, so entschädigt das Telefon dafür doch mit einem erstaunlich guten Farbdisplay, erstklassigen Empfangseigenschaften und einem insgesamt sehr guten Klang. Das große Telefonbuch sowie die gute Konnektivität via Bluetooth, IrDA und USB und zahlreiche Multimedia-Merkmale lassen das 6230i zu einer guten Wahl sowohl für Viel- als auch für Normaltelefonierer geraten. Wer mit der kleinen Tastatur zurechtkommt, wird damit auch Kurznachrichten und E-Mail schreiben können.


    Ob das 6230i an den schon beinahe überwältigenden Erfolg seines Vorgängers anknüpfen kann, bleibt angesichts erstarkter Konkurrenz (vor allem K750i/D750i von SonyEricsson) abzuwarten. Empfehlen kann ich das Nokia 6230i dennoch. Ähnlich wie der VW Golf, der auch nicht in allen Einzeldisziplinien das Maß aller Dinge darstellt, aber in zahlreichen Tests immer wieder bewiesen hat, daß es kein anderes Auto in seiner Klasse gibt, das eine so gelungene Mischung positiver Eigenschaften bietet, legt auch das 6230i die Meßlatte in der Klasse der kompakten Multimedia-Telefone sehr hoch.


    Nachstehend habe ich meine persönliche Bewertung nach Einzelkategorien aufgeführt. So kann sich jeder Interessent die Kriterien heraussuchen, die ihm selbst wichtig sind und seine eigene Gewichtung vornehmen.


    1. Verpackung / Lieferumfang: 80 %
    2. Gehäuse / Tastatur: 80 %
    3. Display / Menü: 90 %
    4. Signalempfang: 90 %
    5. Klangqualität: 95 %
    6. Handhabung / Bedienungsanleitung: 90 %
    7. Telefonbuch / Organizer: 90 %
    8. Mitteilungen: 80 %
    9. Mobiles Internet: 70 %
    10. Konnektivität: 80 %
    11. Medien: 80 %
    12. Kamera: 70 %
    13. Ausdauer (Akku): 70 %
    14. Sonstiges: 80 %

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Synchronisieren


    Hi, hervorragender Beitrag, hab ihn mit Interesse gelesen, da ich für meine Frau evt. ein 6230i kaufen will.
    Bin etwas unsicher, vielleicht hättest du einen Tip für mich:
    Die zweitwichtigste Funktion des neuen Telefons (nach normalen telefonieren) sollte sein, daß ich es mit meinem 6600 via PC (Kalender/Termine!!!) synchronisieren kann.
    Hab Laptop mit BT, Outlook 2000, PC-Suite (Version ?).
    Mit Müh und Not und Dank Hilfe dieses Forums konnte ich die Verbindung Laptop-6600 einrichten.
    Kann ich nun mit dieser bestehenden Konfiguration (an der ich nichts ändern möchte) das 6230i mit dem Laptop und Outlook 2000 synchronisieren oder stehen die Chancen schlecht?
    Was meinst Du?

    Grüße von Ottel

  • Super Bericht, vielen Dank!!
    1) Der 2fache Zoom der Kamera --> heißt aber das ich nur im Nachhinein die Nilder am Display zoomen kann, oder auch schon bevor ich das Bild mache?
    Glaube beim 6230 wars doch nur im nachhinein einmal zoombar, oder?
    2) Hast du mal ein Video von deinem alten 6230 dort abgespielt? In anderem Threads steht ja, dass das Video häufig ruckelt... und das Menü langsamer ist als beim 6230...
    Grüße!

  • Re: Erfahrungsbericht Nokia 6230i - Multimedia-Zwerg mit echten Telefonqualitäten


    Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989
    Erfahrungsbericht Nokia 6230i


    bis zu 10 Rufnummern pro Eintrag, mindestens zwei postalischen Adressen, E-Mail-Adressen, Homepage sowie Notizen lassen sich speichern.


    Danke für den gelungenen Bericht !


    Frage: Wie kannst Du bis zu 10 Rufnummern pro Eintrag speichern ? Bei mir ist nach dem 5. voll !

    Gruß aus Tirol


    Samsung Galaxy S mit JPH Froyo
    Nokia X6 Dark Black V 21.0.004
    Nokia 6600is V 36.60

  • Zitat

    Original geschrieben von mager-man
    Super Bericht, vielen Dank!!
    1) Der 2fache Zoom der Kamera --> heißt aber das ich nur im Nachhinein die Nilder am Display zoomen kann, oder auch schon bevor ich das Bild mache?
    Glaube beim 6230 wars doch nur im nachhinein einmal zoombar, oder?


    Du kannst bereits vor der Aufnahme eines Bildes die Zoomfunktion benutzen; dies ist beim 6230i neu hinzugekommen. Dagegen stand die Zoomfunktion bei der Anzeige eines Bildes bereits beim Vorgänger zur Verfügung.



    Zitat


    2) Hast du mal ein Video von deinem alten 6230 dort abgespielt? In anderem Threads steht ja, dass das Video häufig ruckelt... und das Menü langsamer ist als beim 6230...
    Grüße!


    Beim 6230 ohne i ruckelten größere Videodateien beim Abspielen viel mehr als beim neuen Modell. Dafür war beim 6230 das Menü schneller.


    Viele Grüße,
    HD

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Re: Re: Erfahrungsbericht Nokia 6230i - Multimedia-Zwerg mit echten Telefonqualitäten


    Zitat

    Original geschrieben von Mike7
    Danke für den gelungenen Bericht !


    Frage: Wie kannst Du bis zu 10 Rufnummern pro Eintrag speichern ? Bei mir ist nach dem 5. voll !


    Bei mir auch, ich habe den Beitrag entsprechend korrigiert. (Manchmal sollte sich der Verfasser eines Beitrages doch die Mühe machen, sein Geschreibsel vor der Veröffentlichung noch einmal durchzulesen :-)


    Danke für den Hinweis und viele Grüße
    HD

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!