5,2 mio. Arbeitslose! Was können wir noch von der Zukunft erwarten?!


  • Der Artikel ist durch und durch polemisch. Er disqualifiziert sich allein schon durch seinen 1933-Vergleich.


    Ja, die Sanktionen sind gerechtfertigt. Es wird leider auch Leute treffen, die damit nicht gemeint sind, aber es ist leider auch hier so, dass die Mehrheit unter der Scheiße leiden muss, die eine - allerdings auch nicht grad verschwindend geringe - Minderheit fabriziert, sprich das System mißbraucht.


    Aber mal ein Beispiel aus der Praxis. Ich hatte vorhin einen Kunden, der lange arbeitslos war, jetzt wieder einen Job hat. Hat mich gebeten, die Kreditrate auszusetzen für einen Monat. Nicht etwa, weil er die nicht zahlen kann (das hat er während der Arbeitslosigkeit immer geschafft). Sondern: "dann kann ich nochmal in Urlaub fahren". Super Einstellung sowas... :rolleyes:


    Passt nicht direkt auf Hartz-IV-Empfänger, aber es gibt eben so ne weit verbreitete Anspruchsmentalität. Und da müssen offensichtlich härtere Saiten aufgezogen werden. Anders scheint es nicht zu funktionieren.


    Die eheähnlichen Gemeinschaften sehe ich übrigens sehr skeptisch...da wird doch alleine ein Riesenmißbrauch betrieben...zusammen wohnen, leben, alles teilen, aber keine Gemeinschaft bilden? Ja nee ist klar. Sind alles nur zusammengewürfelte WGs diese Fälle... schon richtig, das man die Beweispflicht da auf Seiten des Leistungsempfängers legt. Wenn ich etwas will, muss ich auch etwas nachweisen...

    Auch ein Traumjob berechtigt nicht zum Schlaf am Arbeitsplatz.

  • Zitat

    Original geschrieben von NoTeen
    Polemik ist es aber sehr wohl, wenn mal wieder die deutsche Vergangenheit als allseits beliebtes Killerargument gegen das Vorgehen unserer Regierung ausgegraben wird. *gähn*


    Deswegen ist rechte Propaganda ja (zum Glück!) verboten.
    Ich habe jetzt allerdings einige Artikel bei dieser linken Zeitung angelesen und weiss jetzt nicht, ob diese Hetze, die da teils verbreitet wird, nicht auch schon nen Straftatbestand erfüllen...


    IMHO sollten sie's jedenfalls!


    Charlie
    (der gegen JEGLICHEN Radikalismus - sei er von rechts oder von links - allergisch ist!)

    --
    Die 5 Sinne des Menschen:
    Unsinn, Irrsinn, Stumpfsinn, Blödsinn und mein persönlicher Liebling, der Wahnsinn.
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  • Zitat

    Original geschrieben von Erik Meijer
    Die eheähnlichen Gemeinschaften sehe ich übrigens sehr skeptisch...da wird doch alleine ein Riesenmißbrauch betrieben...zusammen wohnen, leben, alles teilen, aber keine Gemeinschaft bilden? Ja nee ist klar. Sind alles nur zusammengewürfelte WGs diese Fälle... schon richtig, das man die Beweispflicht da auf Seiten des Leistungsempfängers legt. Wenn ich etwas will, muss ich auch etwas nachweisen...

    Die Problematik bei der Sache sehe ich da, dass ich als eheähnliche Gemeinschaft keinerlei Vorteile habe bzw. bekomme - beide behalten ihre Steuerklasse etc. Ist da jetzt aber plötzlich einer arbeitslos bzw. ALG2-Empfänger, werden sie vom Staat plötzlich wie Verheiratete behandelt.
    Und da sag ich: entweder oder! So schaut es nach Willkür aus und als würde sich der Staat die Rosinen sozusagen rauspicken - sprich, die Sachen so regeln, wie es ihm grad vorteilshaft in den Kram passt :flop:

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Dazu kommt auch daß hier irgendwelche "weichen" Kriterien geschaffen werden, gegen deren Einhaltung sich viele - wie ich finde verständlicherweise - wehren.


    Wer Transferleistungsbezieher ist und aber einen Lebenspartner hat wird sozusagen dahin gegängelt wie oft oder lange er sich bei seinem Partner aufhält. Bist Du zu lange bei Deiner Freundin unterstellt man eine eheähnliche Gemeinschaft... Gerade wer den ganzen Tag über wenig zu tun hat wird verständlicherweise selten in seiner Wohnung herumhängen sondern die Zeit bei seinem Partner verbringen. Das finde ich normal... Ausgerechnet in solchen persönlichen Bereichen setzt nun aber die Regulierung von aussen ein.


    Dagegen würde ich mich als Betroffener auch wehren, das würde bei mir - und vielen anderen läuft es bestimmt genauso - auch dazu führen daß ich mich dem verweigere und dagegen verstosse.


    Es wird immer vom "fördern und fordern" geredet, aber sinnvolle Fördermöglichkeiten sind rar. Würde den Leuten wirklich sinnvoll ein Job vermittelt könnte man sie dann auch in die Pflicht nehmen, aber es sind letztlich zu wenige Jobs da um 5 Millionen Arbeitslose unterzubringen. Was will man denn da von den Leuten fordern, wenn die am Ende doch nur - in vielen Fällen - in irgendwelches Ausnutzer-Arbeitsverhältnisse gesteckt werden, bei denen sie sich mit einer Drecksarbeit kaputt arbeiten sollen, bei 5 EUR Stundenlohn, von dem sie aber ihr Leben trotzdem nicht finanzieren können.


    Ist doch klar daß die Motivation zu arbeiten dann nicht mehr gegeben ist - und das nicht nur bei denen, die grundsätzlich nicht arbeiten wollen, sondern auch bei denen, die eigentlich willig sind, aber für ehrliche Arbeit auch fair bezahlt werden wollen...


    Nicht die Transferleistungen sind zu hoch, sondern die Gehälter zu niedrig!

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Nicht die Transferleistungen sind zu hoch, sondern die Gehälter zu niedrig!


    Hier hat der Staat aber nur begrenzte Möglichkeiten, einzugreifen.
    Ein Mindestlohn wäre wieder eine Regulierung die weitere Probleme schafft.
    In diese Richtung ist schon das Richtige gelaufen, nämlich die Absenkung des Reservationslohns durch Absenkung der Unterstützung für Arbeitslose.
    Dadurch ist ein Teil wieder bereit, für weniger Geld zu arbeiten als bei der früheren Unterstützung. Klingt hart, ist aber nunmal so. Alles Andere ist Augenwischerei und Verneinung der Realität. Dies war wohl auch der wichtigste Ansatz von Hartz 4 (abgesehen von den Kosten vielleicht).


    >>> tkjever

    Meine Signatur
    ist beinahe zu
    lang für
    dieses
    Forum...

  • Der Staat stellt z. B. mit der Umsatzsteuer-Erhöhung falsche Weichen. Im Endeffekt trifft diese Maßnahme wieder die Kleinen, die eh schon mit jedem EUR rechnen müssen und jetzt erneut zusätzlich belastet werden. Jemandem, der gut verdient, tut es nicht wirklich weh weil dessen finanzielle Ausstattung immer noch so ist daß er die höhere MwSt einfach wegsteckt - genug Geld ist ja immer noch da, auch wenn die Preise teurer werden...


    Mich regt es jedes Mal massiv auf wenn argumentiert wird daß Lebensmittel nicht teurer werden. Es scheint Politiker zu geben, die offenbar ausschließlich von Eßwaren und Büchern leben, aber niemals andere Dinge kaufen... ja, bei denen wird das Leben dann tatsächlich nicht teurer.


    Weil ich gerade sehr mit dem Thema Auto zu tun habe: da zahlen diejenigen, die kein Geld für einen modernen Wagen haben, ausgerechnet besonders viel Steuer - während die besser Betuchten Besitzer schöner moderner Wagen mit preiswerten Steuern davon kommen.


    Ins Solidarsystem der Krankenkasse oder die Rentenkasse zahlen z. B. auch viele Leute nicht ein - warum nicht?


    Ich denke daß hier sehr wohl viele Weichenstellungen seitens des Staates schief laufen, da müßte man viel mehr grundsätzliche Regelungen der vergangenen Jahrzehnte überdenken und komplett neu strukturieren.
    Das kann aber nicht nach dem Motto laufen "Der Staat hat kein Geld, also müssen wir alle den Gürtel enger schnallen" - denn es gibt viele, deren Gürtel einfach nicht mehr enger geschnallt werden kann und das sind die Leute, die der Gesellschaft dann letztlich erst Recht auf der Tasche liegen und nichts mehr ins System einzahlen, sondern nur herausziehen - ganz abgesehen von den sozialen Schieflagen und Problemen, die daraus generiert werden.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Eine Regulierung des Steueraufkommens über die Umsatzsteuer finde ich mehr als fair. Die Umsatzsteuer ist die ehrlichste Steuer von allen. Sie trifft denjenigen, der konsumiert - und je mehr konsumiert wird, desto mehr sind diejenigen von der Steuer betroffen.


    Klar müßten nun im Gegenzug "alte" Steuerregelungen fallen, die weniger fair sind.


    Aber willst Du nun etwa die, die weniger haben, komplett von der Steuer befreien und so wieder ein ungerechtes System schaffen?


    Was wäre denn Deiner Ansicht nach gerecht?


    Sich auf die Seite der "Armen" zu schlagen, ist immer ein sehr bequemer Weg und eine willkommene Möglichkeit, zu den "Guten" zu gehören. Befreie doch einfach die "Armen" von allen sozialen Pflichten, und dann erkläre mir, wo der Anreiz verborgen ist, sich aus der "Armut" zu befreien?


    Auch das Thema "Solidargemeinschaft Krankenkasse" wurde hier im Forum schon ausgiebig durchgekaut. Nur weil jemand in eine "Private" Kasse einzahlt, ist er nicht aus der Solidargemeinschaft heraus. Auch private Kassen sind Solidargemeinschaften.


    Ich habe nun aber nicht wirklich Lust, Dir das nochmals in aller epischen Breite vorzukauen.


    Es gibt kaum etwas, was für unsere Gesellschaft weniger konstruktiv sein kann als diese ganzen ultralinken Denkkonstrukte, und anstatt mich über solch unausgegorenes Zeug zu ärgern, werde ich mir jetzt meine Bettdecke über den Kopf ziehen, um morgen wieder einen ganzen langen Tag die arme gebeutelte Arbeiterklasse zu schikanieren und Geld am Solidarsystem vorbei in meine dicken Taschen und die meiner privaten Krankenversicherung zu schieben.


    Wer hier irgendwo Ironie findet, der darf sie mit linken Durchhalteparolen erwidern, bis ich wieder aus meinem Bonzenschlaf erwacht bin.


    cu


    NoTeen

  • Versteht mich nicht falsch, aber solange es ALG-II-Empfänger gibt, die Auto fahren, rauchen und in Kneipe/Club/Disko teure Getränke kaufen können oder den Eintritt für ein Fußballspiel zahlen können ist die Unterstützung immer noch viel zu hoch.


    Schließlich soll ALG-II nur das Nötigste bieten, um die Personen am Leben zu erhalten. Immerhin sind es Gelder, die uns Arbeitenden ohne jede Gegenleistung schmerzhaft direkt und indirekt genommen werden.


    Es wäre vermutlich keine schlechte Idee, wenn man die Unterstützung auf Essensgutscheine und Kleiderkammerberechtigungen umstellt und jedem ALG-II'ler z.B. 50 €uro Taschengeld im Monat gibt.


    Verstößt ein ALG-II'ler gegen die Spielregeln (z.B. Job nicht annehmen oder Vermögen verstecken) werden ihm die 50 € gestrichen. Anderen Personen, denen z.B. der Hai ein Bein abgebissen hat (also wirklich Kranke) oder Hochbegabten, die durch Pech und Krankheit in die Situation geraten sind (und bei denen Hoffnung zur Besserung besteht), wird das Taschengeld aufgestockt.

    Früher konnte man Drachen töten und durfte dann eine Jungfrau heiraten -
    heute gibt's keine mehr und man muss den Drachen heiraten :-(

  • Ich will mich jetzt nicht zu unpassenden Vergleichen mit bestimmten Ansichten besonders unangenehmer Persönlichkeiten der jüngeren deutschen Geschichte, vor etwa 60 Jahren, hinreissen lassen.


    Aber mich erschreckt das Menschenbild, das hinter solchen Aussagen steht, die ich hier teilweise lese. Ein Mensch ist keine Maschine, die funktioniert wenn Öl und Kühlwasser eingefüllt werden. Menschen haben auch emotionale Bedürfnisse.
    Man "muß" sicher kein Auto haben und man "muß" auch nicht zu Fußballspielen gehen.
    Aber jeder Mensch hat neben ganz primären Bedürfnissen wie Nahrung, Flüssigkeit, Wärme, Schlaf, auch emotionale oder kulturelle Bedürfnisse. Bei dem einen ist es meinetwegen der Fußball-Fanclub, bei dem anderen ein Kinobesuch, beim dritten sind es Bücher oder ein Theater- oder Museumsbesuch, wieder ein anderer möchte vielleicht mal auf ein Bier in die Kneipe gehen oder Mitglied in einem Sportverein sein. Auch ALG-Empfänger möchten und müssen Zugang zu Informationsquellen wie Radio/Fernsehen oder dem Internet haben.


    Wir reden hier nicht darüber daß wir, also die Gesellschaft oder speziell wir "Werktätigen", den ALGlern allabendliche Sauferei in der Kneipe, einen Flachbild-Fernseher in der Größe der halben Zimmerwand oder eine Mitgliedschaft im Golfclub finanzieren müssen. Mir geht es mehr ums Prinzip, um die generelle Denkweise dahinter - und da ist es sehr traurig wenn man Leuten pauschal die Chance auf eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben abschneiden will.


    Es mag Mißbrauch geben, der mag auch einen gewissen Umfang haben - aber das darf nicht dazu führen daß man sich an den negativen Vorbildern orientiert und in Transferleistungsbeziehern generell Schmarotzer sieht. Es wird dort auch sehr viele Leute geben, die aufgrund ihres Alters oder irgendwelcher anderer Faktoren schlicht und einfach keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt haben, obwohl sie gerne ihr eigenes Geld verdienen würden um sich damit auch etwas aufbauen zu können.


    Der Laber von der Umsatzsteuer als ehrlichster Steuer ist mir zu simpel. Erstens setzt dieses Modell vorraus daß auch Niedriglöhner immer noch genügend Geld zum Leben haben, was aber oft nicht so ist - und dann ist diese Steuer auch nicht mehr fair in einem Sozialstaat.
    Dazu setzt es vorraus daß jeder proportional zu seinen Umsätzen Steuern zahlt. De facto führt geschicktes taktieren aber dazu daß Großverdiener ihr Geld so anlegen und investieren daß sie eben nicht immer anteilig Umsatzsteuer zahlen, sondern Konstruktionen bauen um der Steuerpflicht - mehr oder weniger sogar legal - zu entgehen.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Aber mich erschreckt das Menschenbild, das hinter solchen Aussagen steht, die ich hier teilweise lese. Ein Mensch ist keine Maschine, die funktioniert wenn Öl und Kühlwasser eingefüllt werden. Menschen haben auch emotionale Bedürfnisse.
    Man "muß" sicher kein Auto haben und man "muß" auch nicht zu Fußballspielen gehen.
    Aber jeder Mensch hat neben ganz primären Bedürfnissen wie Nahrung, Flüssigkeit, Wärme, Schlaf, auch emotionale oder kulturelle Bedürfnisse. Bei dem einen ist es meinetwegen der Fußball-Fanclub, bei dem anderen ein Kinobesuch, beim dritten sind es Bücher oder ein Theater- oder Museumsbesuch, wieder ein anderer möchte vielleicht mal auf ein Bier in die Kneipe gehen oder Mitglied in einem Sportverein sein. Auch ALG-Empfänger möchten und müssen Zugang zu Informationsquellen wie Radio/Fernsehen oder dem Internet haben.


    Ja, diese Bedürfnisse hat jeder Mensch. Und wenn er diese Bedürfnisse wahrnehmen möchte, dann muß er hierzu arbeiten, und wen der Herr Doktor hierzu aufs Feld gehen muß zum Spargelstechen. Es ist nicht dem Staate sein Auftrag dem Menschen diese Bedürfnisse zu schenken. Der Mensch ist sein Glückes eigener Schmied. In meiner Arbeitszeitlaufbahn war ich bisher insgesamt 3x Arbeitslos. Und 3x mal habe ich es geschafft wieder eine Arbeit zu finden. Davon war 2x zwar nicht das was ich unbedingt machen wollte, allerdings war der Anreiz, dass ich mir wieder eine VfB-Dauerkarte kaufen konnte, doch höher und ich nahm die Arbeit an.

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