Tsunami vor der Haustür!

  • Zitat

    Original geschrieben von marlborolights
    Wenn ich durch die Hammer Fuzo laufe, sehe ich sehr viele Obdachlose, Alkoholiker etc., brauchen die keine Hilfe? Oder läßt sich das nicht so gut vermarkten?


    Gruss


    Ganz hart gesagt: denen geht es besser als den Opfern in Sri Lanka oder einem Penner in Mexico Stadt z.B. - was nicht heisst, dass sie keine Hilfe brauchen. Aber die Möglichkeiten des sozialen Netzes, die es hier gibt (Tafeln, Bahnhofsmission, Wohnheime etc.), gibt es dort nicht denke ich. Mit Vermarktung hat das denke ich nix zu tun.

    Auch ein Traumjob berechtigt nicht zum Schlaf am Arbeitsplatz.

  • Zitat

    Original geschrieben von Erik Meijer
    Ganz hart gesagt: denen geht es besser als den Opfern in Sri Lanka oder einem Penner in Mexico Stadt z.B. - was nicht heisst, dass sie keine Hilfe brauchen. Aber die Möglichkeiten des sozialen Netzes, die es hier gibt (Tafeln, Bahnhofsmission, Wohnheime etc.), gibt es dort nicht denke ich. Mit Vermarktung hat das denke ich nix zu tun.


    Eben, außerdem sind viele der in Deutschland auf der Straße lebenden selbstverschuldet in ihrer Situation und haben oftmals auch überhaupt keine eigene Motivation, sich wieder um ihr eigenes Leben zu kümmern. Angebote wie Wohnheime, Sozialwohnungen etc. werden doch überhaupt nicht in Anspruch genommen. Die leben doch oft aus freigewählten Stücken auf der Straße. Da gäbe es für mich keine Sekunde zu überlegen, ob ich Geld diesen Menschen oder den Opfern der Flutkatastrophe spenden würde.


    Die Menschen in der Krisenregion dagegen haben teilweise ihre komplette Familie, all das was ihr ganzes Leben ausgemacht innerhalb von Sekunden verloren und da kann ich im Vergleich kein Mitleid empfinden mit einem Penner, der im beheizten Bahnhof in der Ecke liegt und an seiner Wodkaflasche nuckelt. Ganze Familien ausgelöscht innerhalb von Sekunden. Ich glaube, ich war in meinem ganzen Leben noch nie so erschüttert von einer Katastrophe wie von dieser. Wenn man die Zahl 70.000 Tote hört, dann ist diese Zahl so groß, dass man sich das gar nicht mehr vorstellen kann, aber wenn man dann Einzelschicksale sieht, Mütter und Väter, die ihre toten Kinder bergen und durch die Gegend tragen, Menschen, die ihre ganze Familie verloren und als einzige überlebt haben, Kinder, die nach ihren getöteten Eltern schreien, dann ist das unglaublich erschütternd. Man hat auch manchem Reporter angemerkt, dass er/sie nahe dran war, in Tränen auszubrechen.


    Ich weine normalerweise nicht, wenn ich eine Katastrophe in den Nachrichten sehe, aber diesmal ist es mir passiert. Auch wenn man die Katastrophen nicht miteinander vergleichen sollte, denn jedes Einzelschicksal ist gleich schlimm, aber das hat eine ganz andere Dimension als ein Terrorakt wie der 11. September oder ähnliches. Für mich persönlich zumindest. Dass es einige Medien und manche Menschen anders sehen, mag daran liegen, dass ein reicher getöteter amerikanischer Börsenmakler, der im WTC Millionen vor sich her schob in unserer Welt eben doch mehr zählt als ein armer getöteter Mensch aus Südostasien, zu mal die Menschen dort wirklich überhaupt nichts für die Katastrophe konnten, während 9/11 mit einer anderen amerikanischen Politik durchaus zu vermeiden gewesen wäre und Bin Laden ein selbst geschaffenes Problem war. Aber bitte keine Diskussion dazu, das gebührt diesem Thread nicht. Das ist meine persönliche Meinung. Beides ist gleich schlimm. Ob die Pietät und die Berichterstattung bei 9/11 überangemessen war oder sie jetzt unangemessen ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    Heute morgen hatte ich auch den Eindruck, das RTL mal wieder ein Jahrhunderereignis daraus macht und das kotzt mich am meisten an. :flop:


    Ich könnte ja wieder sagen das jährlich im Sudan 100.000de an Hunger sterben, aber das ist dem Mitteleuropäer wohl am morgen zu hart.


    Ich dachte auch schon, dass es jetzt wieder ein VOrteil ist, RTL nicht empfangen zu können.... (wird hier in Singapur nicht ausgestrahlt, oder nur SEHR privat,... :rolleyes: ).
    Es ist echt erschreckend, was da so passiert ist!! Ich bekomme immer noch Anrufe von Bekannten, die sich erkundigen wollen, ob ich wohl nicht auf Spontan-Urlaub in einem der Unglücksgebiete war.... :eek:


    HEute in einer Woche geht der Schulbetrieb bei uns wieder los (ich bin Lehrerin) - ich mach mir echt Sorgen, was meine Schüler und Kollegen erzählen werden und wer wohl nicht mehr kommen wird.... :(:(:(

    lg
    Iris

  • Ich kann immer noch gar nicht richtig begriffen welche Ausmasse dieses Ereigniss hat. Es ist einfach unbegreiflich.
    Ich habe mit am Sonntage morgen mit viel gerechnet, aber nicht damit das keine 4 Tage spaeter 80.000 Menschen in der Region ihr Leben haben lassen muessen :(


    Auch wenn es sich hierbei nur um eine Person handelt, aber ich habe auch immer noch nichts von meinem Freund in Khao Lak gehoert. Kann ihn aber auch auf keiner Vermissten- oder Krankenhausliste finden. :(
    Es ist zum verzweifeln.

    Taoism: shit happens / Buddhism: if shit happens, it isn't really shit / Islam: if shit happens, it is the will of Allah / Catholicism: if shit happens, you deserve it / Judaism: why does this shit always happen to us? / Atheism: I don't believe this shit

  • @ phuketdude: spiegel online sucht augenzeugenberichte. sage ich nur, weil du ja versucht hast denen fotos zu schicken.


    >>> tkjever

    Meine Signatur
    ist beinahe zu
    lang für
    dieses
    Forum...

  • Hi,


    natürlich sind alle Toten gleich "wertvoll", völlig egal wann sie wo gestorben sind, sowas kann man auch nicht ernsthaft diskutieren.


    Ich finde es aber auch wiederum unsinnig zu diskutieren daß "die Medien" oder auch "wir" nicht immer gleich betroffen reagieren. Es ist nunmal normal - und das meine ich ganz wertneutral - daß der Mensch eher von dem bewegt wird, was ihm nahe steht und in seiner Umgebung passiert. Und die USA oder Thailand sind uns nun mal bekannter und näher als afrikanische Krisengebiete oder der Iran. Viele Leute waren schon in der jetzigen Krisenregion in Urlaub, viele Menschen kennen New York - also sind einem Ereignisse, die dort passieren, näher und ist der Bezug größer als zu anderen Orten wo irgendetwas passiert. Das stellt aber doch keine Wertung bezüglich der jeweiligen Opfer dar.
    Außerdem: viele arbeiten im Büro und überlegen sich was sie getan hätten, wie sie reagiert hätten wenn ihr Büro im WTC gewesen wäre; die meisten haben schon Strandurlaube gemacht oder waren in Hotelanlagen und überlegen sich wie sie sich verhalten hätten wenn da etwas wie jetzt in Asien passiert wäre. Aber niemand hat in einer iranischen Hütte gelebt und überlegt wie er sich dort im "Falle des Falls" gefühlt und verhalten hätte -> es ist naheliegender und beschäftigt einen mehr wenn sich mit Dingen beschäftigt, die man aus der eigenen Erlebniswelt kennt und die einem nicht völlig unbekannt und fremd sind.


    Im übrigen fällt diese Katastrophe in den Bereich "Naturgewalt". Daß die Natur sehr gewaltig ist und derartige Dinge wie jetzt in Asien passieren ist tragisch, aber - im wahrsten Wortsinn - "natürlich". Der 11. September hingegen war "vermeidbar", das hätte einfach nicht passieren müssen wenn nicht diese Terroristen-Arschlöcher Anschläge verübt hätten. Und, auch wenn das zynisch klingt, die Wirkung auf die Welt ist durch die Terroranschläge der Islamisten eine ganz andere als die jetzige Katastrophe. Für die Betroffenen ist auch dieses Ereignis eines, welches ihr Leben völlig verändert, aber für die Welt ist das sozusagen "unbedeutend", denn die Welt dreht sich abseits der Krisenregion weiter wie vorher. Die Terroranschläge aber haben die komplette Weltwirtschaft beben lassen, haben weltweite Auswirkungen, die bis heute und noch in lange Zukunft fast überall fast jeden irgendwie betreffen.


    Ich rege mich auch regelmäßig darüber auf wenn in den Medien wieder ein Test gemacht wird wer bei einem gestellten Unfall "Erste Hilfe" leistet oder wieviele es nicht tun. Natürlich ist es erstrebenswert daß möglichst schnell und beherzt geholfen wird, wenn ich oder ein mir nahestehender Mensch das Unfallopfer wären würde ich auch eine sehr schnelle Hilfe vom ersten Passant haben wollen, aber es ist nun mal ein seit langem bekannter Wesenszug der meisten Menschen daß sie erstmal wegschauen. Ich will das nicht verharmlosen oder gutheißen, aber ich kann es auch nicht direkt verurteilen weil unsere "Software", unser Gehirn, nun mal ist wie sie ist...


    Es ist doch klar daß einem diese Katastrophe näher ist als der Sudan oder sonst eine "unbekannte" Region, in der Menschen sterben: viele waren in der jetzigen Krisenregion in Urlaub; Freunde, Bekannte, Verwandte sind oder waren schon da, wir lesen hier im Thread eines TT-Mitglieds und haben insofern einen mehr oder weniger großen persönlichen Bezug - logisch daß man da anders betroffen ist als wenn irgendwo im fremden Iran etwas passiert. Außerdem: in Thailand oder New York hätten wir alle theoretisch auch zufällig gerade in Urlaub sein können, dann hätten uns die jeweiligen Ereignisse selber ereilt; die theoretische Wahrscheinlichkeit von einem Erdbeben im Iran betroffen zu werden ist für die meisten extrem klein weil kaum jemand jemals auf die Idee kommt dorthin zu reisen.


    Ich finde auch daß der Umgang mit diesem Ereignis inzwischen an manchen Stellen lächerlich wird: erste Radiosender haben beschlossen "Die perfekte Welle" von Julie, seit ein paar Wochen ganz oben in der deutschen Hitparade, nicht mehr zu spielen weil man da falsche Assoziationen ziehen könnte. Ehrlich, das kann ich nicht verstehen. Drehen die Wasserwerke demnächst auch den Hahn zu weil das Wasser die Katastrophe bewirkt hat?
    Oder wenn hier kritisiert wird daß irgendwo steht "Gigantische Flutwelle" - ja wie soll man das, was da passiert ist, denn sonst nennen?


    Ich finde man muß einfach akzeptieren daß wir Menschen sind wie sie sind, wir haben nun mal bestimmte Charakterzüge, die man auch nicht diskutieren kann weil wir nun mal so gestrickt sind. Das heißt ja nicht daß man jeder Sensationsgier oder Geschmacklosigkeit nachgeben muß oder sowas unkommentiert akzeptieren soll, aber man muß auch nicht Dinge kritisieren, die "normal" sind...

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Ich finde auch daß der Umgang mit diesem Ereignis inzwischen an manchen Stellen lächerlich wird: erste Radiosender haben beschlossen "Die perfekte Welle" von Julie, seit ein paar Wochen ganz oben in der deutschen Hitparade, nicht mehr zu spielen weil man da falsche Assoziationen ziehen könnte. Ehrlich, das kann ich nicht verstehen. Drehen die Wasserwerke demnächst auch den Hahn zu weil das Wasser die Katastrophe bewirkt hat?
    Oder wenn hier kritisiert wird daß irgendwo steht "Gigantische Flutwelle" - ja wie soll man das, was da passiert ist, denn sonst nennen?


    Ich finde nicht schlimm, dass man den Song nicht mehr spielt, der außer dem Titel auch im Liedtext Bilder benutzt, die momentan wirklich nicht angemessen sein könnten. Schlimm und heuchlerisch finde ich nur, wie sich die Radiosender in Pressemitteilungen geradezu damit brüsten, dass sie den Song nicht mehr spielen, um als besonders moralisch dazustehen. Den Opfern wäre sicher mehr geholfen, wenn die Radiosender ihre PR-Abteilungen lieber verstärkt dazu nutzen würden, um Spenden zu sammeln als sich mit solchen Belanglosigkeiten, die im Moment die wenigsten interessieren dürften, an die Öffentlichkeit zu wenden.

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Ich rege mich auch regelmäßig darüber auf wenn in den Medien wieder ein Test gemacht wird wer bei einem gestellten Unfall "Erste Hilfe" leistet oder wieviele es nicht tun. Natürlich ist es erstrebenswert daß möglichst schnell und beherzt geholfen wird, wenn ich oder ein mir nahestehender Mensch das Unfallopfer wären würde ich auch eine sehr schnelle Hilfe vom ersten Passant haben wollen, aber es ist nun mal ein seit langem bekannter Wesenszug der meisten Menschen daß sie erstmal wegschauen. Ich will das nicht verharmlosen oder gutheißen, aber ich kann es auch nicht direkt verurteilen weil unsere "Software", unser Gehirn, nun mal ist wie sie ist...


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    Ich finde man muß einfach akzeptieren daß wir Menschen sind wie sie sind, wir haben nun mal bestimmte Charakterzüge, die man auch nicht diskutieren kann weil wir nun mal so gestrickt sind. Das heißt ja nicht daß man jeder Sensationsgier oder Geschmacklosigkeit nachgeben muß oder sowas unkommentiert akzeptieren soll, aber man muß auch nicht Dinge kritisieren, die "normal" sind...


    Es stimmt wohl, dass es 'normal' ist, dass man im Angesicht eines Unglücks zuerst gerne hinglotzt, aber wenn es um's konkrete Helfen geht, am liebsten weglaufen würde.
    Allerdings ist die menschliche 'Software' auch so gestrickt, dass der Mensch über sein eigenes Handeln kritisch reflektieren kann! Zum Glück sind wir ja nicht nur von Instinkten getrieben.
    Unser Gehirn ist nur solange so 'wie es eben ist' wie wir dies zulassen. Aber verantwortungsvolles Handeln kann man üben und lernen (wenn man es will).
    Ein erster Schritt wäre, (nach dem ersten Erschrecken) nicht wegzulaufen, sondern hinzuschauen und zu überlegen, ob und wie man helfen könnte.
    Je öfter man das macht, desto leichter fällt es einem und irgendwann ist das völlig 'normal'.

  • Langsam wird es unfassbar. Jetzt gibt allein Indonesien bis 80.000 Tote an - ingesamt sind bis zu 140.000 Tote zu befürchten...das ist einfach unfassbar erschütternd.

  • Ich persönlich finde es traurig, dass in welchen Foren auch immer, zum Teil technokratisch über über ca. 100.000 Tote diskutiert wird. Ein Moment der Besinnung würde vielen Internetusern gut zu Gesicht stehen.


    Gruß


    Faceman

    Zu welchen Anlässen man Whisk(e)y trinkt :
    Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabeihaben, für den Fall eines Schlangenbisses - und ausserdem sollte man immer eine kleine Schlange dabeihaben.
    (W.C.Fields)

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