Diese Heise-Meldung ist zwar schon etwas älter, wurde meines Wissens nach hier noch nicht erwähnt. Im wesentlichen fasst sie diesen Technology Review Artikel zusammen. Im Zusammenhang mit der allgemeinen Aufregung um die aktuellen Beschränkungen bei der O2-Flatrate findet das Thema aber vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit.
Es geht im Kern darum, daß die Netzbetreiber nicht einfach nur Daten von A nach B transportieren, sondern verschiedene Dienste und Dienstleistungen anbieten wollen. Von letzteren versprechen sie sich natürlich deutlich höhere Gewinne.
Damit sie einen Überblick bekommen können, wie und wofür die Kunden den mobilen Internetzugang per GPRS/UMTS nutzen, hat Nokia eine Überwachungssoftware entwickelt, die die Analyse und Kontrolle der Datenströme erlaubt. Diese wird u.a. von Eplus eingesetzt.
Vermutlich kommt sie auf dem APN internet.eplus.de zum Einsatz. Auf dem WAP-APN ist sie ja überflüssig, da dort ohnehin alles durch den Gateway/Proxy läuft. Und welche Macht in so einem Proxy steckt, sieht man ja bei O2. Man kann den gesamten Traffic im Detail mitloggen und auswerten, sowie darüber bestimmen, welche Endgeräte verwendet werden dürfen. Eine inhaltliche Kontrolle wäre natürlich auch möglich, aber vor Zensurvorwürfen schrecken sie zum Glück zurück.
Vodafone geht da auf mehr oder (eher deutlich )weniger subtile Weise vor und regelt das über den Preis. Mit der Tarifoption Happy Live bekommt man vieles umsonst, aber nur das, was Vodafone anbietet. Schaut man über den Tellerrand hinaus, explodieren die Datenübertragungskosten. Zu diesem Thema und seinen potientiellen Risiken habe ich in diesem Posting schon einiges geschrieben.
Beim Internetzugang über den APN web.vodafone.de wirbt Vodafone damit, daß das Datenvolumen reduziert wird, was dem Kunden Zeit und Geld spart. Mit der Spezialsoftware auf dem Laptop ist der Effekt besonders ausgeprägt, soll aber auch so meßbar sein. Das setzt natürlich voraus, daß sie eine Art transparenten Proxy o.ä. verwenden, der die zu übertragenden Daten analysiert, damit er sie ggf. komprimieren kann. Mitloggen und Auswerten der Verbindungsdaten ist dann ohne weiteres auch möglich. T-Mobile verwendet vermutlich ein ähnliches System.
Evtl. ist der alte APN volume.d2gprs.de der einzige, bei dem die Daten ohne diese Umwege ankommen, aber auch da kann man nicht sicher sein.
Man kann sich mal fragen, ob der Mobilfunkbetreiber unbedingt auch der mobile Internetprovider sein muss. Bei (HS)CSD hat man noch die Auswahl. Man kann hier die Einwahlnummer frei wählen und selbst entscheiden, welchen Provider man nutzt. Bei GPRS/UMTS ginge das prinzipiell auch, wenn es freie Zugangspunkte (APNs) gäbe. Im Vodafone-Netz gibt es z.B. den APN wap.debitel.de. Es sollte also technisch möglich sein, den Datenverkehr über einen anderen Anbieter als seinen Netzbetreiber abzuwickeln. Der Aufwand, das umzusetzen, würde vielleicht am Anfang die Kosten hochtreiben und ein paar technische Probleme mit sich bringen. Nach kurzer Zeit würde aber der Wettbewerb greifen und es würden sich günstige und zuverlässige Anbieter behaupten. Bei T-DSL funktioniert dieses Modell. Dort empfindet es niemand als ungewöhnlich für Datenkommunikation einen anderen Anbieter als für Sprachkommunikation zu verwenden. Sicherlich kann man das nicht ohne weiteres übertragen. Schließlich gab es im Festnetzbereich eine Monopolsituation, die aufgelöst werden sollte. Die RegTp wird im Mobilfunksektor keine Öffnung für alternative Internetprovider anmahnen. Es gibt ja auch kein Call-by-Call für Gespräche vom Handy aus.
Aber zum Schluß nochmal die Frage: Müssen die Anbieter wirklich ständig neue Dienste kreieren, die sie über ihre mobile Portale vermarkten und über gebrandete Handys dem Kunden beinahe aufdrängen? Gibt es keinen Mobilfunkanbieter, der sich auf seine Kernaufgaben besinnt, nämlich günstig und zuverlässig Sprach- und Datenverbindungen möglichst flächendeckend anzubieten? Würden die Kunden das honorieren? Hat jemand Zahlen, wieviel die zusätzlichen Dienstleistungen zum Gewinn beitragen? Geht es ohne diese wirklich nicht?
Grüße,
Lanturlu