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Österreichs Mobilfunkbranche ist im Umbruch: One steht vor der Übernahme durch Tele2, gleichzeitig könnte Tele.ring mit Hutchison fusionieren.
wien. Der deutsche Energieriese E.On dürfte auf seiner langen Suche nach einem Käufer für den österreichischen Handyanbieter One fündig geworden sein. Der schwedische Telekomkonzern Tele 2, der vor kurzem den zweitgrößten heimischen Festnetz- und Internetanbieter UTA um 213 Mill. Euro gekauft hat, will One übernehmen. Dies wurde der "Presse" aus der Tele-2-Zentrale in Stockholm bestätigt. Bei der Österreich-Tochter gab es am Dienstag indessen keine Reaktion.
One-Chef Jørgen Bang-Jensen zeigt sich auf Anfrage der "Presse" reserviert: "Der Deal ist nicht mehr und nicht weniger aktuell als vor einem Jahr". Ob bereits Freitag bei der Gesellschafterversammlung die Weichen für den Verkauf gestellt werden, will Bang-Jensen nicht kommentieren. Nur soviel: "In dem heiß umkämpften Markt werden von den fünf Handynetzbetreibern nur drei bis vier übrig bleiben - One ist einer davon."
Die Übernahme durch die europaweit stark expandierende Tele 2 würde freilich nicht bedeuten, dass One verschwindet, räumen Beobachter ein. Vielmehr würde Tele 2 mit der Übernahme von One zum ernsten Konkurrenten des Marktführers Telekom Austria aufsteigen. Derzeit tritt Tele 2 in Österreich nur als "virtueller" Anbieter (ohne eigene Sender und Masten) auf.
Für One, an der die E.On 50,1 Prozent, Telenor und Orange je 17,45 und Tele Danmark knapp 15 Prozent halten, müsste für Tele 2 jedoch weit mehr als für die UTA bezahlen. Den kolportierten Kaufpreis von 800 bis 900 Mill. Euro halten Experten wohl für überhöht. One sitzt jedoch auf Verbindlichkeiten von gut 1,4 Mrd. Euro. Auch wenn die E.On, die sich auf ihr Kerngeschäft zurückziehen will, einen Teil der Schulden als Mitgift nachlässt, müsse ein Käufer an die zwei Mrd. Euro auf den Tisch legen.
Der hohe Kaufpreis gilt freilich nicht als einzige Hürde für den Verkauf von One. Die One-Eigentümer sind durch einen komplizierten Syndikatsvertrag aneinander gebunden. Der Energiekonzern E.On kann seine Anteile an One aufgrund der komplexen Besitzverhältnisse nur dann verkaufen, wenn die anderen Anteilseigner zustimmen, bzw. auch aussteigen. Dies soll nun der Fall sein.
Denn One hat inzwischen 1,544 Millionen Handykunden und schreibt seit kurzem Gewinn. 2003 waren es bei 664 Mill. Euro Umsatz acht Mill. Euro. One scheint jedoch zwischen den beiden großen Handynetzbetreibern Mobilkom (3,2 Mill. Kunden) und T-Mobile (2,0 Mill. Kunden) sowie den Billig-Anbietern Tele.ring und Hutchison aufgerieben zu werden. "Irgendwie ist die Luft draußen", beschreibt ein Beobachter die Lage. Einer Erhebung von Mobile Communications im Auftrag des Telekom-Regulators zufolge hat One im Vorjahr die Kundenzahl wohl um 160.000 steigern können, die sinkenden Gesprächstarife erhöhen jedoch den Ertragsdruck. Bang-Jensen kündigt im "Presse"-Gespräch allerdings für 2004 einen höheren Gewinn an.
Als Indiz dafür, dass One-Chef Jørgen Bang-Jensen die Braut bereits schmückt, gilt auch der radikale Rationalisierungskurs. Mitte 2004 hat One ein Viertel der 1100 Mitarbeiter abgebaut, zu Jahresbeginn 2005 wurden weitere 28 EDV-Mitarbeiter mit der IT-Infrastruktur an Siemens Business Services ausgelagert.
Nicht ganz zufällig soll auch das Engagement des neuen Finanzvorstands Holger Püchert sein. Er kommt aus dem Controlling von E.On und soll als "Aufräumer" zu One geschickt worden sein. Die Gesellschafter haben sich zudem im Rahmen einer im Oktober 2004 erfolgten Umschuldung etlicher Haftungen für Projektfinanzierungen entledigt.
Tele 2 und One hatten schon seit 2002 eine Vertriebskooperation für Mobilfunkdienste. Ende 2004 startete Tele 2 als virtueller Mobilfunkbetreiber über das One-Netz. Deshalb sehen Telekom-Experten "viel Fantasie" in einer Tele 2-Beteiligung an One: "Es gäbe beträchtliche Synergien, vor allem im Verrechnungsbereich."
Tele 2 wurde 1993 als Festnetz-, Internet- und Mobilfunk-Anbieter gegründet. Derzeit hat Tele 2 rund 20,4 Millionen Kunden in 23 Ländern und ist an den Börsen Stockholm und der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet. 2003 machte der schwedische Konzern 36,9 Mrd. Kronen (4,1 Mrd. Euro) Umsatz und einen Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von 5,7 Mrd. Kronen.
Im Hintergrund der Verkaufsaktivitäten um One zeichnet sich bereits ein weiterer möglicher Konsolidierungschritt in der heimischen Telekombranche ab. Der US-Telekomanbieter Alltel, der gerade den Konkurrenten Western Wireless (WW) übernommen hat, soll kein Interesse an den von WW übernommenen Auslandsaktivitäten haben. In Österreich besitzt WW die Tele.ring. Alltel soll nun an einen Ausstieg aus der Tele.ring denken. Gespräche mit Hutchison ("3") laufen Insidern zufolge bereits. Also genau mit jenem Unternehmen, das im Vorjahr auch als möglicher Käufer von One genannt worden war.
Eine Übernahme der Tele.ring, die inzwischen knapp 900.000 Handy-Kunden hat, gilt insofern als reizvoll, weil Tele.ring so gut wie schuldenfrei ist.
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