5,2 mio. Arbeitslose! Was können wir noch von der Zukunft erwarten?!

  • Ich habe das Gefühl, dass die Bürger hier mit rhetorischen Tricks erstens gegeneinander aufgehetzt und zweitens um ihre Ansprüche gebracht werden.


    Das Bild vom Manager oder vom Arzt, der auch Spargel stechen soll, dient nur dazu, den einfachen Leuten ein Gleichheitsideal zu suggerieren, welches durch Hartz4 ganz sicher nicht erreicht wird. Natürlich kann ALG2 theoretisch auch einen ehemaligen Mamager erwischen. Aber das ist äußerst unwahrscheinlich. In erster Linie verschlechtert dieses Gesetz die Situation der mittleren und unteren Schichten. Die Gleichheitsrhetorik ist nur eine Nebenkerze.


    Außerdem sollte man nie vergessen, dass ein Großteil der Empfänger lange Jahre in die Arbeitslosenversicherung einen Haufen Geld eingezahlt hat. Diese Leute werden jetzt (im "Versicherungsfall") um ihre meiner Meinung nach legitimen Ansprüche gebracht. Es kann doch nicht angehen, dass man die Leute Jahrzehnte lang in ein System einzahlen läßt und dann plötzlich die Modalitäten für die Auszahlung in diesem Maß ändert!
    Gerade vor dem Hintergrund, wofür in den letzten 30 Jahren alles Geld da war.


    Besonders der Arbeitszwang geht hier deutlich zu weit. Ich persönlich will in Deutschland keinen Niedriglohnsektor wie in den USA. Das ist meiner Meinung nach entwürdigende Ausbeutung. Und wenn man sich Deutschlands Vergangenheit ansieht, dann sollte man mal ganz vorsichtig sein mit der Zwangsarbeit.


    Wir haben diese ganze "Arbeitslosenverwaltungsdebatte" doch nur, weil die Arbeit das einzige Feld ist, auf dem sich die Politik noch zu profilieren glaubt. Was das Hinterherspionieren beim Hartz4-Änderungsgesetz an Verwaltungskosten mit sich bringt und wie stark dadurch Grundrechte (auch Dritter!) berührt werden, darüber spricht keiner.

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • Zitat

    Original geschrieben von Goodzilla


    Schließlich soll ALG-II nur das Nötigste bieten, um die Personen am Leben zu erhalten. Immerhin sind es Gelder, die uns Arbeitenden ohne jede Gegenleistung schmerzhaft direkt und indirekt genommen werden.


    Ich möchte nicht persönlich werden, zumal ich Dene Ansichten in dieser Sache ja bereits kenne. Dennoch solltest Du vielleicht darüber nachdenken, von dieser "WIR und DIE"-Haltung ein Stück weit abzurücken.


    Im Moment magst Du einer von "uns" sein, aber in der heutigen Zeit kann man ganz schnell einer von "denen" werden.


    Ohne Dich persönlich zu kennen, möchte ich wetten, daß sich Dein Weltbild und Dein "Fairneßgedanke" ganz schnell ändern würden, wenn Du mal - was ich Dir natürlich nicht wünschen möchte - mehr als zwölf Monate arbeitslos wärst.


    Bei all der Diskussion um die Leistungen, die "die uns wegnehmen" sollte man nicht vergessen, daß ein Großteil von "denen" in eine Arbeitslosenversicherung einbezahlt hat. Manche vielleicht sogar über zwanzig Jahre lang. Und denen wird dann der Anspruch auf (so sollte es ursprünglich mal gedacht sein) "ihre eigene" Geldanlage verwehrt mit dem Argument: "Die nehmen uns was weg".


    Printus: Was ist an einer direkten Steuer Deiner Meinung nach unfair? Wer viel Geld einnimmt, der konsumiert mehr. Und wer mehr konsumiert, soll mehr Steuern bezahlen. Es wird kaum einen Menschen geben, der Geld nicht verkonsumiert, damit er Umsatzsteuer spart.


    Wenn dennoch ein Teil eines höheren Einkommens angelegt wird, dann ist das das gute Recht desjenigen, denn es gibt auch einige, die sich ihr Einkommen im wahrsten Sinne des Wortes "verdient" haben, und denen sollte man gönnen können, daß dann auch mal etwas übrig bleibt.


    Nur immer neidvoll "nach oben" zu schauen und zu hoffen, daß "denen" mal ihr unnützes Geld weggenommen wird, macht irgendwann mal Bauchschmerzen.


    Um Eines klarzustellen: Ich bin auch nicht "oben". Ich habe so viel, daß es für ein halbwegs anständiges Leben reicht. Aber ich gönne jedem, der durch redliche Arbeit ein dickes Polster aufgebaut hat, dieses Polster von Herzen.


    Daß es "da oben", aber auch "da unten" Abzocker gibt, ist unbestritten.


    Aber vielleicht sollte man mal wieder wegkommen von dieser Bild-Blöd-Schwarzweißdenke, die uns jeden Tag ins Gehirn gesoßt wird und einfach mal wieder anfangen, selber zu denken.


    cu


    NoTeen

  • Ich gehöre auch zum arbeitenden Teil der Bevölkerung und argumentiere, eben auch um diesem "wir auf der einen Seite, "die" auf der anderen" zu begegnen, gegen die Ansicht daß ALGler locker flockig von "unserem" Geld leben. Ich war selber ebenfalls 2x arbeitslos und weiß deswegen wie schnell es gehen kann daß man ohne Job dasteht, und das auch ganz ohne eigene Dummheit oder Schuld. Gerade deswegen bin ich eben auch daran interessiert daran daß hier kein Keil zwischen die Menschen getrieben wird, denn man kann ganz schnell ins andere Lager geraten.


    Die Umsatzsteuererhöhung ist natürlich in der Theorie fair weil sie sich immer an den Ausgaben orientiert, die man tätigt. Kaufste viel, zahlste viele Steuern, kaufste wenig, zahlste wenig Steuern.
    Blöderweise gibt es aber viele Menschen, die am Existenzminimum leben und sich nicht so einfach leisten können daß demnächst nahezu alles außer Lebensmitteln und Literatur teurer wird. Wenn alle genug Kohle hätten wäre es ja kein Problem, aber manche kommen schon jetzt mehr schlecht als recht über die Runden.


    Wer soviel hat daß er gut klar kommt hat natürlich die Wahl ob er mehr ausgeben oder sparen möchte - derjenige kauft eben mal ein Handy weniger, oder auch nicht, je nach Lust und Laune.
    Aber ab einer gewissen Untergrenze kannst Du nicht mehr sparen weil Du eh nur das kaufen kannst, was Du zum Leben brauchst und alle Ausgaben "notwendig" sind, also keine optionalen "Spaßkäufe". Wenn es um Seife, Deo, notwendige Bekleidung oder defekte Küchengeräte oder Möbel etc. geht - da kannst Du nicht einfach sagen "OK, dann kaufe ich eben nicht, weil ich auch ohne Waschmaschine oder Wintermantel leben kann und anstatt im Bett zu schlafen kann ich mich auf ne Isomatte legen..."
    Mir geht es hier nicht um Neidgedanken, und für die, die "oben" sind, ist das mit der MwSt-Erhöhung auch kein Problem, da stimme ich Dir voll zu. Mein Focus liegt auf der Betrachtung der sehr kleinen Einkommen. Weil da stellt sich die Frage wie sich eine Preissteigerung auswirkt.


    Und mich regt eben immer auf wenn Politiker argumentieren, wie ich das weiter oben schon geschrieben habe, daß Lebensmittel ja nicht teurer würden. Das stimmt zwar, aber für wie blöd verkauft man denn die Bevölkerung wenn man so tut als würden die Menschen nur Lebensmittel kaufen?
    Oder immer der Vergleich mit dem Ausland - da krieg' ich auch immer zuviel. Dort sind die Strukturen doch völlig anders als bei uns, man vergleicht doch da Äpfel und Birnen! Klar sind die Steuern in Skandinavien wesentlich höher - aber dafür ist die Vorsorge staatlicherseits auch wesentlich umfangreicher als bei uns...


    Das Bild vom Manager oder vom Arzt, die Spargel stechen sollen, empfinde ich auch als reine Augenwischerei, als Polemik um vordergründig zu "beweisen" daß es jeden treffen kann. In der Realität wird nie ein Arzt oder Manager Spargel stechen weil die immer Atteste beschaffen werden daß ihnen diese Arbeit unzumutbar ist. Und abgesehen davon kann man die Leute ja auch wirklich viel sinnvoller einsetzen als ihre Ressourcen in Jobs zu verschwenden, die auch weniger Qualifizierte ausüben können.
    Ein arbeitsloser Arzt packt in der Realität die Koffer und verschwindet ins Ausland. Das ist die Realität! Selbst wer noch einen Job hat ist oft so unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen daß es die Menschen nicht hier hält. Man muß sich ja nur mal mit dem Ärztestreik und den wahren Lebensbedingungen eines Arztes in Deutschland auseinandersetzen...

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Das Bild vom Manager oder vom Arzt, die Spargel stechen sollen, empfinde ich auch als reine Augenwischerei, als Polemik um vordergründig zu "beweisen" daß es jeden treffen kann. In der Realität wird nie ein Arzt oder Manager Spargel stechen weil die immer Atteste beschaffen werden daß ihnen diese Arbeit unzumutbar ist.


    Wir haben hier einen Diplom-Ingenieur der für 1€ Schilder sauber macht.

  • Wobei ich einen Diplom-Ingenieur nicht zwangsläufig in einem Atemzug mit Ärzten oder Managern nennen würde. In diesem Beruf gibt es Abstufungen. Aber das ist ja nun nicht das Thema.


    Printus: Du argumentierst korrekt, daß in anderen Ländern die sozialen Strukturen anders sind. Aber was war nun zuerst? Henne oder Ei?


    Können die Skandinavier höhere Umsatzsteuern verlangen, weil sie ihre Landsleute ausreichend sozial abfedern? Oder ergibt vielleicht erst das so generierte Steueraufkommen die Möglichkeit zur Abfederung?


    Sicher ist die Erhöhung der Umsatzsteuer alleine nicht das Allheilmittel. KEINE Steuererhöhung ist im ersten Moment gut. Aber ein Staat kann nun mal ohne Geld nicht leben. Und wenn ich schon die Wahl habe zwischen einer Steuer, die eine Einkommens- oder Interessengruppe allein beschneidet oder einer Steuer, die alle "gleichmäßig" trifft, dann fällt mir die Wahl leicht. Auch als Mensch, der "haushalten" muß!


    Daß die Mehreinnahmen, die durch eine Erhöhung der Umsatzsteuer entstehen, nicht sinnlos verplempert werden, wäre der nächste - zwingend notwendige - Schritt zur Entlastung der Einkommensschwachen.


    Von vorneherein zu sagen: "Die Armen muß man schonen, darum ist diese Steuer unfair", das halte ich für ziemlichen Unsinn.


    Was das "Spargelstechen" angeht: Jede Diskussion zu diesem Thema erübrigt sich, denn daß mit Hilfe der "Spargelstecher" Jahr für Jahr aufs Neue "Stimmung" gemacht wird, das sollte inzwischen auch der Letzte kapiert haben.


    cu


    NoTeen

  • Zitat

    Original geschrieben von Erik Meijer
    Aber mal ein Beispiel aus der Praxis. Ich hatte vorhin einen Kunden, der lange arbeitslos war, jetzt wieder einen Job hat. Hat mich gebeten, die Kreditrate auszusetzen für einen Monat. Nicht etwa, weil er die nicht zahlen kann (das hat er während der Arbeitslosigkeit immer geschafft). Sondern: "dann kann ich nochmal in Urlaub fahren". Super Einstellung sowas... :rolleyes:


    Ich kann die Situation nicht beurteilen, da ich deinen Klienten nicht kenne, aber:


    Es ist doch besser wenn er jetzt nochmal Urlaub macht, als wenn er erst ein paar Monate arbeitet und dann an seinen Arbeitgeber sofort mit einem Urlaubswunsch herantritt, der Arbeitgeber das falls auslegt, er deswegen seinen Job verliert, und wieder in der Arbeitslosigkeit landet.


    Ein Luxusurlaub für Langzeitarbeitslose muss sicher nicht sein, aber ich denke auch der Alltag von Langzeitarbeitslosen kann frustrierend Genug sein, so das er sich den Urlaub aus moralischer Sicht durchaus verdient haben kann, und vielleicht ist es auch für die Motivation ne gute Sache mit einem Urlaub erstmal einen Schlussstrich unter das Erwerbslosenleben zu ziehen.


    Ansonsten kann ich mangelnde Motivation unter Langzeitarbeitslosen durchaus verstehen. Denn bei der jetzigen Wirtschaftslage, hat jemand der erstmal längere Zeit aus dem Job ist, vielleicht sein Wohnungseigentum dadurch verloren hat, und wegen der Arbeitslosigkeit sich nicht in seiem Beruf weiterbilden konnte eh keine Chance mehr einen qualifizierten Job mit entsprechender Verdienstmöglichkeit zu bekommen, so das er seinen Lebensstandard durch eine Rückkehr ins Erwerbsleben verbessern kann.


    Und wenn man trotz Job keine Chance mehr auf Weiterbildung, beruflichen Aufstieg und Verbesserung des Lebensstandards hat ... warum dann überhaupt noch anstregen. Verhungern können sie einem nicht lassen, und wenn man erstmal lange Arbeitslos ist und ein bestimmtes Alter überschritten hat bekommt man im Erwerbsleben eh keine Jobs mehr die nur mehr als das blanke Überleben sichern.

  • Lieber Martyn,


    weisst Du, was ich furchtbar schlimm finde?


    Furchtbar schlimm finde ich es, daß Du ganz bestimmt ein unglaublich netter Kerl sein magst. Deine Art zu schreiben ist so liebenswert - wenn ich eine Frau wäre, dann müßte auf der Stelle mein Mutterinstinkt einsetzen!


    Allerdings frage ich mich - so wie einige hundert User hier im Forum - ob Du möglicherweise Deine Beiträge von einer einsamen Insel aus schreibst.


    Lebst Du möglicherweise gar nicht hier auf unserem Planeten? Wir werden es vermutlich nie erfahren...


    Lieber Martyn: Erik ging es hier keineswegs darum, einem Arbeitslosen seinen Urlaub in Abrede zu stellen. Wenn aber ein Urlaub "auf Pump" finanziert wird, dann finde das sicher nicht nur ich höchst bedenklich.


    Es ging auch gar nicht darum, ob dieser Mensch sich bei seinem neuen AG unbeliebt machen könnte durch einen Urlaubswunsch (nach sechs Monaten hat er einen Urlaubsanspruch, den ihm der AG nicht einfach verweigern kann).


    Nein, lieber Martyn: Es ging schlicht und einfach nur ums liebe Geld. Und meine Antwort an eine solche Person, wäre ich an Eriks Stelle gewesen, werde ich hier nicht öffentlich niederschreiben.


    cu


    NoTeen

  • ich hol das hier mir wieder hol weil ich grad nen interessanten artikel auf web.de gefunden hab, der zumindest partiell das thema trifft (ein neues wollte ich nciht extra aufmachen)


    kopiert von :
    http://magazine.web.de/de/them…480300027708781dxHkL.html


    Bild": 41 Prozent der Deutschen leben vom Staat
    Hamburg - Immer weniger Deutsche leben von selbst verdientem Lohn.



    In der Arbeitsagentur


    © DDP/AFP
    Bereits 41,5 Prozent aller Haushalte beziehen ihr Einkommen aus öffentlichen Unterstützungsleistungen wie Hartz IV, Sozialhilfe oder Rente, berichtet die "Bild"-Zeitung am Mittwoch.


    Nach aktuellen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes leben demnach nur 55,4 Prozent der 39 Millionen Haushalte von eigenem Einkommen. 2,4 Prozent erhalten Zahlungen zum Lebensunterhalt von Angehörigen. 0,7 Prozent der deutschen Haushalte sind in der Lage von ihrem Vermögen (z. B. Zinsen, Mieteinnahmen) zu leben.

  • Vergessen darf man auch nicht das es viele Arbeitnehmer gibt, die zwar einer 30-42 Stunden Vollzeitbeschäftigung nachgehen, aber deren einkommen trotzdem in einem Bereich liegt das sie noch Anspruch auf Leistungen nach Hartz4 oder Wohngeld haben. Das ist einfach nicht okay. Die Entwicklung zwischen Einkommen und Lebenshaltungskosten gehen einfach zu weit auseinander, ausserdem gehen dadruch auch die Steuereinnahmen für den Staat zurück. So muss der Staat mehr Leistungen aufbringen, nimmt aber weniger ein.

  • korrekt, die Statistik soll suggerieren, das 41 Prozent nicht arbeiten, sondern von Hartz4 usw. ausschliesslich leben.


    das ist aber nicht der Fall.


    Immerhin kann fast 1 % ausschliesslich von seinem Vermögen leben, ob die Auch Beitrage in die Soz.versicherung bzw. Steuern zahlen ist fraglich.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!