Bundestagswahl 2005

  • Zitat

    Original geschrieben von o2neuling
    Bevor sich hier wieder allzu einfache Denkmuster ausbreiten


    Eine recht einfache Art, die Thematik ins passende Licht zu rücken. Geradezu lächerlich finde ich das Vorgehen, einzig und allein eine Vollmitgliedschaft zu verhandeln - nicht auszudenken, vor welchem Scherbenhaufen die EU stünde, gäbe es in den nächsten Jahren tatsächlich ernsthafte Zweifel an der Eignung der Türkei. Das wäre allerdings nicht der erste Haufen, den sich die tonangebenden Regierungen mit verbohrten, äußerst unflexiblen Haltungen angerichtet hätten, Irak und Iran nur als Stichworte.
    Erfüllt die Türkei alle Kriterien, dann ist es schön und gut. Aber allein schon die skeptischen Aussagen vieler Türken selbst sollten einem doch zumindest in soweit zu denken geben, dass man sich nicht auf einen Prozess mit einem alleinigen Ziel versteift. Gerade jetzt, wo die Größe und das stete Wachstum der EU schon nicht mehr vermittelbar ist, gibt es m.E. weitaus wichtigere Punkte auf der Tagesordnung in der EU-Politik.
    Ich befürchte, diese äußerst starrköpfige Haltung wird nach hinten losgehen.

  • Zitat

    Original geschrieben von o2neuling
    Bei der Ablehnung der EU-Verfassung in Frankreich und der Niederlande hat die Türkei-Frage keine, ich wiederhole, keine Rolle gespielt. Die dortigen Volksabstimmungen wurden vom Wähler dazu genutzt, ungeliebten nationalen Regierungen den Stinkefinger zu zeigen, also genau das, wozu bei uns die Landtagswahlen dienen.


    Blödsinn. Zum Beispiel in Frankreich war die Türkei-Frage Umfragen vor der Wahl zufolge für ein Drittel der Wähler EIN Grund unter vielen, die Verfassung abzulehnen. Nur weil man das vielleicht gerne so hätte, muss man den Wählern nicht die Fähigkeit des selbstbestimmten Denkens absprechen und über 50% der Wähler für dumme, unfähige Protestwähler halten. Und auch ohne Kampagne von deinen sogenannten "Helden" sind in Deutschland gerade einmal schlappe 75% gegen den Beitritt der Türkei zur EU. So ist das nun mal. Kann man das nicht einfach mal zur Kenntnis nehmen, auch wenn es nicht in die eigene Weltanschauung vom Multikulti-Eurasien passt. Wobei für mich die Frage der unterschiedlichen Religion noch das allergeringste Problem ist, meine Ablehnung basiert allein auf dem Grund, dass es wirtschaftlicher Wahnsinn ist, die Türkei in die EU aufzunehmen und ich mich frage, wie wir dieses Land in Europa integrieren sollen, wenn wir schon an bei einem großen Teil der Millionen von Türken, die hier leben, kläglich gescheitert sind, was dieses betrifft, weil genau diese Vorstellung von "multikulturell", wie sie hier vorherrscht, erfolgreiche Integration verhindert. Wir sind nun mal kein "Melting Pot" wie die USA, das wollte man sehr lange nicht zur Kenntnis nehmen und will es teilweise heute nicht. Man braucht das um Gottes willen nicht Leitkultur nennen (völlig bescheuerter Begriff), aber Integration ist meines Erachtens nur möglich, wenn die eigene Kultur, Sprache und Werte von der einheimischen Bevölkerung gepflegt und nicht aus falscher Bescheidenheit ständig untergebuttert wird. Nun gut, aber das führt jetzt zu weit. Man hat es ja jahrzehntelang nicht mal für nötig empfunden, dass Einwanderer Deutsch lernen und jetzt will man 80 Millionen Türken voll in Europa integrieren, mit allem drum und dran, was zu einer Vollmitgliedschaft gehört, na dann viel Spaß. Es wäre vielleicht sinnvoller, ein Teil des Geldes dafür zu verwenden, die Türken und anderen Nicht-EU-Bürger, die in Europa leben, besser zu integrieren und zu fördern und dem langsam ausbreitenden Fundamentalismus und den Subkulturen, die sich langsam einschleichen, Einhalt zu gebieten.


    Zitat

    [b] Nein, Österreich hat gestern nicht die heldenhafte Rolle des selbstlosen Retters der abendländischen Kultur gespielt, sondern schlicht und einfach seine wirtschaftlichen Eigeninteressen am Beitritt Kroatiens in einer Art und Weise durchgesetzt, die nicht ganz unbekannt ist. Dazu empfehle ich auch die Lektüre [URL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4821468_REF1,00.html]dieses Interviews[/URL].


    Und, was ist daran so verwerflich, wenn Österreich seine eigenen Interessen vertritt?

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Zitat

    Original geschrieben von o2neuling
    - Ja, vielleicht, aber auch nur, wenn besondere Helden eine darauf zugeschnittene Kampagne gestartet hätten. Bei der Ablehnung der EU-Verfassung in Frankreich und der Niederlande hat die Türkei-Frage keine, ich wiederhole, keine Rolle gespielt. Die dortigen Volksabstimmungen wurden vom Wähler dazu genutzt, ungeliebten nationalen Regierungen den Stinkefinger zu zeigen, also genau das, wozu bei uns die Landtagswahlen dienen.


    Das denke ich auch, und wenn etwas den Leuten Angst gemacht hat, dann nicht das die Türkei in ein paar Jahren der EU Beitritt sondern eher andere Sachen, wie z.B. die Dienstleistungsrichtlienie die von der Industrie dazu benutzt werden ausländische Arbeitnehmer unter Tariflöhnen als mehr oder weniger Scheinselbstständige zu beschäftigen.


    Das was Österreich da abgezogen hat war nicht mehr schön, es ging ja nur um Gespräche. Wenn ein EU Staat nicht mehr fähig ist dazu, mit einem anderen Staat der zwar noch kein EU Staat ist aber mit dem schon lange zusammengearbeitet wird, zu reden, dann kann das nicht so sein.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Das was Österreich da abgezogen hat war nicht mehr schön, es ging ja nur um Gespräche. Wenn ein EU Staat nicht mehr fähig ist dazu, mit einem anderen Staat der zwar noch kein EU Staat ist aber mit dem schon lange zusammengearbeitet wird, zu reden, dann kann das nicht so sein.


    Österreich wollte lediglich erreichen, dass im Rahmen der Verhandlungen auch eine Alternative zum EU-Beitritt der Türkei in Form einer engen Zusammenarbeit, ins Auge gefasst wird.


    Dies lehnt die türkische Regierung aus innenpolitischen Erwägungen kategorisch ab.


    Man stelle sich folgendes Szenario vor:


    Es kommt in der Verhandlungen irgendwann nach einigen Jahren zu einem Deadlock, was bei der Schwierigkeit der vor einem Beitritt zu klärenden Fragen sehr wahrscheinlich ist.


    In der jetzigen Konstellation wird die türkische Regierung in der Position sein, die EU zu massiven Eingeständnissen zu nötigen, denn andernfalls, so wird man drohen, werde man seitens der Türkei die Gespräche beenden, die Verhandlungen für gescheitert erklären und die EU dafür verantwortlich machen.


    Die Türkei will knallhart eine Vollmitgliedschaft oder ein Scheitern der Verhandlungen, das die Regierung dann der EU in die Schuhe schieben kann.


    Gäbe es von Anfang an eine Alternative in der Verhandlungen, wäre es sehr wahrscheinlich, dass es am Ende eine große Mehrheit der EU-Staaten gegen eine Vollmitgliedschaft der Türkei und für eine andere Form der engen Zusammenarbeit gäbe. Das wäre vernünftig und das würden sich mit Sicherheit auch etliche Regierungen in Wahrheit viel lieber wünschen, obwohl sie sich momentan nicht trauen, es auszusprechen. Für die türkische Regierung wäre ein solcher Kompromiss innenpolitisch allerdings jedoch ein absolutes Disaster.


    Wenn man sich das Auftreten und das Verhalten der Verhandlungspartner ansieht, könnte man glatt meinen, es wäre die EU, die sich der Türkei anschließen wolle und nicht umgekehrt.

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Mal ne kurze Frage: Wieso will die Türkei überhaupt in die EU? Das kleine Stück liegt auf Europäischer Seite und das größere Stück auf der Asiatischen. Oder kommen demnächst Ex-Kolonien des Empires an und möchten in die EU? So wirklich versteh ich das nicht?

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    Mal ne kurze Frage: Wieso will die Türkei überhaupt in die EU?[...]


    Finanzielle und wirtschaftliche Vorteile.

  • Zitat

    Original geschrieben von SPONGEB0B
    Finanzielle und wirtschaftliche Vorteile.


    Und was würden wir(Deutschland) daraus für Vorteile ziehen?


    Heute stand im Westfälischen Anzeiger, dass eine Vollmitgliedschaft der Türkei die EU jährlich 27 Milliarden Euro kosten würde.


    Geld, welches gar nicht vorhanden wäre.


    Aber seit der Vorsitz von Luxemburg an das UK übergeben wurde, spricht man nicht mehr soviel über Finanzen und Probleme.

    Aus einer sehr lustigen PN voller Rechtschreibfehler an mich:


    Tu dir selbst den Gefallen und höre auf meine Worte, "wir" wissen mehr über dich als du denkst.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Das was Österreich da abgezogen hat war nicht mehr schön, es ging ja nur um Gespräche. Wenn ein EU Staat nicht mehr fähig ist dazu, mit einem anderen Staat der zwar noch kein EU Staat ist aber mit dem schon lange zusammengearbeitet wird, zu reden, dann kann das nicht so sein.


    Ich glaube, Dir sind einige wesentliche Details in der Anlegenheit entgangen. Es war nicht Österreich, das Gespräche blockiert hat, sondern die Mehrheit der anderen EU-Staaten sowie die Türkei waren nicht gesprächsbereit, wenn denn nicht einzig und allein über eine Vollmitgliedschaft verhandelt würde.


    Rein aus verhandlungstheoretischer Sicht heraus hat man wahrscheinlich selten im Leben die Chance, derart dilettantischen "Strategen" auf so hoher Ebene bei der Arbeit zuzusehen. :rolleyes:
    Warum denn überhaupt noch verhandeln, wenn das Ergebnis sowieso feststeht? :gpaul:

  • Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    Warum denn überhaupt noch verhandeln, wenn das Ergebnis sowieso feststeht? :gpaul:


    Das ist ja nun so auch nicht richtig: Es wird verhandelt ob Vollmitgliedschaft oder gar keine Mitgliedschaft.


    Zitat

    Original geschrieben von marlborlights
    Und was würden wir(Deutschland) daraus für Vorteile ziehen?


    Den einzigen Vorteil, den ich erkennen kann, ist die engere West-Bindung der Türkei, die einen Rückfall in eine Staatsform ohne Trennung von Kirche und Staat (bspw. iranischer Prägung) verhindern soll. Ob allerdings das Mehr an öffentlicher Sicherheit, was dabei herausspringt, die gigantischen Kosten einer solchen Integration aufwiegt, kann ich nicht beantworten.

    Chuck Norris liest keine Bücher: Er starrt sie so lange an, bis sie ihm freiwillig sagen, was er wissen will.

  • Zitat

    Original geschrieben von Bob_Harris
    Das ist ja nun so auch nicht richtig: Es wird verhandelt ob Vollmitgliedschaft oder gar keine Mitgliedschaft.


    Und genau das "keine Mitgliedschaft" ist nunmal eher theoretischer Natur als eine real existierende Option. Oben sprach ich den drohenden Scherbenhaufen schonmal an.
    Ich denke, die Intentionen derer, die ausschließlich die Vollmitgliedschaft als Verhandlungsgegenstand sehen wollten, lassen sich - abgesehen natürlich von der türkischen Position - nur unter inneren Zwängen nachvollziehen. Und das ganz unabhängig davon, ob man nun für oder wider einen Beitritt ist.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!