Amerikanische Fernsehserien vs. deutsche Produktionen

  • Habt ihr auch gemerkt, dass sich die "Fernsehthreads" in letzter Zeit im Geplauder ziemlich um amerikanische Serien drehen? Hab mal nach "Fernseh*" im Geplauder gesucht - hier mal alle Threads, die sich mit Fernsehserien beschäftigen (letzter Beitrag aus dem Jahr 2005)...


    zuerst die amerikanischen:


    Lost, O.C., California, 24, Nip/Tuck, King of Queens, Home Improvement, Enterprise


    dann die deutschen:


    Abschnitt 40


    Wer die Polemik überspringen will, kann gleich ganz unten nach dem Strich weiterlesen und den folgenden Erguss getrost überspringen. :D


    Dem aufmerksamen Leser mag die leichte Diskrepanz evtl. nicht entgangen sein. Bei den deutschen "Produktionen" könnte man evtl. noch "Big Brother das Dorf" und "Die Burg" erwähnen, die hier auch nen Thread hatten.


    Das schlimme ist... mir fallen noch unzählige gute amerikanische (Primetime-) Fernsehserien ein, die hier im Fernsehen laufen bzw. demnächst laufen oder liefen - ich mag zwar nicht alle, doch haben die definitiv ihre Fans. Beispiele: Alias, Monk, CSI, Law & Order, ER, Stargate, Charmed, Desperate Housewives, Sopranos, Six Feet Under etc... und jede Menge Serien, die entweder hier völlig zu unrecht gescheitert sind (i.d.R. wg. schlechtem Sendeplatz - erinnert sich jemand, auf welchem Sendeplatz "Friends" ursprünglich zu sehen war?) oder es wohl nie hierher schaffen werden.


    ... und was gibt es an deutschen Produktionen? Spontan fallen mir da erstmal unzählige belanglose RTL "Pseudo-Aktion" Produktionen ein (kommt da nicht bald irgendso ein Schmarrn mit der einen von den No Angels?), diese komische Telenovella auf Sat1 und unzählige Soaps ein. Gut, unnütze Soaps gibt es in den USA auch wie Sand am Meer. Aber "gute" Primetime-fähige Serien? Bulle von Tölz hat ja lange gute Quoten gehabt, Hinter Gittern wohl auch... mehr fällt mir fast schon nicht mehr ein. Gut, bin auch generell da nicht so der Fan von.


    Warum ist das eigentlich so? Es kann doch nicht lukrativer sein, die amerikanischen Serien einzukaufen, als mal vernünftige Drehbuchautoren zu verpflichten, oder? Okay... so einfach ist es wohl auch wieder nicht.


    Und falls mal was kopiert werden soll, dann macht man auch nur "halbe Sachen". Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit - nicht nur auf Serien bezogen: Fear Factor, The Swan, Verschollen (falls das wirklich ein ernstgemeinter Versuch der Kopie sein sollte), Apprentice bzw. Benefactor (weiß nicht mehr, wie die dt. Versionen hießen), usw...


    Gut, was läuft neben den amerikanischen Serienhits noch so im Fernsehen? Im Moment laufen ja "Ratgeber Sendungen" im weitesten Sinne recht gut. Alles, was mit Handwerk/Hausbau/Garten/Innendekoration usw. zu tun hat, läuft ja scheinbar nicht schlecht. Gleiches gilt wohl für alles, was mit Kindern oder Haustieren (?) zu tun hat (Babysendungen, Super Nanny, Super Frauchen, etc.). Dann natürlich noch die passenden Dokusoaps dazu. Zählt man jetzt noch Wetten, daß? und Fußball dazu, dann war es das doch schon mit der dt. "Fernsehvielfalt", oder?


    __________________


    Um mal provokativer zu fragen: Brauchen wir - ähnlich wie beim Radio - eine "Deutschquote" bei Fernsehserien? Würdet ihr gut gemachte deutsche Produktionen gegenüber amerikanischen Produktionen bevorzugen? Und falls dann weniger Werbung kommen würde? Oder könnt ihr gar nicht genug kriegen von Amerikanischen Fernsehserien? Fragt ihr euch, wann endlich "The West Wing", "Arrested Development", "Deadwood", "CSI:NY", "Joey", "The Practice", usw. hier ausgestrahlt wird oder ob es jemals eine deutsche Version von "Extreme Makeover: Home Edition" (Die Mutter aller Hausbau/Heimwerker Sendungen - fragt mich nicht wieso, aber die Sendung schau ich wahnsinnig gerne!) geben wird?


    P.S. Bevor ihr mit dem Kopf schüttelt und das Wiso im Titel sucht - bitte werft kurz einen Blick auf die Uhrzeit, als ich das hier geschrieben habe. ;)

    Um wirklich Erfolg im Leben haben zu können, muß man 2 Regeln stets befolgen:


    1. Erzähl nicht alles, was du weißt.

  • Hi,


    vorweg einmal: Es ist ein gut überlegter Thread! :top:



    Die Frage hab ich mir schon auch mal gestellt. Zwar jetzt nicht mit einer Deutschquote, aber warum sind die Serien einfach "besser"? Liegt es an den Schauspielern? Ich glaube, das Konzept und "überhaupt" , oder was ist es, was macht es aus??

    Fatal error in reality!
    Reboot universe?

  • Du frägst hier in Deinem Thread nach logischen Gründen, aber es ist eine reine Gefühlssache - finde zumindest ich.


    Wenn ich deutsche Serie sehe - was wenn überhaupt nur kurz beim Durchschalten passiert - läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Alles - nicht nur das Set, auch die Schauspieler wirkt künstlich und steril bis zum geht nicht mehr. Da werden schon beim Ton Schritte übertont, die Dialoge könnten aus einer Behörde stammen und es wird mit Klischees und abgedroschenen Floskeln geworfen bis es nicht mehr geht. Creativität und Emotionen sind Fehlanzeige. Technisch betonte Produktionen (z.B. Helicops) haben den Charme eines Zeichentrickfilms.


    Der Grund warum überhaupt Serien in D produziert werden ist um deutschen Schaupielern eine Art "Marketingplattform" zu bieten und um Arbeitsplätze in der deutschen Filmindustrie zu erhalten. Deutsche Produktionen sind angeblich sogar teurer als US-Primetime-Produktionen wie Stargate, Charmed, Buffy usw.


    Es geht auch das Gerücht um, daß viele (leitende) Beschäftige der deutschen Filmindustrie und Fernsehsender immer wieder fordern, daß ProSieben und Kabel1 die Lizenz entzogen wird - als Sender die ihre PrimeTime fast ausschließlich mit zugekauften ausländischen Produktionen füllen haben diese entscheidende finanzielle Vorteile und schaden den deutschen Produktionsbetrieben...


    Für mich kommt noch ein zweiter Grund hinzu um deutsche Produktionen nicht zu sehen: Ich finde, daß das Leben in Deutschland zumindest für mich spätestens seit 1998 in keinster Weise mehr lebenswert ist... Da ist die einzige fernsehmäßige Entspannungsmöglichkeit, eine Sendung zu sehen die im Ausland spielt und wo man keine Deutschen sieht - am Besten im englischen Original.

    Früher konnte man Drachen töten und durfte dann eine Jungfrau heiraten -
    heute gibt's keine mehr und man muss den Drachen heiraten :-(

  • Zitat

    Original geschrieben von Goodzilla
    Ich finde, daß das Leben in Deutschland zumindest für mich spätestens seit 1998 in keinster Weise mehr lebenswert ist...


    Hmmm und warum lebst du dann in Deutschland? :confused:

  • Nunja, grundsätzlich ist erst einmal zu sagen das die englischsprachigen Länder USA, England, Australien, Neuseeland sehr viel mehr Einwohner haben als die deutschsprachigen so das sich schon allein daraus weit bessere Refinanzierungsmöglichkeiten bieten als in Deutschland. Darüberhinaus gibt es natürlich auch Mengenmäßig viel mehr Produktionen. Das gilt für Film und Fernsehen gleichermaßen.


    Die große Masse der billig und schlecht heruntergekurbelten US-Serien erreicht aber meist zum Glück auch gar nicht erst die deutschen TV-Bildschirme. Auch bei den von SieShagalot aufgezählten Serien sind meiner Meinung nach einige zwar aufwändig produzierte aber inhaltlich schwache Serien dabei. Akte X und alle nachfolgenden Mysteryserien fand ich z.B. inhaltlich an Schwachsinnigkeit oder Kinderfantasie grenzend.


    Ich persönlich sehe übrigens im Grunde lieber deutsche Serien und Filme als amerikanische. Sie haben einfach mehr mit mir und meinem Leben zu tun und sind nicht synchronisiert bzw. in meiner Muttersprache. Die Tatort und Polizeiruf Krimis sowie die anspruchsvollen Fernsehfilme (beispielsweise von Dominik Graf, Lars Becker, usw.) im öffentlich rechtlichen Fernsehen sind meiner Meinung nach übrigens oft sehr gut und haben nicht diesen schmalzigen Weichzeichnerlook amerikanischer TV-Filme.


    Bzgl. deutscher Serien sind die Highlights zugegebenermaßen zur Zeit eher dünn gesät. Insbesondere witzige Highlights wie Irgendwie und Sowieso oder Kir Royal sind schon lange her.

  • Ich persönlich sehe nur wenig Fernsehen (habe selbst keinen Fernsehanschluss). Meistens amerikanische Serien wie Stargate, Desperate Housewives, Joey oder LOST (alle im Original).


    Aber dennoch finde ich, wie Zeus bereits anmerkte, das es durchaus sehenswerte deutsche Produktionen gibt - sowohl Serien als auch die angesprochenen Fernsehfilme. Insbesondere die Fernsehfilme finde ich teilweise deutlich besser als die meisten Hollywood Produktionen. Um nur zwei zu nennen, die mir spontan einfallen: Der Schattenmann und "König von St. Pauli"

  • Ich bin ein ziemlicher Serienfan und kann Deine negative Grundhaltung zu den "belanglosten Pseudo-Action-Serien" nicht nachvollziehen. Zweifellos ist etwa CSI mit einem technisch höheren Aufwand gemacht als deutsche Serien, aber das liegt halt einfach am Geld, welches den US-Sendern zur Verfügung steht (das heißt im Gegenzug natürlich auch noch mehr Werbung, mehr Bezahlfernsehen usw. als bei uns).


    "Abschnitt 40" ist in der Tat ein überraschendes Highlight, gerade auch, weil die Serie von RTL kommt. Allerdings finde ich auch einige der anderen RTL-Serien durchaus gut. "Der Clown" oder "Döner-Pölizei" :D sind für meinen Geschmack nicht weniger kurzweilig als die US-Serien.


    Und was ist gegen die Wilden Engel einzuwenden? :D Es geht um drei geile Weiber, alles andere ist unwichtig. Also genau wie bei Charmed... :D:D


    Und dann natürlich nicht zu vergessen der "Tatort", da sind auch immer wieder Perlen dabei. Sowas gibts als US-Import eigentlich gar nicht...


    Eine Quote macht IMHO keinen Sinn, denn nach meinem Empfinden ist der Mix gar nicht so schlecht. Insbes. auf RTL und Sat.1 laufen zahlreiche deutsche Produktionen, über deren Qualität (gerade die von Sat.1 ;) ) man sich zwar sicher streiten kann, die aber den Ruf nach einer Deutsch-Quote sinnlos erscheinen lassen.


    Und bei aller Begeisterung über US-Serien wollen wir auch mal nicht vergessen, was im US-TV sonst noch so alles läuft. Dagegen ist unsere Senderlandschaft elitäres Bildungsfernsehen allererster Güte. Insofern - "irgendwas is ja immer..." :D

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • Re: Amerikanische Fernsehserien vs. deutsche Produktionen


    Zitat

    Original geschrieben von SirShagalot
    Aber "gute" Primetime-fähige Serien? [...] Hinter Gittern wohl auch...


    :eek: :D


    "Hinter Gittern" ist die mit Abstand dümmste Produktion die ich je gesehen habe. Alleine schon der Teaser nach WWM haut mich jedesmal vom Hocker. Ich hoffe, ich habe jetzt keinen Kathi-Karrenbauer-Fan persönlich getroffen!? ;)


    Ansonsten glaube ich, man kann die Fernsehlandschaften insgesamt nicht wirklich vergleichen. Deutsche Serien wie Tatort, Derrick etc. haben sicher ein hohes Niveau und z.B. Derrick wird auch in alle Welt exportiert. Ebenso das neue Wissens-Format "Galileo". Die diversen Actionserien, die mich persönlich eher nicht interessieren, sind wohl auch nicht wirklich schlechter und mit hohem Aufwand produziert. Andererseits wird in den USA sicher für mehr Zuschauer, auf mehr Sendern etc. produziert und das bringt eben idR neben sehr viel Ausschußware auch mehr hochwertige Produktionen hervor.


    Ich persönlich schaue mir lieber deutsche Filme und Serien an, weil der skizzierte Alltag (angefangen von der Polizeisirene und aufgehört bei den Straßenschildern) eben der meine ist und der gesamte Habitus eben europäisch ist - im Gegenzug stört mich das "typisch amerikanische" an den US-Serien eben oft. Aber es gibt natürlich viele gute US-Produktionen oder europäische Serien ("The League of Gentleman" :top: ), die sehenswert sind. Im Moment scheint aber im deutschen Fernsehen eher die deutsche Comedy als die deutsche Serie angesagt - was aber vielleicht auch verständlich ist, wenn man gut gemachte US-Produktionen ankaufen kann und der Zuschauer das annimmt.


    "Quote" wird durch Ein- oder Ausschalten gemacht und das Privatfernsehen ist rein marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten unterworfen und würde sicher entsprechend reagieren, wenn der Zuschauer die US-Serien satt hat, von daher halte ich auch nichts von einer "Deutschquote" - zumal die Serien dann eben deutsch, aber keinesfalls besser wären/sein müssten. ;)


    Aber da ich persönlich eh ziemlich selektiv fernsehe, schaue ich mir einfach gute und mich interessierende Sachen an, egal woher sie kommen oder lasse den Fernseher aus, von daher interessiert mich der viele Schrott gar nicht so sehr (es sei denn, ich schaue ihn mir zur Belustigung an :) ).


    Übrigens ist auch das meiste, über das wir uns hier dann lang und breit echauffieren ("Mein dicker peinlicher Verlobter" und Co.) zugekauftes Format. Es ist also bei weitem nicht alles hochwertig, was aus dem Ausland kommt. ;)

  • Da hast Du aber auch nur die wirklich schlechten Serien genommen.
    Es mag immer Geschmackssache sein.
    Aber ich persönlich schaue lieber "Berlin, Berlin" und "Edel und Star(c?)k" als OSC oder sonstige Serien.
    Mir ist es erstmal egal, ob es eine deutsche, afghanische, tibetanische oder amerikanische Serie ist. Sie muß mir (und am besten auch meiner Freundin ;) ) einfach nur gefallen.

    “Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.” Albert Einstein

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