Thema Bewerbung: Darf man bei Frage nach aktuellem Gehalt lügen?

  • Hallo,


    kennt sich da jemand aus: Darf man, wenn man im Vorstellungsgespräch nach seinem aktuellen Gehalt gefragt wird, lügen/schummeln?


    Hesse/Schrader (bekannte Autoren von Bewerbungsbüchern) schreiben in einem ihrer Bücher "... Andererseits sitzt Ihnen weder ein Finanzbeamter der Steuerfahndung gegenüber, noch Ihr Steuerberater, so daß Sie sehr wohl etwas großzügiger und weniger präzise aufrunden können." (Quelle: Hesse/Schrader: Das perfekte Vorstellungsgespräch, 2004, S. 100)



    Wenn man eingestellt wird, kann der neue Arbeitgeber dann irgendwie herausbekommen, was man vorher wirklich verdient hat?


    Könnt ihr was zu der Thematik sagen?


    Brazzo

    FCB forever No. 1


    "Ein freundliches Wort kostet nichts und ist doch das schönste Geschenk." [Daphne du Maurier (1907 - 89), engl. Schriftstellerin]


    Geht der Reichtum der Welt zu Grunde, dann stirbt die ROLEX zuletzt.

  • Naja, zu unterscheiden sind zum einen Fragen, die der AG nicht stellen darf und Fragen, die der AN nicht zu beantworten braucht (Notlüge).


    Dein Fall ist da etwas schwierig, so wie Hesse/Schrader es auch beschreiben. Was spricht denn gegen eine richtige Angabe des Gehalts? Du wirst sicher vorher nach deinen Gehaltsvorstellungen gefragt werden.


    Natürlich kann ein AG "über drei Ecken" herausbekommen, was du verdient hast. Ich denke aber kaum, dass es für dich Konsequenzen haben könnte, wenn du im VG etwas anderes angegeben hast (bedenke aber auf jeden Fall das "großzügig aufrunden" von Hesse/Schrader!)


    greetz,
    autares

  • Kann mir nicht vorstellen, dass Du jemals nach Deinem vorigen Gehalt gefragt wirst??
    Klar, fragen Sie Dich nach Deinen Vorstellungen ... aber sonst: nee


    Allenfalls, wenn man irgendwo als Geschäftsführer anfängt, könnte es sinnmachen, das alte Gehalt als Indikator hinzuziehen. Aber bei jüngeren Leuten sollte diese Frage nicht aufkommen.


    Wozu auch??
    Das Du mit knapp 30 Jahren (wahrscheinlich) bisher noch keine 100.00 € pro Jahr verdient hast, können die sich auch ausrechnen...


    Andreas

    Eine Smith & Wesson übertrumpft vier Asse

  • Früher konnte man das Gehalt beim alten AG auf der Lohnsteuerkarte des Arbeitnehmers einigermaßen genau ausrechnen...

    Johnny
    just enjoy it! - meet Johnny B. & friends at the DJFactory
    ----------------------------------


    Ich mag keine Brummschlümpfe...

  • Eine Frage nach dem früheren Gehalt braucht nicht beantwortet werden. Insofern ist auch eine falsche Beantwortung der Frage grundsätzlich möglich.


    Die eigentliche Überlegung ist allerdings wie sinnvoll es ist eine Beantwortung der Frage abzulehnen.


    Ich habe mich seinerzeit aus der Affaire gezogen indem ich gesagt habe daß ich mich mit dem neuen Job (dessen genaue Bezahlung mir bekannt war) verbessern würde. Eine konkrete Antwort auf die Frage nach meinem bisherigen Gehalt hätte ich nicht geben wollen (können), aber das hatte damals spezielle Gründe.


    Generell sehe ich nämlich nicht was an der Auskunft über das bisherige Gehalt so sehr geheim sein muß. In Deutschland wird darum immer ein unsinniger Affentanz gemacht.
    Ich kann noch verstehen daß man in der Nachbarschaft oder sonstwo nicht mit seinem Gehalt prahlt weil hier in D schnell eine Neid-Diskussion angezettelt wird.


    Gegenüber einem potentiellen Arbeitgeber kann ich die Geheimniskrämerei aber nicht ganz nachvollziehen. Langfristig ist doch eher interessant was man bei der neuen Stelle verdienen wird - und dieses Thema wird ja garantiert besprochen.


    Also denk nochmal darüber nach WARUM Du denn so eine Geheimnistuerei um die alte Bezahlung machen willst. Gibt es dafür überhaupt einen handfesten Grund?


    Egal was Du beim alten Arbeitgeber verdient hast oder was Du beim neuen erwartest - im einen Fall argumentierst Du daß die Gehaltsverbesserung ein Grund für den Arbeitsplatzwechsel war (dann haste da nämlich auch gleich ein gutes, zusätzliches Argument - aber laß es bitte nicht das einzige sein!) oder bei einer Verschlechterung führst Du an daß die besseren Entwicklungsmöglichkeiten, die Sicherheit des Arbeitsplatzes, die interessantere neue Tätigkeit blablablablabla eine geringfügige Einbuße im Gehalt aufwiegen.


    Insofern würde ich bei der Frage nach dem bisherigen Gehalt locker reagieren. Wo Du klar sagen kannst/solltest daß Du keine Antwort geben möchtest ist wenn zu intime Dinge gefragt werden, die in einem Vorstellungsgespräch grundsätzlich gar nichts zu suchen haben.


    Dann sammelst Du entweder Punkte weil man daran erkennt daß Du dich nicht für jeden Unsinn hergibst und gemäß Deiner Prinzipien standfest bist - oder Du selber erkennst daß hier ein AG am Werk ist, der dich auf unverschämte Weise durchleuchten möchte und für den man besser nicht tätig werden sollte.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • hallo,


    ich hatte das problem auch mal, dass genannte gehalt lag in der höhe des bisher verdienten... ich habe dann bei meinem gehalt etwas dazu erfunden und wir einigten uns in der mitte.


    leider hat mich der ortswechsel (550 km) dann doch abgeschreckt und ich habe es sein lassen.... :( naja, wer weiss wozu es gut war.


    edit: oooh, mein 888 beitrag. ich geb einen aus :)

    "Sind das die Nazis, Walter? – Nein, Donny… Diese Männer sind Nihilisten! Du brauchst keine Angst zu haben…"

  • Hi,


    oft sind altes Gehalt und neues derart schwer zu vergleichen, weil sich Leistungen unterscheiden beim alten Gehalt Boni variabel waren, ein Dienstwagen beim neuen Job fuer privat zur Verfuegung steht, der Arbeitsweg anders ist, die Kantine billiger, Ueberstunden auf einmal nicht mehr bezahlt ....


    Es lassen sich fast immer Gruende finden, einen Gehaltsschritt (nach oben und nach unten) zu begruenden.


    Fuer mich ist eine Arbeitsstelle etwas langfristiges, wo ich genau schaue, es voellig in Ordnung finde, dass mein zukuenftiger Arbeitgeber genau schaut (am besten auch die zukuenftigen Kollegen), und wo ich vielleicht sogar ein Problem haette mit einer Luege anzufangen (von dem Aufrunden mal abgesehen).


    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es derart schwierig ist, fuer bestimmte Sachen Spezialisten zu finden, dass es normalerweise nicht am Gehalt scheitert (es kommt natuerlich vor, aber nur selten). Viele Personaler und Personalverantwortliche sehen darin nicht mehr als eine Rahmengroesse.


    cu
    XlF

  • Ich frag mich immer, ob ich solche Arbeitnehmer bräuchte die schon beim Beginn eines Arbeitsverhältnisses schummeln.


    Ehrlichkeit wärt immer noch am längsten und das Risiko würd ich nicht eingehen. Sag einfach, dass dein altes Gehalt nichts zur Sache tut, da es mit der jetztigen (neuen) Stelle nicht vergleichbar wäre und versuche auf diesem Weg die Gehaltsverhandlungen anzustoßen, und frag sie welche Vorstellungen sie haben - danach sagst du deine und ihr diskutiert das.


    Dafür brauch man nicht lügen, nur den Mut solche Dinge richtig anzusprechen.

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    Ich frag mich immer, ob ich solche Arbeitnehmer bräuchte die schon beim Beginn eines Arbeitsverhältnisses schummeln.


    Ehrlichkeit wärt immer noch am längsten und das Risiko würd ich nicht eingehen. Sag einfach, dass dein altes Gehalt nichts zur Sache tut, da es mit der jetztigen (neuen) Stelle nicht vergleichbar wäre und versuche auf diesem Weg die Gehaltsverhandlungen anzustoßen, und frag sie welche Vorstellungen sie haben - danach sagst du deine und ihr diskutiert das.


    Dafür brauch man nicht lügen, nur den Mut solche Dinge richtig anzusprechen.


    Und ich frag mich immer warum Arbeitgeber die wirtschaftliche Situation masslos ausnutzen müssen, und gut ausgebildete Fachkräfte fürn Hungerlohn abspeisen wollen. Mag sein dass du da anders denkst, aber das tut die Mehrheit halt nicht wenns darum geht Personalkosten einzusparen.


    Wenn man als Arbeitnehmer schon das Glück hat ein bisschen pokern zu können, dann sollte das auch ausgenutzt werden. Nimm was du kriegen kannst und "runde" etwas auf. Die Möglichkeit würde ich mir nicht entgehen lassen.


    Gruß
    Dimi

  • Zitat

    Original geschrieben von dimi375
    Wenn man als Arbeitnehmer schon das Glück hat ein bisschen pokern zu können, dann sollte das auch ausgenutzt werden. Nimm was du kriegen kannst und "runde" etwas auf. Die Möglichkeit würde ich mir nicht entgehen lassen.


    Aber das kann man doch auch anders. Es ist ja nicht so, dass ich nicht pokern würde, aber eben auf eine andere Weise.


    Im übrigen, versteh mich nicht falsch, aber keiner will gerne beschissen oder angelogen werden - trotzdem macht es jeder. Irgendwie doch konfus, man erwartet Ehrlichkeit, aber bei anderen (sei es Staat, Arbeitgeber) wird beschissen.

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