Bundestagswahl: Erststimme einer kleinen Partei geben oder nicht?

  • Das mit den Ausgleichsmandaten ist ein Ammenmärchen:


    Bei den Erststimmen gilt gnadenloses Mehrheitswahlrecht, dh die "unterlegenen" Stimmen verfallen sang- und klanglos.


    Krasses Beispiel:
    Einer kriegt 10%, 10 andere je 9% => der mit den 10% ist direkt gewählt, alle übrigen Erststimmen (90%!!!) verfallen...
    Da die Kandidaten aber normalerweise eh über Listen abgesichert sind, sind die Erststimmen eigentlich nur für solche Kandidaten interessant, die nicht abgesichert sind.


    Bei den Zweitstimmen zählt dagegen jede Stimme - erstmal für die prozentuale Besetzung des Bundestages (und die Mitnahme der Listenkandidaten) - und zum 2. für die Wahlkampfkostenerstattung:
    Wer also meint, er würde "Protestwählen", indem er einer Partei wie den Reps die 2. Stimme gibt, schaufelt denen in Wirklichkeit nur Geld zu.
    Dann schon lieber den Landfrauenverband finanziell unterstützen, da ist das Geld mit Sicherheit besser angelegt ;)


    Also:
    1. auf jeden Fall wählen gehen!
    2. Zweitstimme sinnvoll abgeben
    3. Auch ohne Erststimme ist die Wahl gültig!
    4. Mehr als 1 Kreuz links und 1 rechts macht den ganzen Stimmzettel ungültig und ist nicht sinnvoll!

  • Zitat

    Original geschrieben von alpha
    Das mit den Ausgleichsmandaten ist ein Ammenmärchen:


    Bei den Erststimmen gilt gnadenloses Mehrheitswahlrecht, dh die "unterlegenen" Stimmen verfallen sang- und klanglos.


    genau das habe ich doch geschrieben, Ausgleichsmandate sind die Sitze im Bundestag, die zum Ausgleich für Überhangmandate vergeben werden, damit die prozentuale Sitzverteilung nach Zweitstimmen wieder stimmt.

  • Hi,

    Zitat

    Da ich FDP-Mitglied bin, gebe ich natürlich beide Stimmen der FDP, obwohl unser Kandidat keine reelle Chance hat, in den Bundestag zu kommen, außer wir schaffen tatsächlich noch die 18%
    Wählt einfach die Partei, mit der ihr am meisten klarkommt. Wenn jetzt alle FDP, Grüne und PDS-Wähler die Erststimme den großen Parteien geben, wird dieser Trend von Wahl zu Wahl verstärkt, da der Vorsprung der Großen immer größer wird. Die persönliche Überzeugung und weniger die Taktik sollte im Vordergrund stehen.


    Genau so, aber auch wirklich genau so halte ich es auch.
    Zweistellig sollte aber drin sein! :)


    c ya
    n3o

  • Zitat

    Original geschrieben von Andre
    Ich gebe meine Erststimme einer großen Partei, da meine favorisierte kleine Partei wenig Chancen auf ein Direktmandat hat.


    Und ich kann auch gut damit leben, dieser großen Partei die Stimme zu geben. Ich hätte sie sowieso eventuell (mit der Zweitstimme) gewählt ;)


    So halte ich es auch. Vermutlich sogar exakt genauso.;)

  • Soweit ich weiß, gibt es im Bundestag nur Überhangmandate aber keine Ausgleichsmandate. In der Praxis führt dies meist dazu, daß die "Siegerpartei" mehr Sitze bekommt. Das ist vielleicht verkürzt dargestellt, aber so sah es bei den letzten Wahlen aus. Dieses Jahr wird auch darüber spekuliert, daß durch die Überhangmandate eine Partei die meisten Sitze erhalten könnte, obwohl sie weniger Stimmen bekommen hat als die andere große Partei.
    Anderereits könnte man auch den Standpunkt einnehmen, daß diese Regelung sich bisher als stabilisierend erwiesen hat. Angenommen Partei X liegt in der Wählergunst knapp vorne. Dann würde sie nach dem Zweitstimmenanteil zusammen mit ihrem kleinen Koalitionspartner eine knappe Mehrheit im Bundestag haben, mit dem Problem, daß es keine Abweichler oder Krankheitsfälle bei wichtigen Abstimmungen geben darf. Da aber die meisten Leute Erst- und Zweitstimme nicht trennen und X momentan etwas populärer war, gewinnt X viele Wahlkreise und erhält Überhangmandate. Die Regierungspartei erhält damit eine klarere Mehrheit im Parlament.
    Natürlich lassen sich genügend andere Varianten konstruieren, aber diese traf anscheinend 1994 und 1998 zu.


    Ausgleichsmandate, wie es sie in einigen Landtagen und dem Berliner Abgeordnetenhaus gibt, sind im Prinzip gerechter, verursachen aber u.a. auch Mehrkosten, da die Zahl der Abgeordneten steigt. Daß im Bundestag
    sich Initiativen zur Einführung von Ausgleichsmandaten nicht durchgesetzt haben, lag am Kalkül. Es hat eben meist die Regierungspartei davon profitiert und dann wenig Interesse an einer Änderung gehabt.



    Jetzt muß ich aber zum eigentlichen Thema kommen: :D
    Das ist wirklich eine schwierige Frage, ob man die Erststimme der kleinen Partei geben soll, für die man ist, oder lieber einen Kandidaten der großen Parteien unterstützen soll. Das muß man immer im Einzelfall entscheiden. Da ich in einem Wahlkreis lebe, wo die Kandidatin der kleinen Partei prominent ist und ich sie unterstützen möchte und mich die Fotos der Kandidaten der großen Parteien nicht überzeugen (mehr Informationen habe ich nicht über sie :rolleyes: ;) ), werde ich meine Erststimme der kleinen Partei geben, auch wenn das evtl. taktisch unklug ist.


    Komischerweise erscheint mir die Werbung mit Ständen auf der Straße zumindest im meiner Gegend weniger präsent als früher (80 Jahre).
    Irgendwie gefällt mir der Gedanke, am Ende eines Gesprächs z.B. mit einem von der FDP zu sagen: "Vielleicht gebe ich Ihnen ja meine Erststimme." :D
    Oder auch eine nette Vorstellung wäre, zu einem Stand der PDS in einem der entscheidenden hartumkämpften Wahlkreise im Osten Berlins zu gehen und fallenzulassen, daß sie selbstverständlich die Erststimme bekommen. Dann süffisant erwähnen, daß man in einem Wahlkreis im Westen lebt. ;)


    Etwas abstrakter: Wenn man einen Kandidaten einer großen Partei antrifft, den man nicht mag, ihm zu sagen, daß er der Grund ist, seine Partei zu wählen. Man lebe nämlich in einem anderen Wahlkreis und wenn der dortige Kandidat sein Direktmandat gewinnt, wäre ihm hier die Chance genommen, über die Landesliste ins Parlament zu kommen. :top:

    Die Revolution (der mobilen Datenkommunikation) frisst ihre Kinder.
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    Mein MMS-Server ist offline.

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