Mobilfunk in der DDR

  • C-Netz in der DDR ? Gabs wenigstens ein paar Bonusminuten fürs
    abgehörtwerden ?


    Wäre interessant zu wissen, in wie die Stationen angebunden waren. Alles andere als Richtfunk wäre ja lächerlich gewesen, und ich glaub selbst Richtfunk kann man abhören ! ????

  • In den "Blütezeiten" des B-Netzes mußte man das Gerät vor Befahren des Staatsgebietes der DDR (auch Transitstrecke) ausbauen und hinterlegen. Man konnte es dann bei der Rückreise wieder abholen.

    Wir brauchen alle Wachstum, sagte der Luftballon - und platzte.

  • Na das ist doch endlich mal ein echt interessantes Thema.... :top:
    nicht immer nur umts-scheiß, neueste trends, flatrate für handy und sonstigen blödsinn :D den eigentlich niemand wirklich brauch außer vielleicht pubertätere kid´s und handysüchtige freaks :D

  • Hallo,


    ich lese das hier gerade zufällig und möchte gern einmal mit ein paar Mythen zu diesem Thema aufräumen:


    Handydoctor:


    In den letzten Jahren der DDR gab es auf den Transitstrecken nach Berlin und in Leipzig C-Netz nach Bundesdeutscher Norm. Das war aber für DDR-Bürger nicht zugänglich. In Leipzig wurde das Netz nur zu Messezeiten eingeschalten. Für Westgeld ist der SED-Staat sogar mal über seinen Schatten gesprungen!


    Das ist totaler Quatsch! Auf dem Gebiet der DDR gab es keine Sendeanlagen, auch nicht entlang der Transitstrecken. Die Benutzung von C- und B-Netz-Telefonen war auf dem gesamten Gebiet der DDR verboten. Man hätte sich im Grenzbereich zur Bundesrepublik und zu West-Berlin noch einbuchen können, aber eben natürlich nur in die dortigen Basisstationen. West-Berlin hatte im B-Netz zwei Sender (Gruppenfreisignal Berlin-Nord (1 bzw. 01) Sendeanlage Golfplatz Frohnau und Gruppenfreisignal Berlin-Süd (2 bzw. 02) Barnackufer in Lichterfelde). Letzter hatte wohl eine technisch bedingte Reichweite bis ca. Magdeburg.


    Erst im März 1990 wurde zur Leipziger Messe (wohlgemerkt nach der Wende!) eine BSC auf dem Gebäude der Uni errichtet, die das Messegelände versorgen sollte.


    Zu DDR-Zeiten war es verboten, ein C- oder B-Netz-Telefon auf dem Gebiet der DDR zu benutzen. Für das C-Netz gab es bis Frühjahr 1987 auch noch die Zulassungsurkunde, die es für B-Netz-Geräte immer gab (bis zum Schluss, 31. 12. 1994). Diese Zulassungsurkunde musste bei Fahrten durch und in die DDR immer mitgeführt werden. Für das Einführen (Reisen in die DDR) oder bei Benutzung der Transitautobahnen musste eine Tagesgebühr von 5 DM an der Grenze bezahlt werden.


    Dass ein Gerät ausgebaut werden musste, ist mir nicht bekannt. Die Broschüren der Bundespost wiesen damals beim B-Netz darauf hin, dass das Gerät ausgeschaltet werden muss und unter keinen Umständen in der DDR betrieben werden darf. Wer hätte denn schon die Beschlag


    Richtig ist hingegen, dass nach dem Fall der Mauer das B-Netz einen kleinen, wenn auch sehr kleinen "Boom" erlebt hat, da sich einige DDR-Bürger ein solches Gerät als Telefonersatz (Festnetz) zugelegt hatten. Das B-Netz wurde seit ca. 1984 nicht mehr ausgebaut. In der DDR sowieso nicht mehr.


    Das C-Netz wurde dann ab ca. 1991 flächendeckend in den neuen Bundesländern ausgebaut. In ganz Deutschland erfolgte zur gleichen Zeit der Ausbau auf Kleinzellennetz.


    Einmal angenommen, die Mauer wäre erst Jahre später gefallen, so hätte die DDR (wie auch wahrscheinlich der gesamte andere Ostblock) vermutlich auch ein GSM-Netz aufgebaut. Das wäre dann ein Devisenbringer geworden. Aber das ist alles rein spekulativ.

  • Die DDR war in erster Linie vom Mangel geprägt. D.h. es gab zwar irgendwie alles, nur nicht für jeden und schon gar nicht in ausreichender Menge.
    Nachrichtentechnik im weitesten Sinne hielten die paranoiden Staatsüberwacher jedoch für eine überlebenswichtige Technik. Dafür wurden deshalb alle verfügbaren Mittel bereitgestellt. So waren beispielsweise Hochschulen und Stasi-Zentralen mit Gradientenindex-Glasfaser vernetzt. Diese hat gegenüber der Stufenindex-Glasfaser eine deutlich höhere Kapazität, ist aber technologisch erheblich aufwändiger. Man sieht an diesem Beispiel schön, wie primär auf Materialeinsparung zu Lasten des Arbeits-Aufwands optimiert wurde.
    Da es per gesellschaftlichem Selbstverständnis keine Arbeitslosigkeit geben sollte, war Arbeitskraft im Überfluss und damit preiswert verfügbar.


    Eine Selbstwählverbindung via Funk für den privaten Gebrauch hielten die Angst-gesteuerten 'Staatslenker' für viel zu gefährlich, so dass es nicht gewollt war. Für militärische Zwecke gab es jedoch vergleichbare Technik, wobei man grundsätzlich jedoch aus Angst vor Abhörbarkeit für höhere Sicherheitsstufen auf verschlüsselte, geschirmte Kabelverbindungen setzte (SAS). Da man in der Lage war, den verschlüsselten Funkverkehr der Nato zu entschlüsseln, hatte man Angst davor, dass das umgekehrt auch passieren konnte.... gebranntes Kind...


    Genau genommen gab es drei separate Telefonnetze in der DDR:
    1. Das öffentliche Netz mit alter Vorkriegstechnik, von den Besatzungsmächten geplündert und daher z.T. noch handvermittelt.
    2. Das Reichsbahnnetz, das nach der Wende z.T. zum Backbone des Mobilfunknetzes wurde.
    3. Das militärische Netz auf bestmöglichem technischen Niveau jedoch wegen Paranoia künstlich beschränkt. Hier gab es auch 'mobile Nebenstellen', mit denen man drahtlos mit dem Rest verbunden werden konnte. Eine Selbstwählverbindung war hier aber generell nicht gewollt.


    Das Zeitalter der Digitalisierung hatte damals erst begonnen, so das (von Erprobungsstrecken abgesehen) natürlich nur analoge Signalübertragung üblich war.
    Wer nach der Wende seinen Firmensitz auf ehemaliges Stasigelände legte, hatte das Glück, sofort Glasfaser-DSL geschaltet zu bekommen, sofern er die nötigen DDR-Geräte noch auftreiben konnte. Bei ebay wurden die zeitweise zu Mondpreisen gehandelt.


    Viele der damaligen technischen Mitarbeiter der Stasi wurden mit der Wende ohne großes Aufsehen von anderen Diensten übernommen.
    Das Echelon hat sicher auch davon profitiert ;)
    Das dürfte sicher auch ein Grund dafür sein, dass im Gegensatz zum Echelon die Weiterentwicklung (PRISM & CO) sich immer mehr gegen die eigene Bevölkerung richtet. Man hat eben nicht nur das Know-How der Stasi Techniker übernommen, sondern auch deren Paranoia.

  • 4. Energieunternehmen betrieben ihr Telefonnetz über die Hochspannungsleitungen.


  • Zitat

    Original geschrieben von Gallium Genau genommen gab es drei separate Telefonnetze in der DDR:
    1. Das öffentliche Netz mit alter Vorkriegstechnik, von den Besatzungsmächten geplündert und daher z.T. noch handvermittelt.


    BTW: Interessant war, dass für manche Orte bei Anruf aus dem Ausland andere Vorwahlen galten als bei Ferngesprächen innerhalb der DDR.
    Beispiel: DDR- Ferngespräch 034567-12345, Anruf aus dem Ausland 0037-65466-12345


    Zitat

    Original geschrieben von Gallium 2. Das Reichsbahnnetz, das nach der Wende z.T. zum Backbone des Mobilfunknetzes wurde.


    Das BASA- Netz (so hieß das nämlich...) wurde am Anfang auch von der regulären Armee als Telefonnetz genutzt, weil es gut ausgebaut war. Es wurde nach der Wende von ARCOR gekauft. Die Geschichte geht dann noch weiter...


    Zitat

    Original geschrieben von Gallium 3. Das militärische Netz auf bestmöglichem technischen Niveau jedoch wegen Paranoia künstlich beschränkt. Hier gab es auch 'mobile Nebenstellen', mit denen man drahtlos mit dem Rest verbunden werden konnte. Eine Selbstwählverbindung war hier aber generell nicht gewollt.


    Zunächst gab es mehrere militärische Netze. Mir fallen ein:
    -OB- Netz für Gespräche innerhalb jedes Objektes
    -das S1- Netz (Stabsnetz)
    -das Richtfunknetz
    -das SAS- Netz (chiffriert, rote Telefone, zugelassen für Gespräche bis Geheimhaltungsgrad "vertraulich")
    -das W-Tsche- Netz (chiffriert, zugelassen bis Geheimhaltungsgrad geheime Verschlusssache)


    Alle Netze waren technisch Selbstwähl- Netze, und die 3 unchiffrierten Netze waren verknüpft, auch mit dem öffentlichen Postnetz. Einschränkungen gab es z.B. bei Sachen, die Geld kosteten, nämlich bei der Amtsberechtigung für das öffentliche Postnetz (wo die Armee für die Gespräche Geld an die Post gezahlt hat).
    Für jeden Armee- Telefonapparat gab es dann entsprechende eingehende und abgehende Berechtigungen. Beispielsweise waren das bei der abgehenden Amtsberechtigung (falls überhaupt vorhanden) die Varianten Ortsgesprächberechtigung Selbstwahl/ Ortsgesprächberechtigung über manuelle Vermittlung etc. bis hin zu internationalen Selbstwähl- Gesprächen.


    Aus welchem Netz ein eingehender Anruf kam, war am Klingelton erkennbar. Man mußte sich dann je nach Netz anders am Telefon melden (z.B. bei eingehenden Gesprächen aus dem Postnetz nur mit dem Name, bei Gesprächen aus dem lokalen OB- Netz mit Dienstgrad und Name etc.).
    Bei abgehenden Gesprächen wurde, falls nicht innerhalb des Objektes telefoniert wurde, eine Vorwahl gewählt (z.B. Postnetz: 0, S1- Netz: 9).


    Die Armee- Telefone waren damals sozusagen schon Quad- SIM- Geräte in 4 Netzen :) .
    Natürlich gab es auch mobile Endgeräte mit Anbindung z.B. über UKW- Funk, dann aber meist mit manueller Vermittlung in der Zentrale. Technisch war damals nichts anderes möglich.

  • Zitat

    Original geschrieben von Goyale
    Alle Netze waren technisch Selbstwähl- Netze...
    Für jeden Armee- Telefonapparat gab es dann entsprechende eingehende und abgehende Berechtigungen. Beispielsweise waren das bei der abgehenden Amtsberechtigung die Varianten Ortsgesprächberechtigung Selbstwahl/ Ortsgesprächberechtigung über manuelle Vermittlung etc. bis hin zu internationalen Selbstwähl- Gesprächen.

    Da war ich dann wohl ein zu kleines Licht. Ich hatte immer nur das 'nette Fräulein vom Amt' dran. Meist aber kein Fräulein und meist alles andere als nett ;)


    OT: In diesem Thread tummeln sich aber auffällig viele gesperrte User rum - Zufall?

  • Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    Da war ich dann wohl ein zu kleines Licht. Ich hatte immer nur das 'nette Fräulein vom Amt' dran. Meist aber kein Fräulein und meist alles andere als nett ;)


    Mehr als Du habe ich bestimmt auch nicht geleuchtet, war aber kurz vor der Wende Wehrdienstleistender bei der regulären DDR- Armee, bei den Nachrichtentruppen :) .
    Nett waren die Soldatinnen in der Vermittlungsstelle bei uns zwar auch nicht, aber man konnte schöne Deals machen: "Du schaltest mir eine Voll- Amtsberechtigung auf das Telefon, und ich mache dafür was anderes für Dich."


    Zitat

    Original geschrieben von Gallium OT: In diesem Thread tummeln sich aber auffällig viele gesperrte User rum - Zufall?


    Weil der Thread älter als ein paar Tage ist.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!