Bundestagswahl 2005

  • Zitat

    Original geschrieben von BigBlue007 Deine Aussage ist quasy (was`n Brüller :D ), dass die Menschen in der DDR alle keinerlei Ansprüche an ihr Leben hatten und sozusagen anspruchslos vor sich hin lebten.


    Ich glaube Du verstehst nicht, was ich geschrieben habe. Vielleicht solltest Du tatsächlich Deinen Opa fragen ;)


    Aber Fehlinterpretationen bekommen wir ja mittlerweile tagtäglich präsentiert, vielleicht liegts auch daran...

  • Da ich ein geduldiger Mensch bin, versuche ich meine Aussagen nochmal in einfachen Sätzen zusammenzufassen bzw. ausgelassene Gedankenschritte der Verständlichkeit halber einzufügen:


    In der DDR waren viele Menschen unzufrieden. Das lag daran, dass man in seiner Freiheit stark eingeschränkt wurde, in praktisch allen Lebensbereichen mischte sich die Partei ein. Wenn man sich diesem fremdbestimmten Leben nicht beugen wollte, bekam man Probleme.
    Manche fanden aber auch alles prima und freuten sich, dass sie sich eigentlich um nichts kümmern mussten, da alles der Staat für sie regelte. Dass sie nicht Reisen konnten und nur wenige der Dinge kaufen konnten, die es im Westen (bekannt aus Funk und Fernsehen) gab, störte sie nicht. Die Nachbarn hatten schließlich auch nichts. Die Parteibonzen wohnten woanders, mit denen hatte man als kleiner Genosse sowieso nichts zu tun.


    Die SED/PDS/WASG/Linkspartei rekrutiert momentan ihre Wählerschaft aus beiden Lagern: die zuletzt genannten sind die wirklich schlichten Gemüter (da wird mir auch BB samt Opa wohl zustimmen, oder ist selbst das unklar?). Die zuerst genannten sind heutzutage oft frustriert, weil neben den neuen Freiheiten auch neue Pflichten hinzukamen. Diese erinnern sich teilweise an die guten Seiten, die die DDR früher unzweifelhaft hatte gerne zurück. Die Nachteile werden ausgeblendet. Für Rattenfänger Gysi und Laffo sind diese gefundenes Fressen. Und genau diese Leute müssen zum Nachdenken gebracht und aufgerüttelt werden.


    Und ich sage aber auch deutlich, dass diejenigen, die die Situation in der ehemaligen DDR der heutigen Situation vorziehen, in meinen Augen nicht mit Intellekt gesegnet sind.


    Ist aber natürlich alles eine Frage der Ansprüche ans Leben, manch einer stellt höhere, andere dagegen begnügen sich mit weniger...

  • Zitat

    Das ist z.B. so eine urban legend. Das gabs natürlich, aber doch längst nicht in einem Übermaße. Ich kenne z.B. niemanden. Ich kenne auch niemanden, der jeweils von sowas betroffen gewesen wäre.


    Ich hab neulich ein Ehepaar kennegelernt, die aus dem Osten hier in den Westen gekommen sind um Arbeit zu finden. Ende nächsten Monats geht es wieder zurück.


    Ich hatte zum Beispiel den Eindruck, dass er von den beiden immer fleißig meckern konnte, über Politiker über Ausländer und über alle anderen denen es besser ging. Das hört sich jetzt stark nach Vorurteil an, aber dem war wirklich nicht so. An sich war er ein echt lieber Mensch, aber es hörte da auf, wo es nicht nach einer Schiene ablief sondern wo man frei wählen konnte (im übrigen die beiden sind um die 50-60 Jahre alt)Ich bin ganz Vorurteilsfrei rangegangen. Sie dagegen ist wirklich nett und macht mir keinen derartigen Eindruck (außer ihre weinerliche Art, die ich aber nicht auf die Herkunft zurück führe). Er dagegen hat die Schnauze voll, findet hier keine Arbeit und geht wieder zurück in den Osten (wo weit und breit keine Arbeit auf ihn wartet).


    Gruß,
    Dominik


    P.S. Die beiden oben genannten Kandidaten haben mir auch erzählt, das in ihrer Nachbarschaft später rauskam wer alles gespitzelt hat - so wenige waren es garnicht. Die meisten wissen es eben nur nicht, oder wollen es nicht wissen.

  • Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    In der DDR waren viele Menschen unzufrieden. Das lag daran, dass man in seiner Freiheit stark eingeschränkt wurde, in praktisch allen Lebensbereichen mischte sich die Partei ein.


    Nein, daran lag es nicht. Und das stimmt auch nicht. Auch das ist eine urban legend, dass sich die Partei überall eingemischt hat. Richtig ist, dass man Probleme bekam, wenn man öffentlich etwas gegen die Partei gesagt hat. Ansonsten hatte der durchschnittliche DDR-Bürger nicht so wahnsinnig viel mit Politik zu tun, und unzufrieden waren die meisten wegen der materiellen Engpässe.


    Du wirst jetzt wahrsch. als Nächstes sagen, dass Du all dies weißt, weil Du ja nach eigener Aussage viel im Osten unterwegs bist und Dir die Leute "drüben" das so erzählt haben. Von woanders her kannst Du es ja eigentlich auch nicht wissen. In diesem Falle erwieder ich dann schon mal vorab, dass Du entweder hauptsächlich mit den - wenigen - Leuten im Osten sprichst, die wirklich echte Repressalien aus politischen Gründen erleiden mussten, oder aber Du halt einfach einen vom Pferd erzählst... ;)


    Zitat

    Manche fanden aber auch alles prima und freuten sich, dass sie sich eigentlich um nichts kümmern mussten, da alles der Staat für sie regelte. Dass sie nicht Reisen konnten und nur wenige der Dinge kaufen konnten, die es im Westen (bekannt aus Funk und Fernsehen) gab, störte sie nicht. Die Nachbarn hatten schließlich auch nichts. Die Parteibonzen wohnten woanders, mit denen hatte man als kleiner Genosse sowieso nichts zu tun.


    Stimmt - genauso ist es. So haben in der Tat viele gedacht. Und damit komme ich wieder zurück zu einem meiner vorherigen Postings: Ich spreche hier ja nicht in allen Punkten von mir selbst und meinen Ansichten. Im Gegenteil - in mancherlei Hinsicht regt mich das Dauergejammere einiger meiner ehemaligen Landsleute genauso, als wäre ich ein urbaner Wessi. Allerdings meine ich damit eher die Leute, denen es heute wirklich besser geht, die Arbeit haben, und die trotzdem meckern.


    Angesichts der z.T. horrenden Arbeitslosenquoten von in manchen Gegenden mehr als 25% macht man es sich jedoch zu einfach, wenn man davon ausgeht, dass die ganzen Arbeitslosen im Osten nur deshalb keine Arbeit haben, weil sie früher nicht gelernt haben, selbständig zu sein. Das ist bei Manchen mit Sicherheit der Fall, aber natürlich nicht bei allen.

    Zitat

    Die SED/PDS/WASG/Linkspartei rekrutiert momentan ihre Wählerschaft aus beiden Lagern: die zuletzt genannten sind die wirklich schlichten Gemüter (da wird mir auch BB samt Opa wohl zustimmen, oder ist selbst das unklar?). Die zuerst genannten sind heutzutage oft frustriert, weil neben den neuen Freiheiten auch neue Pflichten hinzukamen. Diese erinnern sich teilweise an die guten Seiten, die die DDR früher unzweifelhaft hatte gerne zurück. Die Nachteile werden ausgeblendet. Für Rattenfänger Gysi und Laffo sind diese gefundenes Fressen. Und genau diese Leute müssen zum Nachdenken gebracht und aufgerüttelt werden.


    Du vergisst eine dritte Gruppe: Die, die ich oben nannte. Menschen, die durchaus arbeiten wollen und auch können, die sich hunderte Male beworben haben, die Fortbildungsmaßnahmen bis zum Abwinken besuchen und trotzdem nicht arbeiten können, weil es halt im Osten einfach zu wenig Arbeit gibt.


    Und das mit dem Wachrütteln ist auch so eine Sache... Muss man nicht auch umgekehrt fragen, warum ein Stoiber - um wieder zum Thema zu kommen - sich offenbar nicht fragt, warum es im Osten tatsächlich so viele Menschen zu geben scheint, die sich die alten Verhältnisse zurückwünschen? Dass Protest wählen der falsche Weg ist, da sind wir uns einig. Es ist aber mit Sicherheit auch der falsche Weg, sich als Politiker hinzustellen und die Leute einfach alle pauschal für dumm zu halten, anstatt sich - so wie z.B. hier jetzt in diesem Thread - Gedanken darüber zu machen, warum Menschen offenbar willens sind, auf manche Segnung des Westens zu verzichten, solange es ihnen nur wirtschaftlich wieder besser geht.


    Dabei dürfte gerade DAS ja im kapitalistischen Westen niemanden wundern, denn wie bereits gesagt ist DIE Antriebsfeder des Kapitalismus ja gerade eben das Streben nach bestmöglichen persönlichen - und nicht etwa politischen - Verhältnissen. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass die Tatsache, dass der Kapitalismus i.d.R. mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung einhergeht, eher so eine Art historischer Automatismus ist. Würde man im Westen die Leute fragen, ob sie lieber in Deutschland bettelarm oder in China steinreich leben wollen würden - ich wäre mir nicht so sicher, dass wirklich alle hierblieben... :D:D

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • ...und damit kommen wir zu dem, was Stoiber gesagt hat, und was ich so auch unterschreiben würde:
    nämlich dass es nicht angehen kann, dass eine Minderheit am unteren sozialen Rand die kommende Bundestagswahl entscheidet.
    Dass er nicht über Möglichkeiten, die Stuation dieser Leute zu verbessern gesagt hat, ist klar; aber darum geht es hier auch gar nicht.

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    [...]Er dagegen hat die Schnauze voll, findet hier keine Arbeit und geht wieder zurück in den Osten (wo weit und breit keine Arbeit auf ihn wartet).


    Aber genau das ist der springende Punkt dieser ganzen Diskussion. Die meisten Ossis sie was auf dem Kasten haben sind in den Westen gegangen, haben Arbeit gefunden und sind mehr oder wenig glücklich. Die die keinen derartigen Antrieb haben, sind zurück in den Osten (oder dort geblieben) und schieben Frust. Genau darauf bezog sich auch Stroibers Zitat.


    Meiner Meinung nach hat er den Nagel voll auf den Kopf getroffen, auch wenn er dies vielleicht nicht auf dem richtigen Podest zur Sprache gebracht hat.


    Weiter bin ich auch der Meinung, dass es sehr wohl deutliche Unterschiede in der Intelligenz der Bevölkerung der einzelnen Bundesländer gibt. Es liegt ja in der Natur der Sache, dass ein wirtschaftich starkes Bundesland auch entsprechende Topp-Leute anzieht und diese dann zwangsläufig konzentriert. Das Ergebnis einer PISA Studie drückt dann ja nicht nur die Intelligenz der Ur-einwohner aus, sondern einen Mix mit zugewanderten Menschen.


    Die DDR war zweifelsfrei ökologisch und ökonomisch nicht tragbar, deshalb find ich es auch müsig über irgendwelche im System versteckten Vorteile zu diskutieren. So eine Diskussion lässt sich nämlich über jedes noch so zweifelhafte System führen (z.B. das dritte Reich).

    Gruss HK


    Manche mögens Heinz...

  • Zitat

    Original geschrieben von Schlueten
    ...und damit kommen wir zu dem, was Stoiber gesagt hat, und was ich so auch unterschreiben würde:
    nämlich dass es nicht angehen kann, dass eine Minderheit am unteren sozialen Rand die kommende Bundestagswahl entscheidet.


    Da sind wir dann schon eher bei 1933: Menschen, die am unteren sozialen Rand leben, sollen nicht wählen. Damals mussten die Juden raus, heute sollen die Ossis nicht wählen. Sehr geil... :rolleyes:


    Abgesehen davon entscheidet ein Fünftel der Bevölkerung rein rechnerisch schlechterdings die Bundestagswahl. Sie verhindert allenfalls, dass die Union das Ding gewinnt, weil die Leute im Osten die Union nicht in dem Maße wählen, wie sie es wohl sollten. Woran nunmehr die Union selbst eine nicht unwesentliche Teilschuld zu tragen hat... ;)


    Zitat

    Original geschrieben von Heinz Ketchup
    Aber genau das ist der springende Punkt dieser ganzen Diskussion. Die meisten Ossis sie was auf dem Kasten haben sind in den Westen gegangen, haben Arbeit gefunden und sind mehr oder wenig glücklich. Die die keinen derartigen Antrieb haben, sind zurück in den Osten (oder dort geblieben) und schieben Frust. Genau darauf bezog sich auch Stroibers Zitat.


    Das heißt im Umkehrschluss, dass alle aus dem Osten in den Westen ziehen sollen, nicht wahr?


    OK, an dieser Stelle sollte ich das Maul nicht zu weit aufreißen - habe es ja selbst auch so gemacht (wobei es bei mir so war, dass ich durchaus noch im Osten mit Arbeiten angefangen habe und erst danach - quasi aus Karrieregründen - in den Westen gezogen bin). Trotzdem: Das Ausbluten des Ostens ist halt für viele Menschen dort auch nicht so recht hinzunehmen, und ich kann nicht verhehlen, dass ich es auch persönlich nicht unbedingt für die optimale Lösung halte, dass jeder, der arbeiten will, in den Westen ziehen muss.

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • Zitat

    nämlich dass es nicht angehen kann, dass eine Minderheit am unteren sozialen Rand die kommende Bundestagswahl entscheidet.


    Aus dieser Meinung spricht doch die absolute Ignoranz, die noch viel gefährlicher ist als eine Protestwahl.


    Diese untere soziale Schicht ist Teil unserer Bevölkerung. Diese Menschen sind nicht da wo sie sind, weil sie es toll finden. Diese Menschen haben verdient, dass man sich um sie kümmern, dass man ihre Sorgen versteht.
    Wir können nicht so tun als wären das nur dumme Irre.


    MfG

  • Zitat

    Original geschrieben von BigBlue007
    Da sind wir dann schon eher bei 1933: Menschen, die am unteren sozialen Rand leben, sollen nicht wählen. Damals mussten die Juden raus, heute sollen die Ossis nicht wählen. Sehr geil... :rolleyes:


    Der Vergleich hinkt ja wohl hinten und vorne. Wenn einem die Argumente ausgehen die alte "Judennummer" auzupacken halte ich für einen mehr als schlechten Stil. :flop:

    Gruss HK


    Manche mögens Heinz...

  • War mehr so eine Anspielung auf quasy, der ja vorhin schon die "1933-Keule" ausgepackt hatte... :D


    Aber egal - Deine Äußerung ist trotzdem unerträglich. Egal an welchem sozialen Rand jemand lebt: In einer Demokratie kann er wählen, und zwar das, was er will. Ihr könnt Euch nicht einerseits darüber aufregen, dass es im Osten offenbar Leute gibt, die sich die alten Verhältnisse zurückwünschen, und andererseits darüber, wenn diese Leute die Möglichkeiten "Eures" Systems nutzen.


    Wenn Gysi und Co. so gefährlich sind, dann sollen die Parteien halt einfach verboten werden. Solange das nicht passiert, solange also der Staat nicht der Ansicht ist, dass eine Partei der demokratischen Grundordnung widerspricht, solange muss man sie wählen können. So ist das nunmal mit "Eurer" Demokratie - vielleicht hätte man Euch damals in der Schule mehr über die Grundsätze Eurer eigenen Gesellschaft vermitteln sollen als darüber, was am Ostblock alles schlecht ist... :D

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

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