Bundestagswahl 2005

  • Zitat

    Original geschrieben von Sencer
    Und dir fällt da kein Widerspruch auf? D.h. die Superverdiener müssen weniger Steuern zahlen, und ziehen daher mit ihrem Geld nicht ins Ausland. Gleichzeitig müssen dieselben Leute durch den Wegfall von Steuervergünstigungen mehr bezahlen. Hmmm, klingt irgendwie widersprüchlich - entweder bezahlen sie mehr oder sie bezahlen weniger.


    Und hier genau ist ja das Mißverständnis. Es gibt heute nunmal in hohen Einkommensbereichen eine hohe Diskrepanz zwischen dem, was ein Bezieher hoher Gewinne oder Einkommen nach seinem eigentlichen Steuersatz zahlen müßte und dem, was er wirklich zahlt. Warum? Weil man mit hohen Einkommen nunmal eine hohe "Manövriermasse" hat, die es erlaubt Abschreibungsmöglichkeiten und andere sog. "Steuerschlupflöcher" (was für ein dämlicher Begriff übrigens, schließlich sind das in aller Regel bewußt gestaltete Lenkungssteuerregelungen, die bewußt geschaffen wurden, um ein bestimmtes Verhalten der Steuerzahler herbeizuführen...).


    Prinzipiell bin ich ja auch durchaus ein Anhänger von Lenkungssteuern, da es im Vergleich zu gesetzlichen Zwängen und Verboten die weniger eingreifende Art ist, den Bürger dazu zu bringen das zu tun, was volkswirtschaftlich sinnvoll oder auch nur politisch gewollt ist. Aber wie gesagt, nur prinzipiell - denn in der Realität ist das nunmal ein Rennen zwischen Hase und Igel, da ein solches Dickicht von Regelungen notwendig immer Möglichkeiten zur Ausnutzung und am Ende Pervertierung gut gemeinter Regelungen schafft (Schiffsfonds, geschlossene Immobilienfonds - es gibt unzählige Investitionsmöglichkeiten, die rein wirtschaftlich Schwachfug sind, sich aber auf Grund der steuerlichen Regelungen auf einmal am Ende lohnen).


    Ergo: das Prinzip Lenkungssteuern und damit verknüpft der Versuch, steuerliche "Gerechtigkeit" dadurch zu schaffen, dass man versucht möglichst viele Einzelfälle zu erfassen hat sich als theoretisch gut, aber praktisch nicht durchführbar erwiesen (hatten wir das oben nicht schonmal bzgl. einer anderen Utopie? :D Aber lassen wir das...)


    Konsequenz: Not tut eine radikale Vereinfachung des Steuerrechts, die mit einem Kurieren an Symptomen nicht zu erreichen ist, sondern nur mit einem komplett neuen Einkommenssteuerrecht. Soweit so absolut richtig, was Prof. Kirchhof dort vorschlägt. Ob das Resultet dann ein linearer Steuersatz von 25% sein sollte mit entsprechenden Freibeträgen pro Person, oder ein Stufensteuersatz 15%/25%/35% ist dabei noch ein ganz anderes Thema.


    Insofern ist der oben behauptete Widerspruch nicht wirklich einer - nur leider ist die Wirklichkeit selten so einfach wie eine Milchmädchenrechnung, und von daher nicht in einem Bildzeitungsartikel oder einer Sabine-Christiansen-Show mit 4 Sätzen unterzubringen. Man müßte sich intensiv mit der Materie befassen, oder zumindest klugen Köpfen wie Frieder Merz zuhören (Ich war ja völlig verblüfft, dass einige Talkshows den wieder ausgegraben haben und andererseits ihm von Angie nicht der Mund verboten wurde...). Aber das ist von Seiten der Wähler verdammt aufwändig (und wird daher von den wenigsten betrieben), und außerdem von Seiten der zu Wählenden ökonomisch unsinnig, da ja jede Stimme gleich viel zählt, und es daher einfacher ist gut klingende Phrasen zu dreschen, die zumindest gut klingen (die wirklich interessierten Bürger ignorieren den HokusPokus eh und begeben sich auf direktem Weg zu den aussagekräftigen Informationen).


    Und dies führt uns am Ende des Monologs wozu? Zum guten alten Herrn Schiller (Friedrich, nicht Karl): „Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen, der Staat muß untergehen, früh oder spät, wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet“ (Fürst Sapieha in "Demetrius"). Wie weise... :rolleyes::D

    Die Mehrheit? Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen'gen nur gewesen. Bekümmert sich ums Ganze, wer nichts hat? Hat der Bettler eine Freiheit, eine Wahl? Er muss dem Mächtigen, der ihn bezahlt, um Brot und Stiefel seine Stimm verkaufen. Man soll die Stimmen wägen und ncht zählen; Der Staat muss untergehn, früh oder spät, wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.
    (Friedrich Schiller, Demetrius)


  • Hab das hier gefunden:


    http://www.mdr.de/presse/fernsehen/2132824.html

  • Zitat

    Original geschrieben von Boogieman
    Bayern
    Es ist meines Wissens Fakt, daß Bayern, BaWü und IMHO Hessen die einzigen Bundesländer sind, die diesen Länderausgleich zahlen. Alle anderen Länder kassieren nur. Von daher kann das bayerische Prinzip nicht komplett verkehrt sein. Ob es sich auf ganz Deutschland ummünzen läßt weiß ich nicht.

    Es lässt sich nicht ummünzen weil die Menschen im Süden - egal ob BaWü, Bayern oder Triol - eine ganz andere Mentalität und Einstellung haben wie die im Norden. Die Ost-Bewohner sind wiederum nochmals ganz anders.

    Zitat

    Sprit
    Ich frage mich seit langem, warum das Bundeskartellamt nie bei den Spritpreisen handelt. Es ist mehr als offensichtlich, daß hier Absprachen stattfinden oder stattfanden.

    Weil wir Grüne in der Regierung haben denen es Spaß macht uns zu quälen. Die wollen doch das wir unsere Freunde verlieren und keine Freude mehr am Leben haben - Hauptsache dem Wald geht's gut... :flop:

    Zitat

    Kündigungsschutz
    Es ist egal ob Jung oder Alt! Das mal vorweg. Klar hat ein älterer Mensch geringere Chancen auf einen neuen Job.

    Das muss man aber differenzierter sehen, das kommt ganz auf die Branche an. Beim Eingangssatz stimme ich Dir allerdings zu. Kündigungsschutz weg (zumindest für Berufe wo man sich nicht viel in Vorgehensweise der Firma einarbeiten muss) ist der einzige Weg zu mehr Jobs, das habe ich aber an anderer Stelle schon erklärt.

    Zitat

    Sozialversicherung
    Der Soli gehört endlich abgeschafft. Es macht zwar nicht soviel aus im Monat aber vom Prinzip her geht es 15 Jahre nach der Wende einfach nicht mehr.

    Vor allem ist er absolut ungerecht. So eine Abgabe wäre sozial und gerecht wenn Menschen oder Tiere wirklich nach einer Seuche, einem Krieg oder Naturkatastrophe von Tod bedroht werden würden - das ist aber definitiv nicht der Fall, die Summe wird zu purem Luxus verwendet!

    Zitat

    Die Kranken-, Plege- und Rentenversicherung ist eine der größten Ungerechtigkeiten in diesem Land. Ich bezahle immer mehr für eventuelle Krankheitskosten (ich gehöre zu denen, die glücklicherweise fast nie krank sind), bekomme aber immer weniger Leistung.

    Das ungerechte an der KV ist, daß das kinderlose Single (das vielleicht auch leidet und Depressionen hat weil es alleine ist) in der GKV die gleiche Summe bezahlt wie der glückliche Familierenvater der seine Kinder kostenlos (bzw. auf Kosten der Singles) mitversichert! :( :flop:

    Früher konnte man Drachen töten und durfte dann eine Jungfrau heiraten -
    heute gibt's keine mehr und man muss den Drachen heiraten :-(

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    Original geschrieben von DeusExMachina
    Und hier genau ist ja das Mißverständnis. Es gibt heute nunmal in hohen Einkommensbereichen eine hohe Diskrepanz zwischen dem, was ein Bezieher hoher Gewinne oder Einkommen nach seinem eigentlichen Steuersatz zahlen müßte und dem, was er wirklich zahlt.


    Das ist mir bewußt. Dein monolog zeiht vollkommen an dem vorbei was ich geschrieben habe.


    Mir ging es dabei darum wie sich das gesamte Steueraufkommen verändern wird, und wer die Unterschiede letztendlich tragen wird. Der Grund warum manche die "Flattax" befürworten ist, dass in der Diskussion suggeriert wird, dass sie es für alle billiger macht, und in der Summe trotzdem mehr zusammen kommt.


    Letztendlich wird aber das was real umgesetzt wird entweder genau dem entsprechen was bspw. auch Rot-Grün gemacht hat: Einige Steuervergünstigungen entfernen und im Gegenzug den nominellen Höchststeuersatz senken, die Lohnnebenkosten senken und dann hoffen, dass der Aufschwung hoffen tlich Mehreinnahmen bringt, welche die Mindereinnahmen durch Steuersenkungen aufwiegt. Oder schlimmstenfalls werden irgendwelche Bevölkerungsteile werden sogar mehr Steuern bezahlen (je nachdem was so alles umgesetzt wird). Achja und sparen durch Bürokratieabbau, auch so ein Evergreen der Wahlversprechen.

    "That's not a hair question. I'm sorry." - 01/31/07 - Never forget!

  • Zitat

    Original geschrieben von Goodzilla
    Das ungerechte an der KV ist, daß das kinderlose Single (das vielleicht auch leidet und Depressionen hat weil es alleine ist) in der GKV die gleiche Summe bezahlt wie der glückliche Familierenvater der seine Kinder kostenlos (bzw. auf Kosten der Singles) mitversichert! :( :flop:


    Das ist in der GKV gerade das gerechte. Die Möglichkeit seine Kinder kostenlos in die FAMI unterzubringen, in einem Lebensabschnitt in welchem die Belastungen für Familien ohnehin schon so hoch sind, sollte man nicht kritisieren, sondern dankbar dafür sein. Spätestens wenn du Papa wirst und nur ein Gehalt zur Verfügung steht, wirst du merken wie wichtig diese Versicherung ist. Und auf Kosten der Singles wird schonmal garnichts abgewälzt. Es belastet die gesamte Solidargemeinschaft. Ich weiss nicht warum viele denken, dass Singles meistens junge, gesunde und gutverdienende Menschen sind.


    Gruss

  • Re: Re: Re: Re: Re: Re: für dumm verkauft


    Zitat

    Original geschrieben von Magnolia77


    Ähm wo lebst Du bitte? Manche scheinen mir hier etwas verwirrt zu sein.... :D


    Lies doch bitte das, was Du kommentierst, erst mal durch. Danke!


    Sollte die Zahl tatsächlich falsch sein, dann kannst Du gerne den SPIEGEL-Redakteuren, welche ich zitiert habe, Verwirrtheit vorwerfen.


    Allerdings macht Deine Art der Kritik wiederum deutlich: Eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Kirchhof-Modell ist auf der Seite des politischen Gegners derzeit nicht gewollt. Man versucht stattdessen, den Blickpunkt auf Nebenschauplätze zu lenken (z.B. auf sein angeblich erzkonservatives Familienbild) oder macht seine Kritik an hierfür völlig ungeeigneten Punkten fest, nämlich:


    Erstens: Wenn Du Dich so sehr an der Nennung der Krankenschwester im Beispiel störst, dann ersetze sie durch einen Beruf, in dem man unstreitig 36.000 EUR verdient. Am Ergebnis zum Vorteil des Kirchhof-Modells dürfte sich wenig ändern.


    Zweitens: Wenn Dich die Gehaltsangabe so sehr stört, dann ersetze die 36.000 EUR durch eine geringere Summe. Vorgerechnet z.B. im Handelsblatt:


    => http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1094079


    Auch hier bringt das Kirchhof-Modell also eine Entlastung. Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern mit geringem Einkommen zahlt z.B. gar nichts mehr!


    Ergebnis: Bisher glänzt Du in dieser Frage mit einer äußerst schwachen und inhaltsleeren Argumentation. Kann man Dir aber kaum verübeln - der Kanzler und seine Genossen machen es derzeit ja vor.


    @ Brainstorm: Der SPIEGEL-Artikel war meines Wissens nur in der Printausgabe.

  • Zitat

    Original geschrieben von Goodzilla
    Das ungerechte an der KV ist, daß das kinderlose Single (das vielleicht auch leidet und Depressionen hat weil es alleine ist) in der GKV die gleiche Summe bezahlt wie der glückliche Familierenvater der seine Kinder kostenlos (bzw. auf Kosten der Singles) mitversichert! :( :flop:


    Dafür bezahlen dem seine Kinder später die Rente für den Single. Daher ist das für mich absolut in Ordnung. Und das sage auch ich als Single (der das vermutlich lebenslang bleiben wird) :)

    **** Commodore 64 Basic V2 ****
    64K RAM System 38911 Basic Bytes Free
    READY.

  • Zitat

    Original geschrieben von Brainstorm
    Dafür bezahlen dem seine Kinder später die Rente für den Single. Daher ist das für mich absolut in Ordnung.


    Ich muss sagen, dass ich (als vermutlich (noch?) kinderloser) mit meinen "Zwangsabgaben" weitaus lieber Kinder in irgendeiner Art und Weise fördere - und sei es eben durch kostenlose Mitversicherung - als auch nur einen [Stammtisch]Sozialschmarotzer oder Arbeitsunwilligen das nächste Tankstellen-Pils zu subventionieren[/Stammtisch]. Leider sind diese nicht markiert, sodass die Leistungskürzungen der Empfänger zugunsten der Kinder eben pauschal durchgeführt werden müssen.

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