Vorwort: Zwei Geräte, zwei Tester. Als jahrelanger Nokia-User hat sich SterNEDIEB entschlossen zumindest für einen gewissen Zeitraum sein Haupthandy – seine große Liebe Nokia 6110 - in ein Siemens zu tauschen. Stabilität ist der wichtigste Grund, warum er sich für ein ME45 interessiert hat. Und mit dem Gedanken, dass es ja auch so viel mehr als seine große Liebe kann, ließ er sich zu einem gemeinsamen Testbericht begeistern. Bei mir lag eine Vertragsverlängerung an. Ein robustes Handy sollte es diesmal auch bei mir sein. Klar ist, dass das Siemens ME45 mittlerweile in jeder dritten User-Hand lag. Deshalb ist unsere Rezension nun hauptsächlich für die Unentschlossenen geschrieben. Neben dem ewigen Vergleich mit dem Bruder S45 haben wir auch an eigene Fotos gespart, da wir keine Digicam auftreiben konnten und inzwischen ja reichlich Material in einschlägigen Foren abrufbar ist.
Voraussetzung: SterNEDIEB hat sich ein 13 Monate altes Gerät ausgeliehen. Auf meinem Tisch liegt ein zwei Wochen altes Gerät, dass seitdem in Dauerbesitz ist. Ein Handy hat die Software (V05) das andere (V23). Dafür die gleiche Farbe: Pebble Grey.
Zum Preis: Das ME45 kostet bei den Onlinehändlern zwischen 192 bis 240 Euro. Im Siemens-Shop liegt es derzeit bei 239 Euro, über einen T-D1 Vertrag bekommt man es jetzt für 9,95 Euro, Vodafone ist zwischenzeitlich vom Nulltarif abgekommen, bietet es für 29 Euro an. Wer den Preisverlauf mittels der Charts von guenstiger.de kennt, registriert seit dem Sommer regelmäßige Nachfrageschübe. Bei D1 waren die Lager zeitweise sogar leergefegt. Es scheint, dass das Outdoor-Handy in letzter Zeit auch aufgrund härterer Strandgänge bevorzugt gekauft wurde. Kein Wunder, dürfte im Vergleich zum Konkurrenten Nokia 5210 (rund 200 Euro, D1-Vertrag: 49,95 Euro, Vodafone: 79 Euro) oder dem schlechteren Siemens MT50 das Preis-Leistungs-Verhältnis auch in Hinblick auf die Ausstattung schwer zu toppen sein. Da Siemens immer noch keine Details vom Nachfolger und die Einführung neuer Farben verrät, erwarten wir für dieses Gerät keinen heftigen Preiseinbruch in den nächsten Monaten.
Lieferumfang: Eine kleiner grüner Pappfaltkarton (L/B/H: 15,2x11,5x6) mit einem streng blickenden Typen drauf, das Handy, ein Li-Ion 840 mAh Akku, ein schlankes Mini-Reiseladegerät (B/L: 1,4x6,2), Bedienungsanleitung (ohne Kurzanleitung), eine Mini-CD ROM (die in älteren Laufwerken ohne Führung zu Problemen führen könnte), eine Zubehörbroschüre sowie Gummidichtung und Verschraubungen für Akkuhalterung und Anschluß für das Ladegerät oder Headset. Selbst an einem mitgelieferten Schlüssel für den Gummi-Stöpsel, der den externen Antennenanschluß dicht hält, wurde gedacht. Siemens-Motto: Be inspired, Gummi hilft. Rechtzeitig zur Sommerzeit (ab 1.6.2002) wurde dem Verkaufsschlager leider das original Datenkabel entzogen. Wegen der defizitären Telekom-Netz-Sparte ICM (Im Vorjahr 300 Millionen Euro Verlust) haben sich die Manager in der Münchner Hofmannstraße vermutlich wohl entschieden, doch noch ein kleines Profitcenter um die 40 Euro pro Stück anzulegen. Dafür prangt ein gelber Aufkleber mit dem Slogan: „Jetzt mit neuer Software für noch schnelleres Mobile Business (GPRS Class 8)“, was bedeutet, dass nun GPRS-Datenübertragungen mit bis zu 53 kbit/s möglich sind. Und der Schriftzug an der Seite verrät „Step 2“, was zum vorigen Modell eine bessere Verarbeitung von Gehäuse, Tastatur und eine ausgelieferte Firmware ab V21/23 versprechen soll. Der Umfang ohne Datenkabel ist natürlich immer noch ausreichend, enttäuscht aber nicht nur Selbstupdater doch. Typisch Siemens ist an der 102-Seiten umfassenden Bedienungsanleitung nichts zu mäkeln – allerdings nur auf deutsch verfasst.
Verarbeitung/Design: Erstes Indiz hierzu könnte die Sekundärquelle ciao.com sein. Nach deren Auswertung gelangt hinter dem Siemens SL45i unser ME45 auf Platz zwei, gefolgt vom Nokia-Konkurrenten 5210. In der Kategorie Design sackt unser Baby allerdings auf den 21’ten Platz ab. In der Praxis macht das 109 x 46 x 21 mm große Handy aus Duroplast und Gummi einen mächtig soliden Eindruck. Dazu trägt auch die extrem festsitzende Akku-Abdeckung (sofern man nicht vergessen hat, sie anzuziehen) bei, was bei vielen Nokias nicht der Fall ist. Beim Drücken an sämtlich anfälligen Stellen knarzt sowohl bei Neugerät, als auch bei SterNEDIEB’s älteren Handy nichts. Dank der integrierten Antenne liegt das Handy durch die Seifenrundungen gut in der Hand. So misst es unterhalb des Tastaturbereichs 3,7 cm, im Displaybereich etwa 4,6 cm. Mit knapp 99 Gramm verschwindet es auch noch locker in jeder Hosentasche, ohne große Beulen zu hinterlassen. Die magische 100’er Marke hat Siemens noch zeitgemäß unterschritten. Sollte es trotz Gummifassung auf der Rückseite aus der Hand gleiten, hält es aus eigener Erfahrung Abstürze aus Tischhöhe aus, egal aus welchen Winkel unser G-Shock auf dem Betonboden prallt. Selbst Siemens sagt: „Sie können es unbesorgt fallen lassen“, was allerdings schnell Kratzer hinterlassen kann. Um das große Display herum, auf der Cursor- oder Vier-Wege-Wipp-Taste und auf den zwei Soft keys, ist schwarzer Kunstoff mit empfindlichen Lack. Genau an diesen Stellen kann das edle Aussehen durch Abschürfungen schnell trüben. Für Hartgesottene wie dem Siemens-Mann auf der Schachtel dürfte das eine lächerliche Nebensächlichkeit sein. Im Notfall bekommt man ja mittlerweile das Gehäuseoberteil inklusive Lautsprecher und Displayscheibe für rund 27 Euro in einem Onlineshop hinterher geworfen – Garantie erlischt leider dabei. Auch sollten Wassertests dem robusten Zwerg so gut wie nichts anhaben. Laut Siemens darf auch schon mal ein volles Glas rüberkippen. In ein Bierglas würde ich den Kandidaten jedoch nicht eintunken. Dagegen hat SterNEDIEB sein Handy mit fehlendem Akku im Regen schon einmal liegengelassen, ohne Schaden zu nehmen. Wie ein Ericsson-Hai ist allerdings unser Gummizwerg nüchtern betrachtet dann doch nicht. Wer gegen Wind und Wetter trotzt, darf keinen Anwärter auf einen Designerpreis erwarten. So ist die Farbauswahl Grau-Schwarz eher schlicht, wie ein biederes Businessgerät, für viele zu langweilig. Ein Grund, warum Siemens neben dem Safari Grey und dem Orange-Bomber, Sondereditionen auf den Markt wirft, um noch mehr Nutzer zu erreichen und das Image aufzupeppen. Die Gemeinsamkeit: Alle Tasten wirken robust, fast hochwertig. Auch Metzerfinger finden noch locker die richtigen Zahlen. Mit „Step 2“ hat Siemens das eingestellt, was ewige Nörgler wegen der Tastatur, deren Druckpunkt und Abnutzung der Vorgängergeneration fast zum Kollaps brachte. Wenige Foren-User berichten zwar noch von einer schwergängige und wackelige Tastatur, davon haben wir beide (bisher) nichts gemerkt. Sehr zum Vorteil dürfte auch der Abstand der Hörer-Tasten sein, die linke Annahme- und rechte Ein-Aus-Ende-Taste sind ein Tick weiter entfernt, als beim silbernen Bruder S45.
Empfang/Sprachqualität: Eine weitere Trumpfkarte! Abbrüche oder Störungen während des Telefonats kennt das Gerät nicht. Die vielgepriesene Empfangsstärke – trotz integrierte Antenne – können wir beide ebenfalls nur bestätigen. Nicht zu verachten, dass auch die Strahlenwerte noch im grünen Bereich liegen. Selbst in empfangsschwachen Gebieten, wo beim Ericsson T39m oder Nokia 6210 – sowohl mit D1 als auch mit D2 - kein Balken mehr auftaucht, schwanken im ME45 Display bei gleicher Karte noch ein bis zwei Balken hin und her. Genauer: Bei einem Balken funktioniert nur das Annehmen von Gesprächen und SMS, bei zwei Balken ist wieder der Gesprächsaufbau möglich. Die Aktivierung der Funktion „Schnelle Suche“, wobei sich das Handy in kürzeren Zeitintervallen einbucht, ist bei der heutigen Netzabdeckung bei diesem Gerät fast unnötig, verschwendet nur zusätzlich Standby. Angenehm überrascht bin ich auch über die Sprachqualität. Richtig satt klingt der Gesprächspartner, wogegen bei Ericssonhandys die Stimmen leicht schrill klingen. Zum Glück muss ich auch nicht mehr auf die Frage antworten, ob es bei mir gerade windig sei. Ein Grundrauschen ist nicht zu hören, so unterscheidet sich die Qualität des Handys fast kaum noch von einem Festnetz. Die Hörerlautstärke ist gut, aber im Vergleich zum Ericsson T39/T68 und diverse Nokias beispielsweise 6110/6310(i) wiederum nicht sehr gut. Reicht aber vollkommen aus, dass auch die Aufzeichnungen von Sprachnotizen deutlich rüberkommen. Auch ist die integrierte Freisprechanlage nicht für die Beschallung von Hallen konzipiert, Zuhause reicht sie vollkommen. Nach eigenen Erfahrungen ist FSA dagegen für die Autobahnfahrt bei hoher Geschwindigkeit mit einem Diesel etwas zu leise.
Anwendungen: Da mein Gerät erst vor zwei Wochen angeliefert wurde, hatte ich mit der Version 26 gerechnet, die seit Juli verfügbar ist. Auf dem Display taucht aber nur V23 auf, was auf einen älteren Lagerbestand hindeutet. Probleme existieren bisher nicht. Außerdem: Neuer Wap Browser V. 5.0.2.2. von Openwave, diverse Bugfixes, höhere Geschwindigkeit beim SMS’sen. Wegen des reichlichen Umfang des ME45 verweisen wir zum Thema Funktion an dieser Stelle ausnahmsweise auf die Website: http://www.my-siemens.com Thema Office und einige Anmerkungen: Das Adressbuch, das bis zu 500 Einträge mit je drei Telefon- und einer Faynummer speichern kann, ist sehr übersichtlich mit wiederum einem Manko: Bei Netzsuche funktioniert die Direktwahl nicht, da aus Adressbuchstart ein Info gemacht wird. Und da das Handy sowieso schon Netzsuche anzeigt, braucht es dem Nutzer die Info nicht nochmals zu sagen. Die Trennung der beiden dürfte den einen stören, den anderen erfreuen. Besser wäre es, würden beide zusammengesetzt werden, damit der Nutzer nicht umschalten, respektive umstellen muss. Leider ist das Telefonbuch nicht wie beim Siemens MT50 dahingehend unterhaltsam zu gebrauchen, dass man individuell Gesichter oder Symbole bei eingehenden Gesprächen zuordnen kann. Auch funktioniert bei der Netzsuche das Diktiergerät nicht, was vor allem Geschäftsleute negativ aufstoßen wird. Der Kalender ist sehr übersichtlich, dem zur Perfektion noch das Überspringen auf ein bestimmtes Datum fehlt – Kleinkram natürlich. Zum Glück ist ab Softwareversion 21 die Kalendereinsicht während eines Gespräches nun möglich. Perfekt wäre es auch, wenn die Visitenkarte zusätzlich noch im Telefonbuch anwählbar wäre.
Spiele: Das ME45 verfügt neben Stack Attack und Balloon Shooter über das Multiplayer-Spiel BattleMail Kungfu (ab Version 21). Geht während eines Spiels ein Anruf, eine SMS oder ein Termin ein, so pausiert das letztere Spiel. Hier liegt für SterNEDIEB ein Schwachpunkt. Beispiel: Das Handy ist im Netz eingebucht und der Nutzer ist dabei sämtliche Rekorde zu brechen, gleichzeitig kommt jemand auf die Idee irgendwo auf der Welt die Nummer des Spielenden anzuwählen (soll ja schon mal vorkommen), so unterbricht das Handy vorschriftgemäß den Spielenden. Nachdem das Gespräch und zum großen Bedauern auch damit das Spiel somit beendet ist, bleibt nicht die Möglichkeit schon gebrochene Highscore zu speichern. Nach einem gebrochenen Rekord meldet das Gerät dies nicht oder verführt zu einer Jubelarie. Auch ist es egal, auf welcher Stufe man spielt, die Punkte bleiben gleich, nur die Geschwindigkeit verändert sich, was bei sämtlichen Konsolenspielen, oder viel wichtiger bei Nokias anders ist. Insbesondere Schulhofkids haben deswegen auch auf das finnische Produkt gesetzt. Kein Wunder also, dass Nokia noch die unangefochtene Nr.1 der Schulhöfe ist.
Akku: Je nach Netzbedingung soll das ME45 laut Herstellerangaben eine Standby-Zeit bis zu 300 Stunden (12,5 Tage) und eine Sprechzeit bis zu 6 Stunden schaffen. Nachdem der beigelegte Akku nach dem Kauf anstatt zwei, volle zwölf Stunden trainiert wurde, hing das Gerät sieben Tage nicht mehr am Stromstecker. Telefoniert hatte ich in diesem Zeitraum rund 1,5 Stunden pro Tag, zehn SMS gingen insgesamt raus. Bedingung: Akkukiller wie GPRS, Irda, schnelle Netzsuche, CB-Dienste und Vibra sind ausgeschaltet. Erfreulicherweise ist die gleiche Standbyzeit auch beim älteren Gerät von SterNEDIEB noch konstant gewärleistet. Fazit: Trotz des beleuchteten großen Displays ist die Leistung des Li-Ion 840-Akkus mehr als ausreichend.
Display/Beleuchtung: Fast nichts zum Meckern gilt auch in dieser Disziplin. Wer ohne Farbdisplay leben kann, kommt mit dem 7-zeiligen, bernsteinfarbenen Display mit 101x80 Pixel zumindest fast an die Werte des großen Bruders SL ran. Auch ist Kontrastwahl möglich, was sehr praktisch ist. Allerdings habe ich im Vergleich zu anderen baugleichen Modellen festgestellt, dass das „Orange“ schon mal unterschiedlich intensiv ausfallen kann. Zum Glück nur marginale Werte. Auch sind die Stern und Raute Tasten im Dunkeln schlechter beleuchtet, als die übrigen Tasten. Und das große Display (rund 32 x 28 mm) zerkratzt ohne Tasche relativ schnell. Gute Polituren gibt es aber genug.
Fazit: Wer auf Hühnertöne und andere Polyphone Klingeltöne besonderen Wert legt, wird auf das Siemens C55, auch als Zeitüberbrückung zum S55’er mit Farbdisplay, nicht verzichten wollen. Wer auf E-Mail-Client und MMS verzichten kann, trotzdem Adressbuch, IRDa, GPRS und lange Sprechzeit in einem robusten Handy bevorzugt, schaut sich dagegen unser Test-Outdoor doch noch genauer an. Mein ME45 hat sich schnell gegen andere Modelle wie das Siemens SL45 oder das Ericsson T39m durchgesetzt. Die Bedienung läuft intuitiv, da die Menüführung absolut übersichtlich ist. Macken in der Firmware sollten auch behoben sein. Wenn nicht, gibt es ja Online-Updates. SterNEDIEB’s hat sein Nokia 6110 auch fast vergessen. Klar sind das schon Auslaufmodelle, aber alte Liebe rostet bekanntlich ja nicht. So wird es hoffentlich auch in weiter Zukunft mit unseren ME45 ergehen. Bleibt noch zu erwähnen, dass das ME45 auch dafür gemacht ist, um zu telefonieren. Vielen Dank fürs Lesen.